40 Jahre Zauberspiegel - Echt jetzt?!
40 Jahre Zauberspiegel
Echt jetzt!?
… wirklich schrecklich alt!“, wird mir aus dem schattigen Winkel unseres Wohnzimmers von meiner Frau zugerufen. Ich zucke zusammen – die Wahrheit trifft einen manchmal umso tiefer im Parterre.
Mensch Meier, hatte ich nicht erst kürzlich den Hermann … äh, den Horst … na, den Hexen-Hermann in Kassel getroffen. Mit der Mechthild, den zwei Petras, Jörg und Volker. Damals im Jahre …
Ach nee, ist auch wieder …. Hm … schweinelange her (ich schaue in den Spiegel um mich zu vergewissern, wie mir die Zeit optisch übel mitgespielt hat, und ächze etwas zu theatralisch, als ich feststelle mit welcher Vehemenz sich dies bewahrheitet hat).
Ja nee, der Zauberspiegel. Da soll ich doch etwas drüber schreiben und nicht in nostalgischen Reflexionen darben. Mit dem Zauberspiegel bin ich bekannt geworden, als das Horror-Fandom seine letzten asthmatischen Huster keuchte. Lediglich der Zauberspiegel erschien weiterhin, unermüdlich herausgegeben von einem bärtigen Hünen aus dem Norden, der so ganz anders war als die sonstigen Horror-Fans. Horst hatte zu so ziemlich allem eine konkrete Meinung und hing den Horror-Autoren nicht sklavisch an deren Lippen, ja war gar zu manchen Themen zu Diskussionen aufgelegt, die in so manchen Streit münden konnten. Er war quasi der Gegenpol zu Dieter Hoven, der mit dem Horror-Magneten den größten Horror-Club Deutschlands sein eigen nennen durfte. Ja … Horst und Dieter Hoven … echt knuffig.
Im Zauberspiegel wurde man nun mit Artikeln beglückt, die durchaus mit einer kritischen Meinung aufwarten konnten, und das Spektrum der Themen beschränkte sich nicht allein auf Heftroman-Horror – nein, Horst und seine Mitstreiter klopften so ziemlich alle Spielarten der Phantastik ab (und auch Bereiche jenseits der Phantastik). Mit Volker Sorge, Petra Köpcke und einigen anderen fleißigen Bienchen hatte Horst ein Team, das ein Seitenpensum herunterhämmerte, von dem das Horror-Fandom damals nur träumen konnte.
Mich heuerte Horst als Illustrator an, was hieß, dass ich ganzseitige Bildchen mit Monstern, Möchtegern-Conans und ähnlichem Phantastik-Krimskrams zeichnete. Thematisch machten mir die Herausgeber keine Vorgaben, so konnte ich kritzeln, was mir gerade durch die Birne zischte. Großzügig wurden meine Mängel bezüglich einer fundierten Anatomie übersehen, war ich doch fleißig und die Mitarbeiterzahl im grafischen Bereich spärlich belegt.
Da zu dieser Zeit auch Stories, ja ganze Fantasy-Epen (Legende des Manonreiters / Tochter der Flamme) in den Zaubermagazinen abgedruckt wurden, fand ich hier zum ersten Mal in einem umfangreicheren Maße die Gelegenheit meine literarischen Ergüsse unter das (jaaa, das durchaus überschaubare) Volk zu bringen. So erblickte meine Kunstfigur Tillus von Trällo, eine Art Eulenspiegel der Fantasy hier das Licht der Welt … äh, wurden die ersten Seiten geschunden. Moment … 40 Jahre ist das her – ächz – kann ich immer noch nicht fassen (Spiegel-Erschrecken-Spiegel weglegen).
Nun ja, selbst als der Zauberspiegel in die digitalen Weiten des Cyberspace vordrang (Jahre und Jahre später), werkelte ich immer noch an so mancher Tillus-Story für das Online-Mag und steuerte gar einen längeren Artikel über den alten Haudegen Frazetta bei.
Und es werden dato immer noch fleißig Artikel produziert, die das Geschehen in den phantastischen (und auch weniger phantastischen) Medien beleuchten, immer noch unter der Obhut des ergrauten Hünen mit dem Grummelblick.
Alles Gute zum Vierzigsten liebes Zauberspiegelteam. Macht weiter so und erfreut uns mit Neuigkeiten und kritischen Blicken auf Geschriebenes, Gefilmtes und Zeugs zum Hören.
„Vergiss den Leuten nicht zu sagen, wie stinkalt Du und dieser Allerförden geworden seid“, brummt es aus dem Wohnzimmer. Ich husche kurz ins Wohnzimmer und säusele „Das wissen die doch alle, Liebchen – der Zauberspiegel hat ja immerhin auch schon 40 Jahre auf dem Buckel…“
In diesem Sinne: Alles Gute, macht weiter so.
Jürgen Höreth, Marxgrün 2022