Mentale Probleme
Mentale Probleme
Doch das war gar nicht notwendig, denn auch mit solchen Vorurteilen wäre ich von dem Vierteiler mehr als begeistert gewesen!
Der Basiru'Aluun-Zyklus hatte viele Schwächen. Die offensichtlichste waren die Namensgeber. Überstarke Wesen passten einfach nicht, in die eher bodenständige Sternenfaust-Welt. Dazu kam ein neues Schiff, aber keine neu aufgebauten Charaktere. Darum bemühte man sich erst am Ende des Zyklus, was aber auch nicht mehr wirklich gelang. Zum Schluss fügte man dann einige recht gelungene Einzelromane hinzu, die aber störten, weil sie die Haupthandlung überhaupt nicht weiterbrachten.
Sicher, das ist der Sinn von Einzelromanen, aber in diesem Zyklus störte es, weil man eigentlich überhaupt keine Informationen erhielt. Stattdessen hatte man das Gefühl, ein Jahr lang Sternenfaust gelesen zu haben, ohne klüger geworden zu sein. Kein schönes Gefühl.
Der Zyklus endete mit einem spannenden aber unkreativen Finale. Denn natürlich reichten die 23 drögen Bände zuvor aus, um die Grundlage für ein spannendes Finale zu schaffen. Aber die Idee, einer neuen Strategie in der letzten Sekunde, war dann doch mehr als unwürdig. Zumal eine ähnliche Strategie bereits im Dronte-Zyklus verwendet wurde. Damals aber noch einige Zeit vor dem Finale.
Der darauf folgende Vierteiler hat nun glücklicherweise vieles anders gemacht.
Gleich im ersten Heft wurde deutlich, dass man nun wieder mehr auf die Charaktere achten möchte. Zum ersten Mal seit einer gefühlten Ewigkeit bekamen wieder mehrere Crewmitglieder der Sternenfaust in einem Heft Charakterszenen. Zuvor hatten sich Einzelhefte quasi ausschließlich mit einem Charakter beschäftigt. Und auf einmal merkte man, dass die Sternenfaustcrew auch zusammen agieren kann.
Aber auch die Handlung beschreitet neue Wege. Auf der Sternenfaust kommt es zu einer Meuterei. 400 Crewmitglieder werden auf einem Wüstenplaneten ausgesetzt. Die ausgesetzten Crewmitglieder kämpfen um ihr Leben. Die Gründe für die Meuterei sind nicht ersichtlich.
Im Laufe der vier Hefte stellte sich dann aber heraus, dass der mächtige Far Horizon-Konzern hinter all den merkwürdigen Vorgängen steckt. Dieser Konzern arbeitet eigentlich eng mit der Regierung der Solaren Welten zusammen, doch das hält ihn nicht davon ab, seine eigene Suppe zu kochen.
Insofern entwickelt sich die Geschichte zwischenzeitlich beinahe zu einem Wirtschaftsthriller. Aber zwischendurch bleibt noch Zeit für heldenhafte Rettungsaktionen auf der Starlight, Erforschungen und Kontaktaufnahmen mit einem Eingeborenenvolk und natürlich einigen Diskussionen von Politikern.
Kurzum: Die Handlung ist ausgefüllt.
Zum Schluss wird für den Leser viel aufgeklärt. Das ist einfach schön, schließlich wurden Auflösungen im Zyklus zuvor nur äußerst spärlich gesäht. Nun aber wird die Haupthandlung nicht nur beendet, sondern auch fast jeder Handlungsstrang zumindest zum Schluss noch einmal erwähnt. Natürlich gibt es noch einen Cliffhangar, der verwirrt und Fragen aufwirft. Aber irgendwie muss man ja auch in den nächsten Zyklus überleiten.
Interessant ist die zu Beginn angesprochene Hauptthematik. Telepathische Menschen haben sich im letzten Zyklus noch als außerordentlich langweilig herausgestellt. Die Begabung war immer nur latent vorhanden und konnte lediglich mit einem Medikament gesteigert werden. Dieses Medikament hat allerdings gruselige Nebenwirkungen.
Nun hat Far Horizon aber einen weiteren Schritt gewagt. Mithilfe der Genetics (so scheint es) haben sie die telepathische Begabung Einzelner enorm erhöht. Aber das reicht dem Konzern noch nicht. Zusätzlich arbeiten sie noch an Telepathen, die andere Wesen beeinflussen können. Die Vorteile, vor allem die militärischen, liegen klar auf der Hand.
Und das könnte das nächste große Thema im Sternenfaust-Universum sein. Wie weit darf die Forschung eigentlich gehen? Die Genetics haben sich von den Solaren Welten abgespalten, weil es Gesetze gab, die die Manipulation am Erbgut der Menschheit verboten haben. Aber ist die Beeinflussung der telepathischen Gabe nicht eben so skrupellos wie das Herumdoktoren an dem Erbgut?
Interessanterweise hat der Ratsvorsitzende der Solaren Welten damit kaum Probleme. Er nimmt sich zwar vor, bei Far Horizon in Zukunft vorsichtiger zu sein, aber er unternimmt nicht wirklich etwas Konkretes. Und auch die Sternenfaustcrew weiß zum Schluss kaum, wie weit der Konzern eigentlich in die Meuterei verwickelt war. Denn im zweiten Teil des Vierteilers sprach der Vorsitzende des Konzerns mit der Meuterin Berger.
Ein weiteres interessantes Thema ist natürlich, dass die Sternenfaust-Crew eventuell einem der Toten Götter begegnet ist. Die Begegnung war nur kurz, aber in der kurzen Zeit verkündete das uralte Wesen, das ein großes Unheil auf die Menschheit zukommen könnte.
Diese Begegnung war gut inszeniert. Endlich kam wieder das Gefühl des Unbekannten, aber interessanten auf. Bei den Erdanaar und den Basiru'Aluun war dies kaum der Fall.
Gleichzeitig weckt diese Ankündigung natürlich Erinnerungen an den letzten Zyklus. Da gab es auch sehr mächtige Wesen, die für den Leser nicht viel mehr als Langeweile bedeuteten. Mal gucken, was aus diesem Handlungsstrang wird. Gut angefangen hat er ja.
Der Auftritt der Christophorer in dem Vierteiler ist ebenfalls sehr interessant. Auch diese religiöse Glaubensgemeinschaft arbeitet an der Erforschung der Telepathengabe. Allerdings gehen sie mit weitaus größerer Vorsicht an die Forschung als ihre Konkurrenten in der freien Wirtschaft. Daher könnte es sein, dass die Christophorer in einem zukünftigen Konflikt wichtige Verbündete für die Sternenfaust werden.
Schön wäre es, wenn im nächsten Zyklus vermehrt die Sternenfaust mitspielen würde. Natürlich ist das Besondere an der Serie, dass die Handlung auch häufig an anderen Schauplätzen als der Sternenfaust erzählt wird. Und meistens ist das auch ganz gut. Im letzten Zyklus wurde das streckenweise aber etwas übertrieben. So gab es kaum Szenen, in denen man zum Beispiel die Brückencrew der Sternenfaust erleben konnte.
Besser ist es eigentlich so, wie es in den letzten vier Heften gemacht wurde. Da wechselte die Handlung zwischen der Sternenfaust und anderen Schauplätzen hin und her. Das sorgt gleichzeitig auch für mehr Dynamik im Heft.
Insgesamt war der Vierteiler wirklich das große, angekündigte Weihnachtsereignis. Lange wurde man bei Sternenfaust nicht mehr so gut unterhalten. Bleibt nur zu hoffen, dass das so bleibt. Nach diesen vier Heften, dem Cliffhangar und den noch zu behandelnden Themen für die nächsten Hefte, kann man da aber mehr als zuversichtlich sein.
Die mentalen Probleme in der Handlung scheinen der Serie gut zu tun.
Kommentare
Woher weißt Du denn das? Im Heft steht das so jedenfalls nicht drin. Es könnte genauso gut ein(e) Genetiker(in) gewesen sein.
Ich glaube auch das das nur eine sehr geschickt falsch gelegte Fährte war. Berger spricht mit dem Chef -cut- FarHorizon-Zentrale
Mithilfe der Genetics (so scheint es) haben sie die telepathische Begabung Einzelner enorm erhöht.
Könnte sein, ich glaube aber eher das die ihr ganz eigenes Süppchen kochen. Vielleicht ein wenig Industrispionage... aber sonst brauchen die wohl nichts von FH
Im Laufe der vier Hefte stellte sich dann aber heraus, dass der mächtige ?Far Horizon?-Konzern hinter all den merkwürdigen Vorgängen steckt.
Das glaube ich nicht. Aber daran sieht man wie schön die Story aufgezogen wird: Es bleibt spannend und man kann diskutieren!