Die Sache mit Gucky
Ein paar Gedanken zum wohl eigentümlichsten Bewohner des Rhodanschen Universums
Gucky, so hieß es, ist so eine Art auf zwei Beinen gehender Biber, der gerne Karotten verspeist und über enorme mentale Kräfte verfügt. Was ihn jedoch bei den meisten Lesern besonders beliebt macht, ist sein loses Mundwerk, mit dem er einen flotten Spruch nach dem anderen auf seine Zeitgenossen loslässt. Gucky ist die Figur, die (fast) immer gut gelaunt ist und die für die notwendige Portion Humor sorgt, egal, wie ernst die Lage auch sein mag. Um einige (nur bedingt zutreffende) Vergleiche heranzuziehen: Der Mausbiber ist für PR bzw. PRA so was wie Spike für Buffy oder Quark für DS 9; der heimliche Held der Serie, ohne den das Ganze nur halb so viel Spaß machen würde.
Gucky Was ich im Laufe der
Lektüre lernte
Meine ersten Gedanken, als ich
erfuhr, dass der Ilt auch bei PRA eine größere Rolle spielen sollte,
waren gemischter Natur. Charaktere wie der von Gucky können zwar ganz nett und
unterhaltend sein, aber wie schnell kann es passieren, dass sie einem nur noch
auf die Nerven gehen. Ich erinnere mich noch allzu gut an einen Film von George
Lucas mit dem Titel Episode 1 Die Dunkle Bedrohung und an die Gestalt
des Jar... Aber nein, lassen wir das. Mit dieser überflüssigen Witzfigur, an
die ich nur mit Grauen zurückdenken kann, ist Gucky nämlich keinesfalls zu
vergleichen.
Dank der tollen Manuskripte der PRA-Autoren gelang es mir recht schnell, mich mit dem Charakter des Mausbibers anzufreunden. Ja, er war genauso, wie er mir beschrieben wurde, klein, vorlaut und enorm frech. Die Sprüche und Taten des Ilts hielten sich aber immer in einem vernünftigen Rahmen, so dass sie die Handlung zwar auflockerten, aber niemals ins Lächerliche abgleiten ließen. Ich habe in einem der vorangegangenen Artikel ja selbst schon erwähnt, dass ein wenig Humor einer Reihe nicht schadet, und wenn dieser in Form eines schlagfertigen, aufrecht gehenden Bibers daherkommt, dann ist es halt nun mal so.
Gucky wird mit Sicherheit nie meine Lieblingsfigur werden; als integraler Bestandteil des Rhodan-Universum finde ich ihn allerdings voll in Ordnung
Gucky Was Timothy Stahl von
ihm hält
Nach all den positiven Aspekten,
die ich über den Mausbiber gehört und gelesen habe, war ich dann doch ein wenig
überrascht, die erste kritische Stimme zur Figur auf der LKS eines PRA-Romans
zu finden, und das ausgerechnet vom Autor des betreffenden Hefts
höchstpersönlich!
Was Timothy im einzelnen zu Gucky zu sagen hat, kann man ausführlich in Aufstand der Grall nachlesen. Deshalb hier nur die Kurzfassung: Mit Gucky konnte der Autor noch nie was anfangen; für ihn war der Ilt so etwas wie der Hofnarr der Serie, und solche Gestalten mag er weder in seinen eigenen noch in fremden Romanen.
Verstehen kann ich Herrn Stahl. Ich war ja selbst zunächst auch skeptisch. Dumm nur, dass Timothy die Aufgabe hatte, einen PRA zu schreiben, in der der Mausbiber eine tragende Roll spielen sollte...
Um es kurz zu machen: Timothy kam nicht drum herum, sich mit dem Ilt auseinanderzusetzen, und, wie das nun mal so ist, wenn der Berg nicht zum Propheten kommt, dann muss der Prophet halt eben zum Berg gehen. Was in diesem Falle heißt: Wenn Gucky schon mitspielen sollte, dann musste er es eben zu den Bedingungen tun, die der Autor ihm vorgab.
Gucky Was Timothy dem
Mausbiber alles antat
Na gut, ganz so schlimm, wie sich
das jetzt anhören mag, ist es nicht. Gucky ist und bleibt Gucky, selbst wenn er
mal ein wenig dezenter agieren muss als sonst. Noch immer lässt der Mausbiber
den ein oder anderen dummen Spruch los, und auch seine Taten sprechen für sich
(Wuriu Sengu, für alle, die das Heft schon gelesen haben ;-) ).
Doch im Gegensatz zu den anderen Romanen, in denen Gucky eine Rolle spielt (auch in solchen aus der EA, aber das ist eine andere Geschichte für eine andere Kolumne...), zeigt Stahl eine deutlich ruhigere, gemäßigtere Variante des Mausbibers. Mehr noch, er geht sogar so weit, den Ilt gewissermaßen zum traurigen Helden der Geschichte zu machen. Ich weiß nicht, ob das in der EA schon mal vorgekommen ist. Für mich war die Darstellung Guckys, so, wie sie in Aufstand der Grall erfolgte, jedenfalls recht ungewöhnlich.
Gucky Was ich von den
verschiedenen Darstellungen halte
Mir persönlich hat die Art und
Weise, wie Timothy den Mausbiber charakterisiert hat, wirklich gut gefallen.
Wenn ich ehrlich sein soll, finde ich, dass die Darstellung Guckys in PRA 7
die bisher gelungenste ist, die ich von dieser Figur lesen durfte.
Jetzt muss ich, entgegen meiner anfänglichen Absichten, doch noch auf die Mutterserie zurückgreifen. Hier habe ich gerade Band 2444, Vor der Finalen Schlacht, von Michael Marcus Thurner gelesen, und der Gucky, der dort auftritt, ist mir deutlich zu locker und zu vorlaut. Da ist mir Stahls ein wenig zurückhaltendere Darstellung bei weitem lieber.
Was jetzt nicht heißen soll, dass Gucky nun für alle Zeiten nur noch ernst bleiben soll und ausschließlich zwei oder drei dumme Sprüche pro Heft loslassen darf. Im Gegenteil, ich finde es klasse, dass es eine solche Figur gibt, die verhindert, dass die Handlung durchweg bitter ernst daherkommt. Aber mit Humor ist es wie mit allem anderen: Man muss es ja nicht übertreiben, und wenn Gucky hin und wieder etwas weniger flapsig in Erscheinung tritt, dann schadet das sicher auch niemandem.
Gucky Was noch zu sagen
bleibt
Eigentlich nichts, was ich nicht
schon erwähnt hätte.
Gucky ist ein wichtiger Bestandteil sowohl von PR als auch von PRA, und ich bin ganz froh, dass dem so ist. Er bringt die notwendige Portion Humor und Lockerheit in die Geschichten, die beide Serien ob ihrer doch recht düsteren Handlungsstränge zweifellos notwendig haben. Da darf es dann auch mal sein, dass es ein wenig heftiger zur Sache geht, sprich dass Gucky einen Spruch nach dem anderen von sich gibt. Doch die ruhigere Variante des Mausbibers, die Timothy Stahl seinen Lesern bietet, hat auch eine Menge für sich.
Meine aufrichtigen Glückwünsche an dich, Timothy! Dafür, dass du mit dem Ilt genau genommen nichts anfangen kannst, hast du die Lage erstklassig gemeistert. Deine etwas dezentere Version von Gucky steht der, die ich bisher gekannt habe, in nichts nach, und der Roman hat auch mit einem etwas braveren Mausbiber genauso viel Spaß gemacht wie seine Vorgänger.
Damit genug von Gucky. Das war es für diesmal. Bis in zwei Wochen, wenn zum ersten Mal kein neuer Autor ran darf, sondern einer, der schon einmal für PRA geschrieben hat...
Kommentare
Aber auch für mich wirkte Gucky immer schon wie ein Relikt aus sehr frühen Rhodan-Zeiten, das man mitschleppte, weil man Ernsting nicht das Herz brechen wollte -- mittlerweile ist es zu spät dazu, das Vieh "sinnvoll" zu entsorgen, und ich reagiere auch heute noch dreimal so allergisch auf den Mausbiber als ich anfänglich auf Fooly in Zamorra reagiert hatte. (Letzteres hat sich längst gelegt, spätestens mit PZ 631.)
Ich freue mich aber schon mal darauf, einen Roman von einem Autor zu lesen, dessen Einstellung zur Figur Gucky meiner ähneln dürfte. Bin schon mal gespannt.
Deswegen eine Lanze für Gucky. In der EA ist er schon lange nicht mehr der dümmliche Spaßmacher und Extratourenbegeher. Er hat nach seiner Nahtoderfahrung deutlich an Format gewonnen, ohne dabei grundlegende Charaktereigenschaften aufzugeben. Die Zeiten eines fliegenden Bully sind vorbei, aber der damalige Humor passt auch nicht mehr in die Welt.
Wer Gucky als Plüschtier ablehnt liegt eigentlich falsch, inzwischen ist er deutlich mehr. Ich würde mir nur wünschen, mehr Autoren könnten damit umgehen, ohne dass er dauernd durch irgendwelche praktischerweise grade auftauchenden Anomalien seiner Kräfte beraubt wird...
Pro Gucky!