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Der Würger von Marburg oder Tumult auf dem Klo

Tumult auf dem KloDer Würger von Marburg
oder Tumult auf dem Klo

Es müsste Mitte der 80er Jahre gewesen sein – Dieter Hoven, vielen im Fandom noch bekannt, hatte seinen Fanclub an Rainer Osenberg übergeben oder war grade dabei. Da fand der Marburg Con statt, im April wie jedes Jahr. Ich fuhr hin – außerdem der Herausgeber einer Stadtzeitung und sein Redakteur. Die Stadtzeitung, so ein Gratisblättchen, hatte einen ungewöhnlichen Namen – den weiß ich noch, aber ich bringe ihn nicht – wg. des Redakteurs und der folgenden Vorkommnisse.


1Die Blättchen gab es bevor das Internet aufkam, sie finanzierten sich durch Werbung.

Der Redakteur war ein Dämonenkiller-Fan, für die Serie habe ich ja viel geschrieben. Er war sehr rührig, so ca. 27 Jahre alt, etwas über mittelgroß, blond und schlank. Der Redakteur – wir nennen ihn Ludwig – hatte mit der DK-Redaktion in Rastatt Kontakt aufgenommen – warum nicht, er interessierte sich, wollte Werbung für den DK machen. So kam er an mich, in seinem Blättchen wollte er über den DK berichten, und mal über einen Con, die brachten ja alle möglichen Artikel über verschiedene Themen. Wir fuhren also nach Marburg – ich meine, ich wäre in meinem eigenen Auto fahren, jedenfalls kann ich mich nicht an eine gemeinsame Fahrt oder Rückfahrt erinnern.

Beim Con tat ich nun mein Übliches, Contacting, Autogramme geben, Small talk. Der Herausgeber der Zeitung schaute sich um. Der Redakteur Ludwig – sein Vorname, Nachname weiß ich nicht mehr, fing mit L an – genauso. Der Redakteur war nun dem Alkohol ziemlich zugetan – er trank bei dem Con kräftig. Samstags war das. Seinem Chef, dem Herausgeber, war das peinlich, er konnte ihn jedoch nicht davon abhalten.

Wir zogen dann nach dem Ende des offiziellen Cons in ein Lokal, um uns dort weiter zu unterhalten, Giesa war samt Frau Heike mit dabei, ich, einige andere. So auch der Herausgeber und sein Redakteur. Dieser zechte nun weiter, was schon peinlich wurde, lief im Lokal umher und belästigte Gäste. Der Wirt ermahnte ihn, da war mal Ruhe, dann latschte er wieder mit seinem besoffenen Kopf umher.

Dabei geriet er an einen Tisch, an dem ein kräftiger Mann – von jetzt an von mir der Klotz genannt – und eine nicht grade dünne Frau mittleren Alters saßen mit anderen saßen. Giesa bezeichnete die Frau als Fuchsmajor (Majorin sollte es eigentlich sein, doch das hört sich unpassend an) weil sie recht energisch war. Der Redakteur torkelte an den Tisch und belästigte die Fuchsmajorin. Daraufhin schnappte der Klotz ihn am Kragen und schüttelte ihn kräftig durch.

Der Wirt griff ein, wir griffen ein, der Redakteur wurde ermahnt und in eine Ecke gesetzt. O-Ton von seinem Chef: „Du setzt dich da hin und hältst deine Klappe. Wir gehen gleich.“

Der Herausgeber, der sich sehr gesittet benahm, wollte noch eine Weile bleiben. Wir dachten, nun wäre Ruhe – der Redakteur, der schon recht glasig dreinschaute, würde da sitzen bleiben und niemanden mehr stören.

Dem war aber nicht so. In ihm brodelte der Zorn über die Behandlung, die ihm der Klotz hatte widerfahren lassen. Er wartete also ab, und als der Klotz zur Toilette ging, folgte er ihm kurz darauf, um sich an ihm zu rächen. Als nun der Redakteur in das Männerklo kam, sah er einen am Becken stehen und pinkeln. In der Meinung, er sah in seinem benebelten Zustand nicht mehr so gut, ging er hin und packte den Pinkler an der Gurgel und würgte ihn kräftig.

„Du Lump, du!“
Der Pinkler schrie um Hilfe, ob er den Redakteur bei der Gelegenheit angepinkelt hat weiß ich nicht. Der Redakteur würgte also kräftig den Pinkler.

Es war aber so, dass es sich bei diesem gar nicht um den groben Klotz handelte, dem er ans Leder wollte, sondern um einen harmlosen anderen Gast, der sein Pipi machen wollte. Der Klotz saß in der Klokabine auf der Schüssel und hatte die Hose heruntergelassen. Als er die Hilferufe und dem Tumult vor seiner Klokabine hörte, zog er die Hose hoch, riss die Tür auf, sah, was da vorging und stürzte sich auf den Redakteur. Er riss ihn vom Pinkler weg und haute ihm ein paar kräftige Dinger aufs Maul.

Jedenfalls hörte man im Gastraum dass da etwas vorging. Der Wirt schaute auf der Toilette nach. Dann erschien in der Gaststätte erst der Klotz, der wütend die Faust schüttelte und sagte, so etwas wäre unerhört. Dann kam der Redakteur, sturzbetrunken, mit heraushängendem Hemd und ein paar Blutflecken daran und mit blutender Nase. Danach der Wirt.

Schließlich der Pinkler, der ganz fassungslos war und stammelte: „Ich habe ihm nichts getan. Er hat mich beim Pipimachen angefallen.“ Also, in der Gaststube wieder Tumult – Giesa sprach, der Wirt, die Fuchsmajorin – der Herausgeber schnappte sich seinen Redakteur, der ihn ja sehr blamiert hatte, und zog mit ihm ab. Wir blieben noch eine Weile.

So war das. Das war der Würger von Marburg. Das Jahr weiß ich nicht mehr genau, die Vorgänge wohl. Was aus dem Redakteur wurde, weiß ich nicht – ich nenne nicht seinen Namen, also nicht mal den richtigen Vornamen, ich will nicht nach langen Jahren noch wem seine Jugendsünden oder Ausrutscher aufs Brot schmieren. Das Stadtmagazin gibt es längst nicht mehr. Der Marburg Con findet immer noch statt.

Mainhausen, 30. 3. 2015
Walter Appel/Earl Warren

Kommentare  

#1 Toni 2015-04-03 11:46
Ja, da kommen Erinnerungen hoch. Marburg war immer eine Ochsentour für mich. Ich glaube, man musste eine Stunde fahren, nachdem man die Autobahn verlassen hat. Sauber das die Marburger immer noch da sind... Schöne Grüße Dirk Thronberens :-)

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