Aus dem Leben eines Heftchensammlers - Der Beginn einer Leidenschaft
Aus dem Leben eines Heftchensammlers
Der Beginn einer Leidenschaft
Der Beginn einer Leidenschaft
Wir hatten damals nicht viel Geld (was sich wie ein roter Faden durch mein Leben zieht), aber meine Mutter unterstützte mein Vorhaben, mehr zu lesen. Ich bekam fortan Taschengeld. Das ließ ich mir jeden Dienstag auszahlen, lief hinunter in die Stadt zum Zeitschriftenkiosk und holte mir mein Heft. Mittlerweile weiß ich, dass zu dieser Zeit ein wahres Heftroman-Eldorado geherrscht haben musste, aber ich konnte mir eben nur ein Heft leisten.
Als dann Bastei die Zweitauflage von John Sinclair herausbrachte, musste ich betteln. Meine Mutter war von meiner Leseleidenschaft nicht mehr so begeistert, denn dienstags durfte mich keiner ansprechen, bis ich das Heft durchhatte. Sie interpretierte dies als den Beginn eines zwanghaften Verhaltens. Doch man unterschätze nicht die Kraft des Wassers. Meine Tränen spülten mir gerade so viel mehr Geld in die Tasche, dass ich mir die Zweitauflage ebenfalls leisten konnte. Doch als der Verlag die Sinclair-Taschenbücher auf den Markt brachte, half alles nichts. Wir hatten das Geld nicht.
Mein erster Sinclair war »Ich gegen den Höllenritter«. Heute weiß ich, dass dieser Roman zwar von Jason Dark, nicht aber von Helmut Rellergerd stammt.
( )
Ich fühlte mich schon immer zum Grusel hingezogen. Damals gab es ja nur 3 Fernsehprogramme, und im Dritten zeigten sie am Wochenende die alten Horrorfilme. Ich habe sie geliebt, und manchmal durfte ich sie sogar gucken. Ich musste mich schon bettfertig machen und saß dann in meine Decke eingehüllt vor dem Fernseher.
Die alten Filme liebe ich immer noch, und heute glaube ich, dass sich die Bastei-Heftchen sehr an den Hammer-Streifen und den Reitenden Leichen orientiert haben.
Was damals sicherlich von Vorteil war, erweist sich heute als Schwachpunkt. Die Horrorfilme von heute sind grundlegend anders, die Heftromane nicht.
Meine Beziehung zum Bastei-Verlag blieb über all die Jahre bestehen, allerdings ging ich auch fremd. Mein erster Blick über den John Sinclair-Horizont fiel auf den Dämonenkiller von Pabel. Es war natürlich die Zweitauflage, die den Weg in meine Sammlerhände fand. Ich kaufte (aus Geldmangel) die Serie jedoch nur sporadisch und füllte die Lücken auf Flohmärkten. Dementsprechend las ich ihn damals nicht chronologisch, was sich bei dieser Serie als fatal herausstellte.
Auf dem Flohmarkt erstand ich auch meine ersten beiden Taschenbücher von Stephen King, und ich war entsetzt (und fasziniert) von der Fäkalsprache, welche der Autor in den Mund nahm. Außerdem war das Gewaltpotenzial ein ganz anderes. Die Romane erschienen mir ehrlicher und ich erkannte außerdem, dass sie nicht so strengen Gesetzen unterworfen waren. So gab(en) Stephen King (und Clive Barker, Dean Koontz und James Herbert) John Sinclair den Gnadenstoß.
Doch manchmal flammt eine alte Liebe wieder auf. Als der Bastei-Verlag das Dämonen-Land herausbrachte, da war ich wieder Feuer und Flamme. Wieder ging ich Woche für Woche (okay, das Dämonen-Land erschien 14-tägig, was ich übrigens für äußerst schwachsinnig halte, denn wer alle zwei Wochen zum Kiosk pilgert, der tut es auch wöchentlich) und kaufte mir mein neues Heft.
Das gehört einfach dazu. Hefte per Post zu bestellen, macht nicht so viel Spaß.
Man wühlt sich zwischen den Western und Liebesromanen sein Heft heraus, wirft einen ersten Blick auf das Titelbild, auf die Leserbriefseite und vielleicht auch auf die erste Seite, die im Fettdruck einen ersten Eindruck vom Inhalt vermittelt. Dann brennt einem das Heft in der Tasche / in der Hand, bis man endlich zu Hause angekommen ist und mit dem Lesen beginnen kann. Manchmal habe ich mir nicht einmal meine Jacke ausgezogen ...
Dazu kommt der Sammelcharakter, der vom Buch auch nicht in dem Maße befriedigt wird. Man will seine Serie / Reihe komplett haben. Manchmal stellte ich mich vor mein Regal und schaute mir Heft für Heft an,wobei mich besonders die Titelbilder in Tagträume versetzten.
Durch die Reihe Dämonen-Land merkte ich erst, wie vielfältig die Heftroman-Welt war. Auf den meisten Flohmärkten fand man Sinclair und glücklicherweise auch Dämonenkiller, aber die wirklich interessanten Hefte konnte man nur durch (teure) Spezialversände bekommen. Für die Vampir Horror Romane von Hugh Walker musste ich tief in die Tasche greifen, und die Erstauflage der Dämonenkiller machte mich regelmäßig pleite (für Amoklauf habe ich damals 50 DM ausgegeben). eBay gab es damals noch nicht.
Das Dämonen-Land muss damals recht gut gelaufen sein, denn es gab plötzlich einige neue Serien. Dino-Land, Vampira, UFO-Akten, später dann auch den Grusel-Schocker und Wölfe.
Vielleicht lief das Ganze aber auch nicht so gut, denn einige dieser Serien waren nur auf eine kurze Erscheinungsdauer konzipiert, andere wurden eingestellt.
Bastei versuchte es mit SF (Bad Earth) und einem Genre-Mix (Maddrax). Von Letzterem habe ich auch fast 200 Bände gelesen, aber irgendwie war das für mich nur eine Ersatzbefriedigung. Ich begann wieder, Horrorbücher zu lesen (auch wenn die heute als Thriller oder Hardcore vermarktet werden, es gibt sie noch).
Doch dann kam vor Kurzem die Nachricht: Vampira wird wieder aufgelegt.
Meine erste Reaktion war: Warum? Ich habe die Hefte doch schon alle!
Ich bin dann auch nur in den Zeitschriftenladen, um mir das neue Heft mal anzusehen. Ich habe es dann auch nur gekauft, weil es ja die Nummer 1 ist ...
Wie gesagt, ich habe die Erstauflage komplett im Regal stehen, aber das Gefühl war wieder da. In den Kiosk zu gehen, das Heft rauszusuchen. Schon vor Ort darin zu blättern. Den Tag erst zu Ende zu bringen, wenn das Heft durch ist.
Ich habe mir jedes Heft gekauft, obwohl es mich schon ärgert. Okay, nach 17 Jahren ist es (fast) so, als würde man ein neues Heft lesen, aber dank eBay ist es kein Problem, jeden Heftroman früher oder später zu erstehen. Nachdrucke machen heute keinen Sinn mehr!
Ich habe mir mittlerweile fast alle Gespenster-Krimis und Vampir Horror Romane zugelegt. Sie sind wahrscheinlich wertvoller als meine Dämonen-Land-Ausgaben (in denen der Redakteur Michael Schönenbröcher Texte zum Teil gekürzt und sogar umgeschrieben hat er findet Blut bäh), aber die sind durchtränkt von einer Nostalgie, die unbeschreiblich ist. Das gilt auch für Vampira. Ich werde die Hefte wohl bis zur Einstellung kaufen. Die Neuauflage der Serie ist außerdem schuld, dass ich jetzt wieder das eine oder andere Heft in die Hand nehme, das jahrelang unbeachtet im Regal verstaubte. Ich sehe mir die Fotos von den alten Contreffen wieder an ...
... an dieser Reise in die Vergangenheit möchte ich Euch hier teilhaben lassen.
Ich brauche die Vampira-Hefte nicht mehr rezensieren. Das wird hier schon mehrfach getan. Aber ich möchte Euch erzählen, wie ich die Halbvampirin kennenlernte: Das war auf dem Buchmessecon in Jahre 1994. Zwei bedeutende Ereignisse wurden dort eingeleitet. Der Zaubermond-Verlag präsentierte seine ersten Dan Shocker- und Dämonenkiller-Hefte (Hexen Hermann machte damals den Moderator) und Manfred Weinland erzählte von einer geplanten Gruselserie, wobei er stolz die ersten Titelbilder in die begeisterte Menge hielt.
Dass diese Serie etwas grundlegend Neues war, das konnte ich damals schon erkennen. Ich konnte es gar nicht abwarten, bis die ersten Hefte in den Auslagen der Zeitschriftenhändler auftauchten ...
Vielleicht ist der Heftroman ja wirklich tot. Vielleicht bin ich ein alter Dinosaurier, der zum Aussterben verdammt ist, weil er die Gegenwart nicht akzeptieren will.
Aber ich habe genug Gruselromane gelesen. Ich weiß, dass Tote wieder auferstehen können. Solange man an den richtigen Ritualen festhält, Woche für Woche für Woche.
Als dann Bastei die Zweitauflage von John Sinclair herausbrachte, musste ich betteln. Meine Mutter war von meiner Leseleidenschaft nicht mehr so begeistert, denn dienstags durfte mich keiner ansprechen, bis ich das Heft durchhatte. Sie interpretierte dies als den Beginn eines zwanghaften Verhaltens. Doch man unterschätze nicht die Kraft des Wassers. Meine Tränen spülten mir gerade so viel mehr Geld in die Tasche, dass ich mir die Zweitauflage ebenfalls leisten konnte. Doch als der Verlag die Sinclair-Taschenbücher auf den Markt brachte, half alles nichts. Wir hatten das Geld nicht.
Mein erster Sinclair war »Ich gegen den Höllenritter«. Heute weiß ich, dass dieser Roman zwar von Jason Dark, nicht aber von Helmut Rellergerd stammt.
( )
Ich fühlte mich schon immer zum Grusel hingezogen. Damals gab es ja nur 3 Fernsehprogramme, und im Dritten zeigten sie am Wochenende die alten Horrorfilme. Ich habe sie geliebt, und manchmal durfte ich sie sogar gucken. Ich musste mich schon bettfertig machen und saß dann in meine Decke eingehüllt vor dem Fernseher.
Die alten Filme liebe ich immer noch, und heute glaube ich, dass sich die Bastei-Heftchen sehr an den Hammer-Streifen und den Reitenden Leichen orientiert haben.
Was damals sicherlich von Vorteil war, erweist sich heute als Schwachpunkt. Die Horrorfilme von heute sind grundlegend anders, die Heftromane nicht.
Meine Beziehung zum Bastei-Verlag blieb über all die Jahre bestehen, allerdings ging ich auch fremd. Mein erster Blick über den John Sinclair-Horizont fiel auf den Dämonenkiller von Pabel. Es war natürlich die Zweitauflage, die den Weg in meine Sammlerhände fand. Ich kaufte (aus Geldmangel) die Serie jedoch nur sporadisch und füllte die Lücken auf Flohmärkten. Dementsprechend las ich ihn damals nicht chronologisch, was sich bei dieser Serie als fatal herausstellte.
Auf dem Flohmarkt erstand ich auch meine ersten beiden Taschenbücher von Stephen King, und ich war entsetzt (und fasziniert) von der Fäkalsprache, welche der Autor in den Mund nahm. Außerdem war das Gewaltpotenzial ein ganz anderes. Die Romane erschienen mir ehrlicher und ich erkannte außerdem, dass sie nicht so strengen Gesetzen unterworfen waren. So gab(en) Stephen King (und Clive Barker, Dean Koontz und James Herbert) John Sinclair den Gnadenstoß.
Doch manchmal flammt eine alte Liebe wieder auf. Als der Bastei-Verlag das Dämonen-Land herausbrachte, da war ich wieder Feuer und Flamme. Wieder ging ich Woche für Woche (okay, das Dämonen-Land erschien 14-tägig, was ich übrigens für äußerst schwachsinnig halte, denn wer alle zwei Wochen zum Kiosk pilgert, der tut es auch wöchentlich) und kaufte mir mein neues Heft.
Das gehört einfach dazu. Hefte per Post zu bestellen, macht nicht so viel Spaß.
Man wühlt sich zwischen den Western und Liebesromanen sein Heft heraus, wirft einen ersten Blick auf das Titelbild, auf die Leserbriefseite und vielleicht auch auf die erste Seite, die im Fettdruck einen ersten Eindruck vom Inhalt vermittelt. Dann brennt einem das Heft in der Tasche / in der Hand, bis man endlich zu Hause angekommen ist und mit dem Lesen beginnen kann. Manchmal habe ich mir nicht einmal meine Jacke ausgezogen ...
Dazu kommt der Sammelcharakter, der vom Buch auch nicht in dem Maße befriedigt wird. Man will seine Serie / Reihe komplett haben. Manchmal stellte ich mich vor mein Regal und schaute mir Heft für Heft an,wobei mich besonders die Titelbilder in Tagträume versetzten.
Durch die Reihe Dämonen-Land merkte ich erst, wie vielfältig die Heftroman-Welt war. Auf den meisten Flohmärkten fand man Sinclair und glücklicherweise auch Dämonenkiller, aber die wirklich interessanten Hefte konnte man nur durch (teure) Spezialversände bekommen. Für die Vampir Horror Romane von Hugh Walker musste ich tief in die Tasche greifen, und die Erstauflage der Dämonenkiller machte mich regelmäßig pleite (für Amoklauf habe ich damals 50 DM ausgegeben). eBay gab es damals noch nicht.
Das Dämonen-Land muss damals recht gut gelaufen sein, denn es gab plötzlich einige neue Serien. Dino-Land, Vampira, UFO-Akten, später dann auch den Grusel-Schocker und Wölfe.
Vielleicht lief das Ganze aber auch nicht so gut, denn einige dieser Serien waren nur auf eine kurze Erscheinungsdauer konzipiert, andere wurden eingestellt.
Bastei versuchte es mit SF (Bad Earth) und einem Genre-Mix (Maddrax). Von Letzterem habe ich auch fast 200 Bände gelesen, aber irgendwie war das für mich nur eine Ersatzbefriedigung. Ich begann wieder, Horrorbücher zu lesen (auch wenn die heute als Thriller oder Hardcore vermarktet werden, es gibt sie noch).
Doch dann kam vor Kurzem die Nachricht: Vampira wird wieder aufgelegt.
Meine erste Reaktion war: Warum? Ich habe die Hefte doch schon alle!
Ich bin dann auch nur in den Zeitschriftenladen, um mir das neue Heft mal anzusehen. Ich habe es dann auch nur gekauft, weil es ja die Nummer 1 ist ...
Wie gesagt, ich habe die Erstauflage komplett im Regal stehen, aber das Gefühl war wieder da. In den Kiosk zu gehen, das Heft rauszusuchen. Schon vor Ort darin zu blättern. Den Tag erst zu Ende zu bringen, wenn das Heft durch ist.
Ich habe mir jedes Heft gekauft, obwohl es mich schon ärgert. Okay, nach 17 Jahren ist es (fast) so, als würde man ein neues Heft lesen, aber dank eBay ist es kein Problem, jeden Heftroman früher oder später zu erstehen. Nachdrucke machen heute keinen Sinn mehr!
Ich habe mir mittlerweile fast alle Gespenster-Krimis und Vampir Horror Romane zugelegt. Sie sind wahrscheinlich wertvoller als meine Dämonen-Land-Ausgaben (in denen der Redakteur Michael Schönenbröcher Texte zum Teil gekürzt und sogar umgeschrieben hat er findet Blut bäh), aber die sind durchtränkt von einer Nostalgie, die unbeschreiblich ist. Das gilt auch für Vampira. Ich werde die Hefte wohl bis zur Einstellung kaufen. Die Neuauflage der Serie ist außerdem schuld, dass ich jetzt wieder das eine oder andere Heft in die Hand nehme, das jahrelang unbeachtet im Regal verstaubte. Ich sehe mir die Fotos von den alten Contreffen wieder an ...
... an dieser Reise in die Vergangenheit möchte ich Euch hier teilhaben lassen.
Ich brauche die Vampira-Hefte nicht mehr rezensieren. Das wird hier schon mehrfach getan. Aber ich möchte Euch erzählen, wie ich die Halbvampirin kennenlernte: Das war auf dem Buchmessecon in Jahre 1994. Zwei bedeutende Ereignisse wurden dort eingeleitet. Der Zaubermond-Verlag präsentierte seine ersten Dan Shocker- und Dämonenkiller-Hefte (Hexen Hermann machte damals den Moderator) und Manfred Weinland erzählte von einer geplanten Gruselserie, wobei er stolz die ersten Titelbilder in die begeisterte Menge hielt.
Dass diese Serie etwas grundlegend Neues war, das konnte ich damals schon erkennen. Ich konnte es gar nicht abwarten, bis die ersten Hefte in den Auslagen der Zeitschriftenhändler auftauchten ...
Vielleicht ist der Heftroman ja wirklich tot. Vielleicht bin ich ein alter Dinosaurier, der zum Aussterben verdammt ist, weil er die Gegenwart nicht akzeptieren will.
Aber ich habe genug Gruselromane gelesen. Ich weiß, dass Tote wieder auferstehen können. Solange man an den richtigen Ritualen festhält, Woche für Woche für Woche.
Kommentare
Zitat: "Ich gegen den Höllenritter" (Nr.153) ist von Fritz Tenkrat. Co-Autoren gabs noch bis Nr.183.