Der neue Jack the Ripper - »Das Ungeheuer von London-City«
Der neue Jack the Ripper
»Das Ungeheuer von London-City«
Der sechste Film, den Artur Brauner mit seiner CCC-Filmkunst in Kooperation mit Wallace-Sohn Bryan Edgar Wallace auf die Beine stellte, beruht nun schon gar nicht mehr auf einem Roman des Schriftsteller-Sprosses. Stattdessen wird er im Vorspann mit der Funktion „Drehbuchüberarbeitung“ genannt. Dieses stammte bei „Das Ungeheuer von London-City“ aus der Feder von R.A. Stemmle, der 30 Jahre zuvor Klamotten für Heinz Rühmann („So ein Flegel“, „Heinz im Mond“) geschrieben, später als Regisseur aber auch Klassiker wie „Berliner Ballade“ verantwortet hatte. Für dieses Drehbuch ließ sich Stemmle von den unterschiedlichsten Garanten für Gruselspannung inspirieren, angefangen bei Edgar Wallace, an dessen Verfilmungen auch dieses Werk überdeutlich angelehnt wurde, aber auch vom historischen Dirnenmörder Jack the Ripper, der im London des Jahres 1888 sein Unwesen trieb, bis hin zum „Phantom der Oper“, bei dem sich Parallelen in der überwiegend an einem Theater angesiedelten Handlung feststellen lassen. Mit dem Ergebnis konnte Pfennigfuchser Brauner auch hier wieder zufrieden sein, zumal er erneut Martin Böttcher für den Soundtrack gewinnen konnte, der mit seinen eingängigen Melodien auch die Konkurrenzfilme von Horst Wendlandts Rialto-Film musikalisch unterlegte.
Am Edgar-Allan-Poe-Theater in London wird gerade ein Schauerstück über Jack the Ripper gespielt, bei dem Richard Sand (Hansjörg Felmy) die mörderische Titelrolle verkörpert. Zeitgleich werden innerhalb kürzester Zeit in den benachbarten Straßen, in denen leichte Mädchen anschaffen gehen, zwei von ihnen ermordet. Die Presse macht bereits einen zweiten „Jack the Ripper“ für die Taten verantwortlich, und auch Inspector Dorne (Hans Nielsen) kann sich der Vermutung nicht entziehen, dass es zwischen dem Theaterstück und den Taten einen Zusammenhang gibt. Sand ist mit der reizenden Ann Morlay (Marianne Koch) liiert, deren Onkel Sir George (Fritz Tillmann) darum bemüht ist, sensationslüsterne Theaterstücke wie das um den Schlitzer endgültig von den Londoner Bühnen zu verbannen. Er gerät in heftigen Streit mit Sand, weil er nicht wünscht, dass dieser seine Nichte weiterhin besucht. Wenig glücklich über diese Tatsache ist auch Dr. Morel Greely (Dietmar Schönherr), der mit Ann aufgewachsen ist und sich ebenfalls Chancen bei ihr ausgerechnet hatte. Es dauert nicht lange, bis ein weiteres Mädchen dem Nachahmungstäter zum Opfer fällt…
Die Ingredienzien der Gruselspannung nach vermeintlich britischem Vorbild sind auch hier wieder vollzählig versammelt. Auch für die komischen Zwischentöne wird wieder gesorgt, in diesem Fall durch das Comedy-Duo Peer Schmidt und Chariklia Baxevanos. Genauso erfrischend wie deren Besetzung ist auch das Casting der üblichen Rollen, denn etliche von ihnen sind nicht die immer wieder eingesetzten Wallace-Routiniers. Sonderlich spannend ist Edwin Zboneks Inszenierung zwar nicht, aber dank einer stimmungsvollen Schwarz-Weiß-Fotografie und den für diese Rollen unverbrauchten Darstellern macht auch dieser Serienfilm Spaß. Die DVD-Erstveröffentlichung als Einzel-DVD in remasterter Fassung bietet ein sehr gutes Bild (im Widescreen-Format 2,35:1) und einen stets gut verständlichen deutschen Originalton (in Dolby Digital 2.0). Als Extras hat man den verkleinerten Nachdruck der „Illustrierten Film-Bühne“ (Nr. S 6825) als achtseitiges Booklet beigelegt, das zahlreiche Fotos, Stab- und Besetzungsangaben, eine Inhaltsbeschreibung sowie einen Hintergrundtext zu Scotland Yard enthält. Auf der DVD finden sich darüber hinaus der Original-Kinotrailer zum Film, eine kleine animierte Bildergalerie und im DVD-ROM-Teil Werbematerialien und das deutsche Presseheft als PDF-Dateien.