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Von verwundeten Göttern, Schweinen und mehr...

Teestunde mit RolfWie gings denn nach dem Drachenlord mit der Fantasy weiter? Und was passierte noch so alles? – Leg einfach los...

Von verwundeten Göttern, Schweinen und mehr...

In der letzten Teestunde habe ich mich schon wieder etwas verplaudert und ich will mich bemühen, diesmal das Thema „Fantasy“ diesmal abzuschließen. Danach muss ich wieder etwas pausieren, weil ich mich im Februar einige Zeit in Ägypten rumtreibe. Für mich eigentlich auf ausgetretenen Pfaden, eine Nilkreuzfahrt von Luxor nach Assuan, dazu Touren per Kamel durch die Wüste und zum Felsentempel des Ramses nach Abu Simbel. Ich hatte nämlich meinem „kleinen“ Bruder Peter (inzwischen auch 46 Jahre) damals im Schatten der Cheops-Pyramide versprochen, mit ihm auch mal durch das Tal der Könige und durch die Säulenhallen vom Tempel des Amun-Re in Karnak zu wandeln. Und weil ich nicht weiss, wie lange ich von der Gesundheit her solche Fahrten noch machen kann, nutzen wir eben den Zeitpunkt zum Beginn meines Ruhestandes.

 

Und deshalb kommt eben mein richtiger Bruder in den Genuss, das Land der Pharaonen zu sehen – und, wenn das Grab offen ist, auch die im 666er Zamorra-Zyklus beschriebene Höhle mit dem Osiris-Bild im Grab des Pharao Haremhab. Ich nehme auf jeden Fall eine Taschenlampe mit – weil die Höhle links vom Sarkophag eigentlich für Besucher nicht zugänglich ist. Aber ein Bakschisch sorgt schon mal dafür, dass der Grabwächter diskret zur Seite schaut.

So, jetzt aber weiter mit der Fantasy...

Der „Drachenlord“ scheint sich damals recht gut verkauft zu haben. Jedenfalls so gut, dass irgendwann Helmut Pesch anrief und einen neuen Fantasy-Roman orderte. Ich war damals übrigens schon beim Ordnungsamt und es gab wieder beruflich geregelte Verhältnisse. „Der Titel des Romans ist 'Der Wunderwald' und ich habe hier ein Titelbild mit einem Kentauren, der aus dem Wald kommt und einem Schiff im Hintergrund“ war die Anweisung. Nun, eigentlich hatte ich mit der Handlung was ganz andres vor – aber ich wollte wieder ein Buch machen – und da musste ich mich eben nach der „Chefetage“ richten. Zumal ich in Sachen Schreibe, so weit ich mich erinnere, zu diesem Zeitpunkt nicht viel anderes mehr hatte.

Mit dem „Wunderwald“ habe ich versucht, den Serien-Charakter wieder aufzunehmen. Das Ende schreit geradezu nach einer Fortsetzung. Aber die ließ dann recht lange auf sich warten.

Eine Besonderheit hat der „Wunderwald“. Es sind mal wieder real existierende Figuren mit im Spiel, wie wir das beim Zamorra auch gemacht haben. Gemeint sind hier die „Schweinemenschen“, die sich vom Menschen in Wildschweine und zurück verwandeln können. Und einer von ihnen hat beim Endkampf um den Wunderwald einen „Gott“ verwundet.

Um das zu erklären, muss ich etwas weiter ausholen. Ich gehe davon aus, dass der Leser mit Begriffen wie FOLLOW und der Fantasywelt „Magira“ etwas anfangen kann. In den 70er Jahren hatte ich da die ersten Kontakte hin und von daher kenne ich Dr. Helmut Pesch. Zwar habe ich diese Simultanwelt dann einige Zeit später wieder verlassen, bin aber über zehn Jahren wieder dabei und zwar im „Volk von Wolsan“ besser bekannt als der „Clan der Löwen“, dem mein Freund Hubert „Hugh Walker“ Straßl als „Kaiser mit der goldenen Löwenmaske“ vorsteht.

In den Zamorra-Jahren haben Werner und ich, ohne direkt Mitglieder zu sein, Kontakte zu FOLLOW gepflegt und waren auf den damaligen „Festen der Fantasy“ auch sehr willkommen. Und da stolperten wir über die Kultur des „Waldvolkes von Korossos“, bei dem uns besonders der Jäger-Clan der „Schweine“ unter Führung von Bernd Haban sehr sympathisch war. Bernd Haban war und ein bekannter Zeichner von lustigen Fantasy-Bildern und Karikaturen. Als Bayer mag er Bier – und die restlichen „Schweine“ kamen auch aus dem weißblauen Franz-Josef-Land und sind Freunde dieses nach dem Wasser ältesten nachgewiesenen Getränks der Menschheit. Ja, und wenn man dann einen Kasten guten nordhessischen Bieres dabei hat, knüpfen sich schnell Freundschaftsbande. Ich glaube, ich habe schon erzählt, dass Werner und ich dann auch in den Rang von „Ehrenschweinen“ erhoben wurden. Und ich trage diesen Titel mit einem gewissen Stolz. Und – wenn mich jemand „Schwein“ nennt kommt sofort die Antwort: „Ehrenschwein, bitte!“

Also, Bernd Haban, in der Romanhandlung „Habanos“ genannt, spielt also mit seinen Mannen beim Kampf um den Wunderwald eine tragende Rolle. Besser gesagt, die „Schweine“ nehmen etwas die Härte aus der Kampfhandlung und bringen einen gewissen Humor hinein. Denn innerhalb meiner Fantasy-Romane habe ich ja nicht nur versucht, zwar viel Action zu bringen – sondern auch die Sache mit einer gehörigen Priese Humor zu würzen.

Bleibt noch der Hintergrund zu erzählen, warum der Schweinemensch Fangarham einen Gott verwundet hat. Nun, im normalen Leben heißt er Franz Garhammer und der „Gott“ der verwundet wurde, war ich. Das mit dem „Gott“ rührt daher, das Werner immer, auf seine Eigenschaft als Schriftsteller und dem Verhältnis zu Fans hinweisend, den Spruch brachte: „Es ist nicht leicht, ein Gott zu sein.“ Und als ich die nachfolgende Episode Petra dann mal erzähle und die daraus resultierende Narbe zeigte sagte sie: „Er hat also einen Gott verwundet.“ Diese Bemerkung habe ich, wie so vieles von Petra in die Handlung mit eingewoben. Auch die „Kristallrose“, das zentrale Thema des Romans, kam von ihr. Es war allerdings eine Idee, die sie lange vorher entwickelt hatte und die ich einfach für den „Wunderwald“ nur aufgegriffen habe.

Ja, und auch Petras Idee für „Gilga, den Wabberflutscher“. Na gut, sie hat ihn aus einem Buch adaptiert – und zwar einem Taschenbuch, in dem der zweite Teil des Erfolgsfilmes „ET“ drin zu lesen war. Offensichtlich wollte Spielberg tatsächlich einen zweiten Teil des kleinen Außerirdischen drehen. Das Drehbuch war, wie alles bei Spielberg, streng geheim, aber irgend etwas war von der Handlung durchgesickert und damit war das Projekt gestorben. Es sollte, wie dann im Buch zu lesen war, eine Reise in die Welt von ET geben, wo unter anderem eben auch ein Wesen Namens Gilga, der Wabberflutscher“ haust.

Petra liebt jedenfalls die Figur und drängte mich, die in den Roman aufzunehmen. Nun, es war immerhin mal was Neues außer die sonst üblichen Fabel- und Legendenwesen. Und jetzt weiss auch jeder, warum Gilga, der Wabberflutscher, Im Wunderwalt immer seinen „Spielberg“ sucht....

Wer mal in die Universal-Studios in Hollywood kommt und zum „ET- Event“ geht, der wird die Reise in ET's Welt, die es im Film nicht gegeben hat, dort mitmachen. Man sitzt hinten wie in einer Fahrrad-Rikscha. rast erst mir einem Affentempo durch den Wald, wo Jagd auf den Außerirdischen gemacht wird und fliegt dann empor über die Welt zu den Sternen. Na klar, auch am Mond vorbei. Und dann kommt man in eine Welt von seltsamen Wesen, die an eine der heutigen Barbie-Verfilmungen aus der Feen-Welt erinnern. Ja, und weil man am Eingang seinen Namen gesprochen hat, wird man am Ausgang von ET persönlich mit pulsierendem Herzen mit einem „Good bye, Rolf Michael“ verabschiedet.

Fahrt ruhig mal hin nach LA in die Studios – und meidet den „Jurassic-Park“ wenn ihr nicht pitschnass werden wollt. Denn am Schluss geht es da nach einem hübschen Dino-Sightseeing mit dem Floß auf einer Wasserrutsche abwärts und es dauert selbst unter der Sonne Kaliforniens einige Zeit, bis man trocken ist.

Ganz klar, dass ich bei meinem Trip durch die USA in LA nicht nur direkt im „Hollywood- Holiday-In“ gewohnt habe, sondern auch in den Universal-Studios war – und dort sogar Freundschaft mit einem echten Star, dem Hauptdarsteller mehrerer Filme geschlossen habe. Doch – das kann ich mit Fotos beweisen - ich habe den Star sogar im Arm. Er hat in den „Dr. Dolittle-Filmen“ mit Eddy Murphy eine Hauptrolle gespielt und war auch an der Seite von Pierce Brosnan im Vulkan-Film „Dantes Peak“ dabei. Allerdings war es kein Mensch – sondern der Hund, den ich zufällig neben der Animal-Training-Show sah und mit dessen Trainerin ich mich sehr nett unterhalten habe. Bei diesem Besuch bei Universal wurde auch das Bild mit dem Vampir mit dem Aussehen von Bela Lugosi auf meiner Web-Seite gemacht. Wer reingucken will – geht auf meine Homepage.

So, nun muss ich aber noch erzählen, wie das war, als ein „Gott verwundet wurde“.
Es war das Jahr, als wir beim Zelt-Con in Ahnatal einen Teil vom Zamorra-Filme drehten und auch vorher beim Marlos-Con in Nürnberg einige Episoden für diesen Streifen abkurbelten. Das Jahres-Treffen von Dan Shockers Fantastik-Club war für Werner und mich eine Pflicht-Kür. Allerdings lief am gleichen Wochenende in Passau das „Fest der Fantasy“. Und da wollten Werner und ich natürlich auch hin. Man kommt ja so selten dazu, mit Schwert und Gewandung durch die Gegend zu promenieren. Also sind wir am Freitag erst mal mit Werners „Excalibur“ nach Passau gefahren und wollten am nächsten Tag nach Nürnberg. Das Fest fand in diesem Jahr in irgendeinem Wildergelände außerhalb von Passau statt. Kein Problem, wir hatten „Chateau Montagne“ dabei – das war der Name von Werners Zelt... bei uns hatten schließlich nicht nur die Autos, sondern auch sonst alles Namen....    

Das Zelt war aufgestellt, der Kasten nordhessisches Bier angebrochen und die Waffen hingen malerisch an einem Baum. Ich hatte damals neben meinem Schwert „Friedensstifter“ noch eine Streitaxt mit dem Namen „Melody“ - wenn sie auf Metall traf, hallte sie sehr lange nach. Was Werner aus seinem reichhaltigen Arsenal archaischer Waffen dabei hatte, weiß ich nicht mehr – für diese Episode ist sein Schwert „Aldonis“ von Belang. Das hatte die gleiche Größe wie der „Friedensstifter“.

Nun hatten Werner und ich damals eine Art Schwertkampf eingeübt, den wir vor Publikum recht gern zeigten. Wir haben damals ja keine Gelegenheit ausgelassen, uns so richtig in Szene zu setzen. Werner und ich standen aus Sicherheitsgründen dabei weit auseinander und gaben uns unauffällige Handzeichen, wenn einer vorrücken oder zurückweichen sollt. Das sah ganz malerisch aus, die Schwerter klirrten und obwohl es durch die eingehaltene Entfernung absolut ungefährlich war, wirkte ein solcher Kampf auch recht spannend. Und es ist dabei auch nie was passiert – bis dann eben....

Denn wenn sich jemand meine Streitaxt vom Baum nimmt und mit Gebrüll angestürmt kommt, um in dieser „Inszenierung“ den wilden Barbaren zu spielen, ändert sich das ganze Konzept. Zumal dieser Axtschwinger in dem Zustand war, der in der Bibel, Apostelgeschichte Kapitel 2, Vers 13, genannt wird.

Statt dass ich Kamel zurückweiche und den ziemlich angetrunkenen „Franzl“ ins Leere laufen lasse, musste ich natürlich, nicht minder angetrunken, um nicht zu sagen, schon ziemlich besoffen, mit einer Heldenpose, die bei einer Siegfried-Inszenierung in Bayreuth sicher Szenen-Applaus hervor gerufen hätte, die Herausforderung des „Barbaren“ annehmen.

Jedenfalls habe ich trotz schon erheblichen Alkoholspiegels versucht, den Hieb mit der Axt zu parieren. Das klappte auch so weit. Ich fing die Axt mit der flachen Schwertklinge auf und deshalb ist vermutlich mein Oberstübchen heil und wurde nicht geöffnet, dass der Vogel da drin rausfliegen konnte. Allerdings wurde eben die flache Klinge getroffen, an der die Schneide der Axt zwar abglitt, jedoch auch nicht durch die Parierstange abgehalten wurde und sich so in den Zeigefinger meine rechten Hand bohrte. Ja, und so hatte ich das Vergnügen, mein Blut fließen und meinen Knochen zu sehen.

Ja, was war nun zu tun. Das „fröhliche Waffenspiel“ endete, der „Franzl“ ging auf Tauchstation und Werner holte den Verbandskasten aus dem Auto. Zum Arzt fahren ging nicht, weil jeder der Anwesenden ein gehöriges Quantum Alkohol in sich hatte. Außerdem wollte ich das gar nicht. Ich hatte nämlich, wie bereits erwähnt, mächtig einen geladen und brüllte nach Whisky zum Desinfizieren. Schließlich macht John Wayne im Film das auch immer so, wenn er eine Kugel gefangen hat und kein Doc in der Nähe ist. Und wie mein großer Western-Heros habe ich dann auch den Bourbon in die Wunde gegossen und den Schmerz ebenso betäubt, wie das eben immer John Wayne gemacht hat. Der hat nämlich im Film die Flasche auch nach der äußeren auch noch zur inneren Desinfektion genommen.

Ja, und nachdem ich einige ordentlich Schlucke Whiskey (es war Bourbon – wo ich doch eigentlich Scotch bevorzuge) genommen hatte, war der Schmerz ohnehin nicht mehr so stark. Der Verband, den Werner angelegt hatte, hielt gut – und wie ich den Leuten mehrfach versicherte, hätten Conan und andere Fantasy-Helden oder auch unsere germanischen Vorfahren so was nicht als „Wunde“ betrachtet. Also wurde weiter getrunken und sich irgendwann ins Zelt gerollt. Am nächsten Tag sind wir dann nach Nürnberg zum Marlos-Con gefahren und danach hätte ein Besuch bei einem Arzt auch keinen Sinn mehr gehabt. So ist eine respektable Narbe als Erinnerung geblieben, die allerdings jetzt, 30 Jahre später, kaum noch wahr zu nehmen ist.

Ja, so war das eben, als „ein Gott verwundet wurde“. Es ist schon seltsam, was einem so alles für Episoden wieder einfallen, wenn er sich so seine „schriftstellerische Karriere“ erinnert. Es war wirklich damals „'ne geile Zeit...“

Bleibt noch zu erwähnen, dass man Ende der 80er Jahre anlässlich eines Quiz beim Fest der Fantasy die Frage gestellt hat, in welchem deutschen Fantasy-Roman Leute von FOLLOW als Hintergrundfiguren auftauchten. Das Ergebnis war niederschmetternd. Nicht einer der Teilnehmer konnte darauf eine Antwort geben. Man las eben in diesen illustren Kreisen keine Fantasy aus „deutschen Landen“ - und schon gar keine, die mal als Heft raus gekommen waren. Man war ja, wenigstens damals, bei FOLLOW so elitär, dass man nur angloamerikanische Fantasy las – und das möglichst noch im Original. Nicht mal Wolfgang Hohlbein wurde in diesen Kreisen besonders geschätzt.

Von daher ist eine Bemerkung von Doktor Pesch zu erklären, wenn ich ihm eine Idee für einen Fantasy-Roman vorgelegt habe. „Wenn d a s  aus Amerika käme...“ Dieser Spruch hat bei mir echt die Hörner rauskommen lassen. Und den absoluten Frust. Und ein anderer Verlagsmensch von Bastei brachte dann ein: „Wenn wir deutsche Fantasy wollen, dafür haben wir Wolfgang Hohlbein!“

Allerdings sagte mir bei einem Besuch mit Hermann im Bastei-Verlag der damalige Chef-Redakteur: „Mit Ihren Fantasy-Romanen haben wir Geld verdient!“ Das bedeutet, dass es guten Verkauf und wenig Remission gegeben hat. Aber ein neues Fantasy-Projekt oder auch eine Fortsetzung der „Straße der Götter“, die ca. 500 Jahre später einsetzt, als in Salassar nur noch ein halb zerfallenes Standbild von Sina, Ferrol und Churasis vorhanden ist, wurde dennoch abgelehnt.

Das war allerdings Anfang der 90er und schon lange her. Heute scheint man bei den Verlagen inzwischen festgestellt zu haben, dass auch andere deutsche Autoren Fantasy schreiben können. Also ist das alles so wie damals in den 50ern mit der Science Fiction, wo ein Walter Ernsting seine ersten Romane auch von „Clark Darlton“ und „aus dem Amerikanischen Übersetzt von Walter Ernsting“ anbieten konnte. Nur auf diese Art konnte Walter damals seine ersten eigenen Romane bei den Verlag, wo er eigentlich als Übersetzter tätig war, absetzen.
 
Das Honorar für den „Wunderwald“ war jedenfalls ein warmer Regen für das total überzogene Konto, das sich, wenn auch nur langsam, wieder auffüllte, weil Petra dann auch eine Arbeit angenommen hat. In ihrer Branche ist sie sicher hoch qualifiziert. Es hat damals keine Woche gedauert, bis sie einen Job hatte, der auch noch gut bezahlt wurde. Und – als in ihre zweiten Ehe, nachdem Sohn Kevin „aus dem Gröbsten raus war“, wieder eine Arbeit gesucht hat, dauerte es auch nur kurze Zeit, bis sie wieder einen Job hatte – und heute noch hat.

Danach war in Sachen „Schreibe“ erst mal nicht so viel los. Es gab noch einige Melissa und Mitternachtsromane, dazu einige erotische Liebesromane der Serie „Jennifer“ und zwei Lassiter. Aber über diese Sachen berichte ich ein anderes Mal. In Sachen „Fantasy“ tat sich erst mal nichts mehr – nur, dass mir Helmut Pesch erklärte, die Sache wäre noch akut und nicht vom Tisch.

Es war beim zweiten Kongress der Fantasy in Passau, wo ich neben anderen echt hochkarätigen Referenten über das „Entstehen einer Fantasy-Welt“ referiert habe und dazu eben die „Straße der Götter“ genommen habe. Und, im Gegensatz zu den wissenschaftlich-ernsthaften Vorträgen der anderen Referenten habe ich die Sache so locker vorgetragen, wie ich hier bei einer Teestunde plaudere.

Aber ich will hier nicht von meiner Plauderei am Rednerpult mit Kasseläner Akzent berichten, sondern von einem Gespräch mit Helmut Pesch. Er erklärte mir, dass er von der Redaktion der Bastei-Taschenbücher zum Lübbe-Verlag wechseln und künftig internationale Top-Autoren belletristischer Hard-Cover betreuen würde. Ken Follett war einer der Namen, die mir damals schon bekannt waren. Aber Helmut wollte die „Straße der Götter“ noch zu einem Ende bringen und orderte einen letzten Band, wo die Sache logisch und schlüssig zu Ende bringen sollte. Aber es sollte Fantasy in dem recht eigenwilligen Stil werden, mit dem ich damals als Heft experimentiert habe und der damals, so weit ich weiss, kein Gegenstück hatte. Wie das heute aussieht, weiß ich nicht, weil ich eben hauptsächlich Sachbücher zur Mystik, Esoterik oder Geschichte lese und weitgehend auf Belletristik, egal welche Art, verzichte.  

Ich wollte zwar eine actionreiche Fantasy machen, wo die Schwerter klirren, aber möglichst ohne Tode und Verletzte. Das habe ich so ein wenig von Karl May, einem meiner ganz großen Vorbilder, abgeguckt. Beim Zamorra haben Werner und ich dieses Prinzip ja auch verfolgt – jedenfalls, wenn es sich um Menschen handelte. Bei Dämonen und anderen Wesen der Nacht gab es diese Rücksichtnahme allerdings nicht.

Als ich das erste Fantasy-Heft fertig hatte und feststellte, dass die Handlung zwar actionreich, aber gewaltlos war, wollte ich das so weit es ging in der ganzen Serie durchziehen. Und – bis auf einige wenige Ausnahmen, hauptsächlich im letzten Band, ist das auch gelungen.

Dazu kam ein gewisser Humor, den der kleine Drache Thaluga mit einbrachte, coole Sprüche von Sina und Ferrol und diverse Running-Gangs, wie die Verhandlungen des Schrates Wulo mit dem Zauberer Churasis für die Bezahlung der Zauberhilfen mit Milch und Mohrrüben. Und natürlich, gerade im letzten Band, die kindliche Betrachtungsweise der großen Weltereignisse durch Thaluga und seine Ansichten vom Krieg, den er ja dann auch auf seine Weise verhindert.

Vielleicht sei hier ach noch die Göttin Stulta erwähnt, die zwar zu den „bösen Göttern“ des Orthos gehört, dort aber eigentlich nicht hin passt. Sie ist nämlich die Göttin der Einfalt und des Unverstandes – um nicht zu sagen der Dummheit. Im Verlauf der Handlung bekommt sie noch eine kleine schwarze Katze, ihr Munzelchen, zugespielt... das war zu der Zeit, als Sina, unsere schwarze Katze, ins Haus kam, die sich nach Petras Weggang dann als die neue und absolute Hausherrin fühlte. Die Göttin Stulta aber brachte eben durch ihren Unverstand die Pläne der anderen Orthos-Götter ganz schön ins wanken – und sie ist auch meine eigene Erfindung – obwohl sie von Petra sein könnte.

Also, für die Zeit vor ungefähr 20 bis 25 Jahren waren meine Fantasy-Romane sicher schon recht ungewöhnlich. Aber die Rechte für amerikanische oder englische Fantasy waren trotz der Übersetzungen günstiger. Ganz klar, dass man bei den Verlagen lieber Romane kaufte, wo man aufs Cover schreiben konnte „Amerikanische Auflage 200 Tausend“. Für Ami-Land ist nicht schlecht – für Deutschland hört sich das gigantisch an. Das Ganze klingt dann wie: „Leute, fresst Scheiße. 60 Milliarden Fliegen können nicht irren!“ Was will man mit einer von mir vermuteten Auflage meiner Fantasy-TB's von ein paar tausend Stück pro erschienenen Band schon sagen? Auch, wenn sich die Auflage gut verkauft hat ist das so, als würde man den Erfolg von „John Sinclair“ mit der weltweiten Verkaufsauflage von „Harry Potter“ vergleichen.  

Werner bezeichnete meine Fantasy-Romane, weil eben nicht gestorben wurde, als „Kinder-Bücher“. Alles das mag richtig sein oder nicht. Tatsache ist aber – die Handlung ist einfach so aus mir heraus geflossen. Und – das gilt seinerzeit auch für die überwiegende Mehrheit meiner Zamorra-Romane und die Handlungsschienen. Da war nichts lange geplant, es floss einfach raus aus dem Gehirn in die Finger und in die Tasten. So einfach war das. Ich muss nicht jahrelang eine Novelle oder einen Roman planen. Ich setze mich ran, wenn ich Lust habe, und dann fließt es einfach raus. Natürlich muss ich die Zeit und die Muße dazu haben – und die hatte ich in den vergangenen Jahren, wo ich im Berufsstress war, einfach nicht und deswegen habe ich seit den historischen Hardcovern mit Novellen aus der Geschichte Nordhessens zur Germanenzeit und im Mittelalter nichts veröffentlicht. Möglich dass das, wo ich jetzt im Ruhestand bin, etwas anders wird.

Aber – auch wenn ich die Fantasy heute zu Ende bringen wollte – und das auch tue – ihr werdet es erst in der nächsten Woche lesen. Denn meine Teestundenzeit sit schon wieder überzogen – und deshalb kommt der Schlussband „Götterkrieg“ und was danach kam, erst in der nächsten Woche.

Bis dahin also – immer schön fröhlich bleiben. Und wenn ihr eine Katze seht, die auf euch zukommt und gestreichelt werden will, dann tut das einfach mal. Denn dann wird euch Bastet, die altägyptische Göttin der Liebe mit dem Katzenkopf, gnädig sein...

 

Kommentare  

#1 Stefan Holzhauer 2009-02-05 23:26
Wer mehr zu Follow wissen möchte: www.follow.de
#2 Dolmial 2009-02-16 19:39
Funktioniert das auch mit Hunden, die man fuettert? Vielleicht ist einem dann ja Anubis gnaedig, der das Abwiegen des Herzens des Pharao ueberwacht, wenn dieses mit Maat aufgewogen wird. Und wenn, hat dieser bestimmt den ganzen Rhabarber um seine Rede nicht noetig, die eine Zulassung zum Leben nach dem Tode bewirken soll.

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