Double Feature ... mit Burt
Double Feature...
... mit Burt
John Huston bildete in seinen Regiearbeiten sozusagen den Gegenpart zu John Fords patriotischer Maschinerie des Edelwesterns. Auf den ersten Blick ist
ein harmloser, zwar nicht seichter, aber doch üblicher Western. Eine Pionierfamilie im Kampf gegen die unberechenbaren Gefahren der letzten Grenzen. Natürlich tun die Indianer ihr Übliches, um den armen, geschundenen Farmern das Leben schwer zu machen. Und der Showdown, bei dem eine Viehherde auf das in den Hügel übergehende Dach des Farmhauses getrieben wird, ist außergewöhnlich spannend und originell.Dazwischen spielt sich noch einiges ab, das nach Meinung von Hauptdarsteller Lancaster viel mehr Zündstoff parat gehabt hätte. Das immer süße Wesen Audrey Hepburn spielt die Schwester, dereinst vom Vater bei den Indianern gestohlen und von den Brüdern im Glauben aufgezogen, sie sei blutsverwandt. Ihr gegenüber spielt Burt Lancaster das souveräne Oberhaupt, das die Sünden des Vaters auf sich nimmt und dafür kämpft, die Familie zusammenzuhalten. Mit dem Bekanntwerden dieses in der Gesellschaft nicht tolerierbaren Verhältnisses entbrennt für die Zachary-Familie nicht nur ein bleihaltiger Krieg an zwei Fronten, sondern auch ein moralischer Kampf, der kaum Erlösung finden kann. Die anderen Farmerfamilien stellen sich gegen die Zacharys, während die Indianer ihre verloren geglaubte Schwester zurückfordern.
Die anfänglich geschwisterliche Beziehung von Lancaster und Hepburn zeigt leider nur sehr nebulös die inzestuöse Leidenschaft, die beide füreinander empfinden. Erst als sich das Geheimnis lüftet, wird auch das Verhältnis der beiden zueinander wesentlich klarer. Nach dem ersten Schock spürt man einen Hauch von Erleichterung, dass sich die Bruder-Schwester-Beziehung nun in eine offene Liebe wandeln darf.
Weder Huston selbst noch Haudegen Lancaster zeigten sich mit diesem Western wirklich zufrieden. Zu viele Knüppel wurden der Produktion zwischen die Beine geworfen, als das die verstörende Mischung von Inzest und Indianer-Fehde in ihrer geballten Kraft zum Tragen kam. Während der ehemalige Zirkusartist Lancaster seinem Regisseur die Hölle heiß machte, endlich konkreter in der Umsetzung zu werden, kämpfte John Huston mit dem selben Ziel vergeblich gegen die starren Mühlen der Studioobersten. Dabei wollte doch Huston wirklich explizit gegen den verlogenen Patriotismus von John Ford antreten.
Doch nichtsdestotrotz zählt zu den seltenen Exemplaren von Western, die die amerikanischen Ureinwohner nicht als skalpierende Ungeheuer thematisierten. Der Mann mit Tomahawk und Vorliebe für Feuerwasser war hier Opfer. Nicht immer unschuldig, aber dennoch Opfer einer Welt, für die er nichts konnte. Wenn man ehrlich ist, spürt man bei den verhaltenen Umgang mit den eigenen Ambitionen. Dass hier die Studiohierarchien gegriffen haben, denen der Indianer als zweifelsfreies Feindbild kassenträchtiger erschien, merkt man nur allzu leicht. Dass sich die zauberhafte Audrey bei einem Unfall während der Proben auch noch das Rückgrat gebrochen hatte und dadurch eine Fehlgeburt erlitt, machte die Stimmung am Set nicht lockerer. Dennoch hat er was, dieser Film, dieses gewisse Etwas, dass es sich lohnt, ihn zu genießen.
Dann kam Sidney Pollacks sanfte Farce mit brutalem Hintergrund
Sidney Pollack inszenierte diesen spaßigen Film mit viel hintergründigem Witz. Mit eisernen Fäusten mutet an vielen Stellen wie eine beschwingte Boulevard-Komödie an. Doch die intellektuelle Überlegenheit des Schwarzen und die daraus resultierenden Wortgefechte waren selbst für 1968 immer noch kräftiger Tobak. Und auch die Thematisierung der 25-Dollar-Skalp-Pauschale pro Indianer, welche damals von den Territorialverwaltungen ausgeschrieben war, lässt das Lächeln im Gesicht des Zuschauers zuerst mal gefrieren. Die flotte Inszenierung macht aus den eisernen Fäusten einen Spaß, der den Tiefgang niemals aus den Augen verliert, aber es in keiner Sekunde wagt, den Zeigefinger zu erheben.
. Erfolgreich kehrt der Trapper Joe Bass mit vielen frischen Fellen aus der winterlichen Einöde zurück in Richtung Zivilisation. Die Kiowas stehlen seine Felle und überlassen ihm dafür im Tausch den Neger Joseph Lee. Die Kiowas wiederum werden von Skalpjägern überfallen und noch bevor Joe Bass seine Felle zurückholen kann, sind diese in den Händen der marodierenden Bande um Jim Howie. Der anfänglich Verbündete Joseph Lee schließt sich der Bande an, als er erfährt, dass diese nach Mexiko ziehen, wo Sklavenhandel verboten ist. Joe Bass muss alleine weiterkämpfen, um seine Felle zurückzubekommen.Ossie Davis und Burt Lancaster bilden dabei ein Gespann, das seinesgleichen sucht. Wie Lancaster versucht, den Schwarzen immer wieder in seine gesellschaftlichen Schranken zu weisen, und Davis mit seinem Wert als guter Sklave kontert, das verleitet sehr schnell dazu, sich diesen Film mit größtem Vergnügen noch einmal antun zu wollen. Da kann man den übertriebenen und unpassenden Telly Savalas genauso verschmerzen wie die mir persönlich völlig unsympathische Shelley Winters.
Wie das politisch vollkommen unkorrekte Script von für seine Zeit ein liberales Zeichen setzte, indem es seine Figuren alles praktizieren lässt, was es anprangert, ist einfach grandios. Burt Lancaster konnte als Menschenrechtsvertreter mit diesem Film durchaus zufrieden sein. Er war ja auch überall zu finden, der Burt. Er sprach für demokratische Präsidentschaftskandidaten, zog mit den Kumpels Garner und Brando beim Martin-Luther-King-Marsch nach Washington und war mit eisernen Fäusten im Kampf für die Rechte von Schwulen. Sehr anspruchsvoll schien dabei Lancaster in der Auswahl seiner Gruppen nicht zu sein, für deren Politik er sein Gesicht hergab. Er ließ sich gerne instrumentalisieren, weil es ihm um das große Ganze ging. Gegen den Krieg, gegen Menschenrechtsverletzungen, gegen Rassismus, gegen AIDS.
War eben ein Draufgänger, der alte Trapezkünstler. Er produzierte 1973 mit sogar den ersten Film, der eine Verschwörungstheorie um die Ermordung Kennedys behandelte. Das machte er nur, um die Menschen ein wenig zum Nachdenken zu bewegen. Ach, und als John Wayne ihn aufsuchte, um einen gemeinsamen Film anzuleiern, dachte Lancaster gar nicht daran, mit diesem ultra-rechten Popanz vor die Kamera zu treten. Ja, es ist schön, wenn man Ideale hat. Lancaster hatte seine. Und die vertrat er. Und manchmal kamen auf Grund dessen sogar wundervolle Filme heraus. Mal besser, mal schlechter, aber, wie und zeigen, immer einen Besuch wert. Es spielt ja auch nicht irgendeiner mit, es spielt Burt Lancaster mit, der Mann mit diesem markanten Grinsen. Diesem Grinsen, das scheinbar nur auf mich so fies und hinterhältig wirkt.
The Scalphunters Mit eisernen Fäusten
Darsteller: Burt Lancaster, Ossie Davis, Telly Savalas, Shelley Winters, Dabney Coleman, Armando Silvestre u.v.a.
Regie: Sidney Pollack; Drehbuch: William W. Norton; Kamera: Duke Callaghan, Richard Moore; Bildschnitt: John Woodcock; Musik: Elmer Bernstein
USA / 1968; ca. 102 Minuten
The Unforgiven Denen man nicht vergibt
Burt Lancaster, Audrey Hepburn, Audie Murphy, John Saxon, Lillian Gish, Doug McGlure, Charles Bickford
Darsteller: u.a.
Regie: John Huston; Drehbuch: Ben Maddow; Kamera: Franz Planer; Bildschnitt: Russell Lloyd; Musik: Dimitri Tiomkin
USA / 1960; ca. 125 Minuten
ein harmloser, zwar nicht seichter, aber doch üblicher Western. Eine Pionierfamilie im Kampf gegen die unberechenbaren Gefahren der letzten Grenzen. Natürlich tun die Indianer ihr Übliches, um den armen, geschundenen Farmern das Leben schwer zu machen. Und der Showdown, bei dem eine Viehherde auf das in den Hügel übergehende Dach des Farmhauses getrieben wird, ist außergewöhnlich spannend und originell.Dazwischen spielt sich noch einiges ab, das nach Meinung von Hauptdarsteller Lancaster viel mehr Zündstoff parat gehabt hätte. Das immer süße Wesen Audrey Hepburn spielt die Schwester, dereinst vom Vater bei den Indianern gestohlen und von den Brüdern im Glauben aufgezogen, sie sei blutsverwandt. Ihr gegenüber spielt Burt Lancaster das souveräne Oberhaupt, das die Sünden des Vaters auf sich nimmt und dafür kämpft, die Familie zusammenzuhalten. Mit dem Bekanntwerden dieses in der Gesellschaft nicht tolerierbaren Verhältnisses entbrennt für die Zachary-Familie nicht nur ein bleihaltiger Krieg an zwei Fronten, sondern auch ein moralischer Kampf, der kaum Erlösung finden kann. Die anderen Farmerfamilien stellen sich gegen die Zacharys, während die Indianer ihre verloren geglaubte Schwester zurückfordern.
Die anfänglich geschwisterliche Beziehung von Lancaster und Hepburn zeigt leider nur sehr nebulös die inzestuöse Leidenschaft, die beide füreinander empfinden. Erst als sich das Geheimnis lüftet, wird auch das Verhältnis der beiden zueinander wesentlich klarer. Nach dem ersten Schock spürt man einen Hauch von Erleichterung, dass sich die Bruder-Schwester-Beziehung nun in eine offene Liebe wandeln darf.
Weder Huston selbst noch Haudegen Lancaster zeigten sich mit diesem Western wirklich zufrieden. Zu viele Knüppel wurden der Produktion zwischen die Beine geworfen, als das die verstörende Mischung von Inzest und Indianer-Fehde in ihrer geballten Kraft zum Tragen kam. Während der ehemalige Zirkusartist Lancaster seinem Regisseur die Hölle heiß machte, endlich konkreter in der Umsetzung zu werden, kämpfte John Huston mit dem selben Ziel vergeblich gegen die starren Mühlen der Studioobersten. Dabei wollte doch Huston wirklich explizit gegen den verlogenen Patriotismus von John Ford antreten.
Doch nichtsdestotrotz zählt zu den seltenen Exemplaren von Western, die die amerikanischen Ureinwohner nicht als skalpierende Ungeheuer thematisierten. Der Mann mit Tomahawk und Vorliebe für Feuerwasser war hier Opfer. Nicht immer unschuldig, aber dennoch Opfer einer Welt, für die er nichts konnte. Wenn man ehrlich ist, spürt man bei den verhaltenen Umgang mit den eigenen Ambitionen. Dass hier die Studiohierarchien gegriffen haben, denen der Indianer als zweifelsfreies Feindbild kassenträchtiger erschien, merkt man nur allzu leicht. Dass sich die zauberhafte Audrey bei einem Unfall während der Proben auch noch das Rückgrat gebrochen hatte und dadurch eine Fehlgeburt erlitt, machte die Stimmung am Set nicht lockerer. Dennoch hat er was, dieser Film, dieses gewisse Etwas, dass es sich lohnt, ihn zu genießen.
Dann kam Sidney Pollacks sanfte Farce mit brutalem Hintergrund
Sidney Pollack inszenierte diesen spaßigen Film mit viel hintergründigem Witz. Mit eisernen Fäusten mutet an vielen Stellen wie eine beschwingte Boulevard-Komödie an. Doch die intellektuelle Überlegenheit des Schwarzen und die daraus resultierenden Wortgefechte waren selbst für 1968 immer noch kräftiger Tobak. Und auch die Thematisierung der 25-Dollar-Skalp-Pauschale pro Indianer, welche damals von den Territorialverwaltungen ausgeschrieben war, lässt das Lächeln im Gesicht des Zuschauers zuerst mal gefrieren. Die flotte Inszenierung macht aus den eisernen Fäusten einen Spaß, der den Tiefgang niemals aus den Augen verliert, aber es in keiner Sekunde wagt, den Zeigefinger zu erheben.
. Erfolgreich kehrt der Trapper Joe Bass mit vielen frischen Fellen aus der winterlichen Einöde zurück in Richtung Zivilisation. Die Kiowas stehlen seine Felle und überlassen ihm dafür im Tausch den Neger Joseph Lee. Die Kiowas wiederum werden von Skalpjägern überfallen und noch bevor Joe Bass seine Felle zurückholen kann, sind diese in den Händen der marodierenden Bande um Jim Howie. Der anfänglich Verbündete Joseph Lee schließt sich der Bande an, als er erfährt, dass diese nach Mexiko ziehen, wo Sklavenhandel verboten ist. Joe Bass muss alleine weiterkämpfen, um seine Felle zurückzubekommen.Ossie Davis und Burt Lancaster bilden dabei ein Gespann, das seinesgleichen sucht. Wie Lancaster versucht, den Schwarzen immer wieder in seine gesellschaftlichen Schranken zu weisen, und Davis mit seinem Wert als guter Sklave kontert, das verleitet sehr schnell dazu, sich diesen Film mit größtem Vergnügen noch einmal antun zu wollen. Da kann man den übertriebenen und unpassenden Telly Savalas genauso verschmerzen wie die mir persönlich völlig unsympathische Shelley Winters.
Wie das politisch vollkommen unkorrekte Script von für seine Zeit ein liberales Zeichen setzte, indem es seine Figuren alles praktizieren lässt, was es anprangert, ist einfach grandios. Burt Lancaster konnte als Menschenrechtsvertreter mit diesem Film durchaus zufrieden sein. Er war ja auch überall zu finden, der Burt. Er sprach für demokratische Präsidentschaftskandidaten, zog mit den Kumpels Garner und Brando beim Martin-Luther-King-Marsch nach Washington und war mit eisernen Fäusten im Kampf für die Rechte von Schwulen. Sehr anspruchsvoll schien dabei Lancaster in der Auswahl seiner Gruppen nicht zu sein, für deren Politik er sein Gesicht hergab. Er ließ sich gerne instrumentalisieren, weil es ihm um das große Ganze ging. Gegen den Krieg, gegen Menschenrechtsverletzungen, gegen Rassismus, gegen AIDS.
War eben ein Draufgänger, der alte Trapezkünstler. Er produzierte 1973 mit sogar den ersten Film, der eine Verschwörungstheorie um die Ermordung Kennedys behandelte. Das machte er nur, um die Menschen ein wenig zum Nachdenken zu bewegen. Ach, und als John Wayne ihn aufsuchte, um einen gemeinsamen Film anzuleiern, dachte Lancaster gar nicht daran, mit diesem ultra-rechten Popanz vor die Kamera zu treten. Ja, es ist schön, wenn man Ideale hat. Lancaster hatte seine. Und die vertrat er. Und manchmal kamen auf Grund dessen sogar wundervolle Filme heraus. Mal besser, mal schlechter, aber, wie und zeigen, immer einen Besuch wert. Es spielt ja auch nicht irgendeiner mit, es spielt Burt Lancaster mit, der Mann mit diesem markanten Grinsen. Diesem Grinsen, das scheinbar nur auf mich so fies und hinterhältig wirkt.
The Scalphunters Mit eisernen Fäusten
Darsteller: Burt Lancaster, Ossie Davis, Telly Savalas, Shelley Winters, Dabney Coleman, Armando Silvestre u.v.a.
Regie: Sidney Pollack; Drehbuch: William W. Norton; Kamera: Duke Callaghan, Richard Moore; Bildschnitt: John Woodcock; Musik: Elmer Bernstein
USA / 1968; ca. 102 Minuten
The Unforgiven Denen man nicht vergibt
Burt Lancaster, Audrey Hepburn, Audie Murphy, John Saxon, Lillian Gish, Doug McGlure, Charles Bickford
Darsteller: u.a.
Regie: John Huston; Drehbuch: Ben Maddow; Kamera: Franz Planer; Bildschnitt: Russell Lloyd; Musik: Dimitri Tiomkin
USA / 1960; ca. 125 Minuten
Bildquelle: United Artists, MGM Home Entertainment