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Perry stirbt (sowieso nicht) - (Perry Rhodan, Bände 2533 - 2534)

Perry Rhodan ... das Universum und ichPerry stirbt (sowieso nicht)
Den Titel-Helden erwischt's nie ...
Perry Rhodan, Bände 2533 - 2534

Es könnte so spannend und dramatisch sein: Unter vollkommener Missachtung seiner eigenen Sicherheit eilt Perry Rhodan einem Unschuldigen zu Hilfe, der sich einer Armee mitleidloser, schwer bewaffneter Feinde gegenübersieht. Todesmutig stellt sich der Terraner den Schergen entgegen, fest entschlossen, das Vergießen unschuldigen Blutes zu verhindern, koste es, was es wolle!

Das Ergebnis der wahnwitzigen Aktion: Rhodan wird bei dem Versuch, einem Schattenmaahk zu helfen, lebensgefährlich verletzt und sein Geist aus seinem mit schwersten Verbrennungen übersäten Körper hinauskatapultiert, mitten hinein in eine Art Zwischenwelt, wo er einen schier unglaublichen Kampf um sein Leben ausfechten muss.

 

Hach ja, es könnte sooo dramatisch sein. Die Grundprämisse der Story schreit geradezu nach Adrenalinschüben, atemlosem An-den-Zeilen-Kleben und schweißnassen Händen beim Leser. Das Schicksal eines Helden steht auf der Kippe – sehr viel aufregender lässt sich die Ausgangslage einer mitreißenden Geschichte kaum gestalten.

Theoretisch jedenfalls. Wenn, ja, wenn es da nicht ein klitzekleines Problem gäbe: Der vom Tod bedrohte Terraner ist niemand anderes als der Titel gebende Held der Serie. Mit anderen Worten: Die Person, die es nie erwischt. Gut, sie mag gefoltert, verwundet oder gar verstümmelt werden, sie mag ihr Aussehen verändern oder durch Zeitsprünge oder ähnliches in vollkommen neuartige Situationen hineingeworfen werden, doch sterben wird sie (es sei denn gegebenenfalls im letzten Band der Serie) nie.

Hier liegt der Hund begraben. Zumindest dann, wenn Autoren eine Geschichte erzählen, die einen Gutteil ihrer Spannung daraus gewinnen soll, dass der Held mit dem Tode ringt. Keine Frage, eine derartige Story kann eine Menge Gefühle beim Leser erzeugen. Er empfindet vielleicht Mitleid mit dem Helden, oder aber (auch das soll es geben) er freut sich gar diebisch, weil der sonstige Strahlemann mal kräftig eins auf den Deckel bekommt. Wahrhaft spannend oder dramatisch wird es allerdings nie: Dass der Held überleben wird und im folgenden Teil der Reihe wieder in vorderster Front mitmischt, ist ohnehin klar.

Mal ganz ehrlich: Hat einer von Euch auch nur für eine einzige Sekunde daran geglaubt, Perry Rhodan würde über den Jordan gehen? Nicht ernsthaft, wage ich zu vermuten. Die Serie heißt nun einmal »Perry Rhodan«, und auch wenn sich Autoren und Macher noch so viel erlauben können, eines können sie nicht: den Titel gebenden Helden ins Jenseits befördern.

Von daher war der Cliffhanger, mit dem Michael Marcus Thurner den Leser am Ende von Band 2532 zurückgelassen hat, im Grunde relativ langweilig. Mondra mag befürchtet haben, Perry wäre tot. Der geneigte PR-Leser wusste sofort, dass dem nicht so ist. Entsprechend uninteressant gestaltet sich dann auch das Ringen Perrys mit dem Tod in Band 2533 von Wim Vandemaan. Sind die ersten beiden Drittel des Hefts noch sehr unterhaltsam, so verliert die Erzählung ihren Reiz, kaum dass sie das Alternativwelt-Szenario verlässt und sich auf Rhodans Überlebenskampf konzentriert.

Geschichten, in denen Protagonisten auf der Schwelle zwischen Leben und Tod wandeln, fesseln das Publikum immer wieder aus Neue. Wenn es allerdings, wie in den vorliegenden Romanen, der Titel gebende Held ist, dessen Leben auf Messers Schneide balanciert, dann kommt nicht Spannung, sondern allenfalls mildes Interesse auf. Perry schwebt in Gefahr – na und? Letzten Endes kommt er ja, wie jedermann von Beginn an bewusst ist, doch gesund und munter davon.

Ich hoffe, dass die Macher von PR noch so manche Geschichte entwickeln, in denen sich Charaktere in Todesgefahr wähnen. Gerne darf ihr Kampf ums Überleben dann auch über drei Hefte hinweg stattfinden, wie es diesmal der Fall war. Nur: Es sollte nicht unbedingt Rhodan sein, dessen Existenz bedroht ist. Jeder andere, von Ramoz über den Smiler bis hin zu Atlan oder Bully wäre besser für eine entsprechende Rolle geeignet.

Nur eben der Titel gebende Held nicht – zumindest dann nicht, wenn es wahrhaft dramatisch werden soll.

Die Romane im Überblick
Reise in die NiemandsweltPR Band 2533, »Reise in die Niemandswelt«, von Wim Vandemaan
Während Mondra und das Konzept Lloyd/Tschubai nach dem verschwundenen Rhodan suchen, findet sich dieser in einer Art Paralleluniversum wieder. Die Suche nach seinem genauen Aufenthaltsort offenbart so manch unerwartete Erkenntnis.

Romane von Wim Vandemaan gehe ich immer mit äußerster Vorsicht an. Die ist in diesem Fall überflüssig gewesen. »Reise in die Niemandswelt« ist ein unterhaltsamer Roman, der das in SF-Serien beliebte Thema „Person strandet in einer alternativen, reichlich phantastischen Realität“ in origineller Art und Weise behandelt. Wer mit etwas traumhaft bzw. irreal anmutenden Geschichten nichts anzufangen weiß, der wird sich mit diesem Roman schwertun, alle anderen dürfen sich auf ein kurzweiliges, gut geschriebenes Heft freuen.

Gegen Ende geht der Erzählung zwar die Puste aus, den guten Gesamteindruck trübt das jedoch nur am Rande. Echtes Highlight des Romans sind die Dinge, die Rhodan über die Frequenz-Monarchie und die Geistwanderung der Vatrox in Erfahrung bringt.

Der Gesandte der maahksPR Band 2534, »Der Gesandte der Maahks«, von Christian Montillon
Die Hilfe, die Perry Rhodan und die Besatzung der MIKRU-JON den Schattenmaahks zuteil werden lassen, könnte zu einer bewaffneten Auseinandersetzung mit den Maahks führen. Die Situation auf dem Polyport-Hof DARASTO ist hochgradig angespannt. Erst das unerwartete Auftauchen eines Halbspur-Changeurs verändert alles.

Dass »Der Gesandte der Maahks« gut geschrieben ist und sich dementsprechend flüssig lesen lässt, kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass das Heft in weiten Teilen wie ein Lückenfüller erscheint. Die zentralen Geschehnisse des Romans – das überraschende Auftauchen eines Halbspur-Changeurs, die Erkenntnis der Fertigkeiten des Controllers und die Friedensverhandlungen mit den Maahks – hätte man mühelos auch auf einem Viertel des zur Verfügung stehenden Platzes unterbringen können.

So kommt es, dass die Handlung ohne besondere Höhepunkte vor sich hin plätschert. Alles in allem kein Highlight der Serie, aber immerhin angenehm zu lesen. Dennoch: Es wäre schön, wenn die Zyklushandlung endlich etwas mehr Fahrt aufnehmen würde.
 

Kommentare  

#1 Hermes 2010-03-13 00:30
Jochen, das war aus meiner Sicht eines der Hauptprobleme bei PRA. Rhodan stand dauernd im Mittelpunkt, aber es war völlig klar, egal wie dramatisch die Situation auch wurde, am Ende würde er überleben. Das hat einen Großteil der Spannung gekillt.
#2 Pisanelli 2010-03-13 10:58
Dasselbe Problem gibt es ja auch bei diversen anderen Heftserien, etwa Zamorra, John Sinclair oder Maddrax. Lösen könnte es man vermutlich nur, wenn die Serien umbenannt würden. Aber wer will das schon? Aber ich finde es daher auch immer ziemlich sinnlos, dem Leser zu verkaufen, der Hauptheld stirbt gleich, wenn er sich in einer gefährlichen Situation befindet. Vielleicht wird er schwer verletzt etc., aber sterben wird er niemals. Einzig interessant zu sehen ist, was die Autoren sich ausdenken, dass er eben NICHT stirbt. Das ist auch nicht so einfach... ;-)
#3 Laurin 2010-03-13 12:42
#1 Hermes:
Stimmt, das sehe ich genauso. Aber so weit mir das noch in Erinnerung ist, war es ja das Konzept hinter PRA hier Rhodan an die Front zu schicken. Als ich zum ersten mal von PRA hörte und wieder in die SF-Serie damit eingestiegen bin war der Hauptgrund neue Geschichten aus der guten alten Anfangszeit lesen zu können. Ich persönlich hätte mir das auch etwas anders gewünscht aber man meckert ja nicht wenn man Romane aus der guten alten Zeit des "Solaren Imperiums" haben kann. Aber auch in der Zeit gab es genügend Kritiken dahingehend Rhodan etwas zurück zu nehmen und andere Protagonisten mehr nach forne zu stellen. Im Nachhinein mag dies (Rhodan hier, da und überall) einer der Fehler gewesen sein, der PRA dahinraffte. Eben weil ja jeder wußte das ihm nie wirklich jemand das Ende bereiten konnte! Nur hören wollten das die Verantwortlichen nicht und Montillon machte daher das beste daraus was machbar war (Rahmenhandlung).

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