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Eine Mission in Sachen Amulett, eine „Fantasy-Serie“ und Nordhessens Metropole....

Teestunde mit RolfUnd wieder ist der Tee bereitet und wir harren Deiner Erzählungen. WK hatte also Dämonen in ein Raumschiff geladen und bekam dann einen Auftrag. Welcher war denn das? – Bitte beginne...

Eine Mission in Sachen Amulett, eine „Fantasy-Serie“ und Nordhessens Metropole....

Die Mission war...

„Schreiben Sie mal was über die Entstehung des Amuletts!“

Das war der Auftrag an W.K.Giesa – erteilt vom allgewaltigen Redakteur der Zamorra-Serie höchspersönlich. Und der hieß damals Helmut Rellergerd.

 

Das war für W.K.G. Nicht nur die Herausforderung, sondern auch die tatsächliche Möglichkeit, das Steuer der Serie zu übernehmen und sie in die Gewässer zu lenken, in die er sie haben wollte. Denn das Amulett – das war schließlich der Dreh- und Angelpunkt.

Bis jetzt wusste man ja nur, dass einmal ein Vorfahre Zamorras namens Leonardo de Montagne dieses Amulett im ersten Kreuzzug getragen hatte. Und das eben dieser Leonardo genau das Gegenstück zu dem Edelmenschen war, der in der heutigen Zeit das vorerst letzte  Glied der Ahnenreihe darstellen sollte.

Na, wenn ein „Professor Zamorra“ kein Edelmensch ist? Und mit ihm endet der derzeitige Stammbaum – bis jetzt jedenfalls.

Und da fällt mir gleich mal eine Zwischenfrage an die heutigen Konzeptgestalter ein. Wie wäre es denn man mit Nachkommen Zamorras? Selbst Werner und ich, das muss ich gestehen, haben seinerzeit mit keiner Silbe dran gedacht. Aber die Sache wäre doch sicher sehr reizvoll.

„Der Sohn des Zamorra“ oder „Die Tochter des Dämonenjägers“. Das wären doch mal ganz knackige Titel.

Oder ein Zwillingspärchen wie Damon und Bianca oder die Peters-Zwillinge. Das könnte mal was für den Tausender-Zyklus oder so was werden.

Nur über die Mama muss man sich besondere Gedanken machen. Natürlich Nicole Duval – wer denn sonst?

Aber ach – wie einfach. Und wie vorhersehbar. Da gäbe es viel reizvollere Varianten. Ansu Thanaar ist zwar tot – aber – ist sie das wirklich? War es nicht nur ein Duplikat von ihr, das damals getötet wurde, während sie selbst mit ihren geheimen Kräften die Geschicke bestimmt hat, ohne dass es selbst Merlin bemerkte?

Das die Hölle auch einen Incubus und Succubus ausschicken kann, ist eine andere Variante. Einen Buhldämon, der jede Gestalt annehmen kann. Als Incubus schleicht er sich in menschlicher Gestalt des im tiefsten Grunde des Herzens wahrhaft Geliebten in die Schlafzimmer einer Frau. Und er gibt ihr den Lebenskeim, den er eine Nacht vorher im weiblichen Körper als Succubus irgendwo an einem anderen Platz in der Welt empfangen hat.

In diesem Fall mag es entweder Satanas Merkratik, Beelzebub oder Put Satanachia, die Sabbath-Ziege selbst gewesen sein, der den Lebenskeim gegeben hat. Denn die drei obersten Geister der Hölle bilden ja gemeinsam den Höllenkaiser Luzifer. Die „falsche Trinitatis“ - entgegen des „Einen Gottes“ in der Gemeinschaft von Vater, Sohn und Heiliger Geist.
Als Succubus wird dieser Dämon, der den Lebenskeim der Hölle in sich aufgenommen hat, in Zamorras Gestalt Nicole ein Kind machen kann. Ein untergeschobenes Höllenkind also – und so bleiben unsere Heldenfiguren  makellos rein im Sinne des Heftromans.  

Aber ein Vermittler zwischen Gut und Böse – der die Kräfte der Schicksalswaage in sich trägt. Und zwar so, wie sie ursprünglich war und ist – und nicht in der Form, die man jetzt draus gemacht hat. Denn ursprünglich waren Merlin und Asmodis ja nicht anderes.

Der helle und der dunkle Bruder – mit denen die Waage ohne ihr Wissen für den Ausgleich sorgte. Jedenfalls hatte ich das so geplant und nicht mal Werner hat daran gerüttelt.

Ein „Kind Zamorras“ könnte das in einer Person sein – denn korrekt gesehen ist die Schicksalwaage nicht mehr im Gleichgewicht, weil eben ein Gewicht fehlt und bisher nicht ersetzt wurde. Das Asmodis zum Diener, Boten oder sonstwas der Waage gemacht wurde bedeutet ja nur, dass dem Wächter jetzt die Gegengewichte fehlen. Jedenfalls die Gegengewichte, die innerhalb der Serie bekannt sind.

Und wenn nicht ein Kind – dann hätten wir ja auch noch Zwillinge – womit sich „Damon“ und „Byanca“ wiederholen würden – aber unter neuen Vorzeichen. Drillinge – das wäre übrigens noch reizvoller ...weil dann neben Damon und Byanca eben noch die „Dritte Kraft“ dabei wäre.

Also ich könnte mit diesem Hintergrund jede Menge Bände füllen.

Aber das sind alles nur Spekulationen,  die mir so einfallen, wenn ich an alle die neuen Wege denke, die Werner und ich beschritten haben – und alle die Chancen, die wir verpasst haben. Oder die der Tatsache zum Opfer fielen, dass Werner so ab Band 330 die Serie alleine schrieb und mit Heike eine andere Beraterin und Inspiratorin für neue Ideen hatte. Außerdem kam dann auch noch ein neuer Freundeskreis dazu, der ebenfalls eine ganze Reihe Ideen zum Zamorra beisteuerte.  Aber dazu kommen wir noch...

Der Erste, der neue Pfade beim Zamorra beschritt, war auf jeden Fall  Werner Kurt Giesa. Und das nicht erst, als er fest im Sattel saß, sondern bereits in der Anfangsphase.  Irgendwie war das gut angekommen – und deshalb jetzt der Auftrag,  dem Leser einen Teil vom Geheimnis des Amuletts näher zu bringen.

Und dazu grub Werner einen Sagenzyklus aus, der ihn persönlich sehr faszinierte. König Artus und die Tafelrunde. Daraus entstand dann die Idee der „Drei Tafelrunden“, die sich immer im Hintergrund der Serie durchzog, zogen bis Werner mal einige Romane daraus machte.

Die erste Tafelrunde der Liebe wurde durch einen Verräter für 30 Silberlinge zerstört. Die zweite Tafelrunde des Königs Artus, die Tafelrunde  des Schwertes, durch die Machtgier Mordreds. Die dritte Tafelrunde, die Runde der Magie, die Merlin schaffen wollte,  sollte die Entscheidung bringen.

Die heutigen Zamorra-Leser wissen, dass die Schaffung dieser Tafelrunde fehl geschlagen ist.  Und – das hatte Werner auch von Anfang an geplant.  Wir hatten sogar mal ein mündliches Konzept dafür gemacht. Da gab  es aber ein direktes Eingreifen der Schicksalswaage auf Seiten der Hölle. Den das „Gute“ war durch die „Tafelrunde der Magie“ unüberwindlich. Alles wäre gekippt, hätte es keinen Ausgleich gegeben.

Nur Hermann und meine Ex-Petra, die dabei waren, wenn Werner und ich uns beim weiterführen der Zamorra-Handlung die Bälle zuwarfen können ermessen, wie viele wirklich gute Gedankengänge damals entwickelt wurden – und danach vergessen.  

Leider haben Werner und ich alle diese Sachen niemals aufgeschrieben, weil wir ja wussten, dass uns immer was Neues einfallen würde. Und heute – da fallen mir so wie eben dann manchmal noch einige dieser Ideen wieder ein, wenn ich für die „Teestunde“ meine Gedanken zurück gleiten lasse.  

Aber das alte Konzept hatte Werner, als er die Romane zur „Dritten Tafelrunde“ geschrieben hat, dann schon vergessen oder besser gesagt, dieser ganze Esoterik-Hintergrund hätte nicht mehr in die aktuelle Handlung gepasst. Einzig die Idee, das die Tafelrunde  nicht geschaffen werden konnte, ist erhalten geblieben.

Wenn ich heute sage, dass das Originalkonzept mit der „Dritten Tafelrunde“ besser und geheimnisvoller war, kann ich das nicht beweisen. Auch wenn es so ist Aber die Leser haben ja dann auch Werners neue Gedankengänge konsumiert.

Und außer der Tafelrunde konnte Werner auch seine Lieblingsfigur Merlin als Zentralfigur in die Serie mit einführen.  Der Magier von Avalon war nicht nur der Schöpfer des  Amuletts sondern er wurde auch seit dieser Zeit Zamorras Mentor.  Seit dieser Zeit wird das Amulett dann auch „Merlins Stern“ genannt und Merlins Burg mit all seinen Geheimnissen und dem „Saal des Wissens“ entstand in diesem Konzept.

In den Romanen 124 bis 126 „Das Flammenschwert“, „Der Teufel aus dem Orient“ und „Merlin, der Magier“ wird Zamorra Zeuge, wie Merlin in der Dimension, in der sich die Wunderwelten und der Silbermond befinden, das Amulett erschafft. Und war aus der Kraft einer Sonne, die durch die Gewalt der „Mächtigen“ entartet ist. Wie man also sieht, Begriffe wie „Wunderwelten“ und „Silbermond“, die später noch zentrale Bedeutung bekamen, hat Werner schon damals wenigstens vom Namen und vom Grundkonzept her in die Serie eingebracht.

Und wie Werner mit seinem „Dämonen-Raumschiff“ den ersten Doppelband innerhalb der Serie macht, so schuf er hier die erste Trilogie, die nur der Beginn einer ganzen Reihe von Mehrteilern werden sollte, mit denen in der Zamorra-Serie künftig Handlungen mit großen Hintergrund so gebracht werden, das die Handlung sich mit immer neuen Spannungsmomenten entwickeln konnte und es nicht am Schluss, weil der Roman ja bei Seite 62 enden muss, eine „Hau-drauf-und-Schluss“-Situation entstand.

Hier nahm dann auch die Figur des Leonardo de Montagne ihren Anfang. Der Name war schon aus dem ersten Romanen „Das Schloss der Dämonen“ bekannt, mit dem Susanne Wiemer damals das Fundament für die Serie gelegt hat. Aber mehr als der Name war nicht vorhanden.

Die Bösartigkeit von Leonardos Charakter hat Werner in der Amulett—Trilogie schon sehr gut heraus gearbeitet. Aber was dann aus dieser Figur wurde, da hat Werner nicht dran gedacht, als Leonardo de Montagne ganz im Sinne der Heftroman-Vorschrift, dass  stets des Gute siegen muss, zur Hölle fuhr. Es war einer der Giesa'schen Geniestreiche, als er diese Figur wieder ausgrub, als er die von mir eingeleitete  Entmachtung des Amuletts akzeptiert hatte. Außer Merlin wusste nur Leonardo de Montagne das Amulett zu nutzen.  Bei Zamorra trat das Amulett ja meistens selbständig in Tätigkeit. Und Merlin hielt Werner damals in „den Nebeln von Avalon“, also ganz geheimnisvoll. Zwar Zamorras Mentor und Meister – der ihm aber auch kein Wort mehr sagte, als unbedingt notwendig war.

Das „Schweigen Merlins“ der doch mit seinen übermächtigen Kräften alles regeln konnte, aber nicht tat sondern Zamorra und Nicole wie Spielsteine benutzte brachte damals das Geheimnisvolle in die Serie, von der die Leser gefesselt und zu Stammlesern wurden.

Nur so war  die große Überraschung möglich, dass das Amulett, das so schwach war, dass es kaum noch so reagierte, dass Zamorra siegen konnte, plötzlich in den Händen des auf die Welt zurückgekehrten  Leonardo de Montagne seine alte macht sofort wieder erlangte. Eine Macht – die dann erst mal gegen Zamorra eingesetzt wurde. Das waren der Zyklus 250 „Der Höllensohn“  bis 253 „Todesurteil für Zamorra“, dem ich, weil ich die Handlung kannte, indirekt noch den Band „Geister-Party“ anhängte.  Das ging, weil Werner ja immer an den Wochenenden bei mir war und er mit von diesem Zyklus die Durchschläge zum Einsehen mitbrachte. Also konnte ich unmittelbar an Zamorras Flucht mit Nicole vor Leonardos Hölllenhorden an die Handlung anschließen.

Mike Rennicke wird diese Romane später noch behandeln, weil er in seiner letzten Rückschau die weitere Karriere Leonardo de Montagnes im Reich der Schwefelklüfte etwas ausführlicher beleuchtete. Aber so richtig bekam die Leonardo-Gestalt erst im 250er Zyklus sein Leben. Doch damit habe ich schon wieder vorgegriffen, was aber manchmal nötig ist, um das wirklich geniale „Zamorra-Netzwerk“ zu erklären, dass Werner damals aufgebaut hat.

Auch der Name des Dämonen Gromhyrxxa kommt aus der Frühzeit der Serie. Ich weiss leider nicht mehr, in welchen Roman er das erst mal auftaucht. Aber – Gromhyrxxa ist ganz der frühen Giesa'schen Dämonen-Schöpfungen.

Eigentlich hat Werner das unsterbliche Monster mit dem Fliegenkopf schon in irgendwelchen Geschichten bei Terra-Press gehabt – ich weiß aber nicht mehr, bei welchen. Vielleicht war es damals die Straße der Götter – aber wie soll ich da noch überprüfen? Die alten Spiritus-Umdruck-Hefte habe ich ja nicht mehr.

Und in der Anfangszeit hat Werner Gromhyrxxa auch immer mal wieder in die Romane eingebaut. Bis er irgendwann sagte, die Figur wäre „ausgelutscht“. Um etwas von W.K.s Ideenwelt in mein Konzept hinüber zu ziehen machte ich dann Gromhyrxxa, weil er ja unsterblich war, in den Kreis der Blutgötzen des alten Atlantis eingefügt habe. Das hat Werner damals sogar gefreut.

Übrigens – das Aussehen des Dämonen Gromhyrxxa ist das eines „Nogk“ aus dem „Ren Dhark“. Das sind nämlich extraterrestische Insektenwesen. Werner hatte sogar eine Latex-Maske mit einem Fliegenkopf, die dann selbstverständlich bei unseren Filmen mit eingesetzt wurde. Aber davon habe ich ja schon ausführlich berichtet.

Aber Werner machte im „Amulett“-Zyklus noch etwas zum ersten Mal. Jedenfalls nachweislich, falls nicht auch die Studenten im „Lockruf aus dem Jenseits“ schon Abziehbilder von real existierenden Personen war.

Hier existierten die „Personen“ zwar auch, aber in einer anderen Identität. Ich spreche hier von den „Hellebern“, ein sauf- und rauffreudige barbarische Rittergruppe, die trotz des Wassermangels vor den Mauern von Jerusalem Anno 1099 einige Fässer Bier dabei hatten. Ich habe ja schon Einiges in der Teestunde über das Fürstentum Helleb geschrieben und kann darauf verweisen.

Unsere Helleber-Namen wurden von Werner etwas verdreht, das war eigentlich alles. Hans Klipp hatte nichts dagegen, in seiner Zweit-Existenz als „William von Helleb“ mit dabei zu sein und wer Baron Gregor tor Lippia war müsste ich wohl nur den Jung-Fans erklären.  Als Gedächtnisstütze, da gab es bei „Terra-Press“ einen „russischen Autoren namens Gregor Stephanowitsch Illjuschyn. Na, nun guckt mal die „Teestunde“ rückwärts....

Einige andere „Helleber“, die da in der Roman-Handlung an der Seite von Gottfried von Boillon die Mauern von Jerusalem stürmten, sind nur den wenigen Auserwählten des damaligen Fandoms bekannt, die von uns eingeladen wurden, an den Pfingsttagen beim traditionellen Pfingst-Zeltlager in Wallenstein dabei zu sein.  Es ist sicher unnötig zu sagen, dass der Herausgeber des „Zauberspiegels“ immer mit dabei war und alles bestätigen kann, was ich über diese wilden Wochenenden in nordhessischen Knüll-Gebirge so erzählen werde.

Nun, einen Namen muss ich aber doch noch erwähnen, weil er in den Romanen zu oft vorkommt. „Erlik von Twerne“ wurde eben „Twerlik von Erne“ - und schon ging es los. Ich denke, ich brauche nicht extra drauf einzugehen, wer mit dieser Figur gemeint war. Und das Flair eines Troubadix, eines Barden, der zwar Musik spielen, aber nicht singen darf, das hing mir damals schon viel länger an. Nämlich seit dem Tag, da unser gesamte Freundeskreis feststellte, dass sich hinter unserer Person eine Figur aus dem Asterix verbirgt.

Wobei Werner im „Gallischen Dorf“, das wir zeitweilig auch darstellten, zwei Existenzen hatte. Einmal stellte er Miraculix, den Druiden dar. Deshalb durfte er bei unseren Zeltwochenenden in Wallenstein auch immer den Glühwein bereiten. Natürlich musste das edle Gesöff mit Rum als besondere Zutat immer abgeschmeckt werden. Und der reinen Form halber waren auch immer einige Priesen getrocknete Misteln im Topf. Unseren „Joey“, der den Obelix darstellte, mussten wir dann immer etwas hintenrum mit Zaubertrank  versorgen.

Als „Gallier“ waren wir nicht so gemein wie bei den „Western-Fest“ als wir Gunther, der die Rolle des Indianers übernommen hatte, keinen Whiskey und so was gegeben haben. „Kein Feuerwasser für den Indianer“ war immer wieder zu hören und der liebe Gunther musste froh sein, dass er überhaupt Bier bekommen hat.  Jedenfalls war das das Einzige mal dass sich jemand bei einem unserer Western-Feste überreden ließ, die Rolle des Indianers zu übernehmen.

Bei uns als Galliern gab es ja die Einschränkung nicht und so wie darauf verzichtet wurde, „Obelix“ vom Zaubertrank auszuschließen so wurde auch nicht der Brauch gepflegt, den Barden gefesselt und geknebelt an den Baum zu hängen.

Die zweite Gallier-Identität bekam Werner, als der Band „Asterix im Morgenland“ raus kam. Die Figur des an James Bond angelegten Agenten-Druiden „Nullnullsix“ war zwar an Sean Connery angelehnt, aber die Comic-Figur sah genau so aus, wie Werner in diesen Tagen ausgesehen hat.

Vor allem das etwas vorstehende Kinn, was er dann durch seinen Vollbart immer zu verdecken suchte. Er hatte ja, wie schon mal erzählt, ein künstliches Teil am Kiefer und bezeichnete sich deshalb immer als Cyborg.

Also bildeten die Helleber im „Amulett-Zyklus“ mit ihrer ständigen Sauferei und ihren Sprüchen  vorerst einen „lustigen Teil“  des Zyklus. Später übernahm Werner dann  die Helleber voll ins Programm und machte aus ihnen in einem späteren Roman die „kleinen Riesen“.  Aber das Konzept mit dieser Gruppierung gefiel dem Redakteur nicht uns so verschwanden die Kleinen Riesen und die Helleber wieder aus der Handlung und wurden nur gelegentlich noch mal erwähnt.

Aber das Konzept, dass das Fürstentum Helleb quer zu unserer Realzeit liegt und du nur einen Schritt zur Seite machen musst, um hinein zu gelangen, das ist von Werner. Hans und ich haben es dann für einen pseudo-esoterischen Hintergrund für die Tafelrunde übernommen. Denn diese Tafelrunde lag damals noch in sehr weiter Ferne und nahm erst Gestalt an, als wir Jürgen „Dan Shocker“ Grasmück zu unserem Freundeskreis gewinnen konnten. Und das war erst auf dem Marlos-Con in Frankfurt der Fall, der zeitgleich mit der Internationalen Automobilausstellung  lief. Werner als Auto-Fan begeisterte sich da für einen „Bitter CD“ und als er dann für den „Magier“ einen Wagen suchte, konnte das eben nur ein „Bitter“ sein.

Werner hat übrigens seine Erlebnisse im Kreise der Freunde in Kassel sehr oft und gern als Hintergrund für seine Romane verwendet. Da spiele ich dann auch mit vollem Namen und meinem damaligen Ein-Zimmer-Appartement im „Turm des Schreckens“ mit. In Erinnerung ist mir da der Gespenster-Krimis „Pandora – Botin des Grauens“ und „Die Hexe von Florenz“.

Der erste Roman spielt direkt in Kassel, das Werner natürlich durch die vielen Besuche sehr gut kannte. De zweite Romane sind die Erinnerungen an eine unserer Reisen nach Italien – natürlich ist auch der Truck-Stop von Mama Mariza mit dem guten Essen und dem noch bessern Chianti ausgiebig erwähnt. Und so einen jungen Drogen-Freak hatten wir damals tatsächlich im Bus und er hat sich immer bei uns dran gehängt. Das waren übrigens zwei Romane aus Werners interner  „Geister-Reporter Ted-Ewigk“-Serie.

Es gab noch einen Roman mit Kassel-Hintergrund aus eigenem Erleben mit Ted Ewigk und einige Romane in Kassel. Beispielsweise der Roman der bei der Eröffnung der Bundesgartenschau 1981 spielt – mit dem Dämon Bugaa-Bugaa. Aber die Sache habe ich schon mal erzählt. Leider sind die „Kassel“-Romane genau so mit verschenkt worden wie alle anderen. Nur meine eigenen Zamorra-Romane habe ich mir als Bücher binden lassen. Und deshalb haben sie überlebt und ich kann durch sie noch einige Gedankengänge, die Werner und ich damals hatten, rekonstruieren.

Bleibt noch im Rahmen des „Amulett-Zyklus“ die Sache mit der „Entarteten Sonne“, aus deren Kraft „Merlins Stern“ geschaffen wurde. Werner hat die ganze Thematik in seinem Perry-Rhodan-Taschenbuch „Eine Sonne entartet“ noch mal aufgegriffen. Hier allerdings im Stil der Science Fiction, wo er nun wirklich voll zu Hause war. Und am Schluss findet sich der schlüssige Beweis für die bei dem versoffenen Con in Amsterdam aufgestellte Theorie: „Die Götter waren Mausbiber“. Die Steine von Stonehenge und anderer Cromlechs in Britannien und Irland weisen nämlich die Form einer Mohrrübe auf. Und über diesen Perry-Rhodan-Con und die Party im Crest-Hotel habe ich in einer früheren Teestunde schon ausgiebig berichtet.

In einer Nebenhandlung verschaffte Werner dann dem „ewigen Gefährten“ Bill Fleming mit der Studentin Manuela Ford seine künftige Lebensgefährtin. Schon daran kann man sehen, wie W.K. die Serie immer mehr zu seiner eigenen machte. Ein Gelegenheitsautor, der die Standard-Figur Bill Fleming  als Junggeselle schilderte – da hätte der Redakteur ja den Roman lesen und korrigieren müssen. Da war es doch viel einfacher, alles in eine Hand zu geben und sich weiter der Arbeit am Hohn Sinclair zu widmen.

Und nur das Sammel-Pseudonym Robert Lamont verhinderte, dass die Leser erkannten, dass  die Zamorra-Serie so langsam aber sicher von einem einzigen Autoren übernommen wurde. Allerdings mag sich der eine oder andere Leser schon über verschiedene stilistische Unterschiede gewundert haben. Aber es gab damals ja keine Leserkontakt-Seite. Und das Horror-Fandom war gerade erst aus der Keimzelle von „Dan Shockers Phantastik Club“ im Entstehen. Erst als ich Anfang der 80er  mit dazu kam ging die Zeit der Horror-Cons so richtig los.  Aber – das war nur eine „Fan-Generation“ - so ungefähr acht bis zehn Jahre.  Die ersten Buchmesse-Cons, heute längst von anderen Kreise übernommen, wurden damals von mehreren Horror-Phantastik-Clubs ins Leben gerufen. Werner und ich haben damals so gut es in unseren Kräften stand, die Sache mit angeschoben, indem wir dafür sorgten, dass einige „Hochkaräter“ der damaligen Promi-Szene zu den Buchmesse-Cons erschienen. Nur mit Jason Dark hatten wir kein Glück. Der musste immer auf dem zeitgleich laufenden großen Presse-Empfang sein.

Und von all den sonstigen Cons ist nur noch der Phantastik-Con in Marburg übrig geblieben. Den ersten Con, den Martin Dembowsky damals veranstaltete, haben Werner und ich auch damals etwas „angeschoben“, indem wir eine „Magier-Konferenz“ ansetzten und so Jürgen „Dan Shocker“ Grasmück mehr oder weniger nötigten, zu diesem Con nach Marburg zu kommen.  Und somit hatte der erste Marburg-Con ein absolutes Kron-Juwel.

„Verdammt lang her!“  heißt es bei BAP und bei JULI: „Ich ich weiß, es war 'ne geile Zeit“  Aber die Erinnerungen bleiben...

Nach dem Amulett-Zyklus baute Werner seien eigenen Hintergrund immer weiter aus. Und die anderen Autoren, die nur gewöhnt waren, „klassische Horror-Romane“ zu schreiben und auch nicht gewillt waren, die Romane der Serie kontinuierlich mitzulesen, um sich Werners Ideen-Welt zu verinnerlichen, stiegen mehr und mehr aus.

Es waren ja Profi-Schreiber, die davon lebten, eigene Romane zu schreiben und nicht die Romane anderer Autoren-Kollegen zu lesen. Und schon gar nicht von einem „Newcomer“, der das plötzlich ganz seltsame Ideen und Variationen in den Zamorra einbrachte.

Natürlich gab es auch Autoren wie W..A.Hary, die mit ihrer Fantasy-Welt Zartas und dem Barbaren Gor, einem absoluten Conan-Verschnitt, den Versuch einer Sword- and Sorcery-Variante zu starten. Die Romane waren so angelegt, dass sie sich außer mit Zamorra  noch mit anderen Serien verbinden ließen – oder auch als eigenständige Fantasy-Serie machbar waren.

Seit der Heyne-Verlag mit Conan, dem Helden- Duo Fafhrd and Grey Mouser oder der sehr umstrittenen Saga der Gegenerde „Gor“  gute Geschäfte machte, der Pabel-Verlag mit „Dragon- Söhne von Atlantis“ einen Fantasy-Vorstoß im Heft gemacht und der Kelter-Verlag mit „Richard Blade“ Taschenbücher heraus gab, stand ja eine deutsche Fantasy-Serie im Raum.  

Und wie W. A. Hary hofften natürlich viele, dass Bastei eine Fantasy-Serie machen würde. Dann brauchte  er nur einige Seiten umzuschreiben.  Nein, es gab damals noch keinen Computer, wo so was problemlos geht.  Hier hätten wohl einige Texte ausgeschnitten und neu zusammen geklebt werden müssen. Und natürlich auch einige Seiten in der Handlung neu  geschrieben. Aber – es gab schon damals eine ganze Menge Autoren, für die war es gar kein Problem, auf diese Art schon damals eine Romanhandlung zu recykeln.

Einmal ist es einem Leser aufgefallen, dass ein bestimmter Roman wortgetreu beim „Professor Zamorra“ und bei einer anderen Horror-Serie erschienen ist. Offensichtlich ist dieser Leserbrief auch nicht irgendwo in einem Vorzimmer abgefangen worden, sondern auf den Tischen der „Obersten Heeresleitung“ gelandet. Da war natürlich Panik in den Redaktions-Räumen von Bastei. Und der Autoren-Kollege, dessen Namen in Insider-Kreisen wohl bekannt ist, hier aber aus Diskretionsgründen verschwiegen wird, hatte echte Probleme bei der künftigen Berufsausübung.  Da glühten dann nämlich die Telefondrähte. Mögen Verlage in Konkurrenz gestanden haben – die Redakteure untereinander waren Kollegen...

Also, alles wartete auf eine Fantasy-Heft Serie. Und weil es damals ja noch viele Verlage gab, die Hefte machten, wurden solche Projekte stets als „Geheime Kommandosache“ geführt. Denn es gab ja die Möglichkeit, dass man eine Serie in einem neuen Genre plante, die Konkurrenz aber mit einem „Schnellschuss“ eine oder zwei Wochen vorher auf dem Markt war und schon mal die Sahne von der Milch schöpfte. Von daher bekamen Werner und ich von der neuen „Fantasy-Serie“ auch dann erst was zu hören, als Band eins am Kiosk lag.

Fantasy? Ich gehe mal davon aus, dass die Leute damals überhaupt nicht wussten, was Fantasy war. Irgendwas mit Schwertern. Ritter also. Na, dann machen wir eben eine Ritter-Serie, um den Markt  zu bereichern.  

Und so war das, was vom Bastei-Verlag dem Leser als Fantasy serviert wurde, eben der „Ritter Roland – Der Kämpfer mit dem Löwenherz“. Und das Produkt mit Fantasy zu vergleichen ist genau so, als würde man Kunsthonig zu Waldblütenhonig  erklären. Dass die Serie nicht allzu lange überlebte, war schon im Konzept der ersten Bände abzusehen, obwohl teilweise recht spannende Romane dabei waren.

Aber das magisch-mystische Element fehlte beim „Ritter Roland“, um ihn auch nur im Ansatz als Fantasy auzuweisen. Dass der damalig „Zauberspiegel“ dann den dritten Roman  mit dem Drachenkampf als „Fantasy“ erkannte, war der reine Hohn.

Ritter Roland reißt nämlich Bäume aus, wirft sie über den Drachen und zündet sie an, damit der Hornpanzer schmilzt und das Schwert „beißen kann“.  Klar, so Bäume zu entwurzeln und ausreißen und mit ihnen rumzuwerfen, das macht nicht mal Conan mit allen seinen Kräften. Höchstens Herkules oder Maciste in ihren Filmen.

Also ein genialer Einfall des damaligen Autoen – oder?

Da gibt es neben dem allbekannten Nibelungenlied, wo der Drachenkampf Siegfrieds nur erwähnt wird und der Wälsungen-Saga aus der Edda, in der Sigurd den Drachen Fafner erschlägt, weil er in einem Erdspalt unter ihm wartet und ihm heimtückisch von unten das Schwert ins Herz stößt eine dritte Variante.

Das ist die Saga vom „Hörnenen Siegfried“, in dem Siegfrieds Jugendjahre beschrieben werden. In diesem Sagenkomplex aus den „Deutscen Volksbüchern“  befreit Siegfried auch die schöne Königstochter Kriemhild aus den Händen eines Riesen. Ja, und gegen den Drachen reißt Siegfried in dieser Variante  Bäume aus und wirft sie über den Drachen. Dann beschafft er sich beim Köhler in der Nähe Feuer und steckt alles an. Der Rest ist Helden-Routine.

Ein Schwerthieb zu der rechten Zeit  - schafft Ruhe und Gemütlichkeit! Ein Stich ins Herz und das Drachen-Problem ist für Sigi erledigt.

Also, wie man so sieht, nichts Neues unter der Sonne. Oder wie die „Prinzen“ so gesungen haben: „Es ist alles nur geklaut...“ Auch, wenn es in alten Sagen zu finden ist.

Aber – wer die Märchen von „Tausendundeiner Nacht“ im Original-Wortlaut liest, der Findet mehr Ideen für Fantasy drin, als er in einem Menschenleben verarbeiten kann. Von den alten Sagas der indischen Epen „Mahabharata“ über die Götter und Helden der Arya und den Heldentaten Ramas, dem, „Ramajana“ ganz zu schweigen.  Außerdem hätten wie da noch das „Schach Nahame“ des persischen Dichters Firdusi, den „Gilgamesch-Epos“ des alten Mesopotamien, der alten nordischen „Edda“ oder das „Popol Vuh“ mit den Götter und Heldenerzählungen der Indianer aus der Vorzeit von Guatemala.  Und das sind nur die bekanntesten Sagen-Zyklen rund um die Welt, die eigentlich Fantasy-Romane reinsten Wassers sind.  Und wenn da was „geklaut“ wird, das kriegt so schnell kein Redakteur oder gar der Leser raus.

Werner hat in dieser Hinsicht aus der Sagen- und Gedankenwelt der alten Kelten Britanniens und Irlands geschöpft. Allerdings meist nur so weit, wie es die bekannten Figuren um Merlin und König Artus anging.  Ich kann das sogar verstehen - denn  ich habe ja oft genug gehört, dass immer ein „Wiedererkennungswert“ für den Leser vorhanden sein muss. Deshalb habe ich ja dann auch bei Zeitreisen in die Sagenwelt den Kampf um Troja gewählt. Den kannte damals sogar mein Redakteur - wenn auch nicht in allen Einzelheiten, wie ich an anderer Stelle schon geschrieben habe.  

Nach diesem Amulett-Zyklus wusste Werner, dass er innerhalb der Zamorra-Serie schalten und walten konnte, wie er wollte. Ob die Verkaufszahlen stiegen, weiß ich nicht. Aber gesunken sind sie auf gar keinen Fall. Denn sonst wäre Werner kaum dazu gekommen, immer mehr seiner eigenen ungewöhnlichen Idee im Deckmäntelchen des Horror in die Serie einzubringen.

Im 500er Jubiläumsband vom Zamorra, der gleichzeitig damals auch Werners 500sten Roman  markierte, habe  ich Kurzbeschreibungen von W.K.s Romanen gefunden, aus denen  hervor geht, welche Figur wann das erste Mal im Zamorra auftauchte.  Das möchte ich den Lesern der Teestunden natürlich nicht vorenthalten, zumal dieser Band heute noch greifbar ist.

Aber ich denke, damit beginne ich in der nächsten Woche. Und das hat doch alles mal mit einem einfachen Interview begonnen...

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