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Autobahnen, Käfer und die Promet

Teestunde mit Rolf...Moin Rolf, Kerstins Bemerkungen lenken dich von deinen Themen ab. Kein Reisebericht, keine Islamgeschichte und auch keine Rabenanekdoten. Diesmal  geht’s ums Autofahren … Aber wie auch immer: Der Tee ist serviert...

Autobahnen, Käfer und die Promet

Schon wieder schafft es eine Bemerkung Kerstins auf die letzte Teestunde, ein Fenster der Erinnerung aufzureißen. Und so  will ich denn eine Begebenheit der Jahre ›nach Zamorra‹ schnell erzählen, bevor sich wieder der Nebel des Vergessen über die Episode senkt. 

 

Obwohl der Herausgeber des Zauberspiegels diesmal unmittelbar daran beteiligt ist und sie vielleicht auch in seinen eigenen Erinnerungen erzählt hat.

In ihrem Beitrag zur letzten Teestunde fragte Kerstin provozierend, ob man einen heißen Reifen fahren müsste, um ein »erfolgreicher Schriftsteller« zu sein.

Und auch Hermann muss man mit zu der Kategorie zu rechnen, die man ›erfolgreiche Schriftsteller‹ nennen kann. Immerhin hat er neben seinem ersten Heft, einem Roman der Trucker-King-Serie, ein Kinderbuch mit einer Neufassung der „Nibelungen“ und auch einige Fantasy-Romane im Tolkien-Stil geschrieben. Richtig geschafft – wie man so sagen kann, haben es in Deutschland aber nur ein paar Autoren – Michael Ende und Wolfgang Hohlbein sind da als die Väter des Erfolges zu nennen. Aber über deren Fahrstil kann ich nichts sagen, weil ich beide mal mehr oder weniger auf Cons kurz gesehen – aber nicht wirklich behaupten kann, sie zu kennen.

Erfolgreiche Schriftsteller – müssen das wirklich die Ben-Hur's der Bundes-Autobahn sein? Nun ja, wenn ich auch wenigstens seinerzeit etwas ›erfolgreich‹ war, dann passt Kerstins Theorie sicher nicht. Auch mit der ›Solaris›‹ (Opel-Rekord) und der ›Glarelion‹, die beide über 200 gelaufen wären, bin ich normal mit 120 bis 140 – auch 160 mal beim Überholen, über die Pisten gegondelt. Das sind auch heute mit der ›Antares‹ noch meine Geschwindigkeiten.

Und das dürfte auch so ungefähr die Geschwindigkeit sein, mit der Kerstin … naja, Werner hätte sich in unseren beiden Fällen ausgedrückt »den guten Fahrern den Platz wegnimmt und den Weg versperrt«. Deshalb war er ja auch immer der Meinung, der ›Sprit‹ müsste (damals) fünf Mark kosten, damit die Leute, die sich schnelle Wagen und das dazu gehörige Benzin leisten können, diese auch mal ausfahren können.

Ich denke, jeder, der Werner mal kennen gelernt hat, kennt diese Sprüche. Nur wissen die meisten nicht, dass er sie nicht unbedingt scherzhaft meinte. Auf der Autobahn fuhr Werner Kurt Giesa grundsätzlich auf der Überholspur und konnte fuchsteufelswild werden, wenn auch in weiter Entfernung ein Wagen zum Überholen ausscherte und ihn zwang, auf die Bremse zu gehen. Meistens klappte es ja, den ›Mutigen‹ bereits mit dem ›Phaser‹, besser bekannt als ›Lichthupe‹ wieder auf seine Seite zurück zu scheuchen. Tat er das nicht, konnte Werner richtig aggressiv schimpfen. Übrigens – nicht nur er alleine. Da ist auch noch eine andere Person mit gemeint, der es ebenfalls nicht abkonnte, wenn er ›in die Eisen steigen musste‹, weil jemand für einen Überholvorgang die linke Fahrspur beanspruchte. Wer es sich noch nicht denken kann, sein Name kürzt sich ›HHvA‹ ab.

Werner meinte immer, ich würde auch mit meinem Daimler nicht fahren, sondern ›parken‹. Denn einer von Werners Lieblings-Sprüche war, wer weniger als 220 fährt, der parkt. Und weil W.K. nur begeisterter Autofahrer war und ich eben nicht und nur dann den Wagen genommen habe, wenn ich unbedingt musste (was auch heute noch der Fall ist), bin ich normalerweise immer mit Werner auf Cons gefahren – gegen Benzinkosten-Anteil natürlich.

Waren die Cons in westlicher Richtung – also Ruhrgebiet und dahinter, bin ich bis Lippstadt gefahren und Werner und ich sind von da zusammen unterwegs gewesen. Ich bin zwar kein Grüner oder sonstiger Öko-Freak, aber auf diese Art konnten wir auch ›Energie‹ sparen – und natürlich Geld. Denn geschenkt hat man uns den Sprit schon damals nicht. 

Werners übliche „Reisegeschwindigkeit“ lag so bei 180 bis 200. Er fuhr damals die ›Charraua‹ und die ›Excalibur‹, zwei Wagen der Marke Opel-Commodore, völlig gleich in der sandgelben Farbe und Ausstattung. Und so ist es den meisten Leuten nicht aufgefallen, dass Werner einen neuen Wagen hatte.

Alt-Fans werden sich sicher noch daran erinnern, dass nicht nur Werners Wagen, sondern später auch meine ›Glarelion‹ (der mit dem Stern vorn) auf besondere Art so mit Zierbändern dekoriert waren, dass sie notfalls als Zirkus-Wagen durchgegangen wären. Bei Werner war auf der Fahrerseite sein eigenes Wappen, auf der anderen Seite das ›Reichswappen von Helleb‹.

Zur Erinnerung – Werners Wappen war schwarz-gold mit Schwert und Schreibfeder, die sich überkreuztten, und in der oberen Hälfte des Wappenschildes eine Fledermaus. Das Schwert zeigte eigentlich immer an, dass es sich um jemanden aus der Tafelrunde handelte. Ich hatte – und habe – eine auf silbernem Grund eine schwarze keltische Harfe mit einem Schwert darüber. In meinem Regal stehen über dem Runen-Altar zwei Bierkrüge, auf die Werner damals mein Hauswappen und das Reichswappen von Helleb gesetzt hat – Zeichnungen mit Folie überzogen. Beide Krüge sind bei mir gewisse Heiligtümer, die alle Umzüge überlebt haben und die ich genau so wenig weg gebe wie die drei von Yakup Yalcinkaya geschnitzten Zamorra-Schwerter.

Werner war ein begeisterter Autofahrer, der eben ›zügig‹ fuhr, weil er ja ›auch mal ankommen wollte‹. Natürlich regte er sich auf, wenn vor ihm jemand überholte und ihn so zwang, die Geschwindigkeit zu drosseln. Bei Trucks hatte Werner erst dann dafür Verständnis, als er Romane zu »320 PS-Jim« und später zum »Trucker-King« schrieb. Und natürlich, weil sein Schwiegervater selbst Fernfahrer war und Werner einige Male mit ›auf dem Bock‹ gesessen hatte und so tatsächlich ein wenig vom ›Fernfahrer-Traum‹ mitbekommen hat. Ein Traum, der sehr schnell zum Alptraum werden kann, wie Werner mir dann erzählte. Er brauchte sich nur vorzustellen, dass solche Schichten jeden Tag alle Jahre gefahren werden müssen. Also, bei Trucks ist Werner dann offensichtlich etwas toleranter geworden – aber nach unserer Zeit. Was aber nicht für normale PKW's galt, schon gar nicht für Klein- oder Volkswagen.

Ich habe W.K.Giesa aber selten so aggressiv gesehen wie auf der Rückfahrt von jenem Con, als auf einer zweispurigen Autobahn zwei VW-Käfer nebeneinander fuhren und Werner fast 15 Minuten zwangen, auf weniger als 100 Stundenkilometer runter zu gehen. Davon habe ich schon berichtet – und jeder, der Werner damals kannte, wusste, dass für ihn Volkswagen die Parias unter den Benzinkutschen waren. Umso schlimmer, dass ihm gerade noch das ihm ungeliebteste VW-Modell, nämlich zwei Käfer, den Weg versperrten. Original-Zitat W.K.G: »Käfer sind Ungeziefer, aber keine Autos«.

Die ersten paar Minuten hat er die Situation mit Humor genommen. Das natürlich mit der Bemerkung ›Phaser feuerbereit‹ die Lichthupe eingesetzt wurde, war klar. Was jedoch die beiden Wagen vor ihm nicht zu stören schien. Die Lichthupe wurde wilder und die andere Hupe kam dazu. Keine Reaktion. Werner fuhr so nah an die Stoßstange, wie es kalifornische Rocker mit ihren Harleys tun, um die Autofahrer zu erschrecken. Nichts. Gar nichts tat sich.

Und dann versuchte, Werner, über den Seitenstreifen vorbei zu kommen – was aber auch nicht klappte. Ich bin sicher, mit einem James-Bond-Auto hätte Werner schon ein Maschinengewehr tuckern lassen oder eine Rakete abgefeuert. Die Straße und noch mehr die Autobahn – das war für Werner Kurt Giesa die freie Wildbahn, wo er sich behaupten konnte. Wäre er sonst mit Fäusten oder Waffen den meisten Gegnern unterlegen gewesen – dies hier war seine absolute Stärke.

Wie schon gesagt, ich habe W.K. selten so aggressiv erlebt. Als dann endlich einer der beiden Käfer die Überholspur frei gab – vermutlich weil Werner im tatsächlich gefährlich nah auf die Stoßstange gekrochen kam, hörte ich neben mir vom Fahrersitz her nur ein durch die Zähne gezischtes: »Schlafende Energie frei. Warp-Geschwindigkeit«.

Offensichtlich hatte Werner dann das Gaspedal voll durchgetreten – und es war so, wie es Karl May bei seinem Araberhengst Rih beschreibt, wenn er das ›Geheimnis‹ anwendet. »Da streckte sich der Rappe und es war, als ob er vorher gar nicht richtig gelaufen wäre.« Und so war das auch, wenn Werner im Zorn fuhr.

Leichte Erinnerungen an die TV-Comic-Figur des ›Road-Runner‹ kam dann auf – ein kurzes »Miep-Miep« und dann machte der Commodore einen echten Panthersprung nach vorn und raste los. Kurze Zeit später hatte Werner »den Rückspiegel« gesäubert, wie er das nannte – also die ach so gehassten Volkswagen waren dann nicht mehr zu sehen.

Wer von den Alt-Fans je mit W.K.Giesa Auto gefahren ist, kann sicher auch die eine oder andere Episode erzählen. Dass Kurt seine ›Point Of‹ so fuhr, wie Ren Dhark ein Raumschiff fliegt, hatte ich schon erzählt. Natürlich kam er damit des Öfteren in engeren Kontakt mit der Polizei. Nicht in Italien, wo er ja wohnte, weil Südtirol zwar vom Brenner bis runter zur Salurner Klause eine rein deutschsprachige Bevölkerung hat – aber eben, wenn er in Deutschland war.

Man kann auch heute drüber reden, dass Kurt Brand zwei Führerscheine hatte. Einen deutschen und eine italienischen – wie er das gemacht hat – naja, Kurt wusste eben mit Leuten zu reden. Weniger mit denen in Deutschland, in deren Amtsstuben der eine Führerschein lag – während Kurt in den Jahren, in denen wir zusammen waren, mit der italienischen »Fahrkarte« durch die Lande gegondelt ist.

Und das musste er schon, weil er so zwei bis drei Mal im Jahr nach Deutschland kommen musste.

Die Gründe für Kurts Umsiedlung waren ähnlich wie die, die Clark Darlton dazu gebracht hatten, sich auf der grünen Insel anzusiedeln. Denn – wenigstens damals – zahlten frei schaffende Künstler in Irland keine Steuern.

Ich habe in einem Fotoalbum ein Bild, wo sich anlässlich des Perry-Rhodan-Welt-Con in Amsterdam die beiden großen Männer der deutschen Science-Fiction zum Abschied die Hand schütteln. Für ältere Teestundenfreunde: Es war der bereits geschilderte völlig versoffene Abend im Crest-Hotel, an dem Clark Darlton dann Werner und mir noch in seinem Hotelzimmer einen absoluten ›Absacker‹ kredenzte, der wahrscheinlich einen Elefanten umgehauen hätte. Und der dazu führte, dass wir ohne den absoluten Anti-Alkoholiker Uwe Schnabel weder unter Hotel gefunden hätten noch die steile Treppe zu unseren ›Gemächern‹ hinauf gekommen wären – geschweige denn in die Betten.

Klar, ich weiß was Kerstin jetzt denkt. Als erfolgreicher Schriftsteller musst du eine ganze Dorf-Fußballmannschaft unter den Tisch trinken können. Und damals konnte man, wie ich gleich noch etwas weiter ausführe, mit Radio Eriwan sagen: »Im Prinzip – Ja!«. Allerdings hat sich vermutlich auch da Einiges geändert.

Ja, und was sagten damals in Amsterdam Walter ›Clark Darlton‹ Ernsting und Kurt Brand zu einander? Ganz einfach: »Das Finanzamt kann uns am Arsch lecken« - original zitiert. Beide deckt lange Zeit schon der grüne Rasen, deswegen kann man heute mal drüber sprechen

Dass dabei immer Alkohol im Spiel war – natürlich, es waren andere Zeiten und da wurde allgemein mehr getrunken. Und das nicht nur in Verlagen oder bei Redaktions-Konferenzen. Ich weiß das auch aus meiner Zeit am Arbeitsplatz, dass es überall zu allen möglichen Umständen und Anlässen was zu trinken gab. Die ersten 20 Jahre gab es in den Ämtern Geburtstagsfeiern, die manchmal bei einigen Kollegen (bei mir auch) in einer gewissen Volltrunkenheit endeten.

So ungefähr vor 20 Jahren ging das mit Alkohol in den Dienstzimmern immer mehr zurück – sei es in Privat-Firmen oder auch im öffentlichen Dienst. Wenigstens bei der Stadtverwaltung Kassel kann ich sagen, dass sämtliche Büros seit mehr als fünfzehn Jahren total ›ausgetrocknet‹ sind.

Unter den Leuten von der Schreibe-Branche gehörte es einfach zum ›guten Ton‹, dass man einen ›Stiefel vertragen konnte‹. In Insider-Kreisen hieß es damals, ein Jung-Autor, der bei einem Perry-Rhodan-Con den Chef-Redakteur unter den Tisch trinkt, hat auf jeden Fall einen Roman-Auftrag.

Wie uns Walter ›Clark Darton‹ Ernsting mal erzählte, sind die Serie und der grobe Abriss der Exposes für die ersten 50 Bände vom Rhodan in Walters damaligem Haus in Irschenberg von Walter und K.H.Scheer (genannt Kanonen-Herbert) an einem einzigen Wochenende unter Zuhilfenahme von einigen Kästen Bier und diverser Bourbon-Flaschen entstanden.

Auch bei den alle 50 Bände stattfindenden Exposè-Konferenzen sollen diverse Whisky-Flaschen auf dem Tisch gestanden haben, weil so was ja, wie wir seit Ernest Hemmingway wissen, die Kreativität beschleunigt. Allerdings, für Peter ›Terrid‹ Ritter musste immer eine Flasche Calvados dabei stehen – der trank keinen Whisky. Aber die ›alte Rhodan-Garde‹ deckt ja heute der grüne Rasen und ich vermute, auch dort haben sich Nichtraucher und Anti-Alkoholiker durchgesetzt.
 
Werner nutzte natürlich jede Gelegenheit aus, mit dem Pabel-Verlag enger zusammen zu arbeiten, um ›in den Rhodan reinzukommen‹. Aber trotz allen seinen guten Kontakten zu Autoren und Redakteuren des Verlages, die W. K. im Verlauf der Jahre aufbaute und auch die Tatsache, dass einige Perry-Rhodan- Taschenbücher von ihm veröffentlicht wurden, ist es ihm nie gelungen, direkt in die Serie reinzukommen.

Und das, obwohl Werner nicht nur Clark Darlton und einige andere der Stamm-Autoren sehr gut kannte, sondern auch G. M., Schelwokat, der damals allgewaltige Chef-Redakteur der Serie. Werner war damals für eine Weiter-Entwicklung der Mythor-Serie sogar drei Tage bei Schelwokat zu Hause. Leider wurde Mythor dann eingestellt – aber es ist Werner eben auch nicht gelungen, selbst über diese Schiene nicht sein großes Ziel, das ihm immer vorschwebte, zu erreichen – nämlich ›in den Rhodan reinzukommen‹.

Hm.... eigentlich wollte ich ja was über Autofahren erzählen. Von den Perry-Rhodan-Leuten erzählt man sich auch, dass die Leute, die ich kannte und die inzwischen der grüne Rasen deckt, so eine Art ›Kamikaze-Fahrer‹ waren. Von den Grusel-Autoren kann ich da nicht so viel sagen. Jason Dark besitzt meines Wissens keinen Führerschein und lässt sich von seiner Frau kutschieren. Und Jürgen ›Dan Shocker‹ Grasmück konnte schon wegen seiner Krankheit nicht selbst Auto fahren.

Dafür aber seine Frau Karin – und die stand bei einer Fahrt in Kaltern auf dem Penegal nicht einmal einem Kurt Brand nach. Der Penegal ist der höchste Berg in der dortigen Gegend, es führt eine Straße bis zum Gipfel. So konnte Jürgen einmal das Gefühl eines Bergsteigers erleben, weil wir ihn mit dem Rollstuhl direkt bis zum Rand schieben konnten, wo der Fels dann steil nach unten abfällt. Wie wir Jürgen mal im Rollstuhl durch Venedig kutschiert haben, das habe ich, wenn ich mich recht erinnere, in der Teestunde schon mal erzählt.

Jetzt habe ich mich wieder echt verplaudert, auch wenn meine Erinnerungen sicher für einige Teestundenfreunde interessanter sind als Raben-Geschichten – die immer noch ausstehen – aber nicht vergessen sind.

Ich will aber doch noch die Episode bringen, mit der ich eigentlich beginnen wollte – weil Kerstins Bemerkung da wieder in meinen Erinnerungen ein Fenster aufgestoßen hat. Was ich hier erzähle, ist auf jeden Fall nach 1986 passiert, als ich mehr bei Hermann als Co-Pilot mitgefahren bin, weil Werner eben in Altenstadt wohnte und es für mich einfacher war, mich vom ›Küsten-Baron‹ und ›Deich-Graf‹ des Reiches Helleb unterwegs einsammeln lassen zu können

Ich meine, es müsste auf der Fahrt zu Gustav Gaisbauer gewesen sein, wo Werner und ich dann das gemeinsame lange Zamorra-Interview für den Jubiläums-Band des EDFC zum 500sten Zamorra machten. Da ich eben aber noch mal nachgesehen habe und Werner in seinem Artikel geschrieben hat, dass Hermann und ich nach den Giesas eingetroffen sind, bin ich mir nicht mehr sicher – aber vielleicht macht ja der Herausgeber des Zauberspiegels hier eine Randbemerkung – weil er eben jünger und sein Gedächtnis daher besser ist. [Randbemerkung hhva: Es war die Fahrt zum ›Kongress der Fantasie‹ 1992 in Passau und es war der Tag, als der VfB Stuttgart Deutscher Fußballmeister wurde.]

Also den Grund der Fahrt weiß ich nicht mehr. Es war nur klar, dass Werner und Heike zu dem gleichen Termin wollten, zu dem auch Hermann und ich eingeladen waren. Werner war damals von seiner Lieblingsmarke Opel auf BMW umgestiegen – klar, dass er auf diese Art seinem Idol Kurt Brand nacheiferte. Und selbstverständlich hieß der mitternachtsblaue Wagen aus dem Lande der Bajuwaren dann ›Point Of‹. So lange Kurt lebte, war dieser Name für ihn reserviert. Anschließend hat Werner diesen Namen auch niemand streitig gemacht.

Ich fuhr damals den ›Frodo‹, einen roten Fiat-Uno – von Werner genannt ›das feuerrote Spiel-Mobil‹. Den Namen hatte meine damalige Frau gefunden – weil nach dem Daimler ein Fiat eben so was wie ein ›Hobbit‹ war. Aber der ›Frodo‹ spielt hier in den Erzählungen kaum eine Rolle.

An Hermanns ersten Wagen kann ich mich nicht mehr erinnern. Er fuhr auch meistens den Wagen seiner Mutter. Einen braunen Opel-Kadett, der keinen richtigen Namen hatte, weil er eben Hermann nicht gehörte. Weil man eben nun manchmal mit seinem Auto ›redet‹ nannte ihn Hermann meist ›Brauner‹. Das kam gut – einerseits weil der Wagen diese Farbe hatte, und zweitens weil Sigurd, der Comic-Held meiner Jugend, sein Pferd stets ›Brauner‹ nannte... erst Falk, der als ritterlicher Comic-Held danach kam, hatte dann ein Pferd, das er ›Donner‹ nannte.

Mit dem ›Braunen‹ haben Hermann und ich eine ganze Menge echte Abenteuer erlebt. Als Beispiel sei ein Schneesturm oben auf dem Brenner-Pass erwähnt – der sogar von den Einheimischen oben an der Tankstelle als ›Schneesturm‹ bezeichnet wurde. Aber das gehört nicht hierher – vielleicht erzähle ich die Sachen ein anderes Mal.

Ich weiß nicht mehr zu welchem Anlass, aber Hermann und ich waren genau so wie Werner und Heike auf dem Weg zu Hugh Walker oder Gustav Gaisbauer. Wenn es eben der Termin mit dem Interview war, wo Werner im ›Vorwort zum Interview‹ geschrieben hat, dass er mit Heike vor Hermann und mir angekommen ist, dann ist das genau so geändert und geschönt wie er später einige Sachen in dem Interview so ›redigiert‹ hat, dass viele Dinge, die wir in feuchtfröhlicher Stimmung erzählt haben und die damals gewisse Leute in Verlagen nichts an gingen, ersatzlos gestrichen wurden.

Warum auch nicht – es ging da ja um seine Existenz – und auch in einem historischen Roman müssen vom Autor ja eben manche Dinge ›geschönt‹ werden, weil der Leser die Wahrheit nicht erträgt oder gar nicht wissen will. Und nur Crom weiß, welche Konsequenzen so manche recht freimütige Äußerung an gewissen Schreibtischen bei den Verlagen hervor gerufen hätte.

Tatsache ist, dass Hermann bei einem Tank-Stop zufällig auf Werner und Heike trafen. Die beiden Fahrer der Wagen lobten natürlich gegenseitig die Qualität ihrer Fahrzeuge und wer Werner kannte, der weiß, dass er wenn es um Autos ging, mit der Leidenschaft eines amerikanischen Wanderpredigers reden konnte.

Natürlich gab es für Werner keine Diskussion, dass seine ›Point Of‹ schneller war als der noch namenlose Braune und sie schon lange mit dem Kaffee-Trinken bei Gustav fertig sein würden, wenn wir kamen. Wie das denn so war, es gab ein Wort das andere – und auch wenn es keine Wette war, so sagte Hermann doch: »Wenn ich eher ankomme, fahre ich die Promet!« Für völlig Unbedarfte – das war neben der Point Of ein zweites Raumschiff aus Kurt Brands Ideen-Schmiede.]

Also: Weiter gings Richtung Passau … Zumal der ›Braune‹ gerade mal 180 lt. Tacho machte.

Natürlich wurde Ehrgeiz in die Sache gelegt – zumal Hermann ja einen ehemaligen ›Landser‹ und noch früheren ›Pfadfinder‹ dabei hatte, der sich einigermaßen aufs Kartenlesen verstand. Kurzum: Der barune kam eher an und so bekam der Kadett seiner Mutter den Namen ›Promet‹. Dazu fiel es ihm auch einige Monate später leichter seinen Audi zu benennen (der auch einige Abenteuer mit uns erlebt hat). Unter anderem, mit zwei Golf … Aber dazu ein andermal mehr … Der Audi bekam dann den Namen ›Promet 2‹

Ich müsste was erfinden, wollte ich jetzt sagen, wie viel später Werner und Heike kamen. Aber – sie kamen später. Das ist eine unverrückbare Tatsache. Und der Braune war danach die ›Promet‹. Allerdings hatten wir da schon auf die Tradition verzichtet, den Namen Achtern auf den Wagen drauf zu schreiben. Nur Werner hat bis zum Schluss diese Tradition beibehalten.

Ja, so viel zu Kerstins Bemerkungen über wild rasende Autoren.... mit jeder Menge Zusatz Erinnerungen. Mal sehen, ob ich wieder eine Steilvorlage bekomme – oder ob ich das nächste Mal mit Raben-Geschichten weiter mache.

In einer Woche wisst ihr mehr …

Kommentare  

#1 Mikail_the_Bard 2012-03-08 22:58
Spätestens jetzt weiß ich, das alle "Wie werde ich ein Schriftsteller" Bücher unnötige Geldausgabe waren und auch Schreibkurse zu belegen zwecklos wäre! Ich fahre das falsche Auto - und meine Hausbar ist meistens (aus Alkohlmangel) leer! All diese verschwendeten "nüchternden" und "geschwindigkeitslosen" Jahre... :cry: Jetzt gehen mir die Augen auf, ein Sportwagen muss her und ein Jahresabbo schottischen Whisky - dann klappt's auch mit den Verlagen! :lol:
#2 Kerstin 2012-03-09 10:41
Tja, Mikail, das könnte fast klappen, wenn man Rolfs Erinnerungen so liest.

Allerdings müsste ich mich dann fragen, ob es das wert wäre. Ich bin nun mal lieber Herr meiner Sinne als hilflos zu torkeln und zu lallen. Das ist ja auch schon paradox: Wie soll einer, der alkoholbedingt am Verlust seiner Muttersprache leidet, mit eben dieser seinen Lebensunterhalt bestreiten? Und was nützt einem ein posthumer Ruhm, wenn man sich am nächsten Baum totgefahren hat?

Ich bleibe bei meiner Fahrweise. Ein Sportwagen ist nicht nur unerschwinglich. Es ist schon so, wie mein Kumpel mir sagte: Einmal Nutzfahrzeug, immer Nutzfahrzeug. Hat man sich einmal an die Vorteile eines Transporters gewöhnt, will man die nicht mehr missen. Ich habe oft genug "großes Gepäck", so dass der Laderaum durchaus sinnvoll ist.

Rolf: Wenn ich bei dir im Auto sitze, habe ich keine Angst um mein Leben. Wenn ich fahre, bist du auch ganz entspannt. Also, was soll die Raserei?

Sollte ich mal aus Unwissenheit bei einem solchen aggressiven Raser einsteigen, wie Werner es war, würden aber spätestens auf dem nächsten Rastplatz, wo ich ihn unweigerlich anzuhalten nötige, die Fäuste fliegen. Den haue ich um und verfrachte ihn in den Kofferraum, damit er keinen weiteren Schaden anrichten kann. Dann fahre ich.

Und noch was: Wenn einer so eine Fahrweise nötig hat, kann ich mir das nur so erklären, dass er damit einen Minderwertigkeitskomplex, vermutlich wegen geringer Größe unterhalb der Gürtellinie, ausgleichen will.
#3 Mikail_the_Bard 2012-03-09 11:46
zitiere Kerstin:
Und noch was: Wenn einer so eine Fahrweise nötig hat, kann ich mir das nur so erklären, dass er damit einen Minderwertigkeitskomplex, vermutlich wegen geringer Größe unterhalb der Gürtellinie, ausgleichen will.


Dann bin ich ja heilfroh das ich jetzt nüchtern bleiben und weiterhin meinen Punto fahren darf! :-*
Es besteht also noch Hoffnung... :-)
#4 Kerstin 2012-03-09 13:59
Hihi, wenn ich mit meinem Geläster über Raser und Drängler auf die Weise zur Sicherheit auf der Straße beitragen kann, bin ich ja zufrieden. :P

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