Spreewaldkrimi - Spiel mit dem Tod - Im Februar im ZDF

ZDFIm Hochwald stirbt ein junges Paar durch einen Sprengstoffanschlag.

Die Ermittlungen von Kommissar Krüger (Christian Redl) führen in Richtung Ex-Freund Timo (Rick Okon). Der war zum Militäreinsatz in Afghanistan und leidet jetzt an einer posttraumatischen Belastungsstörung. Krüger erinnert vieles bei diesem Fall an seine eigene Kindheit und an seinen Vater, der auch traumatisiert aus dem Zweiten Weltkrieg heimkehrte. Verdrängte Bilder werden wach...

 
Den Regisseur Christian Görlitz darf man mittlerweile respektvoll einen Altmeister des Fernsehfilms nennen.


Denn sowohl bei vielen bekannten Serien (u.a. „Großstadtrevier“, „Unsere Hagenbecks“, „Kommissar Rex“), als auch bei Filmen wie „Die Bombe“, den Grimme-Preis-gekrönten „Freier Fall“ oder den legendären „Bella Block“-Film „Geflüsterte Morde“ steht er für intensive, hervorstechende Inszenierungen. Sie haben meistens eine gesellschaftspolitische Komponente und sind oft seiner Heimatstadt Hamburg verpflichtet. Aber er kann es auch anderswo. So lag es nahe, dass Produzent Wolfgang Esser und ich ihn von seinem Einsatz für die ZDF-Reihe „Der Kriminalist“ in Berlin nebenan für den neunten „Spreewaldkrimi“ als Regisseur engagierten.

Das geschah in Abstimmung mit dem unermüdlich kreativen Schöpfer dieser renommierten Reihe, dem Drehbuchautor Thomas Kirchner. Sein Stoff-Vorschlag hat gleich überzeugt. Denn bei den Auslandseinsätzen der Bundeswehr sind deutlich mehr Soldaten aus den neuen Bundesländern beteiligt. So ist es leider überhaupt nicht abwegig, den Einbruch einer brutalen Kriegsrealität in die friedliche Spreewaldregion zu zeigen. PTBS (Posttraumatische Belastungsstörung) schleppt man überallhin mit. So wie Mythen und Märchen in dieser Zauberlandschaft eine wichtige Rolle spielen, so gehören auch traumatisierte Kriegsheimkehrer und rechtsradikale Gruppierungen zu einem komplexen kompletten Gesellschaftsbild. Thomas Kirchner hat mit speziellen Charakteren eine vielschichtige Geschichte ge- und erfunden, die veranschaulicht wie die menschenzerstörenden, seelenzersetzenden Dämonen des Krieges von einer Generation zur nächsten weitergegeben werden. So wirken im Spreewald nicht nur uralte Sagen und Legenden unsichtbar auf manch einen Bewohner, sondern auch die Grausamkeiten des Zweiten Weltkriegs und die dunklen Seiten der Globalisierung.

Christian Redl und Rick Okon, zwei Männer unterschiedlichen Alters mit scheinbar unterschiedlichen Erfahrungen, legen die gemeinsame Tragik dieser beiden Rollen sehr wahrhaftig bloß. Die wunderbare Karoline Eichhorn und die junge Lea van Acken – jüngst im Kino als Anne Frank – sowie Katrin Wehlisch zeigen in ihren Rollen, wie schwer für die Frauen der Umgang mit diesen beschädigten Männern ist. Walter Kreye und Hermann Beyer ist für ihre kurzen, prägnanten Gastauftritte zu danken.

Der zehnte „Spreewaldkrimi“ ist bereits abgedreht und befindet sich gerade in der Postproduktion. Nach der Entzauberung im neunten spielt die Mystik der einzigartigen Landschaft im zehnten wieder eine größere Rolle.

„Spiel mit dem Tod“ feierte im Sommer 2016 seine Premiere auf dem atmosphärischen, publikumsnahen Festival des deutschen Films auf der Rheininsel in Ludwigshafen und erhielt auch bei einer Vorab-Aufführung in der brandenburgischen Landesvertretung in Berlin großen Applaus.
 
Der Spreewald ist ein etwa 400 Quadratkilometer umfassendes, von Sümpfen und Wasserläufen durchsetztes Ur- und Auwaldgebiet mit relativ wenig festem Grund. Darsteller, Team und technisches Equipment müssen zu einem erheblichen Teil in flachen Kähnen durch die Fließe gestakt werden.

Schon zum neunten Mal stellten wir uns bei „Spiel mit dem Tod“ diesen Herausforderungen. Schauspieler wie Filmcrew, alle zieht die Region in ihren Bann, lässt jahreszeitliche Unbill wie Eis, Moor, Nebel oder Mücken vergessen, denn alle wissen längst: Der heimliche Star ist der Spreewald. Ein Verwandlungskünstler par excellence, der uns gerne in seinem Reich willkommen heißt, nur um zu zeigen, was alles in ihm steckt. Sein ergiebiges Potenzial, Stück für Stück zu entdecken, ist die wahre Herausforderung für uns alle – inhaltlich, logistisch wie inszenatorisch. Alles ist genauso untrennbar miteinander verwoben wie die Geschichten von Thomas Kirchner.

„Authentizität“ ist dabei einer unserer Ansprüche an die Spreewaldkrimis. Daher versuchen wir alles aus der Region zu schöpfen und an Originalschauplätzen zu drehen. Ganz ohne Spezialeffekte und Visuelle Digitaleffekte kommen wir dann aber doch nicht aus. Dazu sind die natürlichen Voraussetzungen nicht immer auf den Punkt gegeben, zumal wir uns in einem Biosphärenreservat bewegen, was die Möglichkeiten nochmals einschränkt. Keinesfalls aber sollen notwendige Effekte für sich selbst stehen oder eine nicht erwünschte Künstlichkeit erkennen lassen. Ein Schauspieler verleiht seiner Rolle den Charakter, gerüstet mit Kostüm und Maske. Um den Spreewald als Darsteller zu rüsten, braucht es eine ganze Reihe Spezialisten unterschiedlicher Abteilungen, die in monatelanger Vorbereitung Ideen für die Umsetzung der Dreharbeiten entwickeln, und deren Gestaltung dann viele Monate nach dem Dreh in der Postproduktion finalisiert werden. Einmal ist er kalt wie Eis, ein anderes Mal brütend heiß, mal brennt es in ihm lichterloh, dann wieder schlägt er zurück mit Unwetter und Überschwemmung. All das zielt darauf hin, dem Spreewald ein Gesicht zu geben, ihn mitwirken zu lassen, ihn in die Handlung eingreifen zu lassen. Der Spreewald ist nicht nur Schauplatz unserer Filme, er gehört zum Ensemble.

Oft erscheinen die Lösungen der Aufgaben, denen wir uns vor jedem neuen Film stellen müssen, im Nachhinein geradezu einfach. Die Wege dahin sind es allerdings nicht immer, denn nicht selten müssen wir auch Neuland betreten, um den Anforderungen inhaltlich und gleichzeitig finanziell gerecht werden zu können.

In neunten Film „Spiel mit dem Tod“ spielt der Spreewald nicht im Vordergrund und doch eine wichtige Rolle: er ist leise und er wirkt geradezu nachdenklich. Er hört zu, antwortet auf seine Art und lässt dann wieder geschehen. Alles Eigenschaften, die man normalerweise Kommissar Krüger zuschreibt. Der wiederum ist laut Drehbuch in „Spiel mit dem Tod“ ungewöhnlich offen, transparent und gesprächig. Verkehrte Welt? Nein, zwei Teile einer Einheit, die immer untrennbarer wird. Der Spreewald und der Kommissar. Aber wie bringt man einen Wald zum Stillhalten, zum Zuhören, zum…“Wissen“? Sehen Sie gerne selbst, wie uns das gelungen ist.
 
Sendetermin: 13.02.17  20.15 Uhr

Bild: ZDF-Logo aus der Wikipedia


 
 

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