# 146: Nachts im Zug ...
# 146: Nachts im Zug ...
Und jedes Mal werden Erinnerungen wach ... Immerhin wurde in dieser Wohnung auch der Zauberspiegel geboren, denn ich lernte Norbert Aichele und auch Jörn Drögemöller kennen. Die Aktionsgruppe 2000 formierte sich - und damit der Zauberspiegel.
Auf diesem insgesamt 3. Marlos-Treffen (meiner Premiere) liefen mir Rolf Michael und W. K. Giesa (mit dem ich bis dahin nur mal telefoniert hatte) ebenso zum ersten Mal über den Weg. Aber auch der phantastischen Mechthild Weichel, Uwe Schnabel und auch dem unglaublichen Dan Shocker, dessen Romane ich ja begeistert las, begegnete ich zum ersten Mal. Viele von ihnen sah ich bereits einen Monat später in Darmstadt wieder, als auf der Burg Frankenstein Halloween gefeiert wurde. Aber das ist eine andere Geschichte, die ein anderes Mal erzählt werden soll. Obschon die Geschichten vom fliegenden Sauerkrautmonster und Chaos N. bereits erzählt sind.
Man hatte viele nette Gespräche geführt: Jürgen Dan Shocker Grasmück hatte eifrig für seine Idee geworben, Regionalgruppen zu gründen und einige Typen im Januar zu einem Treffen der Regionalgruppen geladen (über die An- und Abreise von diesem Treffen berichtete ich schon). Norbert und ich waren nun auch mehr oder weniger offiziell die Köpfe der »Aktionsgruppe 2000« des »Dan Shocker's Fantastik Club«. Das führte über diverse Umwege zum Zauberspiegel in der Online-Version. Es war ein wunderbares Treffen mit vielen interessanten Gesprächen und dem Beginn gleich einiger Freundschaften, die bis auf den heutigen Tag halten.
Als das Conlokal (eine Art Wohnung) sich langsam leerte, ließen wir den Abend bei einer Pizza und anderen Snacks mit »Panik in New York«, einem dieser wunderbaren Monsterfilme der 50er, ausklingen. Der lief damals in der ARD. Und als die Schlusstitel liefen, machten wir Norddeutschen aus Hamburg und drumherum uns auf den (kurzen) Weg zum Bahnhof.
Dann fuhr auch schon unser Nachtzug in Richtung Hamburg. Gegen 8:30 Uhr würde ich zu Hause sein, um dann eine Tasse Kaffee hinunterzustürzen und zum Fußball zu eilen. Aber bis dahin wollte ich im Zug ein wenig schlafen, denn ich war schon am Freitag angereist, um die IAA zu besuchen (ein Fehler, den ich seither nicht wiederholt habe, denn an die Autos, an die man ran will, kommt man nicht ran - und wen interessieren schon all die Fahrzeuge, Klein- und Volkswagen, die man ohnehin jeden Tag zu sehen bekommt). In der Jugendherberge hatte ich schlecht geschlafen. Am Morgen glich der Kaffee dort Tee (man konnte mehr als deutlich in der gefüllten Tasse den Boden erkennen) und die Brötchen waren wohl von Napoleons Feldzügen übrig geblieben. Vom angebotenen Belag ganz zu schweigen. Und am Freitagabend hatte ich meine erste und letzte Begegnung mit einem Glas Äppelwoi. Wer dieses saure Zeug trinkt, der isst auch Kleinkinder. Die Kellnerin war zum Glück hinter mir geblieben und tauschte das südhessische Nationalgetränk anstandslos gegen ein Bier (gut, das südhessische Gesöff ist kein Spitzenbier, aber im Vergleich zu Heinz Schenks Lieblingsgetränk immer noch eine Offenbarung ...).
Kurzum: Ich war erschöpft. Ich wollte nur noch den Sitz ausklappen, die Abteiltür schließen und Augenpflege halten. Norbert sah auch müde aus, aber (der leider inzwischen verstorbene) Jörn war noch abenteuerlustig und öffnete zischend eine Bierdose und machte Musik. An Einschlafen war nicht wirklich zu denken.
Aber Norbert und ich schmissen Jörn nicht etwa aus dem Fenster (Ratschlag aus der Psychologie: Es ist normal, so was zu denken - es ist unnormal, es zu tun), sondern begannen nach kurzer Frustphase uns darauf zu verständigen, wie wir den Zauberspiegel machen wollten. Allerdings fiel uns kein brauchbarer Titel ein. Das erledigte im Januar dann Jürgen Grasmück. Er gab dem Zauberspiegel seinen Titel, den er fortan in gedruckter und elektronischer Form im weltweiten Netz trägt.
Doch das ganze Gerüst, das in Fragmenten noch heute vorhanden ist, entstammt einem Gespräch im Nachtzug von Frankfurt nach Hamburg (verfeinert haben wir das auf der Rückfahrt vom Halloween drei Wochen später). Die Fortsetzungsgeschichten um den Manonreiter und den Symbionten entstanden in groben Zügen. Wir hatten damals die Hoffnung, dass wir damit ein Vehikel zur Leserbindung schufen (wir hätten uns nicht schlimmer irren können, später entpuppte es sich als ein Spielzeug, also war es mehr die Geschichte: vom Flaggschiff zum Schiffe versenken. Diese Fortsetzungsgeschichten waren mehr ein Vehikel zur Kreativität und Autorenbeschäftigung, denn zur Leserbindung).
Während dieses Gespräches passierten wir Gießen, Marburg, Kassel und Hannover ... Notizen wurden gemacht. Ideen gehabt und verworfen. Vieles war naiv. Manches wurde nie umgesetzt. Anderes gibt es noch heute im Zauberspiegel. Kurzum: Es war eine ziemlich spannende Nacht.
Kommentare
Weiß noch, wie lange ich darauf gewartet habe, bis ich irgendwann erfuhr, dass du das Zine eingestellt hattest. Die Enttäuschung war damals größer, als bei der Einstellung diverser Heftserien...
Aber ja: Der Heftroman hat schon was von Nostalgie. "Heftalgie" könnte man sagen. Wir machen aber auch da noch Sterbebegleitung.