PRA Eine SF-Serie
Achim Mehnert beweist: PRA hat mehr zu bieten als nur Action
Doch Spaß beiseite. Natürlich ist
jedem klar, dass es sich bei PRA um eine SF-Serie handelt. Spätestes
wenn überlichtschnelle Raumschiffe auftauchen und die Protagonisten im Verlauf
der Handlung mal eben den Planeten wechseln wird das auch dem Letzten klar.
Doch bei all der Action, die die Reihe zu bieten hat, übersieht man ganz
schnell, dass da noch viel mehr ist als nur ein Feuerwerk an Schusswechseln und
Explosionen.
PRA ist konzipiert worden als SF-Serie, in der es actionmäßig so richtig zur Sache gehen soll. Und Action, das wird wohl keiner bezweifeln, hat man in den ersten Heften wirklich in Unmengen geboten bekommen. Sieben Romane lang gab es kaum mal einen ruhigen Moment, in dem man sich erholen und zu Atem kommen konnte, weder für die Figuren noch für den Leser. Kein Wunder also, dass ein anderer Aspekt der Serie da zu kurz gekommen ist, nämlich der, dass PRA auch eine SF-Reihe ist.
Richtig bewusst wird einem das erst, wenn man die erste Hälfte des Romans Sternentod, seines Zeichens der achte Band der Miniserie, aus der Feder von Achim Mehnert liest. Zwar beginnt auch dieser Abschnitt mit einem Schusswechsel, doch diesen können Rhodan und seine Leute schnell für sich entscheiden. Danach heißt es dann erst einmal Abschied nehmen von den bekannten Actionsequenzen. Zumindest für knapp 25 Seiten.
Auf diesen 25 Seiten erlaubt Mehnert dem Leser einen Blick in das Universum von PRA, wie man es so eigentlich nicht kennt. Statt endloser Kämpfe und verletzter bzw. sterbender Figuren erwartet einen eine SF-Handlung, wie sie faszinierender nicht sein könnte.
Es gibt viele Elemente, die eine
gute SF-Story ausmachen. Die Meinungen gehen da weit auseinander. Der eine
freut sich, wenn es jede Menge Hochtechnologie zu bestaunen gibt, ausführlich
erläutert und ebenso explizit wie glaubhaft dargestellt. Für den anderen sind
es Abenteuer in den endlosen Weiten des Alls und interstellare Flüge in
gewaltigen Raumschiffen, die die wahre SF ausmachen.
Meiner Meinung nach sind es aber zwei ganz andere Aspekte, die zu einer packenden SF-Handlung einfach dazugehören: Zum einen fremde, faszinierende Kulturen mit all ihren Eigenarten und Besonderheiten, und zum anderen exotische Schauplätze, ob es sich dabei nun um mörderisch kalte Eisplaneten, transdimensionale Welten oder dreckige Raumstationen handelt.
Sicher, fremdartige Gesellschaften und mir unbekannte Orte kann ich auch ohne SF haben, indem ich beispielsweise einen Roman lese, der irgendwo in Afrika spielt. Doch das ist nur scheinbar das Gleiche, denn so facettenreich und vielseitig menschliche Kulturen und irdische Plätze auch sein mögen, mit dem, was sich die Fantasie eines SF-Autors auszudenken vermag, kann die Wirklichkeit einfach nicht mithalten.
Zu meiner großen Freude sind es auch genau diese beiden Aspekte, auf die sich die erste Hälfte von Sternentod konzentriert und die zeigen, dass PRA tatsächlich, trotz der Dominanz des Actionanteils, eine Serie ist, die man dem SF-Genre zuordnen muss.
Außerirdische Rassen gab es in PRA
bislang ja zu genüge. Allzu viel erfahren hat man von ihnen allerdings
nicht. Die diversen Völker und ihre jeweiligen Repräsentanten dienten bisher
hauptsächlich dazu, die Handlung voranzutreiben und Rhodan und seine Leute von einer
Gefahr in die nächste stolpern zu lassen.
Achim Mehnert ändert die völlig. Mit viel Liebe zum Detail nimmt er sich der Religion der Grall an und gibt dem Leser Einblicke in das Glaubenssystem dieser ungewöhnlichen Rasse.
Ausgangspunkt dafür ist die Entdeckung, dass Magadon, die einstige Heimatwelt der Regenten der Energie, und Lamar-Grall, die heilige Welt der Grall, ein und derselbe Ort sind, nämlich ein Mond im Orbit eines gegenwärtig von Arkoniden beherrschten Planeten. Mit dem Ziel, die finsteren Pläne der Magadonen zu durchkreuzen, brechen Rhodan und seine Mannen auf nach Magadon, wo sie mit der äußerst interessanten Religion der Grall konfrontiert werden.
Bislang waren die zweiköpfigen Außerirdischen kaum mehr als exotische, ein wenig tumbe Kuriositäten. So kamen sie mir jedenfalls bei ihren bisherigen Auftritten vor. Mehnert zeigt, dass dem nicht so ist und sie in Wahrheit viel mehr sind als tölpelhafte Kreaturen. Der Großadministrator und seine Leute, und damit auch die Leser, gewinnen Einsichten in eine vielschichtige Kultur, die man den grantigen Aliens gar nicht zugetraut hätte.
Für mich war die Beschreibung der grallschen Religion ein wahres Freudenfest, SF at its best, um es mal salopp zu formulieren. Dass die Serie in Sachen Action mal einen Gang zurückschaltet und sich ein wenig mehr auf die SF-Schiene konzentriert, schadet ihr dabei nicht im Geringsten, ganz im Gegenteil. PRA erhält so eine Tiefe, die zuvor einfach noch nicht da gewesen ist. Und das tut auch der Action gut. Bislang war es mir reichlich egal, wenn ein Grall getötet wurde. Jetzt, wo ich dieses Volk besser kenne, wo es auf einmal viel realer erscheint, denke ich anders darüber.
Actionszenen, in denen Grall eine Rolle spielen, werden zukünftig eine ganz andere, viel intensivere Wirkung auf mich haben, weil ich mir die Zweiköpfer auf einmal viel besser vorstellen kann.
Der zweite, faszinierende Aspekt
an SF-Storys sind für mich, wie schon gesagt, fremde und exotische Schauplätze.
Davon gab es in PRA ja schon jede Menge. Doch keiner dieser Orte kann
mit der heiligen Welt der Grall mithalten.
Die Planeten, die Rhodan im bisherigen Verlauf der Serie schon besucht hat, waren ausführlich beschrieben, zweifellos. Allerdings hat mich keine Welt so sehr in ihren Bann gezogen wie Lamar-Grall. Das liegt vor allem daran, dass sich Mehnert bei seinen Schilderungen über den Mond Zeit nimmt und auf Actioneinlagen verzichtet. Er gibt dem wüstenhaften Trabanten ein Gesicht, verpasst ihm eine Geschichte und eine Aussehen. Erst dadurch wird es dem Leser möglich, sich die lebensfeindliche Welt und mit ihre Schrecken als das vorzustellen, was sie ist: als höllenähnliches, glühend heißes Ödland.
Ebenso wie die Kultur der Grall leistet auch die ausführliche Auseinandersetzung Mehnerts mit Magadon einen wichtigen Beitrag für die stimmige Atmosphäre des Romans. Ohne diese würde die Story viel von ihrer Wirkung verlieren. Die Schauplätze, an denen sich die Geschehnisse abspielen, sind nun mal zentrale Punkte der Handlung, und gerade auch Actionszenen wirken erst dann so richtig überzeugend, wenn der Ort, an dem sie spielen, sich auch für die entsprechende Sequenz eignet.
Gerade hier liegt ein großer Vorteil der SF: Autoren sind viel freier, was den Aufbau und die Gesetzmäßigkeiten ihres Handlungsortes betrifft, als dies in den meisten anderen Genres der Fall ist. Was sie schlussendlich aus einer bestimmte Location machen, bleibt natürlich ihnen überlassen, doch eines dürfte klar sein: Je exotischer oder extremer ein Ort ist, umso interessanter und einzigartiger können sich die dort ablaufenden Handlungen gestalten.
PRA ist eine
SF-Actionserie, also eine Reihe, die gleichermaßen Elemente des Actiongenres
wie auch der Science Fiction in sich vereint. Bei all der Action vergisst man
diesen letzten Aspekt nur allzu leicht. Sicher, es ist einem als Leser durchaus
klar, mit PRA keine Horror-oder Dramaserie geboten zu bekommen, sondern
eben ein Werk, das im SF-Bereich angesiedelt ist. Doch wirklich bewusst wird
einem das eigentlich erst dann, wenn die Action mal wieder ein wenig nachlässt
und der SF-Anteil ansteigt, ganz so, wie es in der ersten Hälfte von Sternentod
der Fall ist.
Dabei ist es wichtig, sich genau diese Tatsache, dass PRA trotz aller Actionlastigkeit zu allererst einmal eine SF-Reihe ist, regelmäßig vor Augen zu führen. Der Grund hierfür liegt auf der Hand: Es ist der Sci-Fi-Anteil, der die Serie von all den anderen Romanen, Filmen und sonstigen Unterhaltungsprodukten mit Actionanteil abhebt. Ohne die abwechslungsreichen, dem Rhodanschen Universum eigenen SF-Elemente, wäre die Miniserie nur eine actionlastige Reihe unter vielen.
Ich hoffe, dass es in PRA auch weiterhin jede Menge Action gibt, von spannenden Verfolgungsjagden über atemberaubende Schießereien bis hin zu gewaltigen Raumschlachten. Genauso hoffe ich allerdings darauf, dass dem SF-Anteil in Zukunft eine tragendere Rolle zukommt, als dies bislang der Fall war.
Ich weiß, ich weiß, in meinen vorherigen Artikeln und Rezensionen zur Serie habe ich das mit keinem Wort erwähnt und mich nur lobend über die Action ausgelassen. Diese gefällt mir auch weiterhin gut (auch wenn sie in diesem Band ein wenig zu unspektakulär daher kam, aber das ist ein anderes Thema) und wird auch in den kommenden Romanen ein Element sein, dass ich keinesfalls missen möchte. Nichtsdestotrotz hat mir die erste Hälfte von Sternentod deutlich vor Augen geführt, dass es mehr gibt als nur Action, und dass es gerade dieses mehr ist, was einen Großteil der einzigartigen Faszination von PRA ausmacht (auch wenn die Schießereien und der unverwüstliche Rhodan zweifellos das ihre zur stimmigen Atmosphäre beitragen ;-) ).
PRA ist und bleibt eben eine SF-Serie, und da dürfen regelmäßige SF-Einlagen einfach nicht fehlen.
In diesem Sinne: Bis in zwei Wochen, dann zum zweiten Roman von Marc A. Herren und hoffentlich erneut einem spannenden Mix aus SF und Action (was dann auch immer dominieren mag...)