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Spielt das eine Rolle? - # 002: Aller Anfang ist gar nicht schwer

Spielt das eine Rolle? # 002: Aller Anfang ist gar nicht schwer
Die Rollenspielkolumne

Bevor wir uns in einer späteren Ausgabe dieser Kolumne mit den großen Systemen wie zum Beispiel Dungeons & Dragons, Das Schwarze Auge, 2D20, usw. beschäftigen, soll es heute zuerst einmal um die Frage gehen, wie man einen guten Einstieg finden kann.

Nicht, dass man mit oben genannten Systemen nicht einsteigen könnte. Das ist auch sehr gut möglich, aber es erfordert trotz allem eine gewisse Einarbeitungszeit für mindestens einen Spieler. Nämlich denjenigen, der die Rolle der Spielleitung übernimmt. Eine Position, die im Rollenspiel existenziell ist. Kein Spielleiter = kein Rollenspiel.


Lasst mich kurz ergänzen, dass es durchaus auch Rollenspielsysteme gibt, die keinen Spielleiter benötigen. Das ist aber eher selten. Nicht uninteressant, aber nicht das, worauf ich mit dieser Kolumne hinaus möchte.

Zunächst einmal wollen wir folgende Frage klären: Was benötigt man, um ein Fantasyrollenspiel auszuprobieren?

Als erstes werden natürlich Mitspieler benötigt. Hat hier bereits jemand Erfahrung, umso besser. Wenn nicht, dann seid ihr vielleicht erstmal eine Handvoll Freunde, die gerne etwas Neues ausprobieren möchten. Keine Angst, das wird schon alles.

Ein paar Zettel und Bleistifte und dazu noch ein paar Würfel. Halmafiguren können auch nicht schaden, um Szenen darzustellen. Vielmehr ist es nicht. Naja, bis auf das Spielsystem an sich. Dazu kommen wir aber weiter unten.

 

Wie kann ich mir eine Rollenspielrunde vorstellen?

Gehen wir auf ein Spielsystem später ein und klären wir erstmal diese Frage. In der ersten Ausgabe dieser Kolumne hatte ich es bereits erwähnt. Und hier möchte ich einfach mal ein prominentes Beispiel bringen. Nehmen wir an, ihr seid eine Gruppe Freunde, die den Herrn der Ringe mögen. Und zwar so sehr, dass ihr meint, ihr möchtet selbst in die Rolle dieser Helden schlüpfen. Legolas, Gimli, Aragorn, Frodo und die Hobbits und vielleicht sogar Boromir. Vielleicht wollt ihr die Geschichte anders erleben? Was, wenn Boromir nicht von der Gier nach dem Ring korrumpiert worden wäre? Oder Frodo Sams Angebot angenommen hätte, er könnte den Ring für eine Weile tragen? Neben Saruman dem Weißen, Gandalf dem Grauen und Radagast dem Braunen, gab es auch noch zwei nicht namentlich erwähnte Blaue Zauberer. Wo haben die sich eigentlich aufgehalten und könnten sie den Lauf der Geschichte womöglich entscheidend beeinflussen?

Rollenspiel ist eine Art, Geschichten zu erfinden und mit einem Spielcharakter darin zu agieren. Die Geschichten zu beeinflussen. Jeder Spieler kann sich in den Erzählfluss einbringen, indem er seinen Charakter handeln lässt.
Vielleicht wollten die Hobbits im „Tänzelnden Pony“ lieber ordentlich einen drauf machen und haben so viel Bier getrunken, dass Merry einen Streit mit einem Zwerg angefangen und damit eine Tavernenschlägerei ausgelöst hat, während die Ringgeister noch auf dem Weg nach Bree waren. Der Wirt schmeißt die Streithähne kurzerhand aus seiner Taverne und gerade, als der wütende Zwerg seine Axt zieht, packt Aragorn die Hobbits am Kragen und flüchtet mit ihnen über die nächste Mauer. Aber schaffen es alle, über die Mauer zu klettern, oder muss sich doch jemand dem Zwerg entgegenstellen? Womöglich folgt ein Kampf mit Waffen und es muss festgestellt werden, ob irgendjemand verletzt wird.
Ab hier braucht es Regeln und (vorher schon) einen Spielleiter. Zwei wichtige Punkte, die noch zu klären sind.

 

Was muss die Spielleitung machen?

Um es ein bisschen bildhaft darzustellen: Die Spielleitung ist dazu da, die Rolle des Schiedsrichters einzunehmen. Einer in der Runde muss sich mit den Regeln vertraut machen, die Spielumgebung definieren und die Herausforderungen für die Gruppe erstellen. Das ist in manchen Systemen ziemlich viel auf einmal. Aber auch das ist zu meistern (im wahrsten Sinne des Wortes). Wichtig ist, dass ihr das Spiel, sobald es begonnen hat, im Fluss haltet. Nach einer speziellen Regel kurz nachzusehen, ist in Ordnung. Regelwälzen sollte aber vermieden werden.

Der Wunsch, ein „großes“ System spielen zu wollen ist verständlich. Schließlich sind „Das Schwarze Auge“ und „Dungeons & Dragons“ die bekanntesten Platzhirsche unter den Rollenspielen. Und wer sich bereits ein System herausgesucht hat, das gespielt werden soll, dem will ich hier gar nicht davon abraten.
Doch für diejenigen, die sich noch nicht entschieden haben, oder denen oben genannte (oder andere ähnlich komplexe) Systeme zu herausfordernd erscheinen, gibt es gute Alternativen, die den Einstieg leicht machen können.

 

Ein gutes System für den Einstieg

Rollenspieler lieben Würfel! Das ist eine unumstößliche Tatsache. Vor allem sind die Würfel beliebt, die eben nicht dem haushaltsüblichen sechsseitigen Würfel (auch W6, oder englisch D6 genannt) entsprechen. Doch um die Kosten für den Einstieg so gering wie möglich zu halten, möchte ich gerne für den Einstieg etwas empfehlen, das in einem relativ günstigen Rahmen liegt. Das heiß: Gehen wir davon aus, dass jeder ein paar haushaltsübliche W6, ein paar Zettel und einen Bleistift zur Verfügung hat. Dann braucht es nur noch ein System, das sich diesen Voraussetzungen anpasst.

Im Truant Verlag befinden sich aktuell zwei Systeme, die sehr einsteigerfreundlich sind. „Barbarians of Lemuria“ zum Beispiel bietet hier schöne Low-Fantasy Kost, das dem Fantasy-Dauerbrenner „Conan“ absolut gerecht wird. Hier werden für gewöhnlich bei allen Proben 2W6 (also zwei sechsseitige Würfel) geworfen und das Ergebnis sollte üblicherweise über 9 kommen, um erfolgreich zu sein.

Ein anderes System aus dem gleichen Verlag nennt sich „EZD6“, was man „Easy D Six“, oder geschliffen auch fast wie die australische Rockband AC/DC [Izi-Di-zix] ausspricht. Hier gibt es keine vorgegebene Spielwelt, aber ein einfaches System, nach dem man mit 1W6 würfelt und zusehen sollte, eine 3 oder mehr zu erwürfeln.
EZD6 bietet viele Möglichkeiten und ist an sich auch ein sehr freies, einfaches System. Dennoch kann es gerade für Neueinsteiger ein bisschen zu viel vom Spielleiter erwarten, eben weil es nur einen ganz geringen Rahmen vorgibt.

Mein Favorit, nicht nur für Neueinsteiger, sondern auch für versierte Rollenspieler ist ein unabhängiges System aus Deutschland, das kostenfrei zu beziehen ist. Die Rede ist hierbei von „Lite“, welches es den Spielgruppen offen lässt, welche Art von Würfeln man benutzt, solange es für alle Spieler die gleichen sind und eine gerade Anzahl an Flächen haben (ja, es gibt tatsächlich Würfel mit 3, 5, oder auch 7 Seiten). Hier sind die Regeln sogar noch einfacher, denn einen Erfolg gibt es, sobald ein Würfel im Würfelpool eine gerade Zahl zeigt. Ungerade Ergebnisse sind Misserfolge.

Zu allen genannten Systemen gehören natürlich noch ein paar weitere Regeln und dieser Artikel soll keine Rezension der Systeme darstellen. Aber er soll, wie eingangs beschrieben, eine Hilfestellung bieten, wie man einen guten Einstieg ins Fantasy-Rollenspiel finden kann.

Um es also auf den Punkt zu bringen:
Als erstes braucht ihr natürlich Interesse, gemeinsam eine Geschichte zu erzählen, die ihr selbst gestalten könnt. Sucht euch dafür ein leichtes System (meine Empfehlung ist Lite, weil digital kostenfrei), denkt euch ein Szenario und eure Charaktere aus und fangt an. Ihr werdet selbst merken, wann es sich empfiehlt, die Würfel sprechen zu lassen.

Eine genauere Systemvorstellung von Lite und ein paar Tipps für Spielleitungen für den Anfang wird es in der nächste Ausgabe dieser Kolumne geben.

Habt ihr Themenwünsche? Dann schreibt es gerne in die Kommentare.

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