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Von einem der auszog, Autor zu werden

0Von einem der auszog,
Autor zu werden

Ende 2011 hatte ich auf Zauberspiegel-online.de meine Perry Rhodan Rubrik auf Eis gelegt, um etwas mehr Zeit für das Schreiben zur Verfügung zu haben.

Mir schwebte für 2012 sogar vor, dass ich arbeitstechnisch auf 80% reduziere, um das Schreiben mehr zu forcieren.

Hier ein kleiner Exkurs über diese Zeit.


0Der Kurs beim Perry Rhodan Autor Marc A. Herren erreichte in 2012 eine heiße Phase. Bei den Fingerübungen und Vorgeplänkeln der Hand- und Kopfarbeiten zum Thema „Schreiben“ steigerten sich die Anforderungen immer mehr. Je mehr Zeit verstrich, um so aufwendiger wurden die Aufgaben. Immer seltener war es möglich, die Aufgaben aus dem Ärmel zu schütteln und aus der Hüfte heraus zu produzieren. Mit anderen Worten: das ganze war mit Arbeit verbunden!
    
Vorgeschichte:
Wer hat beim Lesen von Geschichten nicht auch schon mal das Gefühl gehabt, dass er oder sie das besser könne? Das war bei mir jedenfalls der erste Schritt, auch etwas in die Richtung zu unternehmen. Über fehlende Fantasie konnte ich mich jedenfalls nicht beklagen.

Bei mir waren es weniger die guten Romane, die in mir den Wunsch auftauchen ließen, dass ich das auch könne, was der Autor da gemacht hat. Ne, die ließen mich immer ehrfürchtig wie ein Fisch auf dem Trockenen nach Luft schnappen.

0Zwei Beispiele der positiven Art sind mir auch nach dieser langen Zeit in Erinnerung. Da ist zum einen das Buch von Stephen King „The Drawing of the Three“ und eine Episode aus der ersten Staffel von „Heroes“ „Five Years Gone“ (1x20), bei der ich mir wünschte, das auch zu können. Bei beiden wurde ich so sehr in die Geschichte hineingesogen, dass es eine wahre Freude war. Natürlich Gänsehaut inklusive!

 
An die schlechten Beispiele kann ich mich nicht erinnern. Wahrscheinlich waren es davon zu viele, als dass die mir in Erinnerung geblieben wären, hüstel, hüstel.

Wenn ich so zurückblicke, habe ich immer geschrieben. Natürlich versuchte ich meine Vorbilder zu kopieren und daraus etwas Neues zu erschaffen, aber so richtig gelingen wollte mir das nicht. Es gab gute Ansätze, aber das war es dann auch schon gewesen.

Meine Fingerübungen erschienen immer wieder mal im Zauberspiegel, als das Magazin noch eine Printversion war. – Ich weiß: Lang, laaaaang ist’s her.


Dem einen oder anderen wird aufgefallen sein, dass Freunde und Familienmitglieder in den seltensten Fällen hilfreich sind, zu Geschichten eine wirklich kritische Betrachtungsweise als Rückmeldung zu geben. Sie meinen es gut mit ihrer Beurteilung, aber zumeist sind sie geblendet von der Fähigkeit, dass der Gegenüber etwas geschrieben hat, was mehr als ein paar zusammenhängende Worte und Sätze beinhaltet. Wirklich profitieren tut man als angehender Autor nur mit kritischer Betrachtungsweise, wenn man es selber nicht ist. Und ich war es definitiv nicht.

Viel Schreiben hilft zwar, die eigene Qualität zu steigern, aber es muss wirklich ein Außenstehender die Lektüre beurteilen, zu dem man auch Vertrauen hat, und von dem man weiß, dass die Tipps hilfreich sind, und nicht einem gewissen Neid entspringen. - Ein Umstand, der mir passiert ist und der mich dann lange davon abhielt, meine Sachen überhaupt jemandem zu zeigen.


Was mir auch sehr hilfreich erschien, war die Lektüre von vielen Büchern und/oder Romanen. Man bekommt ein Gefühl für die Sprache, denn in der Schule wurde das nicht vermittelt. Da versteifte man sich auf die Konjugation und den Lehrern ging der Schuss bereits ab, wenn man das aus dem Effeff beherrschte. - Ich frage mich hin und wieder, wie vielen Leuten dadurch die Freude am Lesen und Schreiben verdorben wurde. Mich hat das weniger gestört, da ich schon immer gelesen habe und diese Freizeitaktivität liebe.

Für meine Aufsätze bekam ich zwar meistens gute Noten, wenn ich eine Geschichte erzählen durfte - also richtig fabulieren und so. Schlechter sah es dagegen aus, wenn ich meine Meinung kundtun und die in einem Essay von ein paar Seiten darstellen musste. Damit tat ich mich schwer und tue mich zum Teil noch heute schwer damit, wobei es auch schon besser ist als auch schon.


Zum Glück gab es den Zauberspiegel, worin ich meine Fantasieprodukte veröffentlichen durfte. Dann war da noch das SF-Magazin „Capricorn“, bei dem ich ebenfalls ein paar Erzählungen und Kurzgeschichten unterbringen konnte.


Gelegentliche Schreibattacken, die mich immer wieder überfielen, blieben in der Schublade, spr. auf der Harddisk des Computers, ohne dass die jemand außer mir zu Gesicht bekam. Für mich war das ein Spiel, zum Teil auch nur Fingerübungen von diversen Längen, die mich hoffentlich weiterbringen würden. Mir stand der Sinn danach, mal damit meinen Unterhalt zu verdienen, oder doch ein interessantes Hobby damit mein eigen zu nennen.


An einen Verlag heranzutreten habe ich nie gewagt, habe ich doch immer das Gefühl gehabt, dass ich noch nicht so weit sei.


1Den Berg erklimmen:


Lange Jahre wurde es dann still um mich. Jedenfalls im Fandom. Ich las die betreffenden Hefte (z. B. Perry Rhodan) auch nicht mehr und konzentrierte mich auf Bücher. Gut, das normale Leben hatte mich da auch im Griff, so dass daneben nicht mehr für alles Zeit vorhanden war. Ich trennte mich in der Zeit sogar von den meisten Heftserien, die ich in jahrelanger Kleinarbeit gesammelt hatte. Mir schien, als wäre eine Epoche zu Ende gegangen, die zwar schön, aber doch endgültig vorbei war. – Was hatte ich mich da doch getäuscht!

2006 wurde ich zur Mitarbeit am Hüter eingeladen, nachdem für mich das Schreiben ein Konzept aus der Vergangenheit geworden war. Ich war zum einen geschmeichelt, hatte aber auch Bammel vor der Herausforderung. Solch lange Texte waren bei mir eher die Ausnahme gewesen und ich befürchtete, dass mir die Puste ausgehen würde, wenn sich die erste Euphorie gelegt hatte.

13Meine Angst war unbegründet. Das Projekt wusste mich zu begeistern und auch die Aussicht auf die Mitarbeit mit anderen Autoren fand ich toll. Zudem war meine Vorstellung, dass die Texte auch die anderen lesen und beurteilen würden, eine tolle Sache. Endlich würde ich von Leuten kritisiert werden, die wie ich schreiben und sich mit dem Medium des Abenteuerromans beschäftigten. Ich konnte also nur gewinnen!


Das lief dann auch alles toll, bis der Hüter abgemurkst wurde, als er noch voll im Saft war. – Tja, kann man nichts dagegen machen. So war’s halt.


Nichts desto trotz war es eine tolle Zeit. Ich habe sie genossen, auch wenn die Abende und Wochenenden häufig mit Schreiben und Korrekturlesen verbunden waren.

   
14Danach kamen meine Rubriken im Zauberspiegel („Perry und ich“ & und „Hard Case Crime“). Man könnte sagen, dass mich das Fandom zurück hatte. Es kam wenig Feedback zurück, aber daran muss man sich wohl gewöhnen. Das gesellige Beisammensein, von dem ich in diversen Artikeln gelesen habe, stellte sich nicht ein. Es kann aber auch damit zusammenhängen, dass ich in der Schweiz wohne und die Cons zumeist in deutschen Landen über die Bühne gingen. Da nimmt man nicht für jede Wochenendzusammenkunft ein Bündel Geld in die Hand und fährt mit dem Zuge in den Norden. – Jedenfalls bei mir war das so.

Um so erstaunlicher, dass ich dann in Mannheim, zum fünfzigsten Geburtstag von Perry Rhodan, von Leuten angesprochen wurde, die im Zauberspiegel was von mir gelesen haben. Eine Zeitlang erschienen auch viele Leserbriefe auf der LKS von PR, die meiner Feder entstammten. Da wird es wohl eher zutreffen, dass ich berüchtigt war.Wink

Die „HardCaseCrime“-Rubrik hängte ich nach ein paar Episoden an den berühmten Nagel. Auch wenn sie bloß vierzehntägig erschien, war das Ganze mit Arbeit verbunden. Schlussendlich fiel mir auf, dass ich vor lauter Schreiben der Artikel und Rezensionen nicht mehr selber zum Lesen kam.

Der Perry ging mir da schon leichter von der Hand, da ich die Serie wieder regelrecht verschlang, sowohl in der Erstauflage als auch mit alten Romanen. Hier merkte ich dann aber erneut, dass ich mich doch wieder schwer tat, meine Meinung in Artikeln kund zu tun. Ich mag eine Geschichte aus ganz unterschiedlichen Gründen, aber manchmal lassen sich diese Gefühle nicht immer sofort in Worte fassen. Zum Teil lag das auch daran, dass ich mir auch nicht immer die nötige Zeit dazu gab, bis ich die passenden Sätze gefunden hatte. Und weil Perry ein wöchentliches Heft war, stand schon bald wieder der nächste Roman an. Vom Termin für die Rubrik will ich gar nicht reden, der mir immer wieder mal im Nacken lag, erhielt ich meinen Roman doch erst am Samstag. Und da man(n) bekanntlich auch anderweitig beschäftigt sein kann – vor allem an einem Wochenende! – musste öfter mal von der Hüfte aus geschossen werden.


2010 war ich dann soweit, die Sache mit dem Schreiben zu forcieren. Ich wollte endlich wissen, ob da was war, sein kann oder nie sein wird. Da kam das Angebot von Marc A. Herren gerade recht, dass er Schreibkurse anbiete. Wir exerzierten dann auch immer in einer kleinen Gruppe: d.h. der Master und ich. Natürlich war auf diese Weise gewährleistet, dass ich am meisten davon profitieren würde, und das nutzte ich dann auch redlich aus. Es wurde viel gearbeitet, viel zugehört, aber auch viel gequatscht.

0Die Stunden des Lernens zeigten mir auf, was ich falsch gemacht habe. Nicht, weil ich es nicht konnte, sondern, weil ich es nie anders gelernt hatte. Oder mir gleich falsch angeeignet und dies perfektioniert hatte.

Das Wochenende bei Uschi Zietschs Schreibwerkstätte empfand ich als einen weiteren Meilenstein in meiner Schreiblernphase. Tolle Leute, spannendes Thema (= Exposés entwickeln) und das alles in einer gemütlichen Gegend.

 
All dies trug dazu bei mir die Augen zu öffnen! Autor kann sich jeder nennen, doch ein packender Autor zu sein, der den Leser verzaubert und ihn schlussendlich mit einem befriedigenden Leseerlebnis zurücklässt, das will gelernt sein.

Heute teile ich die Aussage von Marc, dass man das Schreiben erlernen kann. Es ist ein Handwerk, das man wie jeden anderen Beruf erlernen kann. Aber es braucht enormes Durchhaltevermögen!

 


In Tat und Wahrheit (2012):

Was folgte waren viele Stunden mit Schreiben, Übungen machen und die Gehirnwindungen animieren und motivieren. Ich stellte auch immer wieder fest, wie Marc aus einer simplen Idee die absonderlichsten Sachen entstehen ließ. Sein Denkapparat war darauf getrimmt zu funktionieren, zu phantasieren und lief auf allen Zylindern. Und er konnte vor allem motivieren!

Das war auch sehr wichtig, denn je länger der Kurs dauerte, um so mehr verfiel ich in ein Schaffenstief. Mit der Zeit machte mir das Schreiben gar keinen Spaß mehr. Es verfiel zu einem „Muss“. Bis ich die nächste Lektion besuchte und von Marcs Enthusiasmus erneut angefuchst wurde. Doch diese Hochs gingen immer wieder schnell vorbei.

Durch meine lange Präsenzzeit im Betrieb blieb mir nur wenig Zeit zum Lesen. Während des intensiven Schreibkurses verringerte sich diese noch mehr. Das gefiel mir überhaupt nicht. Ich begann, meine Prioritäten anzuschauen. Was wollte ich? Und wenn ich das wollte, wollte ich das wirklich?


Als ich mit meinen Überlegungen ins Reine gekommen war, dauerte es nicht mehr lange, bis ich mich dazu entschloss, mit dem Schreiben aufzuhören.

Doch wie sage ich es dem Lehrer?

Schließlich hatte er viel Zeit und Energie in mich gesteckt und wenn ich nun einfach so mir-nichts-dir-nichts aufhörte, würde er schwer enttäuscht sein.

Marc nahm es gefasster auf, als ich erwartet hatte. Wir beschlossen, angefangene Arbeiten noch fertig zu stellen, was in der Theorie gut klang, in der Praxis aber wieder an meiner fehlenden Motivation scheiterte.

Wer also nun meint auf meinen großen Roman, meinen Bestseller zu warten, den muss ich enttäuschen. Der wird nie erscheinen!Wink

Schreiben ist eine faszinierende Sache! Diese Aussage trifft voll zu, aber die Arbeit, die dahinter steckt, will ich mir nicht für mein weiteres Leben aufbürden. Da halte ich es wie Mark Twain, der da sagte: „Warum selber ein Buch schreiben, wenn man für wenig Geld eines kaufen kann?“


Zudem greife ich zu gerne zu einem Buch, das einer meiner Lieblingsautoren geschrieben hat. - Und das sind mittlerweile verdammt viele Leute, die ich dieser Sparte zuordne, wie ich immer wieder überrascht feststelle.


Schreiben kann man lernen, aber es braucht mehr als das. Motivation, Durchhaltevermögen und einen wirklich sturen Kopf, dass man es bewältigen kann und veröffentlicht werden will. Ich gehöre nicht zu diesen Leuten. Es ist aber toll, dass ich in diese Welt reinschnuppern durfte. Schon allein um festzustellen, dass sie nichts für mich ist. Ich habe es wenigstens probiert! Es wäre zu schade gewesen, wenn man im hohen Alter feststellen müsste, dass man einen Traum hatte, den aber nie in Angriff genommen hat.


Was ich auch erkannt habe: so ein Autor reißt sich immer wieder mal den Arsch auf, wenn der Termin drängt.


Ich habe mich immer als Geschichtenerzähler gesehen, der seine Zuhörer unterhält. Nun ist mir bewusst geworden, dass ich wohl eher ins Publikum gehöre als auf die Bühne.



0Schlusswort:

Es gibt Leute, die unzufrieden sind mit der Stelle, die sie im Leben einnehmen. Mir geht es da anders. Ich weiß was ich kann, was ich bereit bin an Arbeit aufzuwenden und mir gefällt der Ausblick, den ich auf das Geschehen habe. Ich bin nicht mittendrin, aber doch ganz doll dabei. Und das reicht mir.

Wenn ich was zu sagen habe und die dafür nötige Zeit finde, werde ich auch weiterhin schreiben, für mich und meine Schublade. Als Testleser bin ich auch irgendwie dabei und kann mich an den Erfolgen der Autoren erfreuen. Dabei bekomme ich öfter mal einen kleinen Einblick ins Autoren- und Verlagsgeschehen, was faszinierend wirkt, mir aber von der Seitenlinie aus mehr als genügt.


Das wichtigste sind jedoch die Leute, die mir in dieser Zeit begegnet sind! Tolle Leute, die wie ich vom geschriebenen Wort fasziniert sind und fast schon so was wie eine verschworene Bevölkerungsgruppe darstellen. Sie haben geträumt, Autor zu werden und sind diesen Weg dann konsequent gegangen.

Für eine kurze Zeit durfte ich diesen Traum teilen.

PS: Dass diese Überlegungen im Augenblick für mich stimmen, heißt nicht, dass nicht doch wieder eine Zeit kommen wird, in der ich Geschichten verfasse. Am besten lassen wir uns überraschen.

Kommentare  

#1 Larandil 2014-07-08 11:28
"Schreiben für die Schublade" ist so als ob ein Pfau sein Rad bei Nacht schlägt. Wenn es niemand sieht, kann dir auch niemand positives Feedback geben oder doch wenigstens konstruktive Kritik üben.

Was ich, nebenbei bemerkt, auch hier oft vermisse. Wenn ich nicht ab und zu nach den Seitenzugriffen schielte, wüsste ich nicht mal, ob es irgendjemanden interessiert, was ich schreibe - und auch diese Zugriffe könnten von Suchmaschinen sein, die ihr Schleppnetz durch das WorldWideWeb ziehen ...
#2 Michel 2014-07-08 12:08
Danke für das Posting, Larandil
Schöne Beschreibung, die du da verwendest. Gefällt mir.
Für mich stimmt die Situation im Augenblick, wie sie sich darstellt. Sollte sich etwas daran ändern, werde ich es hier zuerst posten. :-*

Zugriffe: doch, interessiert mich immer wieder von dir zu lesen.
#3 Mikail_the_Bard 2014-07-08 22:33
Ein wirklich sehr interessanter Artikel, Michael. Man muss wirlich wissen wo man im Leben steht und was man will - und wie mir scheint hat du dich für eine Richtung entschieden. Respekt und Anerkennung dafür. Und auch wenn du "nur" für die Schublade schreibst, so schreibts du doch und kannst das Gelernte umsetzten. Der Schweiß und die Mühe des Lernens war auf jedenfalls nicht umsonst. Und wer weiss... harren wir der Dinge die da kommen (könnten). :)
#4 Bettina.v.A. 2014-08-16 16:05
Michel, danke für den Artikel. Du weißt ja, dass auch mich immer wieder der Wunsch packt.
Mich würde interessieren, wie du in der Zeit deine Qualitäten als Autor eingeschätzt hast, wie sich dies verändert hat, welche Personen dir hilfreich dabei waren, eine Einschätzung dazu zu finden.
Fiel die Entscheidung so "rasch", wie es hier klingt? Oder hast du dich lange mit der Frage herum geschlagen?

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