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Götter, Vorgeschichten, Konzepte und Einfaches

Teestunde mit RolfMoin Rolf. Der Tee ist bereitet. Erzähl mal munter weiter aus der Zeit der Terra Press und dem Werden der Straße der Götter von der Fanidee bis hin zum Professor Zamorra. Ich nehme an, uns erwarten auch viele Geschichten vom Wegesrand, oder?

Götter, Vorgeschichten, Konzepte und Einfaches

Orthos und Olympos.

Das sind zwei Namen, die sich in den Gehirnwindungen des Lesers fest fressen. Zwei Synonyme für Hölle und Himmel, die jeder sofort verinnerlicht.

Wahrscheinlich hat Werner diese beiden gängigen Begriffe deshalb gewählt (statt sich für den Namen der Götterwelten etwas Außergewöhnliches auszudenken, wie er es beispielsweise mit dem Namen des Dämonen Gromhyrxxa gemacht hat), weil es so bekannt und vertraut klingt. Gromhyrxxa ist eine ureigene Erfindung und dieser Dämon ist in keinem der alten Grimorien zu finden.

 

Wie ich schon mehrfach erwähnt habe, dachte Werner bei der Erstellung seiner Ideen und Geschichten ja von Anfang an in den Dimensionen des Heftromanes. Also mussten die Namen und Begriffe auch „heftromangerecht“ formuliert werden.

Und schon mal vorab gesehen, wurden die Begriffe „Orthos“ und „Olympos“ auch dann auch verwendet, als Werners Konzept zu einem Teil des Hintergrundes wurde, den wir bei den Romanen für Bastei-Fantasy nutzen wollten. Aber davon habe ich bereits ausgiebig erzählt und es kann problemlos nachgelesen werden.

Es ist mir heute noch unbegreiflich, dass ein Dr. Helmut Pesch damals hier keine Änderungen dieser Namen verlangte. Ich bin mir sicher, dass er in der Sprache der Hochelben von Irmladis oder den Lauten, welche die Orks von Mordor sprechen, geeignete Worte gefunden hätte.

Allerdings war Werner alles andere als ein Tolkien-Fan, wie schon betont.

Allerdings hat sich hier das Wort Goethes mal wieder bewahrheitet, dass ich ihm damals oft zitiert habe wenn er meckerte, ich würde die Leser mit zu „hochgestochenen Sachen belasten“.

„Was glänzt, ist für den Augenblick geboren. Das Echte bleibt der Nachwelt unverloren!“

Tolkiens Werke wird man noch in hundert und mehr Jahren lesen. Es ist Weltliteratur. Mal sehn, wer in zehn Jahren den Autoren W.K.Giesa noch kennt – oder die Serie „Professor Zamorra“. J.R.R.Tolkien und den „Herrn der Ringe“ - die kennt man dann auf jeden Fall noch. Denn sie gehören zu den großen Säulen, die am Eingang zum Tempel der Fantasy stehen.

Und in meinem Hintergrund war schließlich mit dem Elbenkönig Glarelion auch ein Teil von Tolkiens Gedankengut mit in den Zamorra gebracht worden. Wär ich länger dabei gewesen, ich hätte, ohne das es der normale Leser gemerkt hätte, außer den Ideenwelten von Howard und Lovecraft auch noch eine ganze Menge Hintergrund aus der Vorzeit des „Ringkrieges“ in die Serie hinein gebracht.

Das hat nichts mit „abkupfern“ zu tun. Von allen drei Autoren wurde ja eine „Pseudo-Historie“ unserer Welt geschaffen. Zivilisationen unseres Planeten in einer grauen Vorzeit, die es nie gegeben hat. Dazu gehört auch die Welt von „Mittelerde“ - und Mittelerde ist ja nur ein Teil dieser Welt – in der ja das Reich der Elben im Westen immer nur erwähnt wurde.

Wie es eine Art Leidenschaft von mit ist, Zeitabenteuer immer genau so in tatsächliche Ereignisse einzupassen und ihnen einen Sinn zu geben, dass sie entweder die Ereignisse so verändern, dass die uns bekannte Geschichte ablaufen kann – oder, wie in meinem „Rom“-Zyklus, das Ablaufen der realen Geschichte gewährleisten muss, weil der Teufel versucht, die Vergangenheit so zu manipulieren, dass Zamorra und Nicole nicht geboren werden.

Und so was, liebe Teestunden-Freunde, ist viel, viel komplizierter und schwerer als einfach nur drauf los zu schreiben und notfalls was Neues zu erfinden, wenn das eigene Wissen aussetzt, weil es ja ein Heft-Roman ist, bei dem es nicht so drauf ankommt.

Auch die Bastei-Fantasy waren Heft-Romane – wenn sie auch nach den Vorstellungen von Dr. Pesch das Niveau von Hard-Covers erreichen sollten.  
 
Aber auch wenn sich in der Fantasy-Fassung von der „Straße der Götter“ die Namen von Zeus & Co. oder Abbadon und seiner Meute änderten – Orthos und Olympos blieben.

Diese Begriffe verschwanden erst, als ich meine Fantasy-Romane für eine Veröffentlichung als e-book bei „Readers-Planet“ völlig neu durchgesehen und bearbeitet habe. Aus der „Straße der Götter“ wurde dann auch die „Adamanten-Welt“.
 
Der Bastei-Verlag hatte vertraglich auf diese Namen aus den Heften die Rechte und ich wollte auf jeden Fall juristischen Ärger vermeiden. In der Adamanten-Welt habe ich den Olympos in „Jhardischtan“ und den Orthos und „Jhinnischtan“ umgenannt.

Allerdings habe ich auch bei dieser Namensgebung mich nicht von Altmeister Tolkien und seinen Sprach-Kreationen leiten lassen. Die Namen kommen schlicht und ergreifend von meinem hohen Leitbild Karl May, dem ich hier für ein wenig bekanntes Werk, das er wirklich mit „Herzblut“ geschrieben hat, eine kleine Verbeugung widmen wollte.

In seinem Spätwerk „Ardistan und Dschinnistan“ hat Karl May auch zwei Reiche gegeneinander gesetzt. Wenn es auch hier Reiche mit reinem orientalischen Gepräge sind und die Grundsubstanz dieser Romane religiöse Dinge aus Christentum und Islam sind. Dabei ging es Karl May nicht nur um die Gegensätze und die Gemeinsamkeiten dieser Religionen. Da sollten mal die Mullahs aler Medressen ihre Nase reinstecken. Und auch den Jungs von der Pius-Bruderschaft, von „Opus Dei“ und selbst „seiner Heiligkeit“ könnte ist nicht schaden.

In „Ardistan und Dschinnistan“ legte Karl May einen großen Teil der Grundlagen zur zum Thema seines letzten Vortrages, den er in Wien hielt. Der Titel diese Vortrages war: „Empor ins Reich der Edelmenschen“. Und unter den Zuhörern saß Bertha von Suttner, deren Buch „Schwerter zu Pflugscharren“ damals Aufsehen erregte.

Ich gebe zu, dass sich „Ardistan“ und „Der Mir von Dschinnistan“ sehr schwer lesen lassen und heute vielen Leuten heute vom Inhalt her als überholt gelten. Aber – wer sich mit Karl May beschäftigt weiß, dass diese beiden Bücher sein Vermächtnis an die Nachwelt sind. Dass die Nachwelt „diesen Karl May“ nicht verstanden hat – das beweist der erste Weltkrieg.

Und damit zurück zum Thema. Aber manchmal sind so kleine Wege abseits unseres eigentlichen Pfades auf der Straße der Götter notwendig, um die vielfältige Entwicklung aufzuzeigen, die aus Werners Grundidee entstanden ist. Denn außerhalb der Zamorra-Gemeinde ist die Straße der Götter eigentlich vergessen.

Wer ohne Kenntnisse über die Bastei-Fantasy-Hefte und die nachfolgenden TBs die „Adamanten-Welt“ liest, der wird keine Verbindung zur Straße der Götter im Zamorra erkennen. Denn Werners „Dhyarra-Kristalle“ - das sind hier die Adamanten – die Götter-Steine. Die konnte ich leider nicht aus dem Text nehmen, weil ich sonst völlig neue Romane hätte schreiben müssen. Und auch die Namen der Reiche, ihrer Herrscher und die Ränge der Würdenträger wurden geändert und den neuen Verhältnissen angepasst.

Aber nachdem wir hier sogar etwas über das Ziel hinaus einige Jahre voraus gelaufen sind – zurück zu den Anfängen in Terra-Press.

Dass der Begriff des „Orthos“ eben nur eine kleine Abwandlung des römischen „Orcus“ ist, erkennt wahrscheinlich jeder, der sich auch nur als Kind halbwegs mit den Sagen der Antike beschäftigt hat. Und „Olympos“ - darüber brauchen wir gar nicht zu reden.

Und wie sich das für den „Olymp“ gehört, ist auch ein gewissen „Zeus“ da der Oberindianer. Der „Majestix“ der Götterwelt. Der „Chef“, der schlussendlich zu Sagen hat. Und da Werner auch keine Beziehungen zu sonstigen Mythen gezogen hat, lag es auf der Hand, dass wir die Straße der Götter später mir der Idee der Dynastie der Ewigen verschmolzen haben.

Zeus – der wohl bekannteste antike Gott, in tausend Kreuzworträtseln gefragt und sogar in den alten italienischen Sandalenfimen immer mal wieder genannt - war der Garant, dass der Leser diese Figur zu den „Guten“ zählte...

Aber – schon die nächste und schillerndste Figur aus dem Terra-Press-Original gehört eigentlich nicht in die Nähe des Zeus, weil er nämlich bei der skandinavischen Konkurrenz beschäftigt ist.

Ich meine hier „Thor von Asgaard“. Ein muskelbepackter Götter-Held mit coolen Sprüchen, in dem sich alle Arten von Muskelhelden wie Herkules und Maciste mit dem fliegenden Marvelhelden mit dem Hammer und dem roten Wettermäntelchen vereinigen.

Denn wie der Name so sagt, haust der „der mächtige Thor“ nämlich in auch Asgaard, wo Odins Walhall steht. Aber im Gegensatz zum Olymp de Zeus, wo sich eine elitäre Göttergruppe bei Ambrosia und Nektar langweilt ist Asgaard und Walhall ja unter gewissen Voraussetzungen auch für den Normalbürger geöffnet.

Außer Zeus ist Thor von Asgaard die Hauptfigur in Werners ursprünglichen Olympos. Ein „Macher“ der notfalls alle Probleme mit einem Hieb oder dem Wurf seines Hammers erledigt. Vielleicht hätte Werner ihm dann noch den Gott Chronos zur Seite stellen sollen, der ja eine Sichel schwang. Dann hätte er mit diesem Duo sicher nach einer Übersetzung seiner vielleicht noch etwas abgewandelten Story in der damaligen Sowjetunion Erfolge gehabt. Zumal er ja als „Gregor Stephanowitsch Illjuschyn“ ein russisches Pseudonym hatte.

Hammer und Sichel als Symbole der Straße der Götter – der Olymp als das sozialistische Arbeiterparadies – das wäre doch mal eine echt beißende Satire geworden. Zumal „Pluton“ ja als Herr des Reichtums gilt, wie ihr schon im zweiten Teil von Goethes „Faust“ nachlesen könnt.

Das Ganze hätte eine interessante Allegorie zwischen Sozialismus und Kapitalismus gegeben. Aber als ich ihm das mal Jahre später bei einer „Bierkonferenz“ sagte, war die Sache auch schon im Heft gelaufen und Werner hatte keine Zeit mehr, solche spitzfindigen Satiren zu schreiben.

Übrigens – Chronos benutze in der griechischen Mythologie die Sichel, um auf den Rat seiner Mutter, der Erdgöttin Gäa seinen Vater Uranus, den Herrn des Himmelsgewölbes, zu entmannen und in den Tartaros zu stürzen – das ist die Hölle der alten Griechen. Durch das Vorbild des Chronos (das Wort bedeutet „Die Zeit“) trägt der Tod in unserer Vorstellung seither neben dem Stundenglas für die Zeit auch die Sense – was ja nur eine Vergrößerung der Sichel ist.

So, wieder was dazu gelernt von den Hintergründen der phantastischen und Horror- Literatur. Denn diese alten Sagen und Legenden sind wie auch die altorientalischen und asiatischen Märchen ein unermesslicher Brunnen, aus dem man neben Wissen als Schriftsteller auch Ideen schöpfen kann.

Und wenn man so die alten Gespenster-Krimis und ähnliche Serien durchblättert, dann kann man feststellen, dass dies keine Weisheit ist, die ich hier neu verkünde. Sie wer schon vorhanden und wurde befolgt bevor ich überhaupt daran dachte, irgendwas wie eine Story zu Papier zu bringen.   

Werner gehörte jedoch zu den Autoren, die sich nicht von alten Überlieferungen inspirierten, sondern mit den Gedankengängen der Science Fiction eigene Sachen entwickelte. Die Straße der Götter ist dafür ein Parade-Beispiel.

Denn im Weiteren zog Werner so ziemlich alles, was ihm nach eigenem Wissen an antiken Göttern geläufig war, in den Kreis des Olympos. Es war wie bei einer gemischten Raubtiergruppe. „Tiere, die sich in freier Natur nie begegnen....“

Natürlich kam da auch im vierten oder fünften Band ein völlig unscheinbarer Gott, den Werner Yahve genannt hat. Es mag aber auch sein, dass er eine andere Schreibweise bevorzugte – das weiß ich jetzt nicht mehr.

Dieser Yahve war ein kleiner Großsprecher und Intrigant, der jedem der anwesenden Götter klar zu machen versuchte, dass er irgendwann die ganze Macht im Olympos übernehmen würde. Und dann würde es in der ganzen Welt nur noch ihn und niemanden anders geben. Der „mächtige Zeus“ hat ihn auch genau so wenig als Gegner erst genommen also würde ich den Klitschko-Brothers sagen, dass ich sie beide aus dem Ring hämmern würde. Über so was ist man so erhaben wir der Elefant gegenüber einem Kaninchen.

Dieser kleine Gott Yahve war also so ein kleiner „Isnogud“ der Götterwelt, der Zeus anstelle von Zeus werden wollte. Aber Zeus war viel zu mächtig und über solche Sprüche viel zu erhaben – in Werners Straße der Götter wenigstens. Die religiöse Denkungswelt der letzten zweitausend Jahre sieht da etwas anders aus. Aber ich habe ja schon erzählt, dass Werner nicht nur ein gespaltenes Verhältnis zum Christentum, sondern überhaupt zu jeder Art von Religiösität hatte.

Und jetzt weiß Werner ja, was sich hinter dem dunklen Schleier befindet, durch den wir alle mal gehen müssen. Vielleicht hat er ja Glück und es ist so, wie es seinen damaligen Vorstellungen entspricht. Wenn aber der Herr Pfarrer Recht hat... nun, er weiß es jetzt. Und wir werden es irgendwann auch wissen....

Dieser „kleine Gott“ ist in der ganzen ursprünglichen Handlung in der Straße der Götter eigentlich nur eine Randerscheinung der damaligen Handlung und mir nur im Gedächtnis geblieben, weil ich in religiöser Hinsicht etwas sensibler bin als es Werner war.

Kurz gesagt, ich halte es mit Conan von Cimmeria, der nach seinem Verhältnis zu den Göttern befragt, antwortet:

 „Ich möchte nicht auf ihre Schatten treten...!“

Und deswegen habe ich mich beispielsweise auch vor den Götterbildern in den Hindutempeln verbeugt. Es hat ja keinem geschadet, aber die Priester und Mönche waren richtig glücklich, dass ein „Faringi“ ihren Göttern Ehrfurcht erwiesen hat.

Natürlich, für mich waren das eben keine Götter, die man anbeten muss, sondern Steinbilder – und deshalb bin ich mir auch nicht bewusst, gegen das „Erste Gebot“ verstoßen zu haben. Aber das wussten ja die Priester nicht.

Allerdings – wo Menschen beten – das ist für mich „Heiliger Boden“ - egal welcher Glaube das ist oder zu welchem Gott die Menschen dort rufen...

Und ich kann mir nicht vorstellen, dass jene Allmacht, die das unendliche Universum erdacht und erschaffen hat, daran Anstoß nehmen kann, weil ich, um einige Menschen glücklich zu machen, vor irgendwelchen Figuren oder dem heiligen Stein in der höchsten Kammer vom Tempel des Mondgottes Chandra in Bikaner das Nickemännchen gemacht habe.

Jedenfalls war es eine hohe Ehre, die mir die Priester zuteil werden ließen, dass sie mich den heiligen Stein des Mondgottes sehen ließen. Für einen Asthmatiker war es allerdings eine ziemliche Anstrengung, dem Priester bis in die oberste Kuppe des Tempels zu folgen. Dennoch, wenn das Abenteuer ruft... da bin ich sogar auf eins der Minarette der Al-Aksar-Moschee in Kairo hoch geklettert. Und das, obwohl die Stufen der Wendeltreppe ausgetreten und brüchig waren und es im Dunkel der Windungen keine Beleuchtung als eine Taschenlampe mit Funzel-Licht gab. Was tut man nicht alles, wenn man Indiana-Jones nacheifert...

Also, nach der christlichen Lehre komme ich in die Hölle und nach dem Islam in die Dschehenna. Nach dem Hindu-Glaube werde ich als Tier wieder geboren. Hoffentlich als Löwe im Zoo, wo ich regelmäßig mein Fresschen bekomme, von den Leuten angestaunt werde und ansonsten den ganzen Tag faulenzen kann.

Aber wenn dem nach meinem Gang durch das dunkle Tor doch Bedeutung beigemessen werden sein sollte, dass ich mich vor den Bildern von Brahma, Wischnu, Schiwa und anderer Hindugötter verbeugt habe – dann werde ich es irgendwann genau so wissen, wie es W.K.G. jetzt schon weiß.

Übrigens – Werner und ich sahen diese Sache, was nach dem Ableben so kommen mag, schon damals ganz locker. Irgendwann haben wir abgemacht, dass wir uns irgendwann beim Asmodis in „Kessel Sieben“ treffen.
Und was wäre dann die Hölle für Werner und mich gewesen? Denn zum Kohlen schaufeln wären wir ja beide wegen unseren „zwei linken Händen“ nicht zu gebrauchen gewesen..

Ja, uns hätte man wahrscheinlich die Romane diverser Autoren-Kollegen, die ich hier aus Gründen des Diskretion nicht nenne, zu Lesen gegeben. Für Werner hätte es zur Verschärfung Wiener Schrammel-Musik gegeben. Bei mir reicht es völlig aus, mit dem Endlos-Sound von Dieter Bohlens „Modern-Talking-Kompositionen“ berieselt zu werden...

Wie auch immer, liebe Freunde, wenn das alles so ist, wie es uns Gottes Bodenpersonal so lehrt, dann kommt auch zu uns in den „Kessel Sieben“ – da läuft dann 'ne echt geile Party....

Übrigens – noch mal zurück zu dem „kleinen Gott“ neben Zeus. Die wenigsten wissen, dass Jahwe, wie in „Knaurs Lexikon der Mythologie“ zu lesen ist, auch der Name eines uralten Berg- und Naturgottes der Keniter war, die auf der Halbinsel Sinai hausten. Da ja Moses nach seiner Flucht vor dem Zorn des Pharao wegen des erschlagenen Ägypters beim Priester Jethro auf dem Sinai Zuflucht fand, ist es also verständlich, woher der Name des Gottes vom brennenden Dornbusch kommt. Immerhin brannte dieser Busch auf dem Berg Sinai....

Auf diese Sache hätte ich damals gern noch beim „Zamorra“ eingegangen. Nämlich in einem dritten Zeitabenteuer ins Ägypten von Pharao Ramses und dessen „Bruder“ Thutmoses, der dann den Exodus der Israeliten zum Thema gehabt hätte. Zamorra hatte diesen Thutmoses ja in der Handlung des zweiten Bandes „Der Fluch des Ägyptergrabes“ mit einem Anhänger und Priester des untergegangenen Aton-Kultes des „Ketzer-Pharao“ Echn-Aton zusammen gebracht. Und damit war die Grundlage für die Religion eines „einzigen Gottes“ gelegt.

Aber – diese Art Erklärungen der biblischen Geschichte hätte man mir damals in einer Heft-Serie doch nicht durchgehen lassen. Höchstens vielleicht in der Zeit-Kugel, die aber damals schon zur „Geschichte des Heftromans“ gehörte. Von der Zamorra-Redaktion wurden damals schon meine Zeitabenteuer nicht sehr gern gesehen, weil die Handlung in der Vergangenheit keine parallele Nebenhandlung in unserer eigenen Welt hatte.

Aber die Zeitabenteuer - dazu kommen wir noch

Die Straße der Götter hatte in ihrer Urform bei „Terra-Press“ sicher nicht einmal die Länge eines heutigen Heftromans. Ich weiß auch heute nicht mehr, wie viele Hefte Werner damals davon produzierte – vielleicht sind es sechs oder acht Stück gewesen – keinesfalls mehr als zehn Hefte. Die Handlung im Damon und Byance war auch abgeschlossen. Allerdings mit einem Ende, das eine Fortsetzung geradezu verlangte.

Werner wollte die Straße der Götter auch immer mal weiter bauen. Aber als Werner dann die Chance bekam, professionell Heftromane schreiben zu können, wurde die Straße der Götter wie so vieles, was W.K. noch geplant hatte, auf Eis gelegt – um Jahre später beim „Zamorra“ recycelt zu werde.

Jedenfalls sind in der „Terra-Press“-Fassung nur die Grundlagen vorhanden, die Werner später für die Straße der Götter übernommen hat. Also ein etwas überdimensionaler „Ideen-Zettel“. Nicht mal ein Expose – denn es musste ja in die bis dahin von Werner entwickelte Rahmenhandlung bei Zamorra erst eingepasst werden. Es war, als ob er aus einem blanken Gerippe einen neuen Menschen geschaffen hätte.

Und weil es jetzt hier passt, werde ich nun die beiden Handlungsstränge „Straße der Götter“ und „Der Zamorra vor W.K.G. “ zusammenlegen.

Anstelle mich ausschließlich der Straße der Götter zu widmen werde ich jetzt auch über Werners Anfänge im Heftgeschäft berichten. Denn sonst muss ich nach meiner Erzählung über die „Straße der Götter“ wieder unnötig zurückgreifen. Dieser Zyklus im Zamorra stellt einen der ganz großen Marksteine der frühen Karriere von Werner Kurt Giesa dar und ist eigentlich als die vollständige Übernahme der Zamorra-Serie durch W.K.G. Anzusehen.

Wer sich für die Handlung interessiert, dem empfehle ich Mike Rennickes Beitrag über die Straße der Götter, die bereits hier im Zauberspiegel erschienen ist. Denn in dieser Kolumne ist die Handlung, wie sie im Zamorra gelaufen ist, sehr gut wieder gegeben. Ich erzähle ja nur die Sachen, wie die Straße der Götter nach Werners legendärem Sechsteiler immer weiter in die Zamorra-Handlungsebenen eingepasst wurde und einige Dinge drum herum, die so nicht aus dem Roman-Text erkennbar sind.

Auch wenn ich damit den Herrn Dolmial enttäuschen muss, der in seinem letzten Leserbrief den roten Faden vermisst. Den „Roten Faden“, den nehmen die Leute auf, die irgendwann man meine Teestundenplaudereien als Teil der Grundlage einer Biographie W.K. Giesas oder einer Dissertation oder eines sonstigen Sachbuches über den Heftroman im Allgemeinen und Professor Zamorra im Besonderen sind.

Mike Rennicke und auch die anderen Zauberspiegel-Mitarbeiter, die haben einen solchen roten Faden, in dem sie Dinge am Block abhandeln. Bei mir sind es Erzählungen aus einer gewaltigen Fülle von Erinnerungen und ich werde wohl immer wieder mal abweichen um die eine oder andere Episode zu erzählen, die damals so passiert ist. Und wenn es nur die Episode ist, dass Werner und ich auf dem Rummelplatz beim Zissel in Kassel vor der Geisterbahn standen, um eine „Dienstreise“ zu machen, während vor uns hübsche Girlies standen, die begeisterte Sinclair-Fans waren. Aber – von „Professor Zamorra“ hatten sie nichts gehört und es hat sie auch wenig bewegt, plötzlich der Doppelausgabe von Robert Lamont gegenüber zu stehen. Sie fuhren einen Wagen vor uns – und als Werner und ich und auf dem Wagen gequält hatten, waren die beiden Girlies verschwinden. Wisst ihr , was es bedeutet, Frust zu schieben? Werner und ich wussten es danach...

Und von diesen mehr oder weniger lustigen Episoden gibt es viele – sehr viele. Und jetzt, wo ich mich im Rahmen von Mike Rennickes Kolumne entschlossen habe, die ganzen Erinnerungen an die „Zamorra-Zeit“ noch mal hochkochen zu lassen, will ich natürlich auch diese Episoden erinnern. Auch wenn die Gefahr besteht, dass ich manche Dinge schon mal erzählt habe. Die können ja die „wissenschaftlichen Forscher des Heftromans“ später rausfiltern.

Übrigens, Herr Dolmial, wenn sie alle Teestunden sorgfältig verfolgt haben dann werden sie feststellen, dass ich de facto alles, was es jetzt noch zur „Straße der Götter“ zu sagen gäbe, bereits in den Komplexen „Dynastie“ und „Fantasy“ behandelt habe. Und das Schöne am heutigen Zauberspiegel ist, dass es da gar kein Problem ist, die alten Beiträge unter „Kolumnen“ aufzurufen und nachzulesen.

Und deshalb springen wir jetzt zum Anfang der Serie Professor Zamorra, über die ich in verschiedenen Teestunden eigentlich in Bruchstücken immer schon mal berichtet habe. Also die Zeit, als W.K.Giesa noch nicht daran denken konnte, einmal mit Schreiben sein Leben zu gestalten.

Aber – geträumt hat er schon als Kind davon. Und schon seine Eltern, das weiß ich von seiner Mutter, haben dem kleinen Werner immer geraten, die spannenden Geschichten, die er ihnen erzählte, einmal aufzuschreiben.

Bei mir war das ja so ähnlich. Ich habe ja schon erzählt, dass ich den anderen Kindern auf dem Schulweg immer spannende Geschichten aus der Welt der Cowboys, der Ritter oder der Piraten erzählte, in denen sie selbst mitspielten. Dass ich in diesen Geschichten die Rolle des Helden übernommen habe, dürfte wohl keinen überraschen. Aber ich war damals ja auch ein recht wilder Junge unter tatsächlich „wilden Kerlen“. Auch wenn wir weniger Fußball gespielt (wo auch in all den Trümmern aus dem Krieg) sondern mehr die Holzschwerter geschwungen haben. Und unsere Bande „Die Wikinger“, genannt nach dem Film, der damals lief, war in den anderen Straßen ziemlich gefürchtet.

Aber „die Wikinger“ von damals sind heute alles honorige Leute geworden.

Aber wenn ich mir das, was ich damals auf dem Schulweg oder bei Regen auf der Kellertreppe so erzählt habe, da war auch sehr viel vorhanden, was ich später für den „Zamorra“ hätte gebrauchen können. Aber damals in den 50ern gab es in den Heften nur „Lore-Romane“ für das zarte Geschlecht, „Silber“- „Kelter“- Erdball- und andere Western, die Kriminalromane vor „Jerry Cotton“ und „Kommissar X“ und die ersten „Utopia-Romane“, von denen ich einige gelesen habe, weil mein Vater immer die Hefte mit nach Hause brachte, die der Nachbar gelesen hatte. Alle hatten ja kein Geld und diese Hefte gingen in einer Art Zirkel durch unser ganzes Haus. Mietskaserne wäre vielleicht der bessere Ausdruck.

Aber meistens waren es eben Wild-West-Romane, die ich da zu Lesen bekam. Und auch wenn da einer der Autoren einen deutschen Namen hatte während alles anderen Autoren sicher Amerikaner sein mussten, die den „Wilden Westen“ wirklich gesehen hatten. Dieser deutsche Autor schrieb die Romane, die mich am meisten begeisterten. Ich denke, ich bräuchte eigentlich keinen Namen zu nennen – tue es aber doch für gewisse Leute. Es war G.F. Unger. Und seine Romane begeistern mich heute noch. Habe ich einen angefangen, kann ich ihn meistens nicht weglegen.

Als der „Professor Zamorra“ geboren wurde war das Angebot auf dem Sektor des Heftromans weitaus vielfältiger geworden.

Jason Dark reklamiert die Grundidee für die Serie für sich und den im Jahr 1974 erschienenen ersten Band „Das Schloss der Dämonen“ hat Susanne Wiemer geschrieben.

Das Muster der Zamorra-Serie ist noch viel einfacher gestrickt, als es Hermann in seiner Kolumne „Es ist doch alles ganz einfach“ beschrieben hat. Aber inzwischen sind die Begriffe Grusel und Horror vielschichtiger geworden als damals, wo man nur die klassischen Themen immer in einer neuen Variation brachte. Stephen King hat hier durch seinen Erfolg Türen geöffnet, an denen damals kein deutscher Heft-Autor auch nur die Klinke hätte berühren dürfen.

Werner und ich waren uns damals einig, dass die damals erschienenen Bände von Stephen King, hier mal speziell „Christine“ genannt, weil er Werner als Freund von großen Autos besonders faszinierte, ohne eine erfolgreiche Veröffentlichung in Ami-Land bei deutschen Heft-Verlagen keine Chance gehabt hätten. Werner meinte, und da musste ich ihm beipflichten, dass aus „Christine“ ein spannender Roman würde, wenn er auf die Länge eines Heftromans gekürzt würde.

Für Amis mag es ja sehr interessant sein, die Handlung immer wieder durch die Lebensumstände in „Gods own Country“ aufzulockern um nicht zu sagen völlig unnötig in die Länge zu strecken. Auch bringt er bei „Christine“ seine Begeisterung für Rock'n Roll und die amerikanische Rock-Musik in einem völlig unnötigen Übermaß mit ein. Ich habe mal einen Filmbeitrag über ihn gesehen. Er hat tatsächlich eine echte „Gibson Les Paul“ stehen und spielt auch drauf. Aber so, das jeder Gitarrist weint, warum es Leute gibt, die sich alles leisten können. Auch das, wozu sie absolut kein Talent haben.

Um es mal so zu sagen, Stephen King ist als Gitarrist so gut wie Werner Kurt Giesa als Schlagzeuger. Aber – dazu kommen wir noch.

Ich weiß, dass unsere „Kürzungsvorschläge bei King-Romanen“ jetzt einige Leute als „literarische Gotteslästerung“ bezeichnen. Aber das war damals die Meinung, die W.K.Giesa und ich dazu hatten.

 Dennoch – erst durch Stephen King und auch durch die dann einsetzenden neuen „Grusel-Filme“ wie „Die Nacht der reitenden Leichen“, „Halloween“, Nebel des Grauens“, „Poltergeist“ - und natürlich „Zombie“ und „Tanz der Teufel“ gab es Möglichkeiten, auch andere Sachen in das Horror-Heft zu packen als die Zutaten der alten „Hammer-Film-Produktionen“

In den Siebzigern begann das Grusel-Genere sich auf dem Heft-Markt durchzusetzen. Die Erfolge der Krimis von Dan Shocker mit dem Hintergrund aus der Welt des Unheimlichen und ihre Fassung dann als „Silber-Grusel_Krimi“ öffneten nach einiger Zeit das Bewusstsein der Verlage, dass es hier was zu verdienen gab.

Die Branche begann sehr rasch zu boomen. Jede Menge Serien hatten dem Markt bevölkert oder waren eben noch da, als Werner mit ins Geschäft kam. Legendäre Namen wie „Okku“, Pabels „Vampir“, Kelters „Geister-Krimi“ oder die aus den Silber-Grusel-Krimis hervorgegangenen Dan-Shocker Serien „Larry Brent“ und „Macabros“ und der legendäre „Dämonen-Killer“- sie alle sind heute nur noch in Erinnerung. Aber – diese Serien bilden hier nur den Hintergrund – zumal diese Sachen sicher von kompetenterer Seite schon im Zauberspiegel behandelt wurden oder noch behandelt werden.

Der Bastei-Verlag hatte nach dem Erfolg des „Grusel-Krimi“ und des „Geister-Krimi“ mit seinem „Gespenster-Krimi“ nachgezogen. Die Marketing-Stragtegen in Bergisch-Gladbach erkannte im damals aufstrebenden Markt noch Chancen für eine weitere Serie. Damals gab es ja in allen Bereichen des Heftromans zwischen den Verlagen noch echten Konkurrenzkampf.

Man hätte natürlich damals schon das Erfolgskonzept von John Sinclair als eigene Serie bringen können.

Aber der „Geister-Jäger“ war damals noch das „Flaggschiff“ des Gespenster-Krimi. Niemand dachte daran, dieses Erfolgskonzept auszusteuern und auf eigene Beine zu stellen. Denn wenn die Sache als eigene Serie schief gegangen wäre, hätte man den Sinclair eingestellt – und sich damit eben die beste Serie vom „Gespenster-Krimi“ kaputt gemacht.

Also, besser was Neues erfinden als ein Erfolgskonzept aufs Spiel zu setzen. Wenn's schief geht, ist die die neue Idee schnell vom Markt und keiner erinnert sich weiter dran. Aber – der Gespenster-Krimi wird wegen John Sinclair trotz allem weiter gekauft. Und das war damals im allgemeinen Konkurrenzkampf der Heft-Verlage keine unvernünftige Strategie.

Dass der alte „Hammer“-Film „Die Braut des Satans“ (oder „des Teufels“, das weiß ich nicht mehr so genau) mit dem Original-Titel „The Devil rides out“ als Schablone für den Professor Zamorra gelten kann, habe ich schon geschrieben. Christopher Lee stellt hier einen Parapsychologen dar – wie in den frühen Bänden eben Zamorra geschildert wurde. Aber die ganze Handlung mit Dämonenkreisen und Geisterreitern wies schon mal darauf hin, dass hier eben eine Hauptfigur antrat, die nicht nur Werwölfe und Vampire vernichtete, sondern sich auch Dämonen und sonstigen Höllenwesen in den Weg stellen konnte.

Leider habe ich diesen Film auf Video weggegeben, als ich alles auf DVD umgestellt habe. Auch in meinen Film-Büchern nichts darüber gefunden, um vielleicht konkret noch Parallelen von diesem Film zum Zamorra aufzählen zu können. Aber es sind jede Menge Vergleiche zwischen der Filmhandlung und den ersten Zamorra-Romanen vorhanden. Das sagte ich schon, als ich diesen Film noch zu Petras Zeiten das erste Mal gesehen habe. Und das war dann eins der wenigen Male, wo meine holde Angetraute und ich tatsächlich mal einer Meinung waren.

Vielleicht können die Film-Experten des Zauberspiegel in Bezug auf diesen Film mal etwas aushelfen. Denn der Film ist auf DVD erschienen, aber wahrscheinlich nur in kleine Auflage. Als ich mich dann entschlossen hatte, von Video komplett auf DVD umzustellen war er vergriffen und nicht mehr zu bekommen.

Andererseits – die im Anfang vorgegebenen Fakten in der „Zamorra-Serie“ hätten jedem mittelmäßigen Autoren eines Fanzines jener Zeit einfallen können. Wir haben ja schon in der Teestunde gehört, wie schnell Werner das Grundkonzept vom „Magier“ zusammen gebastelt hatte.

Aber zu jener Zeit, als die Zamorra-Serie entstand, war W.K.Giesa noch in der Schule und schrieb eine Fortsetzungs-Story mit Namen „Super-Terra“.

Die „Auflage“ von „Super-Terra“ war „Eins“ - nämlich das Original.

Und dieses Original kreiste in Werners Schulklasse, wurde begeistert gelesen und die Leute wollten wissen, wie es weiter ging. Schließlich konnte Werner dann mit einem Freund einen Spiritus-Drucker kaufen – und damit begann die „Terra-Press“-Zeit, von der ich schon berichtet habe.
 
Ach ja, die SF-Serie „Super-Terra“ ging da natürlich auch in Serie. Übrigens – der Beginn von „Super-Terra“ war eine Story, die Werner für die Leserseite von Ren Dhark geschrieben hat. Aber er hat sich nicht getraut, sie abzusenden. Auch nicht den Perry-Rhodan-Roman „Lenkzentrale Condos Vasac“, der dann später, als Werner schon ein erfolgreicher Autor war, vom Pabel-Verlag angekauft und veröffentlicht wurde. Doch davon habe ich schon erzählt.

Wie sind immer noch beim Entstehen der Serie „Professor Zamorra“, der man es nicht in die Wiege gesungen hat, dass es mal „die“ Kult-Serie im Bereich der Horror-Phantastik werden würde.

Und die Zutaten für eine Grusel-Serie waren damals genau so einfach zusammen gemischt wie die drei oder vier Akkord-Harmonien, die völlig ausreichen, in Deutschland einen Sommerhit zu schreiben, der aus jedem Radiolautsprecher dudelt..

Der Held muss natürlich auf jeden Fall sein. Ohne den geht gar nichts. Dazu der Freund, der immer da ist (Wasserträger – wie ich diese Figuren nenne), die Frau zum Retten, die wirtschaftliche Unabhängigkeit des Helden und ein magisches Relikt, dessen Stärke vorerst nicht bestimmbar ist. Fertig ist die Phantastik-Serie – oder war es – damals....

Also, Zamorra, ist der Ober-Macker der Serie und seines Zeichens Inhaber eines Lehrstuhls für Parapsychologie. Daher der Titel Professor.

Wie das? Normalerweise sind doch die „Gelehrten“ im Heft-Roman nur ein „Doktor“. Hätte das nicht ausgereicht?

Ja, damals gab es einen Doktor, den „Dr. Morton“. In der heutigen Zeit würde der Dr. Morton bei der Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Schriften kaum noch Interesse erregen – und die Fans im Splatter-Bereich sind da weit deftigere Kost gewöhnt. Aber damals überschritt der „Dr. Morton“ vom Konzept, von den handelnden Figuren her und auch von der Handlung selbst bei weitem jede Toleranzgrenze. Ganz klar, die Serie wurde eingestellt und die Nachwirkungen dieser Serie haben die Autoren von Horror-Heft-Romanen bis fast ans Ende der 80er Jahre gespürt.

Es sei vielleicht noch anzumerken, dass damals bei den Verlagen große Unsicherheit herrschte, wie weit man mit dem „Horror“ gehen durfte, ohne das „Veto“ der Bundesprüfstelle zu riskieren. Natürlich wurde jeder Roman durch einen Anwalt geprüft, ob keine Bedenken wegen Jugendschutz bestehen. Aber auch die Anwälte waren unsicher.

Also fand der Bastei-Verlag eine ganz einfache Lösung – so hat es mir Werner jedenfalls mal erzählt, weil der viele früher in den „internen Kreisen“ drin war als ich.

Werner erzählte, dass Fritz Tenkrat, besser bekannt als A.F. Morland (bzw. damals Mortimer), vom Bastei-Verlag den Auftrag bekam, bei seinen Romanen mal etwas „Gas zu geben“. Natürlich mit der ehrenwörtlichen Versicherung (die auch gehalten wurde), dass er bei eine Indizierung des Romans trotzdem im Autorenteam des Verlages bleiben würde. Indiziert worden ist nichts, aber verlagsinterne Anwälte wussten hinterher auf was zu achten war.

Werner durfte beispielsweise mal eine Szene ändern, in der der „Held“ im Roman sein Schwert am Umhang eines getöteten Gegners abwischt. Das ist zwar üblich und wurde selbst in den „Räuberpistolen“ der damaligen Kindervorstellungen im Kino gezeigt, habe im Heft war das „menschenverachtend“ und damit jugendgefährdend. Ich werde über die damalige Arbeit der Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Schriften noch das ein oder andere Stücklein zu Besten geben...

Also, ein „Dr. Zamorra“ - da wäre die Verwechselung mit „Dr. Morton“ viel zu groß gewesen. Also, dann ein „Professor“ - außerdem ist ein „Prof“ ja mehr als ein „Doc“.

Den Namen „Zamorra“ hat man vermutlich einer Landkarte von Nordspanien entnommen. In der Provinz Kastilien und Leon liegt die Stadt Zamora. Vielleicht hat Jason Dark daran gedacht, als er den Namen wählte. Gesagt hat er uns nicht, wie er auf den Namen „Zamorra“ gekommen ist. Denn an das Land „Zamora“ aus der „Conan-Saga“ hat er garantiert nicht gedacht.

Also hieß der Held Professor Zamorra – und weder Susanne Wiemer als Schreiberin des ersten Romanes noch alle anderen Autoren haben jemals daran gedacht, ihm einen Vornamen zu geben. Einer der Autoren, so hat Werner beim Stöbern herausgefunden, hat ihn mal „Pierre“ Zamorra genannt. Aber – die Sache ist nicht weiter verfolgt worden – und einen Vornamen hat Zamorra bis heute nicht.

Jason Dark als Redakteur wäre das seinerzeit egal gewesen, wenn wir den Prof mit einem oder mehreren Vornamen beehrt hätten. Werner und ich hatten so was auch vor. Aber wir behielten uns das Geheimnis um Zamorras Vornamen mal für einen großen Knall in einem Jubiläums-Zyklus vor in dem, wie bei der „Dynastie“ alle Register gezogen wurden.

Zamorras Vorname. Das wäre doch mal was für die Bastler des neuen Konzepts.

Denn dieser Vornamen kann ja, wenn die Buchstaben etwas vertauscht werden, einen „Spruch der Macht“ ergeben und wurde deshalb von seinem Träger bisher niemals preisgegeben.

Wegen des fehlenden Vornamens des Helden habe ich ja mal als „Gag“ in einem Roman als Codierung für Zamorras Tresor angegeben, dass zum Öffnen der Vorname Zamorra eingegeben werden muss – und die echte Haarfarbe von Nicole Duval.

Ich weiss nicht, ob das heute immer noch mit erwähnt wird, aber Nicole Duval hatte damals außer dem Mode-Fimmel, den sie von Anfang an hatte, auch das Bedürfnis, ihre Haarfarbe der jeweiligen Kleidung anzupassen. Und das ging eben nur mit Perücken.

Der Hauptgrund war, dass damals sehr viele Autoren mitschrieben und es absolut kein Konzept oder gar ein Rahmen-Expose gab. So beschrieb jeder natürlich Nicole als eine Frau, wie er sie selbst bevorzugte.

Klar, eine Rubens-Gestalt hat keine Heldin eines Heft-Romans. Aber bei der Haar- und Augenfarbe scheiden sich die Geister. Deshalb die Perücken, die Nicole immer trug. Da war es egal, welche Farbe der Autor Nicoles Haaren gegeben hatte. Und die gelegentlich variierende Augenfarbe wurde auf das Wechseln der Pupillen geschoben, je die nachdem wie die Sonne scheint ihre Farbe verändern.

Klar, heute dürfte man mit so was nicht mehr kommen. Aber damals ging das und wurde von den Lesern ganz einfach akzeptiert. Auf solche Sachen werde ich übrigens in unseren Betrachtungen noch öfter kommen.

Bill Fleming, ein Historiker der auch mal als Archäologe buddeln geht, war der „Wasserträger“ und „B-Held“ der Serie. Ein Typ, der merkwürdigerweise immer Zeit hat, wenn er gebraucht wird. Kann alles, traut sich alles und ist im entscheidenden Moment, spätestens auf Heft-Seite 61, immer zur Stelle.

Nicole Duval war ursprünglich die „Tippse“ des Helden, die nach was weiß ich für eine Menge Romanen mit direkten Begegnungen aller Arten von Horror-Wesen immer noch nicht glaubt, dass es die Welt des Unheimlichen gibt. Das „Schönchen“ zum Retten – für was man Frauen damals im Heftroman eben so brauchte...

Dazu Chateau Montagne - „Schloss Berg“ - nur ohne den Märchenkönig. Dazu gehören Ländereien deren Verpachtungen so viel einbringen, dass sein Eigentümer ein Leben wie weiland Gunter Sachs führen konnte.

Ich bin ja kein großer Mathematiker. Aber wenn Zamorra, weil er ja keinen seiner Mitmenschen übervorteilt, seinen Pächtern nur die geringste Pacht abnimmt, dann ist rein rechnerisch zu vermuten, dass unser Freund und Paraspychologe bei seinem im Heft geschilderten „Lebenswandel“ vermutlich über Ländereien in der Größe der Champagne verfügt. Wenn das mal ausreicht....

Ein Schloß an der Loire – wo es alle möglichen wunderschönen Schlösser der mittelalterlichen Könige gibt. Aber – das sind alles Wasserburgen – denn an der Loire gibt es keine Berge.

Sinnvoller hätte man das Schloss seines Namens wegen in den Ausläufern der Pyrenäen gelegt. Aber, das Schloss Berg des Märchenkönigs liegt ja auch am Ufer des Starnberger Sees. Und „Chateau Montagne“ das klingt so schon französisch und ist doch so einfach, dass es sich der Leser merken kann.

Und dann war da natürlich als letzte Zutat zum Roman-Konzept das Amulett.

Das Teil kann man sich umhängen und notfalls ganz diskret unter dem Smokinghemd verschwinden lassen. Es wirkt aber auch erotisch, wenn man es mit offenem Hemd auf der nackten Heldenbrust trägt. Ein Amulett, das ist nicht so sperrig wie ein Kreuz und auch nicht so profan wie ein mit Silberkugeln geladener 45er Peacemaker. Und nicht so unscheinbar wie ein Ring.

Ein Amulett – irgendwie hat das was!

Ganz klar – es ist aus Silber. Das ist ja das Metall, was man nicht nur Werwölfen und die Ohren hauen kann, sondern was tatsächlich auch bei der Bekämpfung der Mächte des Unheimlichen ein stärkeres Metall ist als selbst Gold. So sagen jedenfalls die alten Grimorien, derer ich mich bediene, falls ich irgendwann mal wieder ein „Grusel-Süppchen“ koche...

Im Zweifelsfalle ist in einem solchen magischen Relikt immer ein Drudenfuß drin. Dazu der Tierkreis – welcher Tierkreis ist nicht beschrieben – es gibt ja mehrere – und dazu in der weiteren Umrundung eine Art Hieroglyphenschrift, die um des großen Geheimnis willen bis heute „jeder Übersetzung standgehalten hat“.

Also – um den Herrn von Allwörden zu zitieren: „Es ist doch alles ganz einfach!“  

Die Ursprünge des Professor Zamorra sind ganz normalen Zutaten für eine Horror-Serie – wie es vom Kulinarischen her gesehen die Zutaten für einen profanen Pichelsteiner Eintopf sind.

Zusätzlich zum Gespensterkrimi sollte der „Professor Zamorra“ eine Helden-Serie mit absoluten Einzelromanen werden. Denn wenn man von der durchgängigen Figur des John Sinclair (Tony Ballard und en paar anderen absieht) mal absieht, war der „Gespenster-Krimi“ ja eine Reihe von Einzel-Romanen ohne jeden inneren Zusammenhang. Und auch beim Sinclair waren die Hintergründe in jedem Roman mit maximal einem Dutzend Sätzen gesagt.

Jason Dark schrieb übrigens nur einen Zamorra-Roman. Genau gesagt die Nr. 3 „Die Teufels-Klause“. Aber da war er ja noch die ganz große Nummer. Es war ja erst ein paar Sinclair-Romane erschienen, als ein Jahr nach dem Start des Gespenster-Krimi der Prof. an den ins Rennen geschickt wurde

Und es sei auch mal gesagt, dass sich da Horror-Fandom erst sehr viel später etabliere und der Zamorra für dieser Kreise auch erst interessant wurde, als Werner ihn schon nach seinen Vorstellungen gestaltete.

Doch all diese Dinge müssen bis zur nächsten Woche warten. Die Uhr geht auf Mitternacht und ich habe dem Redaktions-Gewaltigen des „Zauberspiegel“ auf Ehre zugesagt, dass er die Teestunde „heute“ noch bekommt.

Nun denn – so wahre ich den Glanz meines Ehrenschildes.

Bis zur nächsten Woche also...

Kommentare  

#1 Mikail_the_Bard 2009-07-09 23:14
Zitat:
...der alte ?Hammer?-Film ?Die Braut des Satans? (oder ?des Teufels?, das weiß ich nicht mehr so genau) mit dem Original-Titel ?The Devil rides out?...
Tja Rolf, dann schau mal in Youtube: www.youtube.com/watch?v=MjiesKYB758 Teil 1/10 usw... ist die englisch Version.
#2 Dolmial 2009-07-11 14:16
So sehr ich Nickemännchen vor fremden Gottheiten honoriere - das habe ich bei meinem Kirchenaustritt vor dem Gekreuzigten auch gemacht - es ist doch eine leere Geste, von denen keine der beiden Parteien etwas hat. 8)
Als vor mehr als zehn Jahren der heilige Stein des Silmarillion endlich vor mir lag, die oft geschmähte Schöpfungsgeschichte von J.R.R. Tolkien, da fühlte ich mich auch berufen als nutzlose Geste meinen Namen hineinzuschreiben. Ich hatte den Federkiel schon in der Hand, denn ich beschäftigte mich damals mit der Kunst des Schönschreibens, als mich die Ratte auf der Schulter herzhaft in den Streichelfinger gebissen hat. :cry:
Natürlich lag der Gedanke nahe den nun reichlich fliessenden roten Saft auf die Feder zu tun, doch ich glaubte nicht, dass ein Geschnörkel - wenn auch in Rot - ausser moralischer Unterstützung noch einen Nutzen hätte. Es sind doch alles Worte, nur Worte und keine Taten. So habe ich den Federkiel weggelegt und die Tuschespitze auf den Zirkel aufgeschraubt. :roll:
Und nun zählt das Exemplar mit dem roten Kreis unter dem Balrog zu den wertvollsten Exemplaren meiner Sammlung. Und dieser Ring des Schicksals, der Mahanaxar, ist durch keine Worte wegzudiskutieren. Genausowenig wie die Statuen und der heilige Stein. Und so schliesst sich der Herr Dolmial letztendlich Goethe an: "Der Worte sind genug gewechselt,
Lasst mich auch endlich Taten sehen,
Indes Ihr Komplimente drechselt,
Kann etwas Nützliches geschehen."

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