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Heldenabgänge, Bill Fleming, Hintertüren und Autos

Teestunde mit Rolf...Moin Rolf,zurück zum Zamorra... Was gibt es denn da noch alles zu erzählen. Den Eistee aus dem Kühlschrank und ab auf den Balkon. Wir spitzen die Ohren...

Heldenabgänge, Bill Fleming, Hintertüren und Autos

Es wird Zeit, dass wir mal wieder zu den Inhalten vom Professor Zamorra kommen, auch wenn über all die Figuren und Handlungsebenen die Zeit zum größten Teil hinweg gegangen ist. Es hat eben alles seine Zeit. Und das, was heute aktuell und bahnbrechend ist, das ist morgen ein alter Hut.

Wir haben damals beim Zamorra Dinge neu erfunden oder weitere einwickelt, die es vorher in dieser Form im Heft nicht gegeben hat. Jedenfalls auf der Grundlage der damaligen Vorstellungen der Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Schriften. Das „Frankenstein“- Thema und der Mad-Scientist, der mit Menschen experimentiert, galt als verboten.

 

Genau so wie „Ratten-Romane“, nachdem der Film „Willard“ mit dem Thema in die Schlagzeilen geraten ist, wo die lieben Tierchen eben Menschen bis auf die Knochen abnagen. Da hätte dann eigentlich auch der „Inferno“-Roman „Der Rote Teppich des Verderbens“ indiziert werden müssen, der die brasilianischen Wanderameisen zum Thema hat, die auf ihrem Weg auch alles fressen, was sie erreichen. Natürlich auch Menschen... wer den vierten Indiana-Jones-Film gesehen hat, der weiß, wie das geht. Aber beim „Inferno“ ist das seinerzeit durchgegangen, wenn es auch recht anschaulich beschreiben wurde. Doch das waren ja „Katastrophen“ und keine „Horror“-Romane.

Über die Bundesprüfstelle und den hausinternen Jugendschutz und ihre Arbeit vor mehr als zwanzig Jahren habe ich ja schon in der Teestunde berichtet.  

Für Werner waren die klassischen Themen des Horror-Heft-Romans und die Welten der Science-Fiction, für mich die alten Überlieferungen über die Welt der geheimen Mächte und die Fantasy die Grundlage dessen, woraus wir die Handlungsfäden beim Zamorra gestrickt haben.

Es gibt ja nichts, was es im Heft nicht gibt. Und man kann, weil gerade der Professor Zamorra eine Welt der Magie ist, in der nichts unmöglich ist, aber das Unmögliche wahr gemacht werden kann, besteht die Möglichkeit, auch längst Vergessenes und von anderen Handlungsebenen Verschüttetes wieder auszugraben.

Man kann Figuren „sterben“ lassen, aber sie nach Bedarf eben auch wieder aus dem Grab hervor holen. Nichts ist tot, das ewig liegt – eh nicht der Tod den Tod besiegt.

Ich sagte schon mal, dass ich mir damals selbst einen kleinen Haken eingebaut habe, an dem sich selbst Amun-Re wieder aus der Unterwelt holen könnte. Zu gegebener Zeit werde ich euch die Textstellen präsentieren und darauf hinweisen. Und ich bin sicher, dass man auch Merlin wieder ausgraben kann, wenn es notwendig wird. Oder eben seinen Geist beschwören. Von irgendwelchen geheimen Kammern in Merlins Burg mal ganz zu schweigen. Oder von einer Geheimtür in den Verliesen von Zamorras Chateau Montagne, die Zamorra damals und vermutlich heute immer noch nicht so richtig erforscht hat.

Es gibt unendlich viele Möglichkeiten für die heutigen Autoren, noch aus Werners innerhalb der Zamorra-Handlungen vergrabenen Ideen zu schöpfen und seine ungelösten Geheimnisse zu enträtseln. Doch das müssen Frau Picard und die heutigen Autoren entscheiden.

Genau so, wie man einfach eine Seriengestalt wie Nicole Duval nicht nur auf Zeit von Zamorra trennen, sondern sie auch verschwinden lassen kann. Man lässt die liebe Nici in einem besonderen Jubiläums-Band Band den echten „Heldentod“ als letzte Lösung, die Erde und die umliegenden Ortschaften zu retten, sterben. Das ist die Art, wie ich das seinerzeit mit Tina Berner gemacht habe.

Oder man läutet den bevorstehenden Tod einer Figur wie Nicole Duval langsam ein, um sie dann möglichst malerisch und publikumswirksam von der Platte zu nehmen.

So geschehen damals mit der Figur des Bill Fleming. Der war zwar von Anfang an dabei, aber inzwischen von vielen anderen Figuren im Zamorra-Team mit größeren magischen oder sonstigen Fähigkeiten und auch mehr Charisma so richtig an die Wand gedrückt wurde.

Die Figur was also völlig unnütz geworden und konnte eigentlich nur noch mit einem malerischen Heldentod von Nutzen sein.

Natürlich hätte Zamorra auch am Beginn eines Romans einen Brief oder ein Telegramm bekommen können und dort vom Tod seines Freundes lesen. Und jetzt kommt schon den den jüngeren Lesern die Frage, was denn bitteschön eine Telegramm ist. So was gibt man doch heute in Nullzeit per e-mail rund um den Globus weiter.

Ja, Telegramme waren damals die einzige Möglichkeit, wenn etwas sehr schnell mitgeteilt werden sollte. Die kurze Nachricht kam durch den Fernschreiber und wurde sofort von einem Postboten, damals meist mit Fahrrad, sofort an den Empfänger gebracht.

Das wäre also die schnellste Möglichkeit gewesen. Wenn man davon absieht, dass Bill Fleming Zamorra auch hätte als Geist erscheinen können um ihm zu verkünden, dass er tot sei und ihn bitte, in der Kirche drei Kerzen für ihn anzuzünden.

Natürlich wäre auch ein Telefonat möglich gewesen, Zamorra das Ableben seines einstigen besten Verbündeten gegen die Hölle (von Nicole mal ganz abgesehen) mitzuteilen.

Aber da hätte Werner überhaupt nicht mitgemacht. Er wollte Bill Fleming erst mal überhaupt nicht von der Platte nehmen. Eigentlich wollte er niemanden von den „Guten“ eliminieren.

Immerhin hatte jede Figur bei den Lesern seine bestimmten Fans die dann sehr traurig oder ärgerlicher werden und Briefe an die Redaktion schreiben konnten. Die Zamorra-Serie war drauf und dran, so ein “Wander-Zirkus“ wie „Mythor“ zu werden. Denn dort schleppte der Held einen ganzen Rattenschwanz an B-, C- und D-Helden mit sich rumschleppt wie im Märchen der Dummling, an dessen goldener Gans jede Menge Leute kleben und hinterher laufen müssen, weil sie sich nicht lösen können.

Und so ging fast ein Viertel eines Mythor-Romans damit drauf, dass eben jede Figur was sagen musste oder vielleicht einen kleinen Kurzauftritt hatte. Und sei es nur wie jener Schauspielschüler, der nur einen Satz zu sagen hatte und sich vornahm, damit alle Kollegen an die Wand zu spielen. „Ich komme soeben von der Königin!“ war der Satz.

Unmittelbar vor dem Stichwort machte ein Bühnenarbeiter den jugendlichen Mimen drauf aufmerksam, dass er vielleicht vor dem Auftritt noch eine gewisse Stelle an seiner Hose richten sollte. Doch – in diesem Moment kam das Stichwort. Der junge Möchte-Gern-Gründgens stürmte auf die Bühne und ruft den vorgeschriebenen Satz:“ Ich komme soeben von der Königin.“

So ähnlich was das bei Mythor auch. Zu sagen war von diesen Figuren etwas Kluges oder was Lustiges. Zu tun oder in der Handlung was zu bewegen hatten sie erschreckend wenig. Fast jeder Roman brachte eine neue Figur, die dann den Rattenschwanz, der mitgeschleppt wurde, verlängerte.

Der Unterschied zum Zamorra war jedoch, dass er nicht ständig von seinem Team umgeben war. Meist waren nur ein oder zwei Nebenfiguren als „Wasserträger“ dabei. Am bekanntesten Gryf und Teri Rheken, gelegentlich hatten sie Wolf Fenrir im Gefolge. Bei mir waren meist Michael Ullich und Carsten Möbius dabei. Und dann natürlich Tina Berner und Sandra Jamis, die als „Vorzimmer-Damen“ von Carsten Möbius oft genug mitmachten. Dazu kommen wir aber noch.

Und beim Zamorra wäre es damals auch so weit wie beim „Zirkus Mythor“ gekommen, wenn wir nicht zwischendurch mal aufgeräumt hätten. Wobei Bill Fleming aber eine Figur war, die uns eigentlich nicht gehörte, weil sie von Anfang an als „Zamorras Wasserträger“ Bestandteil der Serie war.

Werner hat es dann selbst übernommen, Fleming von der Platte zu nehmen. Und das hat er wirklich in einer tollen Dramatik über mehrere Bände gemacht. Man kann somit sehen, dass Bill Fleming den „Heldentod in sieben Akten“ gestorben ist. Wobei ich vergessen habe, wie viele Romane Werner wirklich brauchte, um Bill Fleming endgültig ohne Rückfahrkarte ins Nirwana zu befördern.

Immerhin hat Werner dem ewigen Junggesellen ja auch bereits im Amulett-Zyklus Bd 124 .-- 126) die Studentin Manuela Ford als Freundin und Gefährtin dazu gegeben. Das war ganz in WKs Anfangszeit. Für die anderen Autoren war es einfacher, Fleming als den ewigen Junggesellen ohne Bindungen zu haben.

Da der Zamorra ja, wie er selbst immer wieder erklärte, eine Creation von Jason Dark ist, vermute ich, dass der Name „Fleming“ vom Autoren der „James-Bond“-Romane kommt. Ich weiß, das Helmut diese Filme sehr mag und nebenher sind Namen wie „Fleming“ oder „Sinclair“ in England so selten wie  in Deutschland „Müller“ und „Meyer“... oder in Frankreich, „Dupont“, Lefebre“...oder eben „Duval“. Wie sagt Hermann? Es ist doch alles ganz einfach.

Werner schrieb mit dem ursprünglichen Grund von Bill Flemings „Verfall zur Negativ-Figur“, die seinen Tod einläutete.

Denn Manuela Ford, die er sehr liebte, starb im Band 297 bei einem normalen Verkehrsunfall, während Bill mit Zamorra unterwegs war. Es folgen einige Bände, in denen Bill Fleming, verzweifelt, weil er nicht dabei war und Manuelas Tod auch nicht verhindern konnte, sich völlig zurück zieht und in den Alkohol abgleitet.

Als ihm dann ein Dämon vorspiegelt, dass Manuela Ford wieder leben kann, wechselt Bill Fleming sogar die Seiten und wird für Zamorra ein ernst zu nehmender Gegner. Erst im letzten Moment erkennt Fleming seine Fehler und versucht durch seinen Tod, alles wieder gut zu machen.

Werner hat den langsamen Verfall von Bill Fleming, Zamorras verzweifelte Versuche, dem Freund zu helfen und schließlich das unausweichliche Ende damals über mehrere Bände gezogen und ich empfehle wirklich jedem, sich Werners alten Romane so bis 350 zu beschaffen. Sie sind echt lesenswert.

Ich hätte auch meine Figuren Michael Ullich, Carsten Möbius und Pater Aurelian innerhalb meines Textes recht opernhaft sterben lassen. Die Möglichkeit hatte ich und auch ernsthaft daran gedacht, sie bei einem möglichen Widereinstieg durch Kerstin und Sabrina zu ersetzen.

Die hätten dann im Verlauf der Serie noch diverse Fähigkeiten mitbekommen, die sie für das Zamorra-Team qualifiziert hätten. Zumal Michael Ullich und Carsten Möbius ja schon aus dem Alter der „jugendlichen Liebhaber“ raus waren, denn Werner legt ja die reale Zeit zugrunde, in der Menschen normal altern...oder wie im Falle des jungen Lord Saris erwachsen werden.

Hätte ich das damals bloß getan und mein literarisches „Alter Ego“ in zweifacher Gestalt melodramatisch sterben lassen. Und auch Pater Aurelian war, als er von der übermenschlichen Anstrengung zusammen brach, eigentlich reif für die Himmelfahrt.

Aber ich war der Meinung, dass ich sie irgendwie für die weitere Handlung, jedenfalls am Anfang, noch gebrauchen konnte. Und wenigstens Pater Aurelian war eine so mystische Gestalt, dass auch er wie Professor Zamorra oder Nicole Ducal vom körperlichen Altern unabhängig war.

Als ich dann nicht wieder einstieg, hat deshalb Werner dann Ullich und Möbius selbst „von der Platte genommen'.

Naja, ich musste das dann schlucken und konnte ja ohnehin nichts machen, weil eben beide Figuren wie damals auch Bill Fleming Eigentum des Bastei-Verlages sind und die jeder andere Autor auch in einem Roman hätte eliminieren können. Mit oder ohne einer Absprache mit Werner...von mir ja gar nicht zu reden, weil ich schon Historie war. Was die neu hinzugekommenen Autoren übrigens auch mit Werners Figuren hätten tun können du heute tun müssen.

Somit ist es auch für keinen Autoren ein Problem, Nicole Duval aus der Serie rauszuschreiben – vorausgesetzt, dass Frau Picard als Lektorin zustimmt. Das kann ein „Heldentod in sechs Akten“ sein oder wie im Fall Manuela Ford ein einfacher Verkehrsunfall. Die liebe Nici ist ja immer recht rasant gefahren... genau so wie ihr geistiger Dirigent Werner, der ja auch immer einen heißen Reifen gefahren ist.

Aber Werners Liebe zu schnellen, bequemen und großen Autos und seine Leidenschaft, die Schlitten zu heizen bis die Tachonadel am rechten Anschlag ist, dazu kommen wir in der nächsten Teestunde...

In diesem Sinne... kommt gut mit der Hitze klar. Für mich ist das nämlich schon eine Vorübung für den nächsten Februar, wo es mal wieder auf die Rolle in die Wüste geht. So alle paar Jahre lockt das Abenteuer und schließlich muss ja auch mal wieder der Hut spazieren getragen werden.

Syrien und Jordanien sind diesmal meine Ziele...Damaskus, Palmyra, die Kreuzritterburg Krak de Chevalier, die Felsenstadt Petra, der Berg Nebo, die Stadt Akaba, die Lawrence von Arabien erstürmt hat und diverse Sultanspaläste und Moscheen stehen auf dem Programm.

In einem halben Jahr bin ich da.... und in einer Woche wieder hier.

Kommentare  

#1 Cartwing 2010-07-22 07:56
Wer noch auf der Suche nach älteren Zamorra-Romanen ist, sollte mal bei ebay vorbeischauen.
Da werden gerade 50 Hefte zwischen Band 124 und 219 versteigert. Alles nur Romane von W.K. Giesa.
(Artikelnummer: 300448141635)
Die Auktion läuft noch bis Sonntag.

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