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# 150: Zivildienst und Zauberspiegel

As Time Goes By# 150: Zivildienst und Zauberspiegel

Der Zauberspiegel wird am 30. März 2012 30 Jahre alt und nur zwei Monate später ist er fünf Jahre online. Ein Grund, sich noch an einige Begebenheiten zu erinnern, als das Haar noch voll und der Bauch noch nicht so gewaltig war. 

Da war mein Zivildienst. Das erste halbe Jahr meiner sechzehn Monate brachte ich am Krankenhaus Elmshorn zu. Und nur jedes zweite Wochenende war frei. Der Zauberspiegel sollte aber dennoch entstehen. 

Insgesamt erschienen in der Zeit meines Zivildienstes vier Zauberspiegel. Das waren die Nummern 9 – 12. Die Nummern 9 und 10 entstanden teilweise in Elmshorn, wo ich als – wie der Dienst im Krankenhaus gern mal umschrieben wurde – Urinkellner tätig war.

Ich hatte mir eine mechanische Reiseschreibmaschine besorgt, um auch vor Ort im Schwesternwohnheim schreiben zu können. Im heimatlichen Drochtersen verfügte ich mittlerweile über eine Typenradmaschine und hatte vier verschiedene Typenräder.

Aber das Schreiben auf dem mechanischen Schreibgerät erwies sich als mühsamer als gedacht. Ich hatte mich schon zu sehr an den leichten Anschlag der Olympia mit Typenrädern gewöhnt. Als ich das erste Mal nach vier Jahren mit elektrischer Schreibmaschine, Kugelköpfen und Typenrädern wieder an einer mechanischen Maschine saß, überfiel mich das kalte Grauen.

Die ersten lockeren Anschläge hatten den Erfolg, dass sich die Typen verhakten, aber nichts zu sehen war. Der Anschlag war zu leicht. Ich musste wieder auf die Tastatur "eindreschen", um das Abbild des Buchstabens auf dem Papier sehen zu können. Das war inzwischen völlig ungewohnt.

Aber ich konnte nicht zu den gewohnten Zeiten schreiben. Nach 22:00 Uhr ging gar nichts mehr, denn das Gehämmer der klassisch-mechanischen Schreibmaschine hallte über die Flure und brachte jene, die zum Frühdienst anzutreten hatten (Beginn 6:00 Uhr) dann ein wenig auf die Palme. Morgens vor dem Frühdienst ging auch nichts, denn da wollten ebenso einige Mitbewohner und Mitbewohnerinnen ihre Ruhe nach Nacht- oder Spätdienst haben.

So blieb nur ein schmales Zeitfenster am Nachmittag und/oder frühen Abend, um eine Rezension zu Papier zu bringen. Doch die schrieb ich bald nicht mehr, weil ich sie dann noch mal abzutippen hatte. Dann kam ich auf die Idee, den ›Manonreiter‹ vorzuschreiben. Doch diesen Plan verwarf ich dann auch wieder, denn wenn ich Geschichten vorschrieb, dann passierte es beim Abtippen, dass ich die Geschichte änderte und eine zweite Version entwarf.

Also war klar: Rohfassungen erstellen war nichts. Mumpitz ... es mussten eigenständige Beiträge entstehen, die dann auch so ins Magazin wandern würden. Was sonst?

Insgesamt habe ich drei oder vier Beiträge in sechs Monaten geschrieben. Kein guter Ausstoß. Dafür qualmten zu Hause an manchen Wochenenden die Tasten, wenn ich am frühen Freitagabend nach Hause kam, bis ich am späten Sonntagabend wieder gen Elmshorn fuhr.

Was ich oft gemacht habe: Lesen. Ich schaffte mehrere Hefte und Taschenbücher. Das galt gerade auch dann, wenn ich mal zwischendurch nach Hause fuhr. Da saß ich abends nach Dienst im Zug und fuhr am Vormittag wieder nach Elmshorn.

Alles wäre einfacher gewesen, wenn das Bundesamt die Elbfähre bezahlt hätte. Dann wäre aus drei Stunden Bahnfahrt (im schlimmsten Falle) eine Stunde geworden. Doch das Bundesamt dachte nicht daran. Aber so konnte ich immerhin im Zug jede Menge lesen, sodass ich in Harburg oder manchmal schon in Altona Nachschub kaufen musste.

Doch wirklich produktiv war das halbe Jahr in Elmshorn nicht, zumal der Dienst auch ziemlich anstrengend war.

Wäre ich heute Zivi (oder Bufdi, wie der freiwillig Dienende inzwischen genannt wird), dann hätte ich vermutlich einen Laptop oder gar einen PC mitgeschleppt und hätte viele Dinge schreiben können.

Doch das heimische Arbeitszimmer und die komfortablere Schreibmaschine sorgten dafür, dass ich trotzdem einige Texte zum Zauberspiegel beisteuern konnte. Wer die alten Dinger besitzt, kann anhand der Typen die paar Beiträge erkennen, die in Elmshorn entstanden sind …

Kommentare  

#1 Cartwing 2012-01-13 18:05
Whow, und gerade die Nr. 12 war doch damals ein ganz schöner Brocken, oder irre ich mich da? Hut ab!
Deshalb also die ganzen Flüchtigkeitsfehler ;-)

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