Oscars 2011 - Der Weg zu den Oscars
Der Weg zu den Oscars
The 83rd Annual Academy Awards - Teil 4
The 83rd Annual Academy Awards - Teil 4
Am wenigsten von allen unser Goldjunge Oscar. Der sah es nämlich gar nicht ein, Tron für seine Spezialeffekte zu nominieren. Im Gegenteil, er schloss eine Nominierung sogar kategorisch aus, weil er Betrug witterte. Und warum? Weil Tron in einem damals ungekannten Ausmaß Computereffekte eingesetzt hatte. So wegweisend das war, so bahnbrechend und vorausschauend, damals hielt man es nicht für würdig eines Oscars.
Wenn wir diese Sichtweise heute verurteilen, tun wir uns natürlich leicht. Heute wissen wir, dass kein Film mit Spezialeffekten ohne Computer auskommt. Heute erkennen wir die Leistung der Macher von Tron. Deren im Vergleich zu heute bescheiden wirkende Spezialeffekte doch eine viel größere Leistung darstellen als die viel ausgefeilteren Effekte beispielsweise des Nachfolgers Tron Legacy in diesem Jahr. So groß auch wiederum die Leistung der heutigen Effekte nichts desto trotz ist. Aber hätten wir es damals erkannt? Hätten wir in dem Film das gesehen, was wir heute darin sehen? Können wir also dem guten alten Oscar böse sein? Oder hätten wir von ihm erwarten können, dass er schlauer ist, da er ja von Filmschaffenden verliehen wird?
Nehmen wir diesen Aspekt aus einem anderen Blickwinkel unter die Lupe: Alfred Hitchcock. Wie bereits an anderer Stelle von Uwe erwähnt, haben viele Große des Filmgeschäfts ihren Oscar verspätet bekommen, häufig sogar "nur" in Form eines Ehrenoscars. Zu ihnen gehört auch Alfred Hitchcock. Er wurde niemals direkt für einen Film als bester Regisseur ausgezeichnet, hat ihn auch nicht als Drehbuchautor bekommen, der er oft bei seinen Filmen war. VERTIGO, der heutzutage als eines seiner Meisterwerke gilt, wurde von den zeitgenössischen Kritikern wenig gemocht. Hitchcock war selbst Hollywood, das so sehr nach dem Geld schielt, zu kommerziell, um künstlerisch gewürdigt werden zu können. Verspätet hat Hollywood auch in Hitchcocks Fall seinen Irrtum erkannt und ihm kurz vor seinem Tod den Ehrenoscar verliehen. Als er ihn entgegennehmen durfte, war er schon ein gebrechlicher, vom Alter gezeichneter Mensch. Francois Truffaut, der anerkannte französische Kritiker und Regisseur, der jahrelang für die künstlerische Anerkennung Hitchcocks gekämpft hatte, freute sich zwar über die Würdigung seines Vorbilds, ärgerte sich aber gleichzeitig maßlos darüber, dass man diesen Menschen erst ehrte, als er kaum noch in der Lage war, diese Würdigung zu genießen.
Ein ähnlicher Fall wie der von Tron? Kann man dem guten alten Oscar böse sein? Oder musste erst die Zeit, die Summe des Schaffens zeigen, wie groß die Leistung Hitchcocks war? Truffaut war schlauer gewesen als Oscar. Beweist das nun die Schwäche des guten alten Oscar oder die Weitsicht Truffauts?
Auch hier tun wir uns aus heutiger Sicht natürlich leicht. Man erkennt die Größe des Waldes am besten, wenn man ihn ein gutes Stück hinter sich hat. Mittendrin sehen alle gleich aus. Da wirkt schon eine kleine Ansammlung von Bäumen respektgebietend. Und der gute alte Oscar ist sich dieses Problems ja mehr als bewusst. Sonst hätte er die Möglichkeit eines Ehrenoscars für das Lebenswerk nicht geschaffen. Sie dient dazu, die kleinen und größeren Scharten auszuwetzen, die sich in all den Jahren unweigerlich ergeben. Sie ermöglicht es, Fehler zu korrigieren, die bei den Verleihungen gemacht wurden, Versäumtes nachzuholen. Auch wenn natürlich für die Betroffenen der Makel bleibt, nicht einen "echten" Oscar gewonnen zu haben.
Können wir also dem guten alten Oscar böse sein? Ich wage es, mit einem Nein zu antworten. Je größer die Vision, umso weniger wird sie von ihren Zeitgenossen erkannt. Wer seiner Zeit voraus ist, muss leider in Kauf nehmen, dass ihn seine Zeitgenossen nicht verstehen. Aber gerade auch wegen dieser Erkenntnis sollten wir den Goldjungen Oscar nicht zu ernst nehmen. Ob er recht hat oder nicht, sagt uns nur die Zeit. Und bis er wieder einmal einen Fehler eingesehen hat und eine übersehene Leistung nachträglich würdigt, genießen wir die Verleihung als eine große, bunte Show mit vielen guten und weniger guten Entscheidungen, von denen wir meist nicht wissen, welche welche ist.
Statt Tron hat damals E.T. den Oscar für die besten Spezialeffekte mit nach Hause genommen. Wer will das diesem außerirdischen Kerl übelnehmen? Tron hat es auch ohne den Oscar geschafft, in den Herzen vieler Zuschauer zu bleiben. Es hat ihn nicht dazu gebraucht.
Ein ähnlicher Fall wie der von Tron? Kann man dem guten alten Oscar böse sein? Oder musste erst die Zeit, die Summe des Schaffens zeigen, wie groß die Leistung Hitchcocks war? Truffaut war schlauer gewesen als Oscar. Beweist das nun die Schwäche des guten alten Oscar oder die Weitsicht Truffauts?
Auch hier tun wir uns aus heutiger Sicht natürlich leicht. Man erkennt die Größe des Waldes am besten, wenn man ihn ein gutes Stück hinter sich hat. Mittendrin sehen alle gleich aus. Da wirkt schon eine kleine Ansammlung von Bäumen respektgebietend. Und der gute alte Oscar ist sich dieses Problems ja mehr als bewusst. Sonst hätte er die Möglichkeit eines Ehrenoscars für das Lebenswerk nicht geschaffen. Sie dient dazu, die kleinen und größeren Scharten auszuwetzen, die sich in all den Jahren unweigerlich ergeben. Sie ermöglicht es, Fehler zu korrigieren, die bei den Verleihungen gemacht wurden, Versäumtes nachzuholen. Auch wenn natürlich für die Betroffenen der Makel bleibt, nicht einen "echten" Oscar gewonnen zu haben.
Können wir also dem guten alten Oscar böse sein? Ich wage es, mit einem Nein zu antworten. Je größer die Vision, umso weniger wird sie von ihren Zeitgenossen erkannt. Wer seiner Zeit voraus ist, muss leider in Kauf nehmen, dass ihn seine Zeitgenossen nicht verstehen. Aber gerade auch wegen dieser Erkenntnis sollten wir den Goldjungen Oscar nicht zu ernst nehmen. Ob er recht hat oder nicht, sagt uns nur die Zeit. Und bis er wieder einmal einen Fehler eingesehen hat und eine übersehene Leistung nachträglich würdigt, genießen wir die Verleihung als eine große, bunte Show mit vielen guten und weniger guten Entscheidungen, von denen wir meist nicht wissen, welche welche ist.
Statt Tron hat damals E.T. den Oscar für die besten Spezialeffekte mit nach Hause genommen. Wer will das diesem außerirdischen Kerl übelnehmen? Tron hat es auch ohne den Oscar geschafft, in den Herzen vieler Zuschauer zu bleiben. Es hat ihn nicht dazu gebraucht.
Natalie Portman gilt als sichere Hauptdarstellerin ihrer Leistung wegen. Doch im Hintergrund lauert Bening mit ihrem umwerfenden, altersweisen Charme. Nicht nur im wirklich Leben, sondern gerade mit ihrer Rolle in KIDS ARE ALRIGHT. Dabei verliert man leicht Nicole Kidman und Jennifer Lawrence aus den Augen. Die bisher in der Filmwelt kaum aufgefallene Lawrence spielt in WINTERS BONE, die dreifach nominierte und einmalige Gewinnerin Kidman in RABBIT HOLE. Beides sind uramerikanische Filme mit uramerikanischen Themen. In beiden Filmen geht es um Verluste, verlorene Kinder, den Zusammenhalt und das Auseinanderbrechen von Familien.
Nicole Kidman muss die Trauer über den Verlust ihres Sohns überwinden, droht sich von ihrem Mann zu entfremden und sucht Erklärungen für ihren Schmerz ausgerechnet bei dem Jungen, der aus Versehen ihren Sohn überfahren hat. Ihr Spiel kommt ohne Tränen aus, ohne überdrehte Verzweiflung. Sie ist eine starke und mit Durchsetzungsvermögen ausgestattete Frau, der man zutraut, tatsächlich ohne ihren Mann besser zurechtzukommen. Doch was sich in ihrem Gesicht abspielt, das geht sofort zu Herzen, das zeigt eine ganz andere Frau. Es ist keine verzweifelte Figur, aber ein Charakter, der ständig hinterfragt. Sich selbst und sein Leben. Der Regisseur selbst versetzt den Zuschauer dabei niemals in die Position des Unbehaglichen, dieser Verzweiflung, die man manchmal für Figuren entwickelt. Der Film funktioniert, weil er Kidman auf den Zuschauer wirken lässt. Bei diesem Thema, mit dieser Frau, da bleibt der Zuschauer hängen, da frisst sich etwas bei ihm ein.
WINTERS BONE zeigt ein Amerika, das keiner wirklich kennenlernen will, das man gerne ignorieren möchte. In einer ländlichen Gegend, die ärmer nicht sein könnte, muss Jennifer Lawrence ihren verschwundenen Vater finden oder beweisen, dass er tot ist, weil sonst das Haus zwangsgeräumt wird. Die Mutter ist nicht mehr klar im Oberstübchen und zwei jüngere Geschwister müssen ebenfalls versorgt werden. Lawrence ist einfach dieses abgeklärte Mädchen, das schon alles gesehen hat, der man nichts mehr vorzumachen braucht. Ihre Verwandtschaft bangt eher um die Drogengeschäfte und zieht weniger Familienwerte in Erwägung. Diese junge Frau auf ihrer Odyssee zu begleiten, tut oft weh. Aber sie wird niemals sentimental. Wie sie bis zur letzten Konsequenz ihren Weg geht, um nichts weiter als das Haus behalten zu können, das ist pure Faszination. All der Unrat, die erbärmlich Armut, dieser Verfall von Zivilisation. Diese katastrophale Wirklichkeit ist erschreckend, bleibt aber dank ihres überwältigenden Spiels stets nachvollziehbar. Das Haus und der Besitz, tiefer kann man einen Amerikaner nicht treffen. Da wird jedes Umfeld nebensächlich.
Lawrence und Kidman stehen also in den Startlöchern. Trotz aller Vorentscheidungen, Experten-Ratschläge, Buchhalter-Tipps und anderen Preisverleihungen machen die beiden die Kategorie der weiblichen Hauptdarsteller richtig spannend. Obwohl WINTERS BONE der Film mit den geringsten Einspielergebnissen ist, die jemals ein Bester-Film-Kandidat hatte. Ihm würde im Nachhinein schon ein Oscar aus den vier Nominierungen genügen, um bekannter zu werden. Etwas, das TRON: LEGACY wirklich nicht mehr nötig hat. Wie auch sein Vorgänger wurde er ebenfalls bei den Visuellen Effekten einfach ignoriert. Sind ja nur per Computer generierte Bilder.
Bildquellen: AMPAS
DIE NOMINIERUNGEN FÜR DIE 83rd ACADEMY AWARDS
kTM