# 2: Ein legendäres Interview
# 2: Ein 'legendäres' Interview ...
... oder warum Jason Dark mich nicht mag
Als erstes Fanzine des damaligen Horrorfandoms boten wir Rezensionen an. Norbert und ich hatten uns zu einer kritischen Grundhaltung durchgerungen. Und wir waren Sinclair-Kritisch, fanden beide, daß die Serie nach den 120iger Nummern zunehmend an Qualität verlor, fanden Basteis Versteckspiel bezüglich der Co-Autoren mehr oder minder lächerlich und uns paßte nicht, daß Jason Dark so hochgejubelt wurde (ohne daß dahinter Substanz in nennenswerten Umfang vorhanden war).
Das ganze Drama spielte sich in mehreren Akten ab. Zum ersten wurde wir beide Mitglied im Sinclair/Zamorra Club Bremen (geleitet von Manfred Feuerriegel und mit 500 Mitglierdern der größte seiner Art). Dann fand der erste Meerbusch-Con in Dieter Hovens Wohung statt, die überfüllt war. Meines Wissens war es der einzige Con wo sowohl Jason Dark als auch Dan Shocker zusammen anwesend waren. Dan Shockers Rollstuhl die Treppe raufzuwuchten war schon ein besonderes Abenteuer. Dem unermüdlichen Uwe Schnabel (Dan Shocker's Faktotum, Clubleiter und Magazinherausgeber) sowie Norbert Aichele und mir fiel diese Aufgabe zu. Angefeuert von Dan Shocker selbst wuchteten wir das Ding die Treppe rauf. Ein paar Mal hatten Norbert und ich Angst, daß der Stuhl mitsamt seiner kostbaren Fracht die Treppe runterrauschen würde. Aber Jürgen gab unverdrossen Kommandos. Furchtlos wie Larry Brent und Björn Hellmark zusammen.
Für diesen Con hatten wir (auch als Reaktion auf eines im Sinclair/Zamorra Club-Magazin abgedruckten Interviews) ein solches mit Jason Dark vorbereitet, wo wir auf Widersprüche (durch die Co-Autoren) eingehen wollten, die Frage nach den bunten Dämonen (gelber Satan, Schwarzer Tod), sprich Jason Darks Vorliebe für Simplifizierungen auf die Schippe nehmen wollten.
Jason kam während des Interviews mächtig ins Schwitzen, zumal drei oder vier Dutzend seiner Anhänger uns umstanden und immer gebannter zuhörten, wie der Meister unter dem Ansturm zweier Fans ins Wanken geriet. Im Hintergrund führte der "Grüne Ghoul" ein wenig beachtetes Interview mit Dan Shocker (wo es darum ging, wie er heißt, wie alt er ist und den ganzen Standard-Kram). Gut, die Mauer um die Co-Autoren konnten wir nicht durchbrechen, weil der Autor sich auf die Ausreden auf der Leserseite zurückzog. Aber ansonsten hatten wir dem zweiten Wort unseres Magazins "Spiegel" alle Ehre gemacht und fühlten uns als Sturmgeschütz des Fandoms. Wir waren zufrieden.
Aber: Ich durfte nie wieder ein Interview mit Jason Dark führen. Ein paar Jahre später, als die Okastra-Saga gelaufen (und von mir verrissen wurde) mußte ich die offizielle Fragestunde nutzen, um meine Probleme mit ihm zu erörtern (Warum fuhr John mit dem U-Boot nach Spanien, wo doch Millionen Engländer das mit dem Flugzeug tun; die angerissene ETA-Problematik, die den tatsächlichen Verhältnissen nicht gerecht wird; dem U-Boot vor Babylons-Küste, das da bis heute liegt). Wenn Blicke Jason Darks hätten töten können ...
Wieder in Harburg (wo Norbert heute noch wohnt) wollten wir voller Stolz das Interview abhören. Aber das Band war leer. Ein Idiot hatte unserem Kassettenrecorder den Saft abgedreht. Das konnte nur dieser blöde Ralph Göpfert, der Grüne Ghoul gewesen sein! Fluch und Schande schütteten wir über ihn aus. Aber er war es nicht, wie er uns glaubhaft versichern konnte und von Zeugen bestätigt wurde. Aber das brachte das Interview auch nicht wieder. Schade.
Das war der erste Schritt, weswegen Jason Dark mich nicht mag.
Dort im Si/Za-Club (um zum nächsten Akt zu kommen) wurden aktive Leute gesucht und ich bot eine Artikelserie über die Horrorheftserien mit festem Helden an und begann diese Serie mit einer Rangliste derselben (Sinclair landete dabei auf Platz 8. Die Top drei waren: Dämonenkiller, Macabros, Larry Brent). Und ich regte mich gleichzeitig in einem Leserbrief über Jason Dark und seine meines Erachtens selbstüberschätzenden Antworten. Zum Beispiel hatte er bei unserem Interview auf die Frage, wie er sich selbst als Autor sähe mit mittelmäßig geantwortet. Im Si/Za-Club-Magazin klang das ganz anders.
Das war eine Initialzündung: Ich fragte Manfred irgendwann arglos, wann er denn den zweiten Teil brauchen würde. Die Artikelserie wurde eingestampft. Die Mitglieder des Clubs hatten zum ersten Mal richtig viele Leserbriefe verfaßt und hatten ein Opfer gefunden: Mich.
Die Sinclairfans verteidigten ihre Serie und ihren Star. Ich bekam von Manfred die Seiten ausgehändigt. Ein Satz ist mir heute noch im Gedächtnis. Es hieß: "Manchem Mundwerk sollte man das Handwerk legen." Auch wurde mir nahegelegt, den Sinclair Club zu verlassen, aber dem war locker mit Hinweis auf die Zamorra-Abteilung zu begegnen. Ich konnte es nicht lassen und reagiert mit der Stellungnahme eines Genies (und ließ bewußt die Anführungszeichen weg). Zweieinhalb Jahre dauerte die Schlacht zwischen den Sinclair Fans und mir. Sehr zur Freude Manfred Feuerriegels, der stets eine wohlgefüllte Leserbriefseite vorweisen konnte.
Und dann kam noch Norbert und schrieb für den Si/Za-Club eine Parodie. Begonnen hatte es mit den von uns beiden entwickelten und zum 42. Geburtstag von Jürgen "Dan Shocker" Grasmück geschriebenen Parodien "Harry Rent Das fliegende Sauerkraut-Monster" (das von Iwan Kulinarisch gegessen wurde), "Dan Rocker's Hackenschuss "Ta-Tü-Tatas Rachemonster" und "Trinkernacht auf Burg Fackelschein". Jürgen bedankte sich herzlich und versicherte glaubhaft sehr gelacht zu haben.
Die Parodie über John Sinclair nannte sich "Johnny Winkel Angriff der Käsezombies". Die Fans liebten den unterernährten Volltrottel, der immer seine Brille verlor (und für den Jeder, inklusive seines Erzfeindes Professor Lebend, eine Ersatzbrille bereithielt). Die Fans liebte Norbert, aber so wurde uns aus gut unterrichteten Kreisen zugetragen: Jason Dark nicht.
Auf dem Meerbusch-Con im Herbst waren Norbert und ich dann anwesend. Wir saßen nebeneinander und stellten uns der Reihe nach vor. Bewußt blickte ich in Richtung Jason Dark. Dieser starrte uns beide nicht gerade freundlich an. Und wenn ich das Gleichnis von der Asche, zu dem uns dieser Blick verbrennen sollte, noch mal heranziehen könnte, denke ich trifft es das sehr genau.
Von den Leserbriefschreibern, die vehement auf mich eingehackt hatten, waren genügend anwesend, aber nur einer (!) sprach mich direkt an und wir unterhielten uns nett. Und am Ende war er einer der wenigen, der im Si/Za-Magazin auf meiner Seite waren. Der Rest hielt sich bedeckt. Aber so ist das oft: An der Tastatur mutig wie ein Löwe, persönlich scheu wie ein Lamm. Dabei hatte ich mich auf heftige Debatten gefreut.
Tja, das war sie also die Geschichte eines Interviews, der Käsezombies und was der "Grüne Ghoul" damit zu tun hatte (nämlich kaum etwas).
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