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Gestatten: Jerry Cotton

Jerry Cotton - Die HeftromanserieGestatten: Jerry Cotton

Im März 1954 erblickte ich das Licht der Welt - als ein gestandener Mann von gut dreißig Jahren. Manche (männlich) bezeichnen mich als gut aussehend, andere (weiblich) schlicht als ihren Schwarm.

Mit beidem kann ich leben.

Kaum hatte ich, vom Lande kommend, New York betreten, traf ich auf einen Mann, der sich Phil Decker nannte und mich seinem Chef, Mr. High, vorstellte. 

LogoVon diesem Augenblick an war ich Special Agent des FBI. Wenn ich damals gewusst hätte, was in den nächsten fünfzig Jahren auf mich zukommt, hätte ich das großzügige Angebot, mich der Verbrechensbekämpfung zu widmen, abgelehnt – na ja, wahrscheinlich doch nicht.

Als ich in den frühen fünfziger Jahren in New York Gangster jagte, war alles noch viel einfacher, man konnte sich ab und zu einen Whiskey genehmigen und auch mal den Frauen hinterher pfeifen. Stellen Sie sich das heute einmal vor. Phil und ich waren damals keine Kostverächter. Kaum hatte ich ein bisschen Geld gespart, legte ich mir ein Auto zu. Schon damals zeigte sich mein Hang, etwas Besonderes darzustellen, denn es war keiner der üblichen amerikanischen Schlitten, sondern einer aus Merry Old England, ein schwarzer Jaguar XK 129 mit roten Lederpolstern. Bevor ich den aber abbezahlt hatte, hatten ihn Gangster schon längst in die Luft gejagt. Doch ich blieb der Marke treu, kaufte einen Jaguar E und dann schließlich einen XKR, der in der Schrottpresse endete. Heute fahre ich einen Jaguar E Nachbau auf der Basis einer Dodge Viper. Also bin ich endlich doch irgendwie bei einem amerikanischen Auto gelandet.

Wie meinen Fahrzeugen, so erging es auch mir. Ich wurde in den weit über 3000 Fällen, die ich inzwischen für das FBI gelöst habe, ganz schön von den Gangstern gebeutelt, habe ungefähr 1000 Kugeln abbekommen, mir insgesamt wohl alle Knochen zweimal gebrochen und selbst die Jahresproduktion einer mittleren Munitionsfabrik verschossen. Doch das endgültige Schicksal meines Jaguars ist mir bis jetzt erspart geblieben. Obwohl – ziemlich knapp war es manchmal schon.

Liefen wir uns früher die Schuhsohlen durch, um an Informationen zu kommen, schoben zwielichtige Gestalten einen 50 Dollarschein zu, damit sie Namen preisgaben, ist das heute alles ein bisschen anders. Wir sitzen an Computern, durchforsten Dateien oder das Internet und die Büroarbeit ist nicht weniger, sondern nur anders geworden.

Die Mode – und damit auch die Kleidervorschriften beim FBI – hat sich natürlich auch geändert. In den fünfziger und sechziger Jahren liefen wir wie eine Volksausgabe der Men in Black herum, und wenn ich an die unsäglichen Nyltest-Hemden denke, bekomme ich schon wieder einen Ausschlag, während man heute beim FBI doch zu einigen modischen Zugeständnissen bereit ist. Ich will Sie nicht neidisch machen, aber ich habe immer noch die gleiche Konfektionsgröße wie bei meinem Eintritt ins FBI und bin fit wie eh und je.

In den sechziger Jahren war ich inzwischen so berühmt geworden, dass mein Leben und meine Fälle verfilmt wurden. Ingesamt acht Beispiele aus der großen Anzahl fanden den Weg auf die Leinwand. Der Herr Nader hat in den Filmen seine Sache recht gut gemacht, auch wenn unser Alltag bei weitem nicht immer so turbulent war, wie es in den Filmen erscheint.

Und heute?

Nun ich fühle mich gut, strotze nur so vor Kraft und Tatendrang, und auch meinem Partner Phil geht es gut. Wir beide stehen natürlich wie immer unter einem enormen Zeitdruck, denn jeder Fall, den wir übernehmen, muss in einer Woche abgeschlossen sein. Nun möchte ich Sie nicht länger mit meiner Person langweilen, alles, was über mich zu sagen ist, können Sie jede Woche neu erfahren. In diesem Sinne wünsche ich Ihnen viel Spaß mit den Bildern aus meinem Leben und meinen Abenteuern, die Sie jede Woche in der Bastei-Reihe G-man Jerry Cotton nachlesen können.

Florian F. Marzin

(mit freundlicher Erlaubnis des Autors, dem Katalog zur Jerry Cotton-Ausstellung entnommen)

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