Unter Bewachung - »Messer im Kopf«
Unter Bewachung
»Messer im Kopf«
Das Drehbuch zu „Messer im Kopf“ schrieb Peter Schneider, der später noch einmal mit Reinhard Hauff bei „Der Mann auf der Mauer“ (mit Marius Müller-Westernhagen) zusammenarbeiten sollte. Reinhard Hauff indes hatte seine Karriere ebenfalls zunächst beim Fernsehen begonnen, bevor er in den 1970er Jahren mit „Mathias Kneißl“ und „Die Verrohung des Franz Blum“ zu einem wichtigen Repräsentanten des Neuen Deutschen Films wurde, bei dem es um anspruchsvolle Stoffe und politische Aussagen ging. Das war schließlich auch bei „Messer im Kopf“ nicht anders, der seinerzeit das Filmband in Silber als bester Film und das Filmband in Gold für Frank Brühnes Kameraführung gewinnen konnte. Bruno Ganz, der später mit dem Iffland-Ring als bester deutschsprachiger Schauspieler ausgezeichnet wurde, erhielt für seine Rolle als Patient mit Kopfverletzung den Chaplin-Schuh auf dem Münchner Filmfest des Jahres 1979.
Zu Beginn überschlagen sich die Ereignisse. Hoffmann (Bruno Ganz) trifft in einem Jugendzentrum ein, wo gerade ein Polizeieinsatz stattfindet. Kurz darauf wird er mit einer schweren Kopfverletzung ins Krankenhaus eingeliefert. Sein Zimmer in der Intensivstation wird ständig von Mitarbeitern des Polizeibeamten Scholz (Hans Brenner) bewacht, da Hoffmann auf einen Polizisten mit dem Messer eingestochen haben soll. Dieser habe Hoffmann in Notwehr in den Kopf geschossen. Die Pistolenkugel hat Teile von Hoffmanns Gehirn beschädigt, weswegen er nun erst mühsam wieder sprechen und sich bewegen lernen muss. Seine Ehefrau Ann (Angela Winkler) und deren Freund Volker (Heinz Hoenig) stehen ihm dabei helfend zur Seite. Für sie steht fest, dass der Angriff auf Hoffmann eine Form der Polizeigewalt war. Gemeinsam mit ihren sozialistischen oder linksextremen Freunden verteilen sie Flugblätter, in denen sie die Art der medialen Berichterstattung und das Vorgehen der Polizei offen angreifen. Anwalt Anleitner (Hans Christian Blech) ist derweil bemüht darum, dass Hoffmann in der Station von Dr. Gröske (Eike Gallwitz) verbleiben kann und nicht in ein Polizeigefängnis verlegt wird.
„Messer im Kopf“ ist ein weiterer intellektueller filmischer Diskurs über den Terrorismus im Deutschland der 1970er Jahre, ähnlich wie „Die verlorene Ehre der Katharina Blum“ oder „Deutschland im Herbst“ (beide ebenfalls mit Angela Winkler). Reinhard Hauff nähert sich dem Thema indirekt und rückt zunächst den Krankheitsprozess seines Protagonisten in den Vordergrund. Es sind die Nebenfiguren, über die schließlich auch die politische Dimension in die Geschichte transportiert wird. Im letzten Drittel kommt es zu einigen Durchhängern, aber im Finale schraubt Hauff die Spannung noch einmal gehörig an. In den Hauptrollen sehr überzeugend gespielt, lohnt eine Wiederentdeckung des Filmes nach wie vor. „Messer im Kopf“ wurde nun für seine DVD-Wiederveröffentlichung digital auf 4K restauriert, was man der Scheibe ansieht. Das Bild (im Widescreen-Format 1,66:1) ist makellos und von einem beeindruckenden Detailreichtum. Der Ton liegt auf Deutsch in Dolby Digital 2.0 Mono vor, optional sind englische Untertitel verfügbar. Als Extras gibt es zwei rund zehn Jahre alte Interviews mit Regisseur Reinhard Hauff (25 Minuten) und Herstellungsleiter Eberhard Junkersdorf (13 Minuten), der nun auch die Restaurierung des Films geleitet hat.