Der Dänenprinz als Firmenchef - Hamlet – The Denmark Corporation
Der Dänenprinz als Firmenchef
Hamlet – The Denmark Corporation
Um die Millenniumswende war Shakespeare wieder sehr hipp unter den Filmproduzenten, die nach Baz Luhrmanns Sensationserfolg „Romeo + Julia“ mit Leonardo Di Caprio und Claire Danes gleich dutzendweise versuchten, die gereimten Verse der Vorlagen mit coolen Bildern und angesagten Schauspielern insbesondere dem Teeniepublikum schmackhaft zu machen. „10 Dinge, die ich an dir hasse“ verlagerte „Der Widerspenstigen Zähmung“ mit Julia Stiles und Heath Ledger ins High-School-Milieu, „O – Vertrauen, Verführung, Verrat“ siedelte „Othello“ unter Basketballspielern an, auch hier stand Julia Stiles vor der Kamera, gemeinsam mit Josh Hartnett. Auch in „Hamlet – The Denmark Corporation“ war Julia Stiles die jugendliche weibliche Hauptdarstellerin, die zusammen mit Ethan Hawke mithalf, das klassische Königsdrama um die Ermordung des dänischen Staatsoberhauptes im Setting der New Yorker Medienwelt auf spannende Weise in unsere Zeit zu übertragen. Dass der Film mittlerweile auch schon wieder 18 Jahre auf dem Buckel hat, merkt man an den technischen Spielereien, die er in die Handlung integriert, und die heute kaum mehr zeitgemäß sind. Denn wer kann heute noch etwas mit Faxgeräten, Videocassetten oder Anrufbeantwortern anfangen? Nichtsdestotrotz ist Michael Almereydas Neuverfilmung von „Hamlet“ eine interessante Angelegenheit, die dem Stoff neue Aspekte abzuringen versteht.
Der Vorstandsvorsitzende der Denmark Corporation ist gestorben. Sein Sohn Hamlet (Ethan Hawke) hegt den Verdacht, dass sein Onkel Claudius (Kyle MacLachlan) irgendwie in diese Vorkommnisse verstrickt ist. Denn schon wenige Wochen nach dem Tod des Firmenchefs heiratet er dessen nicht allzu sehr trauernde Witwe Gertrud (Diane Venora), seine ehemalige Schwägerin. Hamlet ist mit Ophelia (Julia Stiles) liiert, die sich in letzter Zeit aber spröde gibt, zumal ihr Vater Polonius (Bill Murray) und ihr Bruder Laertes (Liev Schreiber) von ihrer Bindung zu Hamlet nicht allzu viel halten. Als Hamlets bestem Freund Horatio (Karl Geary) eines nachts der Geist von Hamlets Vater (Sam Shepard) erscheint, horcht der Juniorchef der Firma auf. Auch ihm begegnet der umherwandelnde Geist, der Hamlets Verdacht erhärtet, dass der Tycoon keineswegs eines natürlichen Todes starb und Hamlets Mutter und ihr neuer Mann dabei ihre Finger im Spiel hatten.
Michael Almereyda hält größtenteils an den Originaldialogen William Shakespeares fest, weswegen es ein wenig dauert, bis man sich auf die altertümlichen Reime eingelassen und diese in Korrelation mit dem modernen Setting der Hochglanzmedienwelt gebracht hat. Aber dann entfaltet das Königsdrama seine volle Wucht und zieht einen schnell in seinen zeitlosen Bann. Der Filmemacher hat sich große Mühe gegeben, die Eifersuchtsgeschichte und das Mordkomplott in die Entstehungszeit seines Films zu betten, lässt Hamlet einen Videoclip aus historischen Filmschnipseln zusammenstellen, anstatt dem neuen Firmenchef ein enthüllendes Theaterstück vorzuführen. Das ergibt insgesamt eine runde Sache, bei der nicht zuletzt auch die glänzend besetzten Filmstars schnell vergessen lassen, dass die Vorlage bereits 400 Jahre alt ist. Die BluRay-Erstveröffentlichung des Films aus dem Jahr 2000 ist technisch ganz angemessen ausgefallen. Das Bild (im Widescreen-Format 1,85:1) ist sehr detailreich und überzeugend, weist aber gelegentlich auch noch Filmkorn und leichte Verunreinigungen auf. Der Ton (Deutsch und Englisch im DTS HD Master Audio 5.1, optional mit deutschen Untertiteln) hingegen kann voll und ganz überzeugen. Als Extras gibt es lediglich zeitgenössische Interviews mit den Hauptdarstellern Ethan Hawke (11 Minuten) und Kyle MacLachlan (12 Minuten) sowie den deutschen Kinotrailer zum Film.