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Aus dem Leben eines Heftchensammlers - Nur eine Ersatzbefriedigung

Aus dem Leben eines HeftchensammlersAus dem Leben eines Heftchensammlers
Nur eine Ersatzbefriedigung

Früher war das Leben leicht.

Ich las jede Woche meinen John-Sinclair-Roman und gut war es. Dann erschien die Zweitauflage, und weil mein Betteln um mehr Taschengeld Erfolg hatte, las ich auch diese.

Ich war sehr zufrieden in meiner kleinen, überschaubaren Welt.

 

AmoklaufSpäter las ich den Dämonenkiller. Auch wenn ich mir sehr viele Hefte über den Flohmarkt oder Spezialversände (eBay gab es damals noch nicht) besorgen musste, und das damals echt ins Geld ging, war die Anzahl überschaubar und die Sammlung, nachdem ich die berüchtigte Nummer 7 (VHR 47) für stolze 50 DM erstanden hatte, komplett. Ich war glücklich.

Dann kam das Dämonen-Land. Hier wurden die besten Horrorromane der letzten 20 Jahre nachgedruckt, und ab und an erschienen sogar neue Romane.


Michael Schönenbröcher ist Schuld! Durch ihn bekam ich eine Ahnung davon, wie groß und vielfältig die Gruselromanwelt war, Es war klasse. Woche für Woche (okay, 14tägig) erweiterte ich meinen Horizont.

VampiraAls dann die Serie Vampira den Markt im Sturm eroberte, war ich als Leser der ersten Stunde mit dabei. Für einen bekennenden Horrorfan waren rosige Zeiten angebrochen ...

... die irgendwann durch das Taschenheft nicht mehr so rosig waren. Anfangs war ich total gegen das neue Format. Kaufte mir Vampira natürlich trotzdem weiter, auch wenn der Preis deutlich höher war (allerdings habe ich mir im Kiosk mal das Perry Rhodan neo angeschaut – das Taschenheft von Pabel kostet über 3 Euro, also über 6 DM). Ich kaufte mir auch die UFO-Akten, die mir als Akte-X-Fan durchaus gefielen (und endlich wieder regelmäßig neue Romane von Uwe Vöhl).

Heute mag ich die Taschenhefte, obwohl sie für mich als Heftchensammler nur eine Ersatzbefriedigung waren.

Und damit sind wir beim Thema. Wir alle streben nach Befriedigung unserer Bedürfnisse. Mein primäres Bedürfnis ist eine Gruselreihe, evtl. auch eine Gruselserie im Heftromanformat. Ich will die Hefte aber nicht per Post zugestellt bekommen, sondern Woche für Woche im Handel erwerben. Ich will darin blättern, die Leserbriefseite vor Ort überfliegen. Ich will die abwertenden Blicke der Verkäuferin, wenn sie sieht, was für einen Schund der nette Mann sich da kauft. Ich will auch richtig gezeichnete Titelbilder und nicht so billigen 3D-Kram, der mich an einen schlechten Screenshot aus einem schlechten Computerspiel erinnert.


  • Leider bekommen wir nicht, was wir uns wünschen.
  • Zamorra ist für mich nach Werner Kurt Giesas Tod keine Option mehr.
  • Aus dem Niveau von John Sinclair bin ich herausgewachsen.
  • Ich habe mir das Dino-Land gekauft, weil ich tierischer Dinosauer-Fan bin. Die Serie war spannend geschrieben und gut zu lesen, aber nicht die Literatur, die mich glücklich macht.
  • Ich habe mir Maddrax gekauft. Eine Mischung aus Grusel, Fantasy und SF. Ich bin der Serie auch gut 100 Hefte treu geblieben, würde aber den Grad meiner Befriedigung nur auf 80-90% (je nach Heft) einschätzen.  
  • Bad Earth habe ich nach 3 Heften aufgegeben. Das ist echt nicht, was ich will.

SchattenreichIch kaufe mir jede neue Phantastik-Serie, um ihr eine Chance zu geben. Schattenreich war sehr gut, wurde aber leider sehr schnell eingestellt.

Gibt es keinen Markt mehr für Grusel? 20 Jahre Gruselromane und das gesamte Potenzial ist erschöpft? Ich gebe zu, ich bin selber mit dran schuld. Ich habe keine Kinder, an die ich meine Leidenschaft weitergeben könnte. Bei meinem Neffen habe ich es probiert, aber der ballert lieber an seiner Playstation 3 herum, statt die Abenteuer irgendwelcher Romanhelden zu verfolgen.

Aber will ich meinen Erben tatsächlich eine Welt zumuten, in der man Gruselromane allenfalls als Softcover bei der Romantruhe (schöne Romane, aber Heftromane sind das nicht) oder Hardcover beim Zaubermondverlag (ich finde sie schön, aber auch das sind keine Heftromane) bekommen kann? Auch das ist nur eine Ersatzbefriedigung, und eine ziemlich teure dazu (wenngleich ich nicht behaupten will, der Preis sei nicht gerechtfertigt für das jeweilige Medium und die kleine Auflage usw. – Trotzdem liegt meine Schmerzgrenze für ein Heft bei 2 Euro.).

Solange es eBay gibt, werde ich wohl bis zu meinem Tod genug Heftromane zu lesen haben. Und dass die Nachfrage gesunken ist, spiegelt sich hier in den recht günstigen Preisen wider. Meinen superteuren Dämonenkiller habe ich hier zum Spaß noch mal für 1 Euro ersteigert, und das Heft war sogar in einer besseren Qualität, als mein altes.

Außerdem, 20 Jahre Gruselromane, da gibt es noch viel zu entdecken, und hu, die alten Vampir-Horror-Romane haben echt geile Titelbilder. Sowas gibt’s heute gar nicht mehr. Und den Geruch von alten Heften mag ich beinahe so sehr wie den von neuen.

Nebenbei lese ich ja auch aktuelle Taschenbücher. Jack Ketchum, Richard Laymon, und immer wieder den neuen Stephen King. Wenigstens der befriedigt mich Jahr für Jahr aufs Neue. Taschenbücher würde ich auch weiterhin lesen, wenn Bastei endlich eine neue Gruselreihe auf dem Markt brächte, im Idealfall in wöchentlicher Erscheinungsweise (bringt für den Verlag doppelten Umsatz, und erspart dem Leser die Enttäuschung, wenn er in der falschen Woche vor einem leeren Regal steht).


Das erwachenFür mich sind Taschenbücher wie Kinofilme. Groß und bombastisch. Während Heftromane wie die Fernsehserien sind, die wir lieben (Supernatural muss sich hinter dem Texas Kettensägen Massacker nicht verstecken).

Ich gehe auch regelmäßig zum Kiosk. Im Moment kaufte ich mir die Neuauflage von Vampira. Das neue Layout ist klasse, und die Titelbilder sind es auch. Mit dem neuen Logo wirken sogar die alten Titelbilder total anders. Es ist auch toll, Manfred Weinland mal wieder auf einem Con zu treffen.


Aber ich habe die Erstauflage komplett im Regal stehen. Fast alle Hefte sogar signiert. Und die Neuauflage, Mann ich sage es nur ungern, sind nur eine Ersatzbefriedigung!

Weil ich das, was ich wirklich will, einfach nicht bekomme!

Kommentare  

#1 Cartwing 2011-12-17 08:27
Ich verstehe, was du meinst. Es fehlt ne Serie wie z.B Tony Ballard. Mit rotem Faden, nicht so niveaulos wie JS aber auch nicht so komplex wie Maddrax. Wenn ich mich nicht irre, hat man A.F Morland das sogar damals angeboten, aber der hat sich dann wohl für Zaubermond entschieden. Schade...
Mir gehts so ähnlich wie dir, abgesehen davon, dass ich PR habe, der mich (fast) voll "befriedigt" ;-)
#2 A.F.Morland 2011-12-17 09:03
Wer hat mir was angeboten?
#3 Lefti 2011-12-17 12:25
Zitat:
Woche für Woche im Handel erwerben. Ich will darin blättern, die Leserbriefseite vor Ort überfliegen. Ich will die abwertenden Blicke der Verkäuferin, wenn sie sieht, was für einen Schund der nette Mann sich da kauft
Entweder mag die Verkäuferin nicht, daß Du in einem Heft blätterst, bevor Du es bezahlt hast oder sie identifiziert sich nicht mit den Artikeln die sie verkauft und so auch nicht mit ihrem Job. :-|

Außerdem hast Du nichts von 2012 - das Jahr der Apokalypse erzählt.
#4 Carn 2011-12-18 14:11
Das mit den Computergenerierten TiBis hat wohl einfach einen finanziellen Hintergrund. Es ist wohl grundsätzlich billiger ein paar Standardformen auf dem PC hinzurotzen (weils schneller geht), und da die Jugend auf PC-Spiele getrimmt ist, nimmt man wohl an, dass die Teile dann Eye-Catcher für eine Wen-auch-immer-Zielgruppe sind. Dass Computer-generierte TiBis auch einen tollen Charakter haben können, beweisen Todd Lockwood und Michael Komarck immer wieder aufs Neue, aber die sind halt auch Könner und deren Bilder kosten wohl auch entsprechend.
#5 Martin Clauß 2011-12-21 11:33
Der Markt ist weg, da gibt es nichts zu rütteln. Wer deine Wünsche erfüllen wollte (die ich durchaus teile), müsste es schaffen, eine Heftserie an die Kioske zu bringen, die unter 2 Euro kostet, obwohl sie nur 2000 Leser findet. Das ist schlichtweg unmöglich.
Die Uhr lässt sich nicht zurückdrehen. Die einzig denkbare Möglichkeit, ein Nischenpublikum mit günstigen Lesestoff zu versorgen, ohne kräftig draufzuzahlen, sind eBooks ...
#6 Torsten K. 2011-12-21 12:37
Auch wenn ich jetzt gesteinigt werde, weil jeder gerne sein Heftchen kaufen will, denke ich so etwas kann man nur noch als ebook verwirklichen. Wenn man sieht, das sich eine Serie wie "Berlin Gothic " für 99ct 30.000x verkauft, sollten sich die Verlage in diese Richtung orientieren.
#7 Lonewolf Pete 2011-12-21 12:41
Thomas,
du hast ja so Recht. Nur - wer soll denn eine neue Gruselromanreihe auf den Markt werfen? Bastei beherrscht den fast toten Heftromanmarkt in Deutschland, und die werden ihren Sinclair- und Zamorra- Fans doch nicht mit einer neuen Horror-Serie das Wasser abgraben. Selbst wenn die eine neue Reihe starten würden (was ich angesichts der neuen Managerriege bei Bastei eher bezweifle, denn beim Western ziehen die ja auch nicht nach), käme garantiert nach knapp hundert heften irgendeine Vertriebsumstellung, weil sich ein neuer manager mal wieder was Besseres ausdenkt, und schon wäre wieder Schluss. Das hatten wir ja bei Mark Hellmann so. Und einen anderen Verlag, der bereit wäre, eine neue Reihe Heftromane bundesweit in entsprechender Auflage rauszubringen, wüsste ich nicht. Ich fürchte, wir müssen akzeptieren, dass die Chancen für eine neue Reihe sehr gering sind. Eher werden Zombies zu Vegetariern.
#8 Lefti 2011-12-21 20:31
Naja...
Immerhin hat Bastei mit Vampira eine alte Grusel-Serie wieder neu auf den Markt geworfen.
Und die Kurz-Serie 2012 - Jahr der Apokalypse darf man auch nicht vergessen.
Wenn Bastei keine neue Grusel- oder Western-Serie auf den Markt schmeißt, wie wäre es dann vielleicht mal wieder mit einer Art Grusel-Western? - Dazu noch eine Priese Steam. Aber ich phantasiere ja schon wieder... :oops:
#9 A.F.Morland 2011-12-22 09:25
Grusel-Western?! Ich habe einen geschrieben: "Gottes Gun-man". Erschienen bei Zaubermond.
#10 Carn 2011-12-22 16:23
Gottes Gun-Man? Hört sich an wie der Heilige-der-Killer bei Preacher von Garth Ennis...

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