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Auf der eigenen Abschussliste - »Todestanz eines Killers«

Todestanz eines KillersAuf der eigenen Abschussliste
»Todestanz eines Killers«

Anthony Mann (1906-1967) war ein Fachmann für psychologische Western wie „Winchester 73“ und „Nackte Gewalt“ und ging darüber hinaus mit Filmen wie „El Cid“ oder „Die Glenn Miller Story“ in die Filmgeschichte ein. Seinen letzten Kinofilm „Todestanz eines Killers“ konnte er 1967 nicht mehr fertigstellen, weil er während der Dreharbeiten in Berlin verstarb. Laurence Harvey, der Hauptdarsteller des Films, übernahm bei den noch fehlenden Szenen des Films schließlich auch die Regie.

Todestanz eines KillersFür den 1928 in Litauen geborenen Laurence Harvey war es nicht der erste Ausflug auf den Regiestuhl, schon vier Jahre zuvor hatte er mit „Frühstück in der Todeszelle“ seinen ersten Film inszeniert, in dem er zugleich auch die Hauptrolle übernommen hatte. Ende der 1950er Jahre konnte Harvey durch seine Rollen in Filmen wie „Der Weg nach oben“ oder „Alamo“ sein Starpotenzial beweisen und zeigen, dass er sowohl in den gerade aufkommenden, realitätsnahen Sozialdramen britischer Nachwuchsregisseure als auch in epischen Hollywoodwerken an der Seite von Großkalibern wie John Wayne eine gute Figur machen konnte. Einige weitere seiner Filme wie „Botschafter der Angst“ oder der zweiteilige „Kampf um Rom“ dürften bei vielen Zuschauern in guter Erinnerung geblieben sein. Harvey selbst verstarb bereits 1973 im Alter von 45 Jahren in London an Magenkrebs. Seine dritte Regiearbeit, der Film „Arrow Beach“, bei dem er erneut in der Hauptrolle zu sehen war, kam schließlich erst einige Monate nach Harveys Tod in den USA und in Italien in die Kinos.

Todestanz eines KillersAlexander Eberlin (Laurence Harvey) arbeitet für den britischen Geheimdienst. Nachdem einige seiner Kollegen unter mysteriösen Umständen ums Leben gekommen sind, vermutet Eberlins Vorgesetzter Fraser (Harry Andrews) dahinter das undurchsichtige Spiel eines Doppelagenten. Gemeinsam mit dem jungen Kollegen Paul Gatiss (Tom Courtenay) soll Eberlin den russischen Agenten Krasnevin ausfindig machen und liquidieren, da dieser für die Mordanschläge verantwortlich sein soll. Eberlin steckt deswegen in einer überaus heiklen Zwickmühle, denn er selbst ist Krasnevin und steht deswegen nun auf seiner eigenen Abschussliste an oberster Stelle. Die Briten scheinen allerdings zu glauben, dass es sich beim Russen Pavel (Per Oscarsson) um eben jenen Krasnevin handelt, was Erberlin zunächst ein wenig Zeit verschafft. Er wird in die geteilte deutsche Stadt Berlin geschickt, wo die Briten Krasnevin vermuten. Eberlin reist unter dem Decknamen „George Dancer“, doch ausgerechnet in Berlin begegnet er der hübschen Caroline (Mia Farrow) wieder, die ihn in London unter anderem Namen kennengelernt hatte.

Todestanz eines Killers„Todestanz eines Killers“ entstand 1967 in einer Zeit, als die „James Bond“-Welle auf ihrem Höhepunkt war und sich Produzenten der unterschiedlichsten Länder nach weiteren Spionagestoffen umsahen, um diese publikumswirksam zu verfilmen. Anthony Mann war hier auf den Roman „A Dandy in Aspic“ von Derek Marlowe gestoßen, den dieser für den vorliegenden Film zu einem Drehbuch verarbeitete. Anders als bei den Reißern von Ian Fleming geht es bei Marlowe weniger actionreich und somit vermeintlich realitätsnaher zu. So steht „Todestanz eines Killers“ eher in einer Reihe mit John Le Carré („Der Spion, der aus der Kälte kam“) oder deutschen Spionageserien wie „Die fünfte Kolonne“. Insbesondere die erste Hälfte ist deswegen leider etwas geschwätzig und langatmig ausgefallen. Doch spätestens, wenn sich der Schauplatz von London nach Berlin verlagert, kommt Drive und eine ordentliche Portion Spannung in die Geschichte. Neben dem etwas blass bleibenden Laurence Harvey sind es vor allem die Nebendarsteller Tom Courtenay, Harry Andrews, Peter Cook (als Dandy-Spion in Deutschland), Lionel Stander (als russischer Agent) und Per Oscarsson, die auch heute noch zum Unterhaltungswert des Films beitragen. Die BluRay-Erstveröffentlichung bei „Explosive Media“, die von einem 4K-Master erstellt wurde, kann hinsichtlich des Bildes (im Widescreen-Format 2,35:1) größtenteils überzeugen. Der Ton liegt auf Deutsch und Englisch im DTS HD Master Audio 2.0 vor, wahlweise sind auch deutsche und englische Untertitel verfügbar. Als Extras hat man den US-Kinotrailer des Films, eine größere animierte Bildergalerie und das Special „Berlin – The Swinging City“ (in englischer Originalversion; 5 Minuten) mit aufgespielt, das begleitend zum Film 1968 entstand und einen interessanten Blick in die Subkultur der Jet-Set- und Künstlerstadt Berlin gewährt.


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