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Duell unter der Doppelsonne - Perry Rhodan Roman 116

Duell unter der Doppelsonne - Perry Rhodan Roman 116

erschienen: 22. November 1963

Thomas Cardif, der Sohn Perry Rhodans und seiner arkonidischen Ehefrau Thora, hat unerkannt die Rolle seines Vaters und somit dessen machtvolle Position als Erster Administrator des Solaren Imperiums übernommen. Atlan gelingt es, den Verräter in einem Duell zu stellen und zu besiegen.

Der Roman „Duell unter der Doppelsonne“, welcher vom Chefautor K. H. Scheer verfasst wurde, beendet die Handlung um Perry Rhodans abtrünnigen Sohn Thomas Cardif. Diese Figur wurde bis dahin ausgiebig behandelt, blieb aber stets blass. Ihre Funktion schien letztlich darin zu bestehen, der perfekte Bösewicht zu sein, der es mit dem Helden aufnehmen kann. Ein früher Doppelgänger gleichsam. Ein Doppelgänger ist er in der Tat, denn hier hat er für einige Romanepisoden die Rolle Perry Rhodans übernommen und diesen gefangengesetzt. Scheer setzt hier auf die bewährte Ich-Perspektive aus der Sicht Atlans. Der Werdegang Cardifs war stets etwas fragwürdig: wer kommt auf die grausame Idee, einen Sohn fern seiner Eltern aufwachsen zu lassen, damit dieser nicht durch die übermächtige Stellung seines Vaters in seiner Entwicklung korrumpiert wird? Auch der Hinweis auf arkonidische Gene hilft da nichts, denn schließlich hat auch Thora die arkonidische Hochmütigkeit gegen Menschlichkeit im besten Sinne eingetauscht.

Während Perry Rhodans Mitarbeiter, vornehmlich Reginald Bull und Abwehrchef Allan D. Mercant die körperlich monströse Veränderung ihres vermeintlichen Chefs und dessen absurde Verhaltensweisen zwar merkwürdig finden, aber keinerlei Verdacht schöpfen, fällt es Atlan zu, den Betrug aufzudecken. Das absolute Vertrauen, das Bull und Mercant ihrem allwissenden Anführer entgegenbringen, erscheint nachvollziehbar angesichts dessen Verdiensten, ist aber sehr bedenklich. Die Geschichte zeigte (und zeigt) immer wieder, wohin so etwas führen kann. Nicht, dass ein Regierungschef durch einen Doppelgänger ausgetauscht wird, aber dass ein Regierungschef im Machtrausch gleichsam jedes Verantwortungsbewusstsein verliert und mehr oder weniger durchdreht.

Die körperliche pathologische Veränderung des falschen Rhodan geht auf den Zellaktivator zurück, der auf die Individualschwingungen des echten Rhodan abgestimmt ist. Cardif hat sich diesen beim Geistwesen ES beschafft, das natürlich keinen Augenblick lang über die Identität seines Besuchers getäuscht wurde. Somit entspricht das Schicksal Cardifs den Plänen des Alten von Wanderer.

Eine Person wird durch einen Doppelgänger ausgetauscht, ohne dass in deren Umgebung jemand etwas merkt. So etwas ist eigentlich ein Micky Maus- oder Seifenopern-Plot. Zu subtil sind die Unterschiede zwischen einzelnen Menschen, auch zwischen eineiigen Zwillingen. Wenn man jemanden sehr gut kennt, kann man auf Dauer nicht getäuscht werden. Dementsprechend gibt es einige Logiklöcher: Wenn der Chef sich absurd verhält, seine Mitarbeiter permanent beleidigt und seine komplette bisherige Politik über den Haufen wirft und man dies auf eine augenscheinliche schwere Erkrankung zurückführt, wenn er buchstäblich nicht er selbst ist, warum setzt man ihn nicht ab? Seine Persönlichkeit scheint sich pathologisch verändert zu haben, was bei einem Machthaber besonders schlimm ist. Der Vorspanntext spricht von einer Offiziersrevolte in der Solaren Flotte, die sich bereits abzeichne. Gibt es nur eine Revolte, einen Putsch als Mittel? Dafür sollte doch ein demokratisches Verfahren vorhanden sein. Gerade oder selbst im Rahmen des Kriegsrechts (hier: „Ausnahmezustand“) sollte in Demokratien eine solche Möglichkeit bestehen.

Wie auch in der Jahre später entstandenen Star Trek Episode "Turnabout Intruder" wird hier die Hörigkeit militärischer Offiziere gegenüber ihrem Befehlshaber auf die Spitze getrieben. Offenbar wurde dies in den Sechzigern als ein generelles Problem mititärischer Hierarchie angesehen.

Von der bei Scheer üblichen übertriebenen Beweihräucherung des echten und falschen Perry Rhodan abgesehen gelingt Scheer hier ein sehr gutes Atlan-Abenteuer mit manchen Anspielungen auf frühere Episoden. Der berühmte Wasservers aus dem frühen Scheer-Roman "Der Einsame der Zeit" hat viel später z, B. auch Eingang in den Roman 2800 gefunden. Er dient als untrügliches Wiedererkennungszeichen zwischen Perry Rhodan und Atlan, denn er ist mit ihren traumatischen Erlebnissen auf dem Planeten Hellgate verbunden. Die Überreichung des Zellaktivators an seinen rechtmäßigen Besitzer ist zudem eines der bedeutendsten Ereignisse der PR-Historie.

„Das parapsychische Gelächter erstarb. Dafür wurden einige Worte vernehmbar: Cardif hätte nicht den Fehler begehen sollen, das Gerät auf die Individualimpulse seines Vaters abstimmen zu lassen.“
Anschließend brandete wieder das Gelächter auf. Cardifs Schreie vermischten sich mit den Psi-Lauten. Der Aktivator schlug gegen Rhodans Brust, wo er deutlich sichtbar haften blieb.“ (Roman 116)
„Das parapsychische Gelächter erstarb. Dafür wurden einige Worte vernehmbar. „Rhodan, alter Freund, nimm deinen rechtmäßigen Besitz in Empfang.“ Anschließend brandete wieder das Gelächter auf. Der Aktivator schlug gegen Rhodans Brust, wo er deutlich sichtbar haften blieb." (Hardcover Nr. 14)

Nicht nur an dieser Stelle brachte Voltz die Angaben mit dem Perry Rhodan Roman 1000 (erschienen 1980) in Einklang.



Kommentare  

#1 Larandil 2025-03-17 10:50
Im M87-Zyklus gab es wieder einen Doppelgänger, der allerdings diesmal im Auftrag von Bully, Mercant und dem Rest der Eingeweihten die Öffentlichkeit täuschen sollte - denn Perry war mitsamt der CREST verschollen.
Acht Jahre nach dem "Duell unter der Doppelsonne" wurde dann Rhodans Gehirn mit fortschrittlichster Technik aus seinem Schädel geholt und gegen ein anderes Gehirn ausgetauscht, das im Sinne von Anti-ES handeln sollte. Dieser Austausch flog jedoch auch recht bald auf.
#2 Ringo Hienstorfer 2025-03-17 15:23
zitiere Larandil:
Acht Jahre nach dem "Duell unter der Doppelsonne" wurde dann Rhodans Gehirn mit fortschrittlichster Technik aus seinem Schädel geholt und gegen ein anderes Gehirn ausgetauscht, das im Sinne von Anti-ES handeln sollte. Dieser Austausch flog jedoch auch recht bald auf.

Hmm, solltest Du den von mir geliebten Naupaum-Unterzyklus meinen, liegst Du zeitlich nicht ganz richtig. Der Roman, in dem Rhodan seinen Körper verlieren und sein Hirn entführt werden sollte, erschien 12 jahre später.

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