Was macht Nocturna Entertainment?

Sven Schreivogel Auf Anfrage erreichte die Zauberspiegel-Redaktion folgendes Statement von Nocturna-Inhaber Sven Schreivogel zur aktuellen Situation auf dem Hörbuch- und Hörspielmarkt:

Eine spannende Zeit für Hörbuch- und Hörspielproduzenten, eine Zeit des Umbruchs ...

Das Aus fürs Erwachsenen-Hörspiel bei Lausch, die Hörspielserien bei Zauberstern-Records werden auf Eis gelegt. Eine Entscheidung wie zuletzt bei Lübbe Audio; diesmal trifft's jedoch kleine Label, die vom Inhaber selbst geführt werden. Das hörBücher-Magazin wird beim Bücher-Magazin eingegliedert. Eine merkwürdige Entwicklung, oder? Genügt das Leser-Potenzial der Hörbuch- und Hörspiel-Interessierten nicht mehr für ein eigenes Heft?

Der Markt verändert sich, bricht ein, fordert Opfer unter den Labels. Wer ist schuld? Die Produzenten, weil sie den Markt falsch einschätzen bzw. eingeschätzt haben? Die Vertriebsfirmen, weil sie die Produkte nicht gut genug präsentieren? Die illegalen Downloader, wie es von Lübbe Audio und anderen Kollegen behauptet wird?

Es ist fraglich, ob der Markt ein Dutzend Geisterjäger (unsere Gordon-Black-Serie inbegriffen) verträgt. Ein wichtiger Punkt ist aber auch der Vertriebspartner. Es gibt Firmen, die zehn Label vertreten, in der CD-Abteilung bei Karstadt usw. jedoch nur ein Kontingent von zehn Produkten haben. Was passiert, wenn jedes Label zwei Neu-Produktionen hat, ältere Titel aber trotzdem dort erhältlich sein sollen, um sich zu verkaufen? In diesem Fall müsste der Vertrieb entscheiden, mit welchem Titel er das Regal bestückt. Im Gegenzug würden andere Produkte rausfliegen und für so genannte Laufkundschaft (die meisten Leute kaufen immer noch im Laden, nicht übers Internet) wären diese Produkte nicht mehr greifbar. Diese Problematik ist meines Erachtens viel wichtiger als die illegalen Downloads.

Fakt ist, dass Nocturna Entertainment an den neuen Produkten weiterarbeitet, aber längst nicht mehr allein von der Hörspielproduktion (die Hörbuchsparte wurde gestrichen, dieser Teilmarkt wird zu inflationär bedient) überleben kann. Deshalb arbeiten wir inzwischen vermehrt im Bereich Film / Video, und zwar um weiterhin Audioprodukte realisieren, sprich: die Herstellung dieser Produkte vorab finanzieren zu können. Dazu gehören solche Auftragsarbeiten wie für den Partyschreck …

Die Nocturna-Meldung über die o. g. Auftragsarbeit liest sich wie folgt:

"Der Hühnersong": Videoclip-Dreharbeiten
Für den Künstler Porto Partyschreck hat das Nocturna-Team einen Videoclip gedreht. Die Partyschlager-Produktion mit dem Titel "Der Hühnersong" dürfte vor allem die Ballermann-Freunde ansprechen. Niemand weiß, wer sich hinter der Maske des Partyschrecks verbirgt; selbst zu den Dreharbeiten kam der Künstler vollständig im Kostüm. Das Team von Nocturna Entertainment, namentlich Ralf Kemper und Sven Schreivogel, wurde dem Partyschreck von einem gemeinsamen Geschäftspartner empfohlen. Den Song gibt's jetzt schon zum Herunterladen, unter anderem beim Download-Portal Musicload.de; weitere Informationen auf der Facebook-Seite des Künstlers.


Bild: Sven Michael Schreivogel, Foto: Bettina Meister

Kommentare  

#1 martin baresch 2013-06-17 15:34
Ergänzend zum Thema Nocturna-Entertainment: Bei aller Sympathie für kleine Labels bedauere zumindest ich den Untergang *dieses* speziellen Unternehmens kein bisschen. So wurde von meiner Erzählung "Das späte Geständnis im Mordfall Mary Watson", im Print veröffentlicht in "Holmes und der Kannibale"/Hrsg. Roman Sander, Blitz Verlag, sowohl ein Hörbuch produziert ohne den Rechteinhaber zu informieren oder gar auch nur mit einem halben Cent zu honorieren; und auf YouTube gibt es die Aufzeichnung einer (übrigens hervorragenden!) öffentlichen Lesung in einem Bremer Theater (der Name is mir grad entfallen und ich bin zu faul, um nachzusehen.)zu bestaunen. Auch die wurde ohne jede Genehmigung meinerseits abgehalten und produziert. So gesehen, passt Herrn Schreivogels jetzige Tätigkeit für "Porto Partyschreck" irgendwie richtig gut, find ich.
#2 Harantor 2013-06-17 16:04
@martin baresch: In der Regel umfassen Verlagsverträge den Passus, dass der Verlag auch die Verwertung von Audiorechten etc. bekommt und der Vertrag zu einem Hörbuch in diesem Fall dann zwischen Print- und Audioverlag ausgehandelt wird und der Audioverlag dann die Lizenzen nicht an den Autor, sondern Buchverlag abführt. Dort werden dann diese Einnahmen (in der Regel nach dem Schlüssel 50:50) zwischen Buchverlag und Autor aufgeteilt. In einem solchen Fall informiert in der Regel auch der Buchverlag 'seine' Autoren über die Auswertung der Audiorechte. Der Autor (sprich Urheber der Geschichte) ist in diesem Fall nicht der Vertragspartner des Audioverlages, da der Autor die Verwertungsrechte gegen eine Beteiligung an den Lizenzen an den Buchverlag abgetreten hat.

Solche Verträge habe ich als Autor schon unterzeichnet. Daher würde ich mir nocheinmal den Buchvertrag ansehen und den entsprechenden Passus über die weiteren Verwertungsrechte heraussuchen.

Da ich aber die Verträge des Blitz Verlages nicht kenne, ist das vorerst ein - wie man so schön neudeutsch sagt - 'educated guess'. Doch die Erfahrung sagt mir, lesen Sie Ihren Buchvertrag.
#3 Screambird 2013-06-18 13:13
Mit Bedauern habe ich den Kommentar von Martin Baresch zur Kenntnis genommen. Tatsächlich ist unser Vertragspartner für das Hörbuch "Holmes und der Kannibale" (das bis jetzt nur als Download veröffentlicht wurde) der Blitz-Verlag, der der Lesung am 25.05.2012 im Bremer Kriminal Theater zugestimmt hat und über die Aufzeichnung informiert worden ist. Der Clip, bei dem es sich um einen ca. 6-minütigen Ausschnitt handelt, wird nicht kommerziell genutzt. Alle Verkäufe des Hörbuchs haben wir bzw. der SDK Media Verlag ordnungsgemäß abgerechnet. Es wäre gut, wenn sich Herr Baresch direkt mit mir in Verbindung setzen würde, um die Situation zu klären.

Sven Schreivogel
Nocturna Entertainment e.K.

Zum Youtube-Clip (der entfernt wird) und am 09.06.2012 veröffentlicht wurde, haben wir folgenden Copyrighthinweis angebracht:
Martin Heckmann liest: "Sherlock Holmes erinnert sich nicht" (nach einer Erzählung von Martin Baresch). Eine Aufzeichnung aus dem Bremer Kriminal Theater vom 25.05.2012. Musikalische Begleitung: Johannes Sauer. Videoclip-Produktion: Nocturna Entertainment e.K. in Zusammenarbeit mit Woodcutter Filmstudios.
www.nocturna-entertainment.de
www.woodcutterfilmstudios.de
Das Buch "Holmes und der Kannibale", herausgegeben von Roman Sander, ist erschienen im Blitz-Verlag, Windeck (ISBN 978-3-89840-212-5). In diesem Band ist auch die Erzählung "Das späte Geständnis im Mordfall Mary Watson" von Martin Baresch enthalten, die der Live-Lesung zugrunde liegt.
#4 martin baresch 2013-06-18 14:43
Herzlichen Dank an Harantor und Screambird für die eingestellten Kommentare. @ Harantor: Bzgl. der genannten Holmes-Erzählung habe ich meinem damaligen "Agenten" - sehr bewusst - lediglich eine einmalige Print-Abdruckgenehmigung in der von ihm höchstselbst unter seinem Pseudonym "Roman Sander" herausgegebenen Anthologie "Holmes & der Kannibale" bei Blitz gestattet.- Als ich letztes Jahr von Freunden darüber informiert wurde, dass via Jokers u.a. auch ein "Holmes-Hörbuch" mit meiner Erzählung angeboten wird, hieß es auf meine Nachfrage bei Herrn Sander, dass da nix mit verdient und schon gar nichts abgerechnet worden sei. Und zwar weder von Nocturna Entertainment gegenüber dem Blitz Verlag, noch von Blitz dann an Herrn Sander.
@ Screambird: Das Angebot, sich direkt über diese Angelegenheit auszutauschen und zu verständigen, nehme ich gerne an; ich werde mich in den nächsten Tagen mal melden. - Der 6.45minütige YouTube-Clip der Lesung im Bremer Krimi-Theater, soviel sag ich jetzt einfach schon mal hier und jetzt, muss nicht entfernt werden. Der Vortragende ist sehr, sehr gut. Und, wie gesagt, ich hab ein Herz für kleine Labels - wenn sie denn fair arbeiten.
#5 Jörg Kaegelmann 2013-06-19 10:03
Meinen Kommentar hatte ich als Nr. 4 eingesetzt, da war der Kommentar von Martin noch nicht zu lesen. Sehr seltsam. Und da steht drin, dass von die Anthologie jetzt ein Hörbuch bei JOKERS aufgetaucht sein soll, das ist noch seltsamer. BLITZ hat von NOCTURNE noch nicht mal ein Beleg bekommen, Dann müssen wir der Sache mal auf den Grund gehen. Der ungereimten Dinge mit NOCTURNE nehmen scheinbar nie ein Ende.
#6 Jörg Kaegelmann 2013-06-27 12:51
Hups, und jetzt ist mein vorheriger Kommentar weg?
#7 Harantor 2013-06-27 23:04
Wo dein Kommentar hin ist, weiß ich nicht. Er ist nicht mehr da. Aber bevor Du hier über seltsame Dinge sprichst, solltest Du Dich vielleicht mit Nocturna (nicht Nocturne) ins Benehmen setzen ... Das erscheint mir klüger
#8 Jörg Kaegelmann 2013-06-30 10:27
Ja, Harantor, so klug sind wir. Mit Nocturna wurde Verbindung aufgenommen. Da sollte gestern noch eine klärende Antwort kommen. Es wird gewartet.
Mit Martin Baresch wurde sich ebenfalls in Verbindung gesetzt. Auch hier wird gewartet.
Nocturna legt jedenfalls Wert darauf, zu betonen, dass diese CD mit der Erzählung von Martin Baresch nie erschienen ist. Jetzt warte ich mal auf Belege oder Fotos.
Kann man vorherigen Kommentar wieder einsetzen?

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