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# 3: Morgenstund hat Gold im Mund

As Time Goes By# 3: Morgenstund hat Gold im Mund

Castrop Rauxel und Stade sind schwer miteinander zu verbinden, zumindest wenn man mit dem Zug unterwegs ist. Man kam zwar gut hin, aber schlecht wieder weg. Aber ich wollte unbedingt zu diesem Con. Nun hatte ich Rolf Michael (der gerade seinen ersten Zamorra veröffentlicht hatte) auf dem Marlos-Con 1981 in Frankfurt kennengelernt und rief ihn stumpf an, ob er mich nicht bei sich übernachten lassen könne, denn schließlich wäre er ja auch in Castrop und könnte mich mitnehmen. Und von Kassel aus könnte ich am frühen Sonntagmorgen zurück fahren und wäre rechtzeitig genug in Stade, um sogar noch für meinen Veein, den SV Dornbuch in Agathenburg Fußball spielen zu können. Es war der erste Con des Jahres im Januar (eigentlich war die Con-Saison von April bis Oktober).


Rolf sagte ohne zu zögern ja. Das war eine Überraschung und viele beneideten mich darum. Ich sollte bei einem Autoren übernachten. Man muß dazu sagen, das Fandom in den achtzigern hatte was von Anhimmelei und die Autoren waren Stars. W.K. schrieb mal im Zauberspiegel einen Artikel, der sich den Titel eines Roman der Strugatzkji-Brüder zu eigen machte: "Es ist nicht leicht ein Gott zu sein. Außerdem war Rolf zu dieser Zeit selbst noch Fan genug.

Nun gut: Ich traf mich mit Rolf und W. K. Giesa vor dem Con und ging zusammen mit ihnen hinein. Das erste was mich traf, war die Frage, ob ich denn Rolf Michaels Bruder sei und ich müßte unbedingt diese Bierdeckel signieren, die später verlost werden sollten. Ich erklärte dem jungen Mann nun geduldig folgende Dinge: a) ich bin nicht Rolf Michaels Bruder, b) ich bin kein Autor, c) ich bin Horst Hermann von Allwörden aka Hexen Hermann.

Ich mußte die Bierdeckel dennoch signieren. Ich wählte die Mitte und schrieb in Übergröße Hexen Hermann hinein. Die anderen Autoren (Giesa, Michael und wer sonst noch da war) mußten klein und außen unterschreiben. So gab es dann später an diesem Tag, Leute, die Bierdeckel mit meinem übergroßen Autogramm gewannen (ich frage mich manchmal, ob es die noch gibt und wer die zu Hause rumliegen hat).

Abends ging es dann zum Essen. Direkt neben dem Con-Lokal befand sich eine Pizzeria, die außergewöhnlich große Pizzen servierte. Und so lieferte wir (Giesa, Michael, Hans Klipp (der Herrscher von Helleb und ein Freund von Werner und Rolf) eine Schlacht. Am Ende war man gesättigt, aber im Conlokal wurden wir heftigst vermißt. Als man uns endlich fand, erhoben wir uns mühsam und schleppten uns wieder in das Conlokal, wo wir den Rest des Programms über uns ergehenließen. Aber es war lustig. Das zumindest konnte man konstatieren.

Gegen 22:00 Uhr fuhren wir dann nach Lippstadt, wo Rolf seinen Mercedes, die "Clarellion" abgestellt hatte. Wir fuhren mit Werners Schlachtschiff, einem Opel Diplomat. Giesa beim Autofahren zu erleben hatte schon was. Er fluchte wie ein Kesselflicker über alle, die kein Auto, sondern Klein- und Volkswagen fuhren.

Von dort aus ging es nach Kassel. Und es war lange nach zwei als wir dort eintrafen. Ich wollte um acht aufstehen, weil mir noch eine Führung durch den Schloßpark Wilhelmshöhe versprochen war.

Aber wie ins Bett kommen? Rolf und ich schwatzten. Das dargebotene Kasseler Bier schmeckte. Rolf erzählte von seinen Plänen, zeigte mir seine nie in dieser Form veröffentlichte Rom-Trilogie (Zamorra) und einen Roman (Schatten über Maiden Castle), den ich später als Zauberwald Nr. 1 herausbrachte und der in abgewandelter Form den Abschluß der Magier-Serie bildete.

Die Sonne ging auf und ich hatte noch keine Minute geschlafen. Dann mußten wir aufbrechen und es hatte in der Nacht noch geschneit und so wurde ich völlig übermüdet an einem frühen, verschneiten Sonntagmorgen zum ersten mal durch den Schloßpark Wilhelmshöhe geführt.

Ich spielte übrigens noch Fußball an diesem Sonntag, aber obwohl wir gewonnen haben, über meine Leistung im Tor möchte ich den Mantel des Schweigens breiten.                                                           

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