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Dreh im Hotel Hessenland

Spiel mir ein Toxic LullabyDreh im Hotel Hessenland...

Andrea GlowigMorgens im Hotel Hessenland in der Kasseler Innenstadt: Sitze mit Samantha, Christian und Nima im Speisesaal und frühstücke. Freue mich auf einen entspannten Tag ohne viel Action und vor allem ohne Schnee. Dann kommt Stephan und verkündet die Hiobsbotschaft: Ralf ist krank! Aber wir können den Dreh an dieser für den Film so wichtigen Location nicht verschieben. Stephan, hat am frühen Morgen mit Ralf nochmal über alle Szenen und ihre Auflösung gesprochen.

Während die Darsteller in Ruhe am Buffet nochmal den Text durchgehen, dekoriere ich gemeinsam mit Stephan das am Vorabend vorbereitete 50er-Jahre-Zimmer mit letzten Details. Ich muss immer wieder in die Hotelküche oder zur Hotelrezeption. Die Leute dort sind super nett und stellen uns alles zur Verfügung, was wir brauchen. Scheint alles doch irgendwie zu klappen!


Dann geht es los. Stephan macht Kamera-Regie, ich Ton. Mit Verspätung erscheint unser Lichtmeister Jörg. Er wirkt wegen seiner Diplomarbeit überarbeitet und knipst in einer seiner ersten Handlungen einen Scheinwerfer für diesen Tag aus – die Decke war wohl zu niedrig. Die Location erweist sich nicht nur in dem Fall als tückisch. Wo stelle ich mich am Besten hin? Überall sind Scheinwerfer, die man aus Versehen mit der Tonangel runter werfen könnte. Und Schatten darf ich auch nicht machen. Im Bild sein sowieso nicht. Plötzlich bemerkt Stephan irgendwas undefinierbares Weißes, was sich in der Vorderseite des Bettes spiegelt: Meine Moonboots! Weiche weiter zurück und quetsche mich letztendlich mit eingezogenem Bauch gegen den Schrank.

Das Hotelzimmer fühlt sich immer mehr wie eine Sauna an. Nachdem ich es geschafft habe, an den bisherigen Drehtagen nicht zu erfrieren, werde ich nun lebendig gekocht! Trotzdem klappt alles ganz gut. Die Szenen an diesem Tag machen Spaß! Christian zieht sich eine Linie nach der anderen, Nima fuchtelt vergnügt auf dem Bett wälzend mit einer Super-8-Kamera und Samantha, die nur spärlich mit einem Duschtuch bekleidet ist schwankt in ihren Szenen zwischen Traum und Realität.

Am frühen Nachmittag kommen die anderen drei Darsteller, die freundlicherweise ganz kurzfristig eingesprungen sind, nachdem Nachwuchsschauspieler ihre Chance nicht wahrnehmen wollten. Stephan erklärt ihnen nochmal genau, für welche Rollen sie vorgesehen sind. Viel Zeit haben sie nicht mitgebracht, da sie am selben Tag noch mehrstündige Auftritte haben. Die Stimmung ist irgendwie angespannt, aber Stephan macht das toll! Wäre an seiner Stelle wahrscheinlich schreiend davon gerannt.

Während er weiter dreht, bringe ich Nima zum Bahnhof. Überlege die Fahrt über, wo wir spontan schlammiges Brackwasser her bekommen, das wir gleich noch für eine Szene brauchen. Verfahre mich vor lauter Nachdenken auf dem Bahnhofsplatz und lande da wo immer die Straßenbahnen lang fahren. Nima beeilt sich, aus dem Auto raus zu kommen. Irgendwie schaffe ich es zurück auf die Straße.

Zurück im Hotel, sammele ich aus Verzweiflung Erde aus einem Blumentopf und mische sie im Bad mit Wasser.

Mittlerweile ist es abends und es fehlen nur noch wenige Einstellungen mit Samantha. Dummerweise hat niemand von uns die Anschlussszene im Kopf und so müssen wir Ralf anrufen, bevor wir weiter machen können.

Irgendwann ist dann tatsächlich alles im Kasten. Stephans Freundin Diana kommt vorbei und hilft uns beim Abbauen. Wir beladen die Autos, liegen uns zum Abschied müde in den Armen und sind stolz:

Wir haben es geschafft! Yeah!

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