Fanzine Classics: Conbericht Meerbusch Con (12. – 14.10.1984)
Conbericht Meerbusch Con (12. – 14.10.1984)
Conbericht Meerbusch Con (12. – 14.10. 1984)
Es war der 12.10 . im 4-7 Jahr, so genau kann man das nicht sagen, des noch jungen Horror-Fandoms. Ein Clubtreffen stand an und wir waren Mitveranstalter!
Zwei männliche Gestalten, Fred und ich, standen also auf dem Bahngleis des Essener Hauptbahnhofs und warteten auf den nächsten Zug in Richtung Con-Meerbusch. In den Händen jeweils eine Tasche mit Dingen, die nur eine kurze Reise erkennen ließen.
Man begab sich ins Raucherabteil und köpfte erst einmal eine Dose. Düsseldorf kam in Sicht und wir machten uns ans Aussteigen. Jetzt mussten wir nur noch die Linie 72 in Richtung Holterheide benutzen. Irgendwann fragte ich: ...“wann sind wir denn da...“ als auch schon das Schild unseres Bestimmungsortes an uns vorbeirauschte. Also, eine Haltestelle weiter! Wer kann sich vorstellen wie weit, für uns Großstädter, in einer ländlichen Gegend die Haltestellen auseinander liegen?!
Nach 20 Minuten auf Schusters Rappen kam dann der Osterather Hof in unser Sichtfeld, wo wir dann von einigen Bekannten des H-Fandoms begrüßt wurden.
Wir hatten uns vorgenommen über Nacht im Gasthof zu bleiben. Als wir hörten, dass sechs Leute in der Jugendherberge Düsseldorf übernachten wollten, schlossen wir uns an. Das schien uns günstiger und auch lustiger.
Jetzt aber erst einmal zum Stammtisch, der zu dem Horror-Wochenende gehörte. Es waren ca. 15 Leute anwesend, darunter auch Gordon Scott. Man fühlte sich wie Puschel das Eichhorn, denn der kleine Kreis ließ ungezwungenes Plaudern zu. Die neuesten Fanzines wurden herumgereicht und durchgeblättert. Immer wieder ein Fest für mich, ich liebte Fan-Magazine! Preise für die geplante Verlosung/Quiz, am anderen Tag, wurden hereingebracht. Wir kannten natürlich die Lösung und durften nicht teilnehmen, Schei... Romane der verschiedenen Sammlerdienste, deren Verkaufsstände für das Treffen aufgebaut werden sollten, wurden in die Ecke geschoben. Wir steuerten unseren Teil bei, denn ich verramschte ältere John Sinclair Romane um gegen den Preiswucher anzukämpfen. In Essen gab es jede Menge Sammlershops und an den Wochenenden Flohmärkte, auf denen man Hefte in Massen nachkaufen konnte. Die Preise für Sinclair Romane schossen zwar allmählich in die Höhe aber es gab ja noch jede Menge andere Serien, womit die Händler keine Geschäfte machen konnten. Ein Segen – nur der Dämonenkiller kam so langsam in den Fokus ( die Nr.1 oder 7 habe ich auch schon für 10 DM gesehen).
Irgendwie mussten wir nach dem Stammtisch jetzt zur Jugendherberge kommen und Dieter Hoven bot sich wieder mal als Retter an. Der goldene Passat diente uns sechs (Martin Pick, Frank Göpfert, Plato, Ralph Stecklings, Fred und ich), mit Dieter sieben, als Taxi bis Oberkassel. Die Jugendherberge befand sich in einem nicht so schönen Stadtteil von Düsseldorf und sah eher aus wie das ´Horror Schloss im Spessart´ auf hässlich. Der Vordereingang blieb trotz Fußtritten (da war ein Schild auf dem stand „tritt herein“)verschlossen, also zum Hintereingang. Der Empfang war nicht gerade freundlich, wenn nicht sogar unfreundlich. Wir kamen uns vor wie in einem Erziehungsheim für Schwer -Kriminelle. Es stellte sich heraus, dass ein JH - Ausweis nötig war um in einer Besenkammer mit Holzpritschen übernachten zu können und ich hatte keinen mehr, also Mitglied werden! Bis Mitternacht mussten wir im Haus sein, auch das noch! Zum Ausgleich für das frühe Heimkommen zockten wir noch (Fred, Ralph Stecklings und ich) eine Runde Skat.
Mitten in der Nacht, so gegen 7.30 Uhr, standen wir auf, um das Frühstück nicht zu verpassen. Hätte ich es mal verpasst, die Butter war über ein Jahr abgelaufen und der Kaffee war eher Tee. Halt Jugendherberge... Ich bin echt nicht verwöhnt, war ja schließlich seit über zwei Jahren auf Zollverein, in 1300m unter Tage, aber ich glaube, da gibt es weniger Staub als hier. Die Düsseldorfer Jugendherberge war die mieseste, die ich von innen gesehen habe. Um 11.00 Uhr wurden wir dann endgültig von einem Mitarbeiter raus geschmissen. Dabei war er so freundlich, dass ihm beinahe etwas gegen den Kopf geflogen wäre. Schnell weg hier...
Nach einer Stunde Fußmarsch durch die Düsseldorfer Altstadt kamen wir dann schließlich wieder zur Haltestelle der Linie 72, die uns zum zweiten mal nach Osterath brachte. Die Frage, ob wir diese Nacht wieder in der Jugendherberge nächtigen würden, fand eine schnelle Antwort: NEIN.
Also nahmen wir uns Zimmer in der Gaststätte.
Das Clubtreffen sollte um 15.00 Uhr beginnen, wir waren gegen 13.30 am Ort. Tröpfchenweise kamen immer mehr Leute. Wenn man schon länger dabei war, kannte man so einige Fandomler. Horst Hermann von Allwörden gab eine Prinz Denmark aus - schmeckten gar nicht mal so gut, hust! Als der Zustrom allmählich verebbte, schickte man die Belagerung erst einmal wieder aus dem Saal. Nicht etwa weil der Wirt einem Gesangsverein den Vortritt ließ, dass hatten wir aber auch schon Nein, der Conbeitrag musste kassiert werden. Saalmiete und so...
Jeder Teilnehmer wurde registriert und bekam einen Zettel in die Hand gedrückt, der es einem ermöglichte, am super einfachen Preisausschreiben teilzunehmen. Rund 100 Horror-Fans hatten sich in die Liste eingetragen. Das war Rekord und lag wohl auch an den angekündigten Autoren die mit Henry Wolf, Jason Dark, A.F. Morland, Frank Thys, Gordon Scott, Earl Warren, Norman Thackery, Vernon Graves, Adrian Doyle zahlreich vertreten waren. Es lohnte sich also zu kommen.
Nachdem sich die Anfangsunruhe einigermaßen gelegt hatte, standen die offiziellen Begrüßungsreden an. Jeder Mitveranstalter kam mal ans Mikro und lobte seinen Club bzw. Fanzine in den höchsten Tönen. Für unseren Club hat das der Fred übernommen, denn ich saß noch an der Kasse (und konnte auch nicht so schön übertreiben), da immer noch Nachzügler eintrudelten. Das Programm bestand aus Autorengesprächen, Signieren bis Blut aus den Achseln tropfte (hallo Helmut), dem sagenhaften Preisausschreiben, eine Kampfsporteinlage und... und... und was eigentlich?
Am meisten belagert wurden wieder einmal Jason Dark und A.F. Morland. Fritz zeigte die ganze Zeit sein, für ihn typisches, eingefrorenes Dauerlächeln (der Mann ist einfach immer gut drauf) und Helmut verspürte die ersten Symptome eines Signierarms (O-Ton). Ich glaube die beiden haben an dem Nachmittag zusammen 30 Kilo abgenommen und es gab danach wohl mehr Romane mit Autogramm von ihnen als ohne.
Gekloptt haben sich Earl Warren und Yacup Yalcinkaya, Bruce Lee hätte seine Freude an ihnen gehabt, wie sie sich so auf dem Boden herum wälzten. Nein, natürlich war das Ganze einstudiert, was der Wirt allerdings nicht wusste. Der war sowieso ein wenig säuerlich drauf, da der Umsatz bei der Masse an Leuten wohl nicht sehr hoch war, es wurde mehr getrunken als gegessen. Ich bestellte ein Mettbrötchen , was das Ganze aber auch nicht raus riss. Earl Warren kam übrigens mit anderen Hessen in den Saal, auf der Schulter einen Kassetten-Recorder und auf den Lippen das Lied der Rodgau Monotons ...“erbarmen , die Hesse komme...“ Zwischendurch schlug er noch einige Leute zu Ehren-Hessen. Sie mussten drei oder zumindest einer der folgenden Eigenschaften ihr Eigen nennen: Saufen – Fressen- B...en!Tosender Applaus und lautes Gelächter erschallte durch den Raum – ein würdiger Rahmen für dieses Ereignis. Ich wurde kein Ehrenhesse, was wohl am `Fressen` lag. Damit der Wirt uns nicht rausschmiss, er lief mittlerweile schon rot an, vermachten wir ihm die Einnahmen des Cons. Er drohte uns doch tatsächlich mit dem Männer-Gesangs-Verein „Osterather Schreihälse“. Norman Thackery unterhielt die Anwesenden mit haarsträubenden Geschichten z.B. über einen Dieb, der sich auf die Landstraßen legte, einen Unfall vortäuscht und Autofahrer ausraubt. Irgendein besoffener Fahrer hat ihn dann übersehen... Henry Wolf alias Wolfgang Hohlbein saß wie immer ruhig in der Ecke und überlegte wohl, wie man aus dem Gemetzel im Saal einen Roman machen könnte – am Tag als die Welt am Arsch war – oder so... Frank Thys, er ist eher ein Kumpel von uns, (in seiner Bude fanden die wildesten Feten statt und das Pseudonym `Bitschütter` wurde erfunden) ), Gordon Scott, Vernon Graves ( und Adrian Doyle bildeten ein Autoren-Grüppchen und beantworteten den Interessierten so manche Frage. Ich glaube, an dem Tag waren sie froh, nicht Helmut Rellergerd zu heißen. Eine Podiums-Diskussion gab es nicht, es war halt ein wilder, ungezähmter Horror-Haufen.
Irgendwann fingen wir damit an, die Lösungen für das Quiz auszuwerten. Es hatten, im Vergleich zur Besucherzahl, recht wenige daran teilgenommen. Dabei gab es so viele Preise, dass jeder zwei- bis dreimal etwas bekam. Auch wer völlig daneben lag, konnte noch mit einem Manuskript (Durchschlag) von Jason Dark von Dannen ziehen. Die Highlights waren ein signierter Tennisschläger von A.F. Morland, ein Metallschwert aus dem Besitz von Manfred Weinland (Adrian Doyle), ein perfekt geschnitztes Holzschwert(für mich der Renner) von Yacup, ein Gedichtband von Frank Thys ( in sehr limitierter Auflage), sowie Manuskripte der anderen Autoren.
Nebenbei lief der Roman-Shop, bei dem so manches Schnäppchen zu holen war. Ein älterer Sinclair konnte schon mal 5 DM kosten, bei mir zwei! Es gab nicht wenige, die sich an die Stirn tippten und selig lächelnd abzogen.
Irgendwann gegen Abend wurde der Kreis der Teilnehmer immer kleiner, was teilweise auch am Alter der Besucher lag. Jason und A.F. signierten immer noch, Earl Warren schaltete den Recorder wieder ein und sammelte seine Hessen um sich. Der Rest setzte sich noch zusammen und trank ein paar Bierchen. Unter anderen waren das Rainer Osenberg, Frank Göpfert, Horst Hermann von Allwörden (Hexen Hermann), Norbert Aichele, Martin Pick, Frank Rehfeld (Thys), Manfred Weinland, Daggi Musick, Tina Diehm, Dieter Hoven, Fred, ich und noch ein paar mehr... (sorry, krieg ich nicht mehr auf die Kette). Dann stolperte auch schon der Männer Gesangsverein durch die Tür!
Am anderen Morgen stand noch der Frühschoppen an. Zwar waren jetzt keine Autoren mehr anwesend, aber wir hatten auch so unseren Spaß beim Pläne schmieden für das nächste Treffen. Alle waren sich einig, mehr Programmpunkte zu integrieren. Man kam zu dem Fazit, dass sich die drei Tage gelohnt hatten, eigentlich war es ja nur einer (der Con-Tag), trotz der weniger angenehmen Dinge. Irgendwie lief die Sache in die richtige Richtung.
Um zwölf war es dann soweit; Meerbusch ade. Die zwei am Anfang erwähnten Taschen packen, Zimmer bezahlen und dann ab zur Haltestelle. Ich für meinen Teil bin froh ein Fandomler zu sein. Nicht nur unser Magazin macht mir Spaß, sondern auch die Leute, die sich im Fandom herumtreiben. Das Clubtreffen war eine größere Veranstaltung und wurde von mehreren Clubs ausgetragen und zeigt, dass es wunderbar gemeinsam ging. Dass lässt hoffen!
P.S.: Das Frühstück im Gasthof war besser, wenn auch nicht wesentlich.
Kommentare
Aber das muss doch kurz vor der Einstellung des Gespenster-Krimis gewesen sein, womit der Markt für viele der anwesenden Autoren noch dünner wurde bzw schon längst vorbei war, wenn ich an Hübner oder Sommer denke.
da war ich auch mit dabei. Kann ich mich gut daran erinnern. Auch an den Yakub, mit dem ich einmal eine Kung Fu-Vorführung gemacht habe - da war ich noch einiges jünger, ganz früher habe ich ja mal aktiv Kampfsport betrieben.
Herzliche Grüße
Walter Appel/Earl Warren
Auch Werner Kurt Giesas und Rolf Michaels Sketch "Der Pferdeknecht" ist mir in guter und bleibender Erinnerung.
Walter/Earl
Bevor einer fragt, ob ich gefragt hab. Ich hab gefragt ...
Der Con-Report basiert auf einen Bericht von 1984 und zum Teil aus meiner Erinnerung. Warum Werner und du nicht erwähnt wurdet kann ich mir jetzt auch nicht erklären, habe aber nochmal im Hexenhammer 10 , zu dem Werner einen Leserbrief schrieb, nachgesehen. Da erwähnte er nur, dass die Bedingungen im Bezug > Frühstück in der Jugendherberge< überall gleich sind. Er war wohl nicht da. Ich kann mich aber an "einige" Cons mit eurer Beteiligung erinnern, z.b. In Marburg oder Castrop-Rauxel ( da lief auch der erste Film der Antares-Crew den ich gesehen habe)... und ihr habt dort eine Menge Show gemacht und für Programm gesorgt - auf die lustige Art.
Solltet ihr im Oktober 84 doch da gewesen sein, wäre es mein Fehler. Sorry! Vielleicht kann sich der Horst besser erinnern?