Spuk, Grusel und Geisterstunden
Spuk, Grusel und Geisterstunden
Den Anfang hatte ich schon geschildert. Es hatte mich gereizt, einfach mal diese Art von ›Grusel-Roman‹ zu lesen - und eine Handlung für den »Spuk-Roman« traute ich mir schon zu, selbst zu schreiben. Das ging einher mit dem Konzept »Geisterstunde«, das ich schon in der vorletzten Teestunde vorgestellt habe.
Ganz klar, dass die Hauptfiguren der ersten drei Romane eben die Namen der ›Heldinnen‹ der »Geisterstunde« tragen sollten. Dass es allerdings eine Sängerin mit Namen ›Monika Morell‹ gab, wusste ich nicht. Der Name wurde dann im Roman auch einfach in ›Monika Moore‹ umgewandelt. Aber einen kleinen Lapsus haben sie dann doch bei Bastei übersehen - weil nämlich mein zweiter Spuk-Roman vor dem ersten kam. Dort erinnerte sich die Heldin ›Sandra Barring‹ (der Name aus der Geisterstunde) daran, dass ihr die Freundin Monika schon per Telefon etwas von einer geheimnisvollen Gespensterhochzeit erzählt hatte, die dann erst vier Bände später gefeiert wurde. Aber wie sagte W. K.Giesa immer so treffend? »Wer wirds merken?«
Der zweite geschriebene Band kam mit dem Titel »Der Spuk aus dem Totenmoor« also vor dem ersten (Die Verfluchte aus dem Jenseits) und lag den Damen der Redaktion schon mal schwer im Magen. Ohne die Agentur Grasmück hätte ich den garantiert zurück bekommen.
Warum?
Nun, die Leute, die mich und meinen Schreibstil kennen wissen, dass ich immer versuche, das zu machen, was etwas abseits der normalen Schiene läuft, die man heute ›Mainstream‹ nennt.
Da wird eine Jane Sullivan als ›Heldin‹ im absoluten ›Mainstream-Stil‹ aufgebaut. Sie ist Reporterin und will das Geheimnis der nächtlichen Prozession der Toten auf dem Moor ergründen. Denn natürlich glaubt man ja an Betrug und das ein Verbrechen dahinter steckt. Und genau daraus will die liebe Jane ihre Story machen. So ganz nebenher wird dann auf Seite neun Monika Morell (hier stimmt der Name wieder) erwähnt, die hier als eine Abwandlung des W.K.G.’schen ›Geister-Reporters Ted Ewigk‹ die ›Reporterin des Unheimlichen‹ genannt wird. Und auch Sandra Barring aus London, die für eine private Detektei arbeitet - das war das ursprüngliche Konzept um nicht eine zu große Nähe an John Sinclair zu schaffen. Die soll sich nämlich unbedingt ein Tonband anhören, auf das Jane ihre Beobachtungen gesprochen hat.
Dass dieser Roman (und fast alle meine späteren Romane dieser Art) in der englischen Grafschaft Dorset spielt hat den Grund, dass ich dort Verwandtschaft habe und ich mich da auch auf den kleinen Ortschaften und Dörfern ganz gut auskenne und auch einige Herrenhäuser besucht habe und diverse ›Geheimnisse‹ der Häuser kennen gelernt habe. Dazu kommen wir noch.
Ja, auf Seite 35 des Romans heißt es dann für die Leserinnen nicht nur in der Redaktion überraschend für Sandra Barring: ›Kobra, übernehmen Sie! ‹ Was war passiert? Lesen wir einmal den Text ...
Das mussten die Frauen aus der Redaktion erst mal verdauen, die nach klassischem Muster aufgebaute Helden stirbt ungefähr in der Mitte. Wie gesagt, ich versuchte damals und auch heute noch immer das zu schreiben, was andere nicht können oder wollen. In den Heften musste ich das leider immer etwas ›verpacken‹. Davon wird noch einiges erzählt werden.
In der Zeit, als Jane im Moor versinkt, rast ihre Freundin Sandra schon in einem ›höllenroten Jaguar‹ (ahem) nach Dorset ... und beim Finale findet sie ihre Freundin Jane im Reigen der toten Geister wieder.
Des Rätsels Lösung für den Spuk ist übrigens, dass das Moor eben ungeweihte Erde ist, in der die Toten ruhen. Sandra hat sich mit dem Geistlichen des Ortes zusammen getan und geweihte Erde aus dem Friedhof über das Moor gestreut. So ist also das ganze Moor dann ein Friedhof und die Toten - einschließlich Jane Sullivan - finden Ruhe.
Schon in diesem Spuk-Roman war im Inneren eine Anzeige für die neue Serie »Melissa - Geheimnis - Liebe - Spannung« mit der Werbung …
Lassen Sie sich fesseln von der düsteren Faszination alter Herrenhäuser, Burgen und Schlösser, hinter deren Mauern sich erregende Schicksale vollziehen.
Dazu war man von der sonst üblichen ›Bastei-Zinne‹ abgegangen - wenn ich mich recht entsinne, war dies das erste Mal, das man hier von der ›Tradition‹ abwich.
Naja, für mich war das nicht interessant - weil ich ja auf Geister und Spuk spezialisiert war. Der Geheimnis-Roman lag mir in gewisser Weise zu sehr am Krimi, ein mit unheimlichen Ereignisse und vorgetäuschen Dingen aus der Welt des Übersinnlichen verschleiertes Verbrechen. Und der Krimi ist nun mal nicht meine Welt. Also wollte ich lieber das schreiben, was ich wirklich konnte.
Aber - Pustekuchen. Spuk- und Geheimnis-Roman (mit dem klassischen Bastei-Zinnen-Cover) wurden eingestellt. Zu Melissa kam dann noch der »Mitternachts-Roman - Geheimnis - Liebe - Gefahren«. Ich musste mich also umstellen auf ›Geheimnis-Romane‹ oder eben draußen bleiben.
Also eine neue Herausforderung. Warum sollte ich nicht auch so was erfinden können. Und bei den Überlegungen, was zu tun sei, fiel mir der schöne, alte Film »Das Kabinett des Professor Bondi« ein. Ja, warum nicht mal ein Wachsfiguren-Kabinett, dass ein Mädchen erbt. Weil meine damalige Frau damals für die Verfilmung der »Unendlichen Geschichte« samt ihrer Darsteller schwärmte, wurde aus Tamy Stronach, die dort die ›kindliche Kaiserin‹ spielte - so weit ich weiß, ihre erste und einzige Rolle - eben eine ›Heldin‹ namens Tamy Cronach. Und die liebe Tamy erbt also ein Wachsfiguren-Kabinett, wo es nicht nur die übliche Horror-Abteilung gibt, sondern ...
Aber lesen wir die Stelle einfach mal ... Crom mag wissen, warum das durchgegangen ist ...
Ja, und das beschriebene Bild von Sina und dem kleinen Drachen Samy, der damals in der ursprünglichen Fassung in Anlehnung und Peter Maffays damals gerade erst erschienene LP »Tabaluga oder die Reise zur Vernunft« noch ›Thaluga‹ hieß - dieses Bild war auch das Titelbild des Romans »Drachenblut«, der heute im Zauberspiegel mit dem ersten Kapitel beginnt. Das Original-Bild des Romans wurde übrigens von den Gebrüdern Hildebrandt gezeichnet.
Und da ihr jetzt neugierig drauf geworden seid, wie das neue Kapitel aus der Adamanten-Welt ist, will ich euch nicht davon abhalten, in die Wunderwelt von Chrysalitas einzutauchen und Gast bei eine Bankett des Oberherrn von Salassar zu werden, wo nicht nur die Oberen der beiden Diebesgilden zu Gast sind - sondern unerkannt auch Sina, die Katze vom Salassar.
Viel Spaß beim Lesen ... bis in einer Woche ... dann gehts wieder in die Traumwelt Visionia – und denkt an das eBook von Drachenzauber. Heute neu in der Bibliothek