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Das Problem Zyklus

SternengeflüsterDas Problem Zyklus

In diesen Tagen erscheint der erste Band des Finales des aktuellen Sternenfaust-Zyklus. Noch habe ich ihn nicht gelesen, gespannt bin ich trotzdem. Denn mit einem gelungenen Finale kann ein Zyklus noch einmal einen gänzlich anderen Eindruck hinterlassen. Und beim aktuellen Zyklus ist das leider notwendig. Vielleicht ist es schon aufgefallen: Mit dem aktuellen Zyklus bin ich nicht wirklich warm geworden.

Mit Band 100 gab es eine Kurskorrektur bei Sternenfaust. Zuvor bestand die Serie aus Einzelheften, manchmal aus Zweiteilern. Die Geschichten waren jedoch meistens in sich abgeschlossen. Zusammen betrachtet, bildete sich dennoch ein recht starker roter Faden heraus. Im Zentrum stand dabei meistens die Sternenfaust, manchmal spielte aber auch das ganze Heft an anderen Schauplätzen.


Nach Band 100 gab es nicht nur einen Zeitsprung, sondern eigentlich auch keine Einzelhefte mehr. Der rote Faden war extrem verstärkt worden.

Schon die erste Mission der Sternenfaust nach dem Zeitsprung dauerte fünf Hefte. Fünf Hefte, in denen zwar einige Charaktere vorgestellt wurden, mehrere Flugübungen durchgeführt wurden, aber letztendlich kein wirklicher Fortschritt erzielt wurde.

Stattdessen entdeckte man einen Weltraumfriedhof, wobei nie geklärt wurde, wieso, weshalb und warum das Ding existierte. Zum Schluss kam es dann zu einem Unfall, bei dem die telepathische Fähigkeit einer Jägerpilotin entdeckt wurde. Damit wurde ein neues Thema angerissen, den die telepathischen Probleme wurden anscheinend von einer Art Sand ausgelöst.

Die Sternenfaust kehrte daraufhin ins Sonnensystem zurück, dass sie dann zehn Hefte nicht mehr verlassen sollte (siehe im ersten Sternengeflüster). In dieser Zeit passierten die verschiedensten Intrigen und Anschläge der Erdanaar und Basiru-Aluun. Bei allen konnte (auf mehr oder weniger spannende Art und Weise) verhindert werden, dass es zu einer Katastrophe kommt. Die Basiru-Aluun tauchten zwar ständig auf, aber neues erfuhr man nie.

Stattdessen offenbarte sich ein Problem, das häufig auftritt, wenn eine Geschichte sich um hoch entwickelte Lebensformen dreht: Ihre Denkweise wird nicht deutlich. Das ist zwar verständlich, dafür sind sie schließlich höher entwickelt. Aber der Tenor, man könnte die Menschheit vernichten, um sie zu schützen, wirkt dann doch ein wenig seltsam.

Nach zehn Heften, also zwanzig Wochen, konnte die Sternenfaust ihr Raumdock endlich wieder verlassen. Allerdings nur um sich in eine spannende, aber leider widersprüchliche Verfolgungsjagd zu stürzen. Denn nach der erfolgreichen Rückeroberung eines Star Corps Schiffes wurde die Crew zwar für Verletzungen von Befehlen zur Verantwortung gezogen, die Verantwortlichen hinter der terroristischen Vereinigung wurden aber nie gänzlich enthüllt. Zwar ist bekannt, dass die galaktische Abwehr in Teilen hinter der Aktion stand, aber woher die fanatischen Rebellen kamen und warum sie so schwachsinnige Ziele hatten, ist nicht bekannt. Wieder eine verlorene Chance.

Danach flog die Sternenfaust mit ihren beiden Schwesternschiffen ins Zentrum der Erdanaar, um mit diesen zu verhandeln. Dank der Hilfe der Christophorer ging das auch einigermaßen gut. Doch danach folgten drei Einzelromane, die mit der Haupthandlung nichts zu tun hatten. Kurz vor dem Ende des Zyklus gab es eine Geschichte über die Navigatorin an Bord, eine Geschichte über ein verlorenes menschliches Raumschiff (wobei die Sternenfaust dabei auf einmal wieder durch das Weltall fliegt) und eine Geschichte um die Abenteuer der Merchant-Crew auf Lorels-Auge. Und das kurz vorm Ende des Zyklus.
Der Witz ist nur: Diese drei Hefte gehören mit zu den besten des ganzen Zyklus.

Leider kann man sie nur nicht genießen, weil man sich darüber ärgert, dass es nicht endlich weitergeht. Und das ist dann das eigentliche Problem dieses Zyklus: Die Haupthandlung ist zu langsam und bei Einzelromanen ärgert man sich, dass es immer noch nicht weitergeht. Denn eigentlich ist man der Lösung des Problems seit Band 100 kein Stückchen näher gekommen. Kaum ein Geheimnis wurde enthüllt. Lediglich Kontakt zu den Erdanaar und in seltenen Fällen auch zu den Basiru-Aluun konnte hergestellt werden. Das ist als Bilanz von 23 Heften mehr als mager.

Dabei gab es in dem Zyklus durchaus einige gelungene Geschichten. Das Komplott der Erdanaar auf Kridan. Die Enthüllung des j'ebeemschen Agentendienstes. Das erste Heft der Starlight-Trilogie. Und nun die letzten drei Hefte. Es fällt schnell auf: Alles Einzelromane. Das war die Stärke von Sternenfaust und das ist sie auch geblieben.

Klar ist der Zyklus in gewisser Weise auch ein Versuch, den „kosmischen Überbau“ bei Sternenfaust zu verstärken. Dabei war es gerade schön, dass es bei Sternenfaust so etwas nicht gab. Man war nicht so schnell, man war nicht so weit und vor allem war man nicht so abgehoben wie bei Perry Rhodan. Stattdessen gab es glaubwürdige Völker mit glaubwürdigen diplomatischen Verstrickungen.

Nun gibt es die Erdanaar und die Basiru-Aluun, die vermutlich in wenigen Tagen die Menschheit in Hackfleisch verwandeln könnten (und das wäre bei deren Fähigkeiten wohl noch die angenehmere Alternative).

Außerdem kann das bei einer zwei-wöchig erscheinenden Serie auch nicht gut funktionieren. Wenn es jede Woche ein neues Heft gibt, dann kann man auch mal zwei Hefte eher nichts passieren lassen. Bei Sternenfaust ist dann aber schon ein Monat vorbei. Da ist es schwierig, langfristig Spannung durch langatmige Geschichten aufzubauen.

Mit den nächsten beiden Heften endet nun der aktuelle Zyklus. Diese beiden Hefte werden nun zeigen, ob sich der Zyklus gelohnt hat. Denn vielleicht steckte hinter all den schwerfälligen Plänen, Aktionen und Intrigen der Erdanaar und Basiru-Aluun noch ein Sinn, der mir bisher verschlossen blieb. Vielleicht kommt es jetzt ja doch noch zu einem fulminanten Finale. Man darf gespannt sein, die nächste Kolumne dürfte daher früher folgen.

Kommentare  

#1 Christian Kramer 2009-11-08 13:20
Aus einigen ihrer im Bastei-Forum veröffentlichten Beiträge konnte man ja schon entnehmen, daß es Susanne Picard für ihren Job als Chefin der Abteilung STERNENFAUST zunehmend an Zeit mangelte. Obschon ihr die Serie am Herzen lag, wie sie betonte. Anfangs voller Begeisterung wurde bei der ursprünglich nur wegen einer Magenverstimmung überwiesenen Patientin eine Geschlechtsumwandlung von Military-SF in Space-Soap durchgeführt. Wichtige Organe, wie Bahl, Becker, Krämer und Laue, die während des Eingriffs und danach ihren Dienst versagten tauschte man aus, ließ dabei aber den zunehmenden Blutverlust außer acht. Am Ende ging einfach zu viel Substanz verloren.
#2 Larandil 2009-11-09 09:36
Höchst sonderbar - wo doch meine Wahrnehmung praktisch entgegengesetzt lief. Ich habe die STERNENFAUST kurz nach Heft 100 ihrer Wege ziehen lassen, weil ich einfach genug hatte von Shisheni- und J'ebeem-Schmonzetten. Das hatte schon lange nichts mehr mit Military-SF zu tun und ging statt dessen in die Richtung einer zweiten "Habt-euch-alle-lieb"-Föderation nach Star Trek-Muster. Space Soap. Ja, das trifft's.
#3 Günther Nawrath 2009-11-09 10:13
Ich kann diesem Artikel nur in allen Punkten zustimmen! Obwohl Leser und Fan der ersten Stunde werde ich ab Band 125 die Serie zwar weiter sammeln, aber erst einmal nicht weiter lesen. Ich habe mir vorgenommen im STF-Forum die weitere Entwicklung der Sternenfaust zu verfolgen, um dann zu entscheiden ob ich wieder in die laufende Handlung einsteige.
#4 Hermes 2009-11-09 15:30
Sternenfaustleser sind offenbar nur sehr schwer zufriedenzustellen! ;-)

Als die Serie noch von Alfred Bekker dominiert wurde und jeder Autor praktisch seine eigene Storyline verfolgte, wurde unisono moniert, dass der Rote Faden verstärkt werden müsste und lautstark nach einer besseren Charakterisierung der handelnden Personen (die damals von einigen Lesern als "hohle Pappkameraden" emfunden wurden) gerufen. Jetzt ist es genau andersherum. Plötzlich gibt es zuviel "Soap" und der gute alte Einzelroman wird angepriesen. :sad:

Der neue Zyklus hatte einen holprigen Start, lief dann aber zu Zeiten des Dreigespanns Picard/Stern/Laue zu Bestform auf. Gegen Ende schwächselte der Zyklus dann wieder. Lag es an den vielen neuen Autoren? Wurde das vorgefertigte Konzept aufgrund der vehementen Leserreaktionen auf die ersten Bände umgeworfen und durch eine improvisierte neue Handlung ersetzt? Wie auch immer, der Versuch Sternenfaust nach der 100 "neu zu erfinden" war mutig und ein "weiter so wie vorher" oder gar ein zurück zur "Raumschlacht der Woche" wäre meines Erachtens keine wirkliche Alternative gewesen.
#5 mDiS 2009-11-11 13:39
Also ich sehe das ein wenig anders.
Sternenfaustleser sind durchaus zufriedenzustellen.

Mir gefiel der verstärkte, aber nicht übermächtige rote Faden ab Heft 20. Sehr gut gefielen mir auch die Morax-Geschichten in den Heften 51-65.
Das Dreigespann Bahl/Bekker/Laue hat nur selten einen totalen Tiefschlag vorgelegt. Besonders Bahl und Laue taten sich in meinen Augen dabei hervor.

Richtig gut fand ich auch den Zyklus 75-99. Die vielen Hefte, die nicht auf der Sternenfaust spielten, waren meist hochspannend und interessant zu lesen.
Hier zeichnete sich jedoch schon ein Problem ab: Die Reise der Sternenfaust war quasi stinklangweilig. Lediglich die Entität und die Starr sorgten noch für Spannung. Denn von vornherein war klar, dass die Dronte-Thematik erst in der 99 aufgelöst werden würde. Und das machte das Ganze etwas langatmig.
Abgesehen davon war der Zyklus aber sehr gut.

Daher machte ich mir auch keine Sorgen, als angekündigt wurde, es würde so weiter gehen.

Aber in meinen Augen hatte der aktuelle Zyklus einen durchschnittlichen Start, einen langatmigen bis langweiligen Mittelteil und auf das Ende bin ich jetzt gespannt.
Auffällig ist halt, dass die Einzelromane auch in diesem Zyklus wieder sehr gut waren. Und ich glaube, das ist die Stärke von Sternenfaust: Einzelromane mit einem konsequenten roten Faden.

Ärgerlich ist halt nur immer, dass die Informationsgewinnung für die Haupthandlung pro Heft häufig gegen Null tendiert.
Und das Susanne Picard das kann, hat sie meine Meinung nach in den Heften 75-99 mehr als bewiesen.
Das sie jetzt weniger Zeit hat, ist schade. Ich hoffe, dass sie weiter schreiben wird.

Positiv ist auf jeden Fall schon einmal, dass jetzt ersteinmal ein Vierteiler mit einer in sich abgeschlossenen Handlung kommt und nicht wieder ein langatmiger, neuer Zyklus. Das könnten wieder vier gute Hefte am Stück sein, bei denen man sich auch nicht darüber ärgern braucht, dass mal wieder keinerlei Informationen vermittelt werden, weil das einfach nicht notwendig ist.

Wer also aussteigen will oder schon ausgestiegen ist, sollte diesem Vierteiler vielleicht noch einmal eine Chance geben.

Und dann werden wir sehen, ob Sternenfaustleser so schwer zufriedenzustellen sind. Der erste Teil des Finales gefiel mir zum Beispiel eigentlich recht gut. Zwar litt auch er an einem Informationsproblem, aber insgesamt war er mehr als spannend.

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