Für immer jung - »Der 85-Jährige, der morgens aufstand und immer noch jung war«
Für immer jung
»Der 85-Jährige, der morgens aufstand und immer noch jung war«
Deswegen mag man es gar nicht so recht glauben, dass Horst Janson Anfang Oktober bereits 85 Jahre alt geworden ist. Die Titelrolle aus der dreizehnteiligen ZDF-Serie „Der Bastian“ aus der Feder von Barbara Noack hat Janson nämlich nicht nur schlagartig in der ganzen Nation bekannt gemacht, sondern auch in den folgenden Jahrzehnten sein Image als unangepasster und liebenswerter Student geprägt. Obwohl er zum Zeitpunkt der Dreharbeiten schon Ende 30 war, nahm ihm das Publikum den jugendlichen Charme ab und verband ihn mit dem Schauspieler ein Leben lang. In seiner Autobiographie setzt sich dieser mit den Vor- und Nachteilen dieser Paraderolle auseinander, die ihn zum einen in seiner Rollenauswahl stark einschränkte, zum anderen aber auch bei Generationen berühmt und beliebt machte. Dass er seinerzeit vehement darauf pochte, den Bastian mit längeren Haaren spielen zu dürfen, werden die wenigsten heute noch präsent haben, doch seinerzeit wurde er dadurch der erste langhaarige männliche Schauspieler im deutschen Fernsehen. Horst Janson beginnt seine Memoiren mit Erinnerungen an diese berühmte Serie, weil sie Dreh- und Angelpunkt seines Lebens ist und er auch heute noch auf sie angesprochen wird.
Von dort an hangelt er sich dann episodenhaft durch sein langes und ereignisreiches Leben. Er geht dabei nicht immer chronologisch vor, sondern gliedert die einzelnen Kapitel eher thematisch und setzt deutliche Schwerpunkte auf den Begebenheiten, die ihm persönlich wichtig sind. Dazu zählen seine Kindheit im Krieg, der Versuch, in Berlin als Schauspieler Fuß zu fassen, seine Liebe zum Sport oder zu seiner zweiten Ehefrau Hella, mit der er noch mit knapp 50 Jahren zum ersten Mal Vater wurde. Die Entscheidung hierfür sei ihm übrigens durch seine Mitwirkung an der beliebten Kinderserie „Sesamstraße“ gekommen, einer weiteren Kultrolle in Horst Jansons langer Karriere. Dass er Ende der 60er Jahre, also noch vor seinem „Bastian“-Auftritt, in einem britischen Fernsehfilm mitwirkte und fortan dank eines britischen Schauspielagenten auch immer wieder an Auftritte in internationalen Produktionen kam, ist ein weiteres spannendes Kapitel im Leben des Mimen. Filme wie „Zwei wilde Compañeros“, „Captain Kronos – Vampirjäger“ aus den Hammer-Studios oder „Steiner – Das eiserne Kreuz II“ dürften bei Genrefans hier noch in guter Erinnerung sein. Zu seinen bekanntesten internationalen Co-Stars zählen Sir Roger Moore, Anthony Perkins oder Peter O‘Toole, zu denen er auch spannende Anekdoten beisteuern kann.
Weitere Kapitel beschäftigen sich mit Jansons Liebe zum Segeln (er war viele Jahre Besitzer des Segelbootes „Shamrock“), die sich teilweise auch in seiner Rollenwahl bemerkbar machte („Der Kapitän“ mit Heinz Rühmann oder selbst in der Rolle des Schiffsführers in „Unter weißen Segeln“), und mit seiner Privatinsolvenz, die ab 2008 in den Medien ausgeschlachtet wurde. Dass er auch diesen Tiefpunkt in seinem Leben nicht ausklammert, unterstreicht die Aufrichtigkeit und Weisheit dieses Buches, das sich flüssig liest und durchweg eine Dankbarkeit für das Erreichte ausstrahlt. Horst Janson kommt auch in gedruckter Form äußerst liebenswert und sympathisch rüber, genau, wie man es von ihm durch seine Rollen gewohnt ist. In diesem Sinne kann man ihm nur wünschen, dass er eines Tages dann der „Hundertjährige“ ist, der morgens aufsteht, und immer noch Spaß am Leben hat…