Unternehmen Rosebud - Fünf weibliche Geiseln
Unternehmen Rosebud
Fünf weibliche Geiseln
Gerade jetzt wird in der Weltpolitik wieder darüber diskutiert, ob man Palästina als eigenständigen Staat anerkennen soll. Das macht noch einmal nachhaltig deutlich, wie lange diese Frage schon im Raum steht. Denn in Otto Premingers Verfilmung des Romans von Joan Hemingway (Enkelin von Ernest Hemingway und Schwester der Schauspielerinnen Margaux und Mariel Hemingway) und Paul Bonnecarrère, der 1974 und damit genau vor 50 Jahren erschien, geht es ebenfalls bereits um die Terrororganisation „Schwarzer September“ beziehungsweise die Palästinensische Befreiungsarmee, die sich mit Mitteln der Gewalt die internationale Anerkennung ihres Staates erzwingen möchte. Die 1970er Jahre sind voll mit terroristischen Anschlägen und Bedrohungen durch radikale Palästinenser-Gruppierungen. Auf die Anschläge während der Olympiade 1972 in München folgte beispielsweise 1977 die Entführung der Lufthansa-Maschine „Landshut“. Viele dieser Terror-Aktionen wurden in Büchern und Filmen verarbeitet, von „Die 21 Stunden von München“ über Thomas Harris‘ Roman „Schwarzer Sonntag“ bis hin zu Filmen über die Entführung einer Air-France-Maschine im Jahr 1976, die beispielsweise in „…die keine Gnade kennen“ und „Unternehmen Entebbe“ thematisiert wurde. Die Geschichte in Otto Premingers („Exodus“) Film ist zwar fiktiv, angesichts der damaligen internationalen Ereignisse aber überaus glaubwürdig.
Sabine Fargeau (Brigitte Ariel) hat mit vier Freundinnen (u.a. Isabelle Huppert) einen Jachtausflug auf dem Mittelmeer geplant. Da die fünf jungen Frauen alle millionenschweren Elternhäusern entstammen, geraten sie ins Visier der Palästinensischen Befreiungsarmee, die sich Zugang auf die Jacht verschafft und die Besatzung tötet. Die fünf Frauen werden nach Korsika entführt, wo Hacam (Yosef Shiloach) Filmaufnahmen mit ihnen dreht, die international im Fernsehen ausgestrahlt werden sollen, damit die Frauen nicht exekutiert werden. In den Filmen werden wichtige Konzernchefs wie Sabines Großvater (Claude Dauphin) gezwungen, ihre Verstrickungen mit dem Staat Israel öffentlich zu machen, die den Tod etlicher unschuldiger Palästinenser nach sich gezogen haben. Die US-Regierung setzt den britischen Undercoveragenten und vermeintlichen „Newsweek“-Journalisten Larry Martin (Peter O’Toole) auf den Fall an. Gemeinsam mit seinem israelischen Kollegen Yafet Hamlekh (Cliff Gorman) versucht er, die noch in der Hand der Terroristen befindlichen Geiseln zu befreien und die Drahtzieher (u.a. Sir Richard Attenborough als zum Islam konvertierter Brite Edward Sloat) hinter der Entführung dingfest zu machen. Paris, Hamburg, Berlin, Korsika und der Libanon sind einige der Stationen, die es bei der Befreiungsaktion zu durchlaufen gilt.
Otto Preminger hat hier einen detailverliebten, ziemlich zynischen Entführungsthriller gedreht, dem mehr an seiner politischen Aussage als an Spannungsunterhaltung zu liegen scheint. Nichtsdestotrotz hat der Film so manche nervenaufreibende Szene zu bieten und ist trotz einiger langatmiger Passagen, die durch einen recht konventionellen und teilweise etwas wirren Erzählungsstil entstehen, insgesamt durchaus fesselnd. Die sarkastische Schlusspointe des Films stellt einen direkten Bezug zu den Ereignissen her, die unmittelbar nach der Uraufführung von „Unternehmen Rosebud“ und bis ins Jahr 2001 mit den Anschlägen auf das World Trade Center die Welt immer wieder erschüttern sollten. Die BluRay-Erstveröffentlichung des Films, die von einem 2K-Master erstellt wurde, bietet ein sehr gutes Bild (im Widescreen-Format 2,35:1), das keine Wünsche mehr offenlässt. Auch der Ton (Deutsch und Englisch im DTS HD Master Audio 2.0, optional mit deutschen und englischen Untertiteln) entspricht den damaligen Möglichkeiten und ist nicht zu beanstanden. Als Extras hat man den englischen und deutschen Kinotrailer zum Film sowie eine große animierte Bildergalerie mit internationalem Werbematerial mit aufgespielt.