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Von Humor, Süßspeisen und Schlachtgetümmel - PR, Bände 2489 und 2490

Perry Rhodan ... das Universum und ichVon Humor, Süßspeisen und Schlachtgetümmel
Drei Bemerkungen, die nach der Lektüre von »Die dunklen Gärten« erlaubt sein müssen
Perry Rhodan - Bände 2489 und 2490

Gerade habe ich die Lektüre von Wim Vandemaans neustem Beitrag zu PR beendet. Das Fazit fällt mehr als ernüchternd aus: »Die dunklen Gärten« lässt mich bitter enttäuscht zurück. Das Heft konnte mich nicht im Mindesten überzeugen; gegen Ende war ich sogar soweit, das Geschriebene nur noch zu überfliegen. Kurzum: PR Band 2490 hat mich auf ganzer Linie enttäuscht.

Neben einem schalen Nachgeschmack und der Hoffnung, dass der kommende Roman wieder besser wird, hat mich der Roman im Wesentlichen mit drei Fragen zurückgelassen, die ich im Rahmen dieser Kolumne nun einfach mal in den Raum stellen möchte.

 

Frage 1: Wie viel Humor ist erlaubt, wenn es ernst wird?
Dass es in einer Serie nicht immer bierernst zugehen darf, ist verständlich. Humorvolle Einlagen, sei es in Form witziger Szenen und Dialoge oder gar in Form von durchgängig komischer Episoden gehören zu einer guten Serie einfach dazu. Doch wenn eine Reihe im Grunde ernst gemeint ist und es mit Riesenschritten auf ein dramatisches Staffelfinale zugeht, dann sollte man meinen, dass sich die Macher in Sachen Komik ein wenig zurückhalten. Der Kampf um das Schicksal der Menschheit in einer ernsthaften Reihe und ein Übermaß an komödiantischen Einlagen, das passt einfach nicht zusammen.

Win VandemaanWim Vandemaan scheint da anderer Ansicht zu sein. »Die dunklen Gärten« strotzt stellenweise nur so von flapsigen Bemerkungen und lockeren Sprüchen. Gerade die Szenen mit dem Reporter Dschingiz Brettzeck sind voll von solchen Elementen – und das, obwohl Rhodan gerade in eine Schlacht zieht, die über das Schicksal von Milliarden von Lebewesen entscheidet.

Meiner Meinung nach wäre hier mehr Ernst angemessen gewesen; das Übermaß an Humor hat dem Roman viel von der Dramatik geraubt, welche die Szenerie eigentlich innehatte.

Frage 2: Warum immer um den heißen Brei herumreden?
Perry Rhodan und Abertausende seiner Verbündeten ziehen in einen Kampf auf Leben und Tod. Ein Szenario, das viel hergibt für eine mitreißende Handlung. Warum also, bitteschön, wird diese Storyline nicht einfach genutzt? Warum muss, wie ich es einmal formulieren möchte, um den heißen Brei herumgeredet werden, statt sich auf das Wesentliche zu konzentrieren und den Kampf um die Zukunft Hangays als das dramatische Ereignis zu schildern, das er nun mal ist?

Entrückte, märchenhafte Visionen, verquere, lang und breit geschilderte Gedankengänge von Individuen, die zu sehr mit ihren eigenen Problemen beschäftigt sind, als dass sie sich mit der eigentlichen Schlacht befassen können, die letzten Endes dann aber doch noch auf wundersame Art und Weise zu einem Abschluss gebracht wird. Nur leider bekommt der Leser davon nicht allzu viel mit. Schade eigentlich. Hätte sich der Roman mehr auf die Fakten konzentriert als auf unwichtige Nebensächlichkeiten, dann wäre mehr drin gewesen.

Frage 3: Was haben die Autoren von PR eigentlich gegen Raumgefechte?
Diese Frage mag etwas anderes suggerieren, aber ich versichere Euch: Ich bin niemand, der eine Geschichte nur dann gut findet, wenn sie reichlich Gewalt enthält. Wenn ein Handlungsbogen nun aber ein Gefecht oder eine Schlacht vorsieht, dann hoffe ich dennoch, dieser auch beiwohnen zu können.

In dieser Hinsicht machen es einem die PR-Autoren nicht leicht. Raumgefechte scheinen nicht zu den beliebtesten Themen der Serie zu gehören. Damit habe ich eigentlich kein Problem, doch wenn die Handlung wie bei der Finalen Schlacht (siehe PR Bände 2448/49) oder eben beim Kampf um GLOIN TRAITOR derartige Szenen vorsieht, dann will ich sie auch erleben. Stattdessen bekam ich beide Male Unmengen an Material geboten, das die tatsächlichen Kampfhandlungen nur am Rande thematisierte und sich auf andere, unwichtigere Dinge konzentrierte. So etwas kann einen beim Lesen durchaus ärgern und, ja, auch frustrieren.

Sollte zum Abschluss des »Negasphären-Zyklus« ein weiteres Raumgefecht angedacht sein, dann bitte: Zeigt es auch! Alles andere ist der Spannung mehr als nur abträglich!

Ich weiß, das alles war nun ein wenig sehr kritisch. Doch hin und wieder muss man seinem Unmut einfach Luft machen.

Aber nun seid Ihr gefragt: Teilt ihr meine Meinungen oder seht ihr das vollkommen anders? Wims Romane sind immerhin durchaus beliebt, und so könnte es gut sein, dass ich mit meinen Ansichten alleine auf weiter Flur stehe.

Ich bin gespannt, was Ihr dazu sagt...

Die Hefte im Überblick
Band 2490, »Die dunklen Gärten«, von Wim VandemaanBand 2489, »Schach dem Chaos«, von Michael Marcus Thurner
Nachdem sie ihre erste Bewährungsprobe hinter dem Kernwall von Hangay erfolgreich hinter sich gebracht haben, setzen Rhodan und seine Leute alles dran, GLOIN TRAITOR zu vernichten.

Bevor es jedoch soweit kommen kann, wendet sich der Nukleus an den Terraner – und fordert ihn auf, sich auf einen geradezu selbstmörderischen Plan einzulassen.

Wie schon der erste Teil des Doppelbandes kann auch »Schach dem Chaos« nur in Teilen überzeugen. Einerseits ist er gut geschrieben und verfügt über eine packende, mitunter auch ein wenig nachdenklich stimmende Rahmenhandlung. Andererseits verschwendet MMT viel zu viel Zeit auf die Charaktere Ejdu Melia und Log'Aer'M'in.

Die Geschichten der ungewöhnlichen Friedensfahrerin und der Hangay-Kartanin langweilen und machen den guten Eindruck, den die übrigen Teile des Romans hinterlassen, teilweise zunichte.

Band 2490, »Die dunklen Gärten«, von Wim VandemaanBand 2490, »Die dunklen Gärten«, von Wim Vandemaan
Endlich ist es soweit: Perry Rhodan entschließt sich, den Angriff auf GLOIN TRAITOR zu wagen. Es ist ein Unternehmen, das von vielen mit Angst erwartet wird, entscheidet die Offensive doch über Wohl und Wehe einer ganzen Galaxis.

Das war wohl nix! »Die dunklen Gärten« ist der enttäuschendste PR-Roman seit langem. Wim Vandemaans Schreibstil ist griffig wie immer, doch das ist auch schon alles Gute, was sich über das Heft sagen lässt. Statt einer spannenden Raumschlacht und einem dramatischen Kampf um die Zukunft Hangays muss sich der Leser mit visions- und traumartigen Versatzstücken und Rückblenden in die Vergangenheit vollkommen unwichtiger Charaktere zufrieden geben.

Das ist langweilig, überflüssig und lässt so gar keine Atmosphäre aufkommen. Sorry, aber so macht PR keinen Spaß. »Die dunklen Gärten« ist einer jener Romane, die man lieber vergessen möchte.

 

Kommentare  

#1 Oliver Fröhlich 2009-05-09 09:49
Ich darf dir versichern, dass du nicht alleine stehst. Eigentlich gehört Wim Vandemaan zu meinen erklärten Lieblingen bei PR, auch wenn ich bisher bei jedem seiner Romane eine gewisse Anlaufzeit gebraucht habe, um rein zu kommen.
Aber bisher war es jedes Mal so, dass man reich dafür belohnt worden ist, wenn man sich geöffnet und auf den jeweiligen Band eingelassen hat.
Tja, nur diesmal will mir das einfach nicht gelingen. Ich hab ihn noch nicht durch (bin erst bei der Hälfte), bin aber am Überlegen, ob ich die Handlung nicht in der Perrypedia nachlese ...
Ich muss allerdings auch sagen, dass ich gar nicht genau weiß, woran es bei mir liegt.
Das ändert aber nix daran, dass ich seinen sehr blumigen, metaphorischen Stil einfach klasse finde.
#2 Cartwing 2009-05-09 09:59
Ich gehöre auch eher zu denen, die mit den "Kasper"- Romanen nicht viel anfangen können. Zu bizarr, zu bemüht authentisch, zu bemüht komisch und kein Händchen für eine glaubwürdige Darstellung Rhodans.
Ich kann dir auch nur beipflichten: Die Autoren scheinen teilweise zu glauben, dass sie den Roman nicht vollbekommen, und verschwenden viel zu viel Platz für unnötige Nebenhandlungen.
Die Figur Ejdu Melia finde ich zwar nicht uninteressant, aber wie du schon sagst, es hat zu viele Seiten beansprucht.
Das Problem ist halt, dass die Autoren freie Hand haben, bei der Ausarbeitung der Exposes.
Früher wurde ja den Neulingen auch schon mal ein Roman um die Ohren gehauen (z.B. W.Voltz Erstling :lol: ) da gabs ja auch noch den Schelwokat. Das waren noch Zeiten...
#3 Stefan Holzhauer 2009-05-09 12:28
Der Thurner-Doppelband war ein Tiefpunkt der Serie. Ich hatte große Lust, das soeben angefangene Aufholen beim Lesen der Romane wieder einzustellen. Den Vandemaan habe ich noch nicht gelesen.

Ich stimme aber definitiv der Einschätzung zu, dass gegen Ende gerade dieses Zyklus' endlich mal das Tempo massiv angezogen werden müßte.

Nebenhandlungen und bunte Charaktere zur Stimmungserhöhung und als Lokalkolorit sind ja schön und gut, aber das sollte auch glaubwürdig rüberkommen und in der Geschichte motiviert sein, nicht so halbherzig dahingeschrieben, als sei einem nichts anderes eingefallen.

(Edit: Was waren das noch Zeiten, als die Konfrontationen Rhodans mit Superintelligenzen mehrere Bände überspannen konnten. Ich sage nur BARDIOC... Der Mann hat am Berg der Schöpfung gestanden und jetzt dieses Spiel mit KOLTOROC?)

Irgendwie gewinne ich den Eindruck, dass man sich mit dem Großzyklus - der mir bisher prima gefiel - verschlissen hat und jetzt nicht mehr durchhalten kann. Dabei wäre jetzt der Zeitpunkt für ein furioses Finale (vor dem zu erwartenden Durchatmen im nächsten Zyklus).
#4 Larandil 2009-05-10 11:22
Schlachtplatte
In den ersten paar hundert Bänden gab's Schlachtbeschreibungen überwiegend aus der Feldherrenperspektive: Schiffsformationen bewegen sich aufeinandder zu, tauschen Breitseiten aus, und oben rechts im Bild läuft der Verlustzähler mit. Schiffsverluste. Und irgendwann am Schluß wird dann Bilanz gezogen.
Ich greife mal auf David Weber/Honor Harrinton zurück - das apokalyptische Finale von "Auf Biegen und Brechen", S. 496 ff.:
"Kein menschliches Gehirn hatte die leiseste Hoffnung, sich noch hindurchzufinden, die Dinge im Auge zu behalten. Ein protoplasmisches Gehirn vermochte es einfach nicht. Taktische Offiziere konzentrierten sich auf ihre winzigen Stückchen des heranjaulenden Mahlastroms, lenkten ihre Offensivraketen, verteilten ihre Lenkwaffenabwehr."
...
(Dieser Abschnitt endet dann mit "Die Schlacht, die sich niemand in angemessener Weise hatte vorstellen können, war 11,9 Minuten nach dem Start der ersten Rakete vorüber." - das war's für die manticorische Homefleet. Dann wird aufgerwechnet: Neunzig Superdreadnoughts, einunddreißig Schlachtkreuzer und Schwere Kreuzer, dazu sechsundzwanzig Leichte Kreuzer waren in weniger als zwölf Minuten vernichtet worden.)
Und in dem Tempo geht es weiter. Ab und zu mal ein Absatz-Schlaglicht auf ein einzelnes Schiff, das einen verheerenden Treffer einsteckt, und zurück auf den Lagemonitor, wo dann wieder im großen Maßstab gestorben wird. Rund 70 Seiten später dann die Bilanz:
Manticore: 139 Superdreadnoughts und LAC-Träger vernichtet, 37 Schlachtkreuzer verloren, 36 Schwere Kreuzer, 2806 LACs (=Raumjäger).
596.245 Tote, 3512 Verwundete.
Haven: 251 Superdreadnoughts, 9 LAC-Träger, 64 Schlachtkreuzer, 54 Schwere Kreuzer, 4612 LACs - und weitere 68 Superdreadnoughts, 7 LAC-Träger und mehr als 3000 LACs, die sich ergeben haben.
Verlustzahlen noch nicht endgültig, aber 6602 Verwundete, 379.732 Gefangene - und mindestens 1,7 Mio. Gefallene, vielleicht bis zu 2 Mio.

Man versucht inzwischen bei Perry Rhodan, epische Gemetzel überwiegend aus der Perspektive einzelner Kombattanten zu beschreiben, damit das Töten und Sterben persönlicher wirkt. Das letzte schlagende Gegenbeispiel, das mir in den Sinn käme, wäre die Raumschlacht der verbündeten Galaktiker gegen die Kosmische Fabrik MATERIA in Band 1986.
www.perrypedia.proc.org/index.php/Kampf_der_Giganten

Und dann kommt so ein Absatz wie:
"Wir werden nicht fliehen. Wir sind keine Helden, die lachend in den Tod gehen. Wir fürchten den Tod. Wir lieben das Leben. Wie lieben es, wir hoffen bis zuletzt. Das mag dir abwegig erscheinen. So sind wir gemacht. Kohlenstoff, Wasser, Hoffnung und Liebe. Das ist unser Glück. Wenn wir die letzten beiden Bausteine aufgeben, schrumpfen wir auf Wasser und Kohlenstoff.
Wasser und Kohlenstoff können nicht glücklich sein."

Wärt ihr wirklich zufriedener gewesen, wenn es als "Wort zum Schlachttag" eine Neuauflage von Lincolns "Rede von Gettysburg" oder der "St. Crispins Day"-Ansprache von Heinrich V. bei Agincourt gegeben hätte?
"Und Edelleut in England, jetzt im Bett,
verfluchen einst, daß sie nicht hier gewesen
und werden kleinlaut, wenn nur jemand spricht
Der mit uns focht am Sankt Crispinustag." ?
www.razyboard.com/system/morethread-koenig-heinrich-der-fuenfte-vierter-aufzug-3-szene-literaturarchiv-1936812-850190-0.html
Nelson bei Trafalgar: "England erwartet, daß jedermann seine Pflicht tut" ?
#5 Stefan Holzhauer 2009-05-10 12:36
In der von Dir beschriebenen Form gibt es Raumschlachten in PR seit bestimmt dreißig Jahren nicht mehr. Ganz bestimmt aber nicht, seit Willi Voltz das New Age eingeläutet hat. Ich bin auch kein Freund übertrieben militaristischer Gemetzel im All, aber Raumschlachten gehören zu einer Space-Opera wie PR, deswegen hätte ich ganz gern hin und wieder mal welche. Mir ist schon klar, dass TRAITOR militärisch nicht besiegt werden kann.
Und MATERIA? Das war keine Raumschlacht, das war Tontaubenschießen bei dem die Aussichtslosigkeit mit "herkömmlichen" Mitteln gegen ein kosmokratisches Machtinstrument bestehen zu wollen aufgezeigt wurde.
#6 Cartwing 2009-05-11 08:19
Ich würde mir ein komplett neues Autoren-Team wünschen. Das Problem ist nur, dass die Leute die mir da einfallen, leider nicht mehr unter uns sind.
Der einzige Autor, von dem mir noch die meisten Romane gefallen (abgesehen von Feldhoff) ist Uwe Anton.
Bei einem Peter Terrid hat man sich damals noch über die Nebenhandlungen gefreut, da wurde nicht einfach nur gestreckt, der hat sich noch was einfallen lassen.
Heute ist man meistens genervt, weil die Hälfte eines Romans für nebensächliches Blabla draufgeht.
#7 Larandil 2009-05-11 12:45
@Cartwing: der furchtbarste SF-Heftroman, der mir in den vergangenen Jahren unter die Augen kam, war Sternenfaust #70. Danach kommt erst mal eine Weile nichts, dann die meisten anderen Sternenfaust-Romane aus der Feder der gleichen Autorin und ungefähr auf diesem Niveau auch die PR-Romane eines Autors, der sich mittlerweile zurückgezogen hat.
Im Großen und ganzen bin ich meistens recht zufrieden mit dem, was Leo Lukas, Michael Marcus Thurner oder eben auch Wim Vandemaan da abliefern. Allerdings sieht das ja nicht jeder so.
#8 Stefan Holzhauer 2009-05-11 20:25
Ich bin in aller Regel mit den Autoren und ihrer Schreibe zufrieden, Ausnahmen sind Thurner und Ellmer (wobei letzterer mich neulich mit seinem Mikrobestiendoppelroman echt überrascht hat). Highlights bringen immer wieder Anton, Montillon und Haensel (und meistens mag ich auch die eher humorigen von Lukas). Geschmäcker sind verschieden. :lol:
Ich bin auch nicht mit der Serie per se unzufrieden, sondern nur mit den letzten paar Heften und gehe eigentlich davon aus, dass das Tempo jetzt massiv anziehen dürfte und der Zyklus-Abschluß stringent durchgezogen werden wird.

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