Hirnlose Schwächlinge
Hirnlose Schwächlinge
Denn Lilith, angeblich die Nemesis der Vampire schlechthin, stolpert nun schon seit fünf Romanen durch Sydney und Umgebung, ohne überhaupt einmal vernünftig nachgedacht zu haben. Sie lässt sich von ihrer Intuition und ihren Trieben treiben, gerät dabei immer wieder in brenzlige Situationen und wird durch eine fast schon unglaubliche Menge an Zufällen gerettet. Das müsste für die Vampire eigentlich ein gefundenes Fressen sein, wenn sie nicht Meister im Aneinanderreihen dämlicher Misserfolge wären.
Lilith wachte zu früh aus ihrem Vorbereitungsschlaf auf. Unvernünftigerweise verließ sie ihr Haus. Eine recht bräge Dienerkreatur der Vampire sorgte dafür, dass Lilith den kurzen Ausflug überlebte. Vor ihrem Haus war nur eine Dienerkreatur postiert, weil die Vampire dachten, Lilith würde erst zwei Jahre später aufwachen. Die Begründung ist noch relativ verständlich. Dennoch ließen sie Lilith später durch ein Fenster des Hauses entkommen. Auf so einen Plan hätte man mit einem langen Leben vielleicht kommen können.
Im zweiten Roman zeigte sich dann, dass der angeblich so ruchlose Anführer der Vampirsippe von Sydney, leicht zu besiegen war. Er trifft auf Lilith und der Leser denkt, jetzt ist es aus mit ihr. Doch dann stellt sich heraus, dass das Kleid ihrer Mutter eine starke Waffe ist, der es in kürzester Zeit gelingt, den Vampir-Anführer zu töten. Das wirft natürlich die Frage auf, ob Liliths Mutter über ein extrem geheimes Kleid verfügtes, über dessen wahre Möglichkeiten niemand Bescheid wüsste. Andererseits müsste ein erfahrener Vampir so eine Gefahr doch spüren. Die Leichtigkeit, mit der sich der Vampir-Anführer besiegen ließ, warf auf jeden Fall kein gutes Licht auf die Vampire von Sydney.
Zudem war der Rest des Clans denkbar blöd. Sie ließen sich durch den Tod ihres Anführers aus der Bahn werfen und ermöglichten Lilith so die Flucht in eine Kirche. Natürlich dürfte es ein Schock gewesen sein, den Tod des Anführers mitzuerleben. Aber auch in dieser Hinsicht sollte man nach einigen Jahrhunderten abgebrühter sein. Die darauf folgenden Entscheidungen waren aber noch viel dämlicher.
Lilith befand sich in einer Kirche, in der sie von den Vampiren nicht angegriffen werden konnte, da diese sich vor kirchlichen Symbolen fürchten. In der Kirche herrscht ein recht radikaler, katholischer Pfarrer, der erst einmal einen Exorzismus mit Lilith anfängt. Die Methode bringt sie nah an den Tod. Das können die Vampire vor der Kirche natürlich nicht wissen. Was sie allerdings wissen müssten, ist, dass Lilith die Kirche irgendwann verlassen muss. Daher hätten sie auch einfach warten können, bis Lilith dies tut. Das machen sie aber gerade nicht. Stattdessen geben sie einem Priester-Aspiranten einen magischen Dolch an die Hand, mit der ein anderer Mensch zuvor zu einem gefürchteten Vampire-Jäger avancierte. Da stellt man sich schon die Frage, wie unvernünftig man eigentlich sein kann. Denn der Priester Novize Duncan Luther rettet Lilith und tötet danach Überraschung erst einmal ein paar Vampire.
Das allein wäre schon eine bittere Nummer für die Vampire gewesen, doch mit Luther hatten sie immerhin eine Möglichkeit, an Lilith heranzukommen. Lilith hat nämlich keine Familie mehr auf der Erde. Sie hat keine Schwachstelle außer ihrer impulsiven, unvernünftigen Handlungsweise. Luther wiederum hat eine Familie. Und natürlich stellen ihm die Vampire darüber eine Falle. Doch als er dort auftaucht, lassen sich zwei Vampire so lange mit ihm Zeit, dass es Lilith dennoch gelingt, sie zu töten. Dabei stellt sich heraus, dass Lilith doch weitaus stärker ist, als es bisher schien. Zwar geht der magische Dolch aufgrund von Luthers und Liliths Eile verloren, doch misslingt der eigentliche Plan kläglich.
Nicht viel erfolgreicher ist der angeblich grausamste und älteste aller Vampire, Landru. Er ist eigentlich auf der Suche nach einem Kelch, der es den Vampiren endlich wieder ermöglichen soll, Nachwuchs zu zeugen. Diese Suche bricht er extra ab, um nach Sydney zu kommen und Lilith zu töten. Mithilfe eines perfiden Plans kann er einmal herausfinden, wo sich Lilith befindet. In seiner grenzenlosen Überheblichkeit und Arroganz marschiert Landru einfach zu dieser Stelle, nur um festzustellen, dass Lilith in einer Art Traumzeit ist und schnell verschwinden kann. Scheinbar hatte Landru es im Verlauf der Jahrhunderte mit nicht besonders klugen Gegnern zu tun, denn seine Strategie ist so plump wie dämlich. Kein Wunder, dass er am Ziel überrascht wird.
Immerhin wird sein Verhalten im selben Roman, Niemandes Freund, relativiert. Denn der junge Vampir Habaluk legt sich ebenfalls mit Lilith an und wird auf dieselbe Art und Weise getötet wie sein ehemaliger Anführer durch Liliths Kleid. Das ungestüme Verhalten wird dadurch erklärt, dass Habaluk sowohl jung als auch ehrgeizig ist. Dennoch ist dieser letzter Kampf nur eine weitere Aktion in einer Reihe von unsinnigen Vampir-Aktionen.
Lilith hat sich bisher nicht einmal Zeit genommen, ihre Situation ein wenig zu überdenken. Glücklicherweise haben ihre Gegner, die Vampire, sich diese Zeit ebenfalls nicht genommen. Stattdessen laufen sie Lilith einfach hinterher, Hauptsache sie sind an ihr dran. Dadurch ist es mit den Vampiren in den letzten fünf Romanen noch nicht gelungen, beim Leser eine wirkliches Bedrohungsgefühl aufzubauen. Die Romane lesen sich nett und sind unterhaltsam, aber aufgrund der dämlichen Ideen und der häufigen Zufälle hat man nicht wirklich die Sorge, dass Lilith ernsthafte Probleme bekommen könnte.
Daher ist es sehr gut, dass sich mit dem aktuellen Roman Niemandes Freund eine Alternative zu dieser unsinnigen Jagd auftut. Wie bereits erwähnt, sucht Landru einen Kelch, der die Vampire unsterblich machen könnte. Vermutlich wird auch Lilith irgendwann mit dieser Thematik in Kontakt kommen und dann hat die Handlung noch einen zweiten Fokus, der ein wenig von den äußerst ungeschickt agierenden Vampiren ablenkt.
Lilith wachte zu früh aus ihrem Vorbereitungsschlaf auf. Unvernünftigerweise verließ sie ihr Haus. Eine recht bräge Dienerkreatur der Vampire sorgte dafür, dass Lilith den kurzen Ausflug überlebte. Vor ihrem Haus war nur eine Dienerkreatur postiert, weil die Vampire dachten, Lilith würde erst zwei Jahre später aufwachen. Die Begründung ist noch relativ verständlich. Dennoch ließen sie Lilith später durch ein Fenster des Hauses entkommen. Auf so einen Plan hätte man mit einem langen Leben vielleicht kommen können.
Im zweiten Roman zeigte sich dann, dass der angeblich so ruchlose Anführer der Vampirsippe von Sydney, leicht zu besiegen war. Er trifft auf Lilith und der Leser denkt, jetzt ist es aus mit ihr. Doch dann stellt sich heraus, dass das Kleid ihrer Mutter eine starke Waffe ist, der es in kürzester Zeit gelingt, den Vampir-Anführer zu töten. Das wirft natürlich die Frage auf, ob Liliths Mutter über ein extrem geheimes Kleid verfügtes, über dessen wahre Möglichkeiten niemand Bescheid wüsste. Andererseits müsste ein erfahrener Vampir so eine Gefahr doch spüren. Die Leichtigkeit, mit der sich der Vampir-Anführer besiegen ließ, warf auf jeden Fall kein gutes Licht auf die Vampire von Sydney.
Zudem war der Rest des Clans denkbar blöd. Sie ließen sich durch den Tod ihres Anführers aus der Bahn werfen und ermöglichten Lilith so die Flucht in eine Kirche. Natürlich dürfte es ein Schock gewesen sein, den Tod des Anführers mitzuerleben. Aber auch in dieser Hinsicht sollte man nach einigen Jahrhunderten abgebrühter sein. Die darauf folgenden Entscheidungen waren aber noch viel dämlicher.
Lilith befand sich in einer Kirche, in der sie von den Vampiren nicht angegriffen werden konnte, da diese sich vor kirchlichen Symbolen fürchten. In der Kirche herrscht ein recht radikaler, katholischer Pfarrer, der erst einmal einen Exorzismus mit Lilith anfängt. Die Methode bringt sie nah an den Tod. Das können die Vampire vor der Kirche natürlich nicht wissen. Was sie allerdings wissen müssten, ist, dass Lilith die Kirche irgendwann verlassen muss. Daher hätten sie auch einfach warten können, bis Lilith dies tut. Das machen sie aber gerade nicht. Stattdessen geben sie einem Priester-Aspiranten einen magischen Dolch an die Hand, mit der ein anderer Mensch zuvor zu einem gefürchteten Vampire-Jäger avancierte. Da stellt man sich schon die Frage, wie unvernünftig man eigentlich sein kann. Denn der Priester Novize Duncan Luther rettet Lilith und tötet danach Überraschung erst einmal ein paar Vampire.
Das allein wäre schon eine bittere Nummer für die Vampire gewesen, doch mit Luther hatten sie immerhin eine Möglichkeit, an Lilith heranzukommen. Lilith hat nämlich keine Familie mehr auf der Erde. Sie hat keine Schwachstelle außer ihrer impulsiven, unvernünftigen Handlungsweise. Luther wiederum hat eine Familie. Und natürlich stellen ihm die Vampire darüber eine Falle. Doch als er dort auftaucht, lassen sich zwei Vampire so lange mit ihm Zeit, dass es Lilith dennoch gelingt, sie zu töten. Dabei stellt sich heraus, dass Lilith doch weitaus stärker ist, als es bisher schien. Zwar geht der magische Dolch aufgrund von Luthers und Liliths Eile verloren, doch misslingt der eigentliche Plan kläglich.
Nicht viel erfolgreicher ist der angeblich grausamste und älteste aller Vampire, Landru. Er ist eigentlich auf der Suche nach einem Kelch, der es den Vampiren endlich wieder ermöglichen soll, Nachwuchs zu zeugen. Diese Suche bricht er extra ab, um nach Sydney zu kommen und Lilith zu töten. Mithilfe eines perfiden Plans kann er einmal herausfinden, wo sich Lilith befindet. In seiner grenzenlosen Überheblichkeit und Arroganz marschiert Landru einfach zu dieser Stelle, nur um festzustellen, dass Lilith in einer Art Traumzeit ist und schnell verschwinden kann. Scheinbar hatte Landru es im Verlauf der Jahrhunderte mit nicht besonders klugen Gegnern zu tun, denn seine Strategie ist so plump wie dämlich. Kein Wunder, dass er am Ziel überrascht wird.
Immerhin wird sein Verhalten im selben Roman, Niemandes Freund, relativiert. Denn der junge Vampir Habaluk legt sich ebenfalls mit Lilith an und wird auf dieselbe Art und Weise getötet wie sein ehemaliger Anführer durch Liliths Kleid. Das ungestüme Verhalten wird dadurch erklärt, dass Habaluk sowohl jung als auch ehrgeizig ist. Dennoch ist dieser letzter Kampf nur eine weitere Aktion in einer Reihe von unsinnigen Vampir-Aktionen.
Lilith hat sich bisher nicht einmal Zeit genommen, ihre Situation ein wenig zu überdenken. Glücklicherweise haben ihre Gegner, die Vampire, sich diese Zeit ebenfalls nicht genommen. Stattdessen laufen sie Lilith einfach hinterher, Hauptsache sie sind an ihr dran. Dadurch ist es mit den Vampiren in den letzten fünf Romanen noch nicht gelungen, beim Leser eine wirkliches Bedrohungsgefühl aufzubauen. Die Romane lesen sich nett und sind unterhaltsam, aber aufgrund der dämlichen Ideen und der häufigen Zufälle hat man nicht wirklich die Sorge, dass Lilith ernsthafte Probleme bekommen könnte.
Daher ist es sehr gut, dass sich mit dem aktuellen Roman Niemandes Freund eine Alternative zu dieser unsinnigen Jagd auftut. Wie bereits erwähnt, sucht Landru einen Kelch, der die Vampire unsterblich machen könnte. Vermutlich wird auch Lilith irgendwann mit dieser Thematik in Kontakt kommen und dann hat die Handlung noch einen zweiten Fokus, der ein wenig von den äußerst ungeschickt agierenden Vampiren ablenkt.
Kommentare
Auch Landru muß da noch kräftig zulegen, wenn er seinem Ruf gerecht werden will. Im Moment reicht's dafür noch nicht annähernd.
Was den Kelch angeht, ist aber im letzten Absatz ein kleiner Denkfehler. Der soll die Vampire nicht unsterblich machen (sind sie ja schon - relativ). Vielmehr geht es um den direkten Nachwuchs und da hilft nun mal nur der Kelch und kein Viagra!
Ach ja, man merkt, du schreibst selbst.
Hingegen bei einer Dauer Erektion verliert ja auch jeder Vampir den Verstand was so manchen unglücklichen Handlungsablauf erklären würde.
Ich hatte zudem auch Probleme mit der Traumzeit Thematik, egal ob Akte X, Vampira, Maddrax oder auch der Zamorra - irgendwann musste jeder diesen "abgedrehten Sch..." aufmischen.
Falls die Serie über die eigentlichen 50 Bände hinausgeht, würde mich zudem interessieren wieviel bei den eingepassten Taschenheften Bänden für die Romanheftlänge wohl gekürzt wird?
Vielleicht kann Manfred dazu noch etwas sagen...
Manfred sagt: Die Taschenhefte waren, was die Romane selbst angeht, auch nicht länger als die Heftromane. Da muss nix gekürzt werden.
Zitat: Leserseitenplatz ist ja immer begrenzt. Aber es wäre teilweise interessant für Leser, die die Serie zum ersten Mal lesen, ab und zu einen (am Besten kritischen) Leserbrief aus der Erstauflage zu lesen.
Es wäre durchaus interessant, die Unterschiede zwischen der Rezeption 1994 und heute zu erleben.