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Amulette, Dämonen im Raumschiff, Feuerreserve und ein lockender Auftrag

Teestunde mit RolfMoin Rolf, W.K. stieg in den Zamorra ein, und dann? Wie ging es weiter? Was ist alles passiert? Der Tee ist bereitet und wir lauschen andächtig...

Amulette, Dämonen im Raumschiff, Feuerreserve und ein lockender Auftrag

„Kennst du die Serie Professor Zamorra? Da soll ich einen Roman zu schreiben!“

Diese Frage W. K. Giesas hat mich damals einigermaßen verwundert. Denn ich wusste ja, was Werner als Schriftsteller wollte. Und ich wusste auch, was er nicht wollte.

Das, was die „Zamorra-Serie“ damals darstellte wollte er auf jeden Fall nicht.

 

Nachdem wir eine Weile geredet hatten, kam Werner dann eine Idee, wie er die Serie verändern konnte.

„Ich schreibe einen Roman mit dem Titel „Zamorras Todestanz“ und gleich am Anfang zerplatzt das blöde Amulett in tausend Scherben.“ war W. K.'s Einfall. Und diese Idee hat Werner dann auch etwas abgewandelt im PZ 116 „König der Vampire“ verwendet.  Nur dass das vernichtete Amulett  in unserer Real-Welt ein Duplikat ist und sich Zamorra das echte Amulett in einer anderen Dimension wieder holt.

Werner mochte das Amulett, diese unüberwindliche Waffe gegen alle Arten von Dämonen und Höllenwesen nicht. Aber da wird er wohl von der „Obersten Heeresleitung“ eine Anweisung bekommen haben, dass eben dieses Amulett der Dreh- und Angelpunkt der Serie sei. 

Als ich dann in die Serie kam und anfing, so mit Band 204 „Herr der Grünen Hölle“   das Amulett langsam zu entmachten, war das in W. K.'s Gedankengängen aber schon anders geworden. Er war sogar richtig sauer, dass die ultimative Waffe, mit der alle  Probleme zu regeln waren, auf einmal nicht mehr so recht funktionieren sollte.

Das war so, als hätte in einem Western von G. F. Unger der Held beim entscheidenden Showdown plötzlich Ladehemmungen. Jeder, der mal echt was mit Schusswaffen zu tun hatte weiß, dass dieser Geräte unberechenbar sind und meist dann aussetzen, wenn sie wirklich gebraucht werden. Deswegen mussten wir damals beim Bund lernen, unsere Waffen mit verbundenen Augen auseinander zu nehmen und zusammen zu setzen. Immerhin können die Dinger ja auch Mitten in der Nacht ausfallen – und wir wurden ja damals für den Ernstfall – also für den Krieg – ausgebildet.

Aber im Heftroman  funktionieren ja die Colts genau so perfekt wie die Gewehre. Oder im Zamorra-Roman eben das Amulett. Und weil Werner eben nur in „Heft“-Dimensionen  dachte, wo alles vom Revolver des Western-Helden bis zu Jerry Cottons alter „Smith and Wesson“ oder der neuen „Sig-Sauer“ im entscheidenden Augenblick perfekt funktioniert, musste ich ihm den Ausfall des Amuletts  eben auch anhand von „Ladehemmungen“ erklären.

Werner erkannte dann sehr schnell, was das für Möglichkeiten bot, wenn das Amulett auch mal als „ultimative Waffe“  versagte und nicht als „deus ex machina“  universal gegen alle Arten von Nachtwesen und Dämonen eingesetzt werden konnte. Auf jeden Fall brachte es  mehr Spannung in die Sache und verhinderte, dass der Leser das Heft schon in der Mitte weglegte, weil es zum Schluss ja ohnehin hieߓ „Das Amulett schlug zu...!“

Aber das gehört schon in die Zeit, als Werner und ich gemeinsam dran gingen, aus einer reinen „Grusel-Serie“ eine „Phantastik-Serie“ zu machen, während Manni Weinland ja eine von unserer Planung völlig unabhängigen eigenen Schiene gefahren ist.

Eine eigene Schiene fahren. Genau gesehen das hatte Werner von Anfang an beim „Professor Zamorra“ vor. Wenn er schon in dieser von ihm damals ungeliebten Serie mitschreiben sollte, dann wollte er da eigene Vorstellungen verwirklichen.

Hat es eigentlich in einem Horror-Roman schon mal ein „Dämonen-Raumschiff“ gegeben?

So oder so ähnlich hat mich Werner damals gefragt – und meine Antwort war „Nein“.

Ein Dämonenraumschiff – das war für mich das Absurdeste, was ihm für einen Einstieg in einer Horror-Serie einfallen konnte. Aber – mit einem „Dämonen-Raumschiff“  konnte Werner den künftigen Beruf „Schriftsteller“ mit dem Hobby „Science Fiction“ verbinden.

Nach jeder Logik des Heftromans hätte dieses Thema das „Aus“ sein müssen, bevor es überhaupt begann. Zumal beim Zamorra eben kein Michael Kubiak Redakteur war. Denn der kommt auch aus dem SF-Bereich und wäre für so was empfänglich gewesen. Empfänglicher jedenfalls wie der Redaktions-Gewaltige, der damals den „Zamorra“ betreute.

Dieser Redakteur war niemand anders als Helmut „Jason Dark“ Rellergerd selbst. Und den interessierte SF damals genau so wenig wie heute. Er war seinerzeit über  Krimi und Jerry Cotton in die Arbeit als Schriftsteller rein gekommen.  Wenn ich das so richtig mitbekommen habe, hat er seinen ersten Krimi während seiner Zeit bei der Bundeswehr geschrieben.

Bei Jason Dark wäre, wenn schon unbedingt etwas Neues sein sollte, wohl eher  ein Ideen-Hintergrund  angekommen, was Dan Shocker mit seiner PSA gemacht hat. Eine Mischung zwischen Grusel und Agenten-Stories im Stil von James Bond. 

Aber ganz sicher fand Werners Agent die Sache mit einem Dämonenraumschiff interessant. Immerhin kam Jürgen ja ursprünglich von der SF. Und die spinnenartigen Schattenwesen der Meeghs, das war ganz sicher nach seinem Geschmack.

Übrigens sollten es auch „unheimliche Schattenwesen aus einer fremden Dimension“ werden, die im Neukonzept der Abenteuer-Serie „Ron Kelly“ die große Bedrohung der Menschheit darstellten. Doch das „Aus“ aller Serien dieser Art im Pabel-Verlag anno 1986 verhinderte damals auch, dass Jürgens Neukonzept des „Ron Kelly“  durchgeführt wurde.

Also die Meeghs mit ihren „Spider“-Raumern lagen den Gedankengängen von W. K. Giesas literarischem Mentor gar nicht so fern.

Und so vermute ich, dass einige Male die Telefondrähte zwischen Altenstadt und Bergisch-Gladbach glühten, bis man sich im Verlag mit einer neuen Horror-Variante anfreundete. Und wo nicht anfreundete – sie wenigstens so akzeptierte, dass man gewillt war, die Romane anzukaufen.

Immerhin verdiente daran ja nicht nur der Autor – der Agent konnte auch einen gewissen Prozentsatz für sich verbuchen. Wobei die 10 % der Romanagentur Grasmück, über die man heute ja sprechen kann, weil es sie nicht mehr gibt, das absolut niedrigste Agenturhonorar darstellte, das man damals als Autor als Minus des eigenen Honorars mit einrechnen musste. Dafür aber schickte man sein Manuskript aber nur an die Agentur und wartete, dass die Verkaufsmitteilung und der Honorarscheck eintrudelten. Und das ging bei Bastei meist sehr schnell. Meist  brauchte man nicht mal zwei Wochen drauf zu warten.

Aber – vor den Honorarscheck hatten die Verlags-Götter immer den Roman gesetzt. Und der konnte auch abgelehnt werden. Was bei einer Story um ein  „Dämonen-Raumschiff“ durchaus im Bereich  des Möglichen lag.

Dämonen-Raumschiffe. Einfach absurd, hatte ich Werner gesagt. Aber ich bin ja in meinem Denken und Planen in Sachen „Grusel und Horror“ immer  von meinem Wissen um alte Mythen, Religionen, Mystiken und Esoterik befangen. Und da gibt es in den Büchern ja eine Überfülle an Hintergründen über Dämonen und die sieben Kreise der Hölle.

Werner hatte diese Probleme mit dem vorhandenen Wissen über diese Dinge nicht. Sein Grundwissen über die Welt des Unheimlichen ging, wie ich schon mehrfach erwähnte, nicht weiter als das,  was so im Heftroman gebracht wurde. Er brauchte bei der Planung seines Konzeptes und beim Schreiben seiner Romane keine Rücksicht auf uralte Überlieferungen und Schriften zu nehmen – von denen ohnehin die meisten Leser nicht mal die Titel gekannt hätten.

Und so war es für W. K. Giesa möglich, über einen fest abgesteckten Bereich von  Schriften und Lehren aus dem Mittelalter bis hin zu den Pseudo-Grimorien, die von Studenten und cleveren Autoren zum Zweck der Geldbeschaffung geschrieben wurden, hinaus zu gehen und mit deinem Dämonenraumschiff eine ganz neue Tür zu öffnen.

Die Tür vom „Horror“ zur „Phantastik“.  Aber Werner Kurt Giesa ließ diese beiden Begriffe nicht getrennt, sondern verband sie zu einer neuen Einheit.

Raumschiffe – die von Dämonenwesen geflogen werden. Dämonen, die mit der Hölle Luzifers nichts zu tun haben. Also mal was ganz Neues!

Um es mit Radio Eriwan zu sagen: „Im Prinzip – Ja“.

Aber nicht wirklich! 

Waren nicht auch die „Großen Alten“ von H.P.Lovecraft von den Sternen gekommen. „Das verfluchte Gezücht von den Sternen.“ wie Lovecraft sie im Text bezeichnet. Allerdings – an die  hat Werner nun gar nicht gedacht, als er sein Dämonenraumschiff plante. Wie denn auch? Auf die Horror-Geschichten von Lovecraft habe ich Werner erst viel später gebracht. Die hat er zum damaligen Zeitpunkt überhaupt nicht gekannt.

Und deshalb – im Prinzip – Ja. Denn die „Großen Alten“ haben mit W. K. Giesas „Meeghs“ und den Chibb oder auch mit den „Mächtigen“  und der „Dynastie“ so viel zu tun wie die beiden Ringe der Herrn Wagner und Tolkien miteinander gemeinsam haben.

Wie es J.R.R.Tolkien, der Wagner übrigens samt seiner Musik nicht mochte, so treffend formuliere: „Beide Ringe sind rund. Das ist es!“

Und die „Großen Alten“ kommen eben genau so wie die Meeghs, die Chibb, die Mächtigen und was WkK. da so im Verlauf der hunderte von Bänden noch so hat beim Zamorra auflaufen lassen eben aus Weltraumtiefen. Mehr haben sie nicht gemein.

Und – sie hätten auch nicht mehr gemein bekommen, wenn ich meinen Hintergrund nach den 666er Bänden  hätte weiter ziehen können. Denn da war am Schluss Pater Aurelian sagen lassen, dass Zamorra hier einen entscheidenden Fehler gemacht habe, der die Leichenstadt Rhl-ye aus dem Ozean empor hebt und den Namenlosen Alten den Weg zur Herrschaft über den Kosmos neu eröffnet. Werner hat diese Passage geändert und so getan, als seinen die „Blutgötzen von Atlantis“, denen das Tor vorerst versperrt ist, eben diese „Namenlosen Alten“ und so dafür gesorgt, dass hier ein Handlungsstrang amputiert wurde, der eine ganze Menge hergegeben hätte.

Doch dazu kommen wir noch. Wir sind noch bei Werners erstem Zamorra und seiner ersten wirklich eigenwilligen „Zamorra-Kreationen“ - den Meeghs – und natürlich auch mit ihren Gegners, den Chibbs.   
 
Die Meeghs erinnern von ihrem ganzen Erscheinungsbild eher den Aliens, die schon in den alten Utopia-Bänden aus ihren Sternenkreuzern gekrochen sind. Die Großen Alten von Altmeister Lovecraft, bei deren Anblick sich der Geist des Menschen verwirrt und ihn in den Wahnsinn treibt, das ist ein ganz anderes Kaliber. Und diese Idee aufzugreifen, das sollte Wolfgang Hohlbein in seinem ersten Zamorra „Der Mann, der das Grauen erbte“ und später dem „Hexer“ vorbehalten bleiben. Allerdings – wer meinen eine Nummer vorher erschienenen „Krakengötzen“ liest der sieht, das ich die Ideenwelt Lovecrafts von Anfang an in mein eigenes Zamorra-Konzept mit eingebaut hatte. Allerdings nannte ich  sie in einer Abwandlung die „Namenlosen Alten“. Und sie waren für mich die Bedrohung, der nicht  einmal Amun-Re und seine  Blutgötzen gewachsen waren. So ungefähr wie ein Royal Flush beim Pokern. 

Und nun kam also innerhalb der Zamorra-Serie die Invasion aus dem All – und was in einem normalen SF-Roman der „alten Schule“  ganz normale Aliens geworden wäre, das wurden jetzt eben, dem Genre gerecht, zu Dämonen.

Mit einigen Abwandlungen wäre W.K.s Konzept mit den Meeghs, die mit ihren Spidern auf der Erde landen, auch ein sehr schöner Science-Fiction-Stoff im Stil von H. G. Wells „Krieg  der Welten“ geworden. Aber gegen diese Bedrohung aus dem All halfen diesmal keine Viren und sonstige Krankheitserreger wie bei Altmeister Wells – da musste Professor Zamorra mit Amulett und Zaubersprüchen ran.

Denn damals kam in den Romanen immer noch mal der Satz: „Zamorra schrie Zaubersprüche“. Wobei aber eben diese Sprüche nicht konkretisiert wurden. Das ist eben der Unterschied von Werners Stil zu meinem. Ich hätte unter den Bannsprüchen aus den „Büchern des Dr. Faust“ nachgesehen und dann das passende ausgesucht.

Doch, die „Magia Naturalis“ das „Buch mit den gesammelten magischen Werken des  Dr. Faust“ mit allen seinen Höllenzwängen gibt es und es steht bei mir im Regal. Sicher haben sich vor hundert und mehr Jahren mal Studenten mit Latein-, Griechisch- und Hebräisch-Kenntnissen, die gleichzeitig in allen möglichen Religionen bewandert waren durch das Schreiben eines solchen Buches etwas Geld verdient. Dieses „Zauberbuch“ ist übrigens was ganz anderes als das so genannte „Volksbuch des Doktor Faust“, das Goethe als Grundlage für seine gigantische Tragödie benutze.

Oh, Freunde, es gibt jede Menge „Zauberbücher“ und „Grimorien“ wie das bereits in einer Teestunde besprochene „Sechste und Siebte Buch Mosis“, mit denen seit Jahrhunderten ahnungslosen und gutgläubigen Leuten das Geld aus der Tasche gezogen wird. Denn die Preise für diese Bücher sind gepfeffert – und der Nutzen ist gleich Null, weil sich keiner der Höllenzwänge ausführen lässt. Nur für Autoren, die ihre Romane möglichst authentisch klingen lassen wollen, sind diese Bücher interessant.  Der Rest der Welt braucht sie eigentlich nicht.

Aber das Geschäft mit diesen „geheimnisvollen und erstmals unter strengster Geheimhaltung veröffentlichten Schrift aus dem Nachlass des Nostradamus“ oder sonst einem der bekannten Seher und Magier der damaligen Zeit blüht, wächst und gedeiht.

 Immerhin gibt es ja sogar das Buch „Necronomicon“, das angeblich nur in fünf Exemplaren an einem geheimen Ort ist. Ganz sicher nur an drei Orten. Denn eins steht hinter mir im Regal – und das zweite hatte W. K. Giesa in seinem Bücherschrank. Aber mehr als die „Goethia“, die im Anhang des Necronomicon ist,  hat er nicht benutzt.

Und die schöne Schauerlegende, dass derjenige, der das Necronomicon liest, wahnsinnig wird, haben Werner und ich ja widerlegt. Oder?

Und so begann Werner seinen ersten „Schicksals-Roman“ zu schreiben. Eben jenen Roman „Das Dämonen-Raumschiff“ mit dem er eine neue Ära innerhalb der Serie Professor Zamorra einleitete. Und nicht nur wegen der Dämonen im Raumschiff.

Der Stoff um die Meeghs und ihre Spider  wurde nämlich beim Schreiben größer und größer.  Und schließlich sah W.K. ein, dass er einen zweiten Band brauchen würde.  Als er dann „Profi“ war, hätte Werner die Sache ja, wie so oft, sehr kurz beendet. „Ein grelles grünes Leuchten -  das Amulett schlug zu..“ Das war später der ultimative Schluss, wenn die Seitenzahl erreicht war.

Aber beim Dämonenraumschiff war Werner noch Idealist. Ich weiß nicht, ob er bei Jürgen Rückfragen gestellt hat, ob er noch einen Roman als Zweiteiler dran hängen dürfte oder ob er von sich aus die Sache einfach so fertig schrieb, wie er sie sich erträumte.

Jedenfalls hieß de zweite Band „Verschollen in der Jenseitswelt“. Geschildert werden die ersten Kontakte mit den Meeghs – aber auch mit den Chibb. Und – im zweiten Band wird Nicole Duval zum ersten Mal das „Flammenschwert“. Auch das war eine völlig neue Giesa-Erfindung.

Nun lag also ein Doppelband für den Professor Zamorra vor. Aber – einen Doppelband zu bringen – noch dazu von einem Autoren, der außer einem Gespenster-Krimi, der auch alle Schranken des Üblichen sprengte, noch nichts veröffentlicht hatte, das war dann dem Redakteur doch ein zu großes Risiko. Zwar waren die beiden Bände angekauft – aber sie würden notfalls in der „Feuerreserve“ landen.

Feuerreserve? Was ist denn das?

Ja, wir sind ja in der literarischen „Steinzeit“ wo es noch richtige Manuskripte gibt, die auf Papier geschrieben sind. Und Papier hat nun mal die Angewohnheit, sehr schnell zu brennen. Was also ist zu tun, falls im Verlag ein Feuer ausbricht und es das Schicksal will, dass alle eingeplanten Manuskripte einer Serie ein Raub der Flammen werden? Denn kann man die Liefertermine nicht einhalten – denn bis neue Romane geschrieben sind, vergeht eine gewisse Zeit. Und damals musst man zum reinen Schreiben des Romans noch die Zeit rechnen, in der die Deutsche Bundespost das Manuskript beförderte.

Um durch einen Brand im Verlag nicht in Bedrängnis zu kommen, gab es die Feuerreserve. Das waren Romane, die meist deshalb angekauft waren, weil man jemandem einen Gefallen tun wollte. Keine Romane von eingeführten und beliebten Autoren, sondern Neuzugängen. Meistens gingen sie auch vom Stil oder vom Inhalt über das Niveau der eigentlichen Serie hinaus.

Allerdings – manchmal musste die Feuerreserve abgearbeitet werden – und dann erschienen Romane, die man zurück gehalten hatte, weil sie nicht so Recht ins Klischee passten. Das klassische Beispiel ist eine „Entrümpelungsaktion der Feuerreserve“ vor Werners großem „Straße der Götter“-Zyklus.

Da erschienen nämlich plötzlich die Romane 183 „Der Mann der das Grauen erbte“ von Wolfgang Hohlbein, „Band 184 „Der Krakengötze“, von dem noch einges erzählt wird und Bd. 185 „Der Held von Zartas“ von W.A. Hary. Das war eher eine Conan-Story als ein Zamorra und daher in der Feuerreserve, obwohl  W.A. Hary schon ein „eingefahrener Autor“ war.

Die „Newcomer“ mit den von der Norm abweichenden Romanen waren Wolfgang Hohlbein und ich. Nur – Wolfgang war viel fleißiger als ich und hat mehr geschrieben. Und deshalb war er dann auch rasch bei Damona-King drin und bei Bastei voll im Geschäft. Bei mir dauerte das noch eine ganze Weile...

Bevor W. K. s Romane aber in der Feuerreserve landeten gab man ihm die Möglichkeit, einen normalen Einzelroman zu machen. Und so – war erst Werners dritter Roman der Erste, der dann erschienen ist.

Irgendwann Mitte 1978  erschien Zamorra Band 111 „Lockruf aus dem Jenseits“.

Das war der erste Roman, den uns Werner auf den Tisch legen konnte. Aber – es war nicht der „Lockruf“ auf den ich den Spruch: „Das kann ich auch“ sagte. Das war einer der späteren Romane, als W.K. schon voll drin in der Serie war. Ich weiß aber wirklich nicht mehr, welcher Roman das war.

Mit dem „Lockruf“ machte Werner etwas völlig anderes als die anderen Autoren. Da waren die Hauptfiguren, von den feststehenden Helden mal abgesehen, immer „Erwachsene“. Werner „B-Helden“ in diesem Roman aber war eine Gruppe von Studenten. Und ich bin sicher, dass die eine oder andere Person da ein sehr reales Vorbild hat.

Für die meist jugendlichen Leser der Serie war die Variante mit den Studenten  aber was für eine „Eigen-Identifiktion“ mit der Serie. Zumal Werner auch als in der Roman-Handlung als eine Musik gespielte wurde einen der „Abba“-Titel nannte,der damals gerade in den Hitparaden war.

Also nicht wie bei anderen Autoren irgendwelche Stück, die kein Mensch mehr kannte – dieser „Zamorra“ war nicht nur mit der Musik sondern auch sonst in jeder Hinsicht aktuell. Die Handlung des Romans spielte nicht in irgendeiner fiktiven Zeit, sie spielte genau in der Zeit, in der sich der Leser jetzt befand. Und die Studenten waren junge Menschen mit Wünschen und Gefühlen – genau wie die Leser der Serie. Auf diese „sterilen Romanfiguren“ hat Werner von Anfang an verzichtet. Beim ihm waren die Akteure  mit Leben erfüllt.   

Das war es, was meiner Meinung nach einen großen Teil des Erfolges ausmachte, den Werner Kurt Giesa sofort hatte. Es gab zwar keine Leserkontaktseite beim Zamorra – aber ich bin sicher, dass der Bastei-Verlag auf Werners erste Romane einige Post bekommen hat. Denn nur so ist zu erklären, dass man ihm unmittelbar danach innerhalb der Zamorra-Serie völlig die Zügel frei gab.  

Denn dann kam der Auftrag des Redakteurs, mit dem Werner endgültig die Kommandobrücke des „Professor Zamorra“ einnahm.

Und wie lautete dieser Auftrag?

„Schreiben sie mal was über die Entstehung des Amuletts!“

Und für Werner was das der endgültige Durchbruch – beim Zamorra – und als Schriftsteller.

Aber – darüber erzähle ich in der nächsten Woche.

Freut euch drauf...

Kommentare  

#1 Mikail_the_Bard 2009-07-23 14:39
Jetzt wird's interessant. Ich muss ehrlich sagen, der Hintergrundbericht über Werners "Zamora" ist sehr interessant.
In der "Guten Alten Zeit" war ich eigentlich nur Stammleser vom Larry Brent & Macabros & (ja ich stehe dazu!) Der Magier. Und den leider nur 4 Frankenstein-TB mit Robert Nordan. SEine zeiporadisch las ich Grusel-Silber-Krimi. Später kam (durch Schnablischen Einfluss noch DiKi dazu :-) )
Eine zeittlang las ich auch dem Kelter Velag Rick Masters & Mark Tate.
Von Bastei las ich sporadisch Gespenster-Krimi und stieg in Zamorra spät ein. Eigentlich war ich bei Bastei nur JS-Stammleser (bis Heft 525), aber nach dem Templer-Zylus (12 Wochen?) stieg ich aus, es war mir zu zäh geworden! Damals merkte ich auch, Zamorra war anders als die normalen Bastei Gruselromane, aber auch dort hörte ich auf. Das ich mit PZ aufhörte war kein Grund der Qualität, sondern reiner Platzmagel, da ich auch Taschenbücher & Hardcover aus Fantasy und Horror anfing zu sammeln (was ich heute noch mache!), aber leider nicht den Platz besaß wie weiland HHvA in Drochtersen. Ddas waren noch Zeiten als ich auf seinem Büherspeicher beim Hamburger Marlos Con übernachte, gerade einen spannenden Gruselroman las und plötzlich ein lautes Keuchen und Stöhnen zu hören war (Darth Vader ist Dreck dagegen!). Als ich dann vom Roman aufsah saß eine (von der Figur Garfild nicht unähnlich) Katze vor mir. Diese produzierte die Geräusch, denn wie mir Horst danach erzählte hatte sie Asthma. Kein Wunder, war sie doch die ganze Treppe hochgekraxelt um zu sehen wer da oben so Quarter bezogen hatte. :lol:
Ja, ich schweife ab. Eigentlich wollte ich sagen: Ich bin gespannt wie es mt der PZ-Story üm WKG weitergeht.
#2 Wolfram 2009-07-23 19:30
Hallo Rolf,

danke für die wieder wirklich interessante Teestunde mit Hintergründen und Internatas unseres Professors! Immer spannend, wie sich manche Handlungskreise Jahre nach Erscheinen des Heftes schließen und damalige Fragen beantwortet werden. Weiter so!

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