Die Mutter der Nation - Gertrud Stranitzki/Ida Rogalski-Box
Die Mutter der Nation
Gertrud Stranitzki/Ida Rogalski-Box
Maßgeblichen Anteil daran hatten die Adaptionen des Bühnenstücks „Das Fenster zum Flur“ von Curth Flatow und Horst Pillau, das zunächst 1960 von Erik Ode fürs Fernsehen und 1962 als „Ihr schönster Tag“ von Paul Verhoeven noch einmal fürs Kino verfilmt wurden, sowie Meysels wiederkehrende Rolle als Käthe Scholz in der losen Fernsehreihe um „Die Unverbesserlichen“. Curth Flatow erkannte schnell das Potenzial der Meysel und schuf mit ihrer Serienrolle in „Gertrud Stranitzki“ eine weitere selbstbewusste, nicht auf den Mund gefallene Frauenfigur im Œuvre der Schauspielerin. Auf drei kleine Staffeln mit jeweils um die vier Folgen brachte es die Reihe um eine clevere Berliner Schneiderin, und ein Jahr nach Ausstrahlung der 13. und letzten Episode setzte Flatow die Serie indirekt mit dem Ableger „Ida Rogalski“ fort, in der Inge Meysel die Schwester der Stranitzki (und diese selbst in einigen kleinen Gastauftritten) spielte, die im Gegensatz zu der Schneiderin nicht kinderlos geblieben war, sondern eine verwitwete „Mutter von fünf Söhnen“ ist, die auch mit ihren erwachsenen Sprösslingen noch jede Menge Probleme hat.
Die Reihe um „Gertrud Stranitzki“ (Inge Meysel) flimmerte als Schwarz-Weiß-Serie ab Januar 1966 über die bundesdeutschen Bildschirme. Die Schneiderin hat sich selbständig gemacht, als ihr Ehemann Albert (Peter Dornseif) noch in Kriegsgefangenschaft war. Nun betreibt sie ein gut gehendes Schneideratelier, hat mit der Sommer (Katharina Treller), der Benthin (Inge Sievers), Hannelore (Renate Pichler) und der Tiede (Urte Clasing) vier Angestellte, zu denen nun auch noch die junge Karin (Marita Bürger) hinzustößt, die in ihrem noch kurzen Leben schon allerhand mitgemacht hat. Das Team beliefert den erfolgreichen Modedesigner Weniger (Raymond Joob) wöchentlich mit Kleidern, was ständig für Stress sorgt, weswegen Gertrud oftmals die Nacht zum Tag macht und auch nach Geschäftsschluss noch alleine im Atelier weiterarbeitet. Trotzdem kümmert sie sich wie eine Mutter auch um die privaten Belange ihrer Angestellten und weiß immer wieder Rat, wenn alle anderen am Verzweifeln sind.
Auch „Ida Rogalski“ (Inge Meysel) hat ein Ohr für die Sorgen und Ängste ihrer Lieben. Als Mutter von fünf erwachsenen Söhnen müsste sie eigentlich aus dem gröbsten schon heraus sein, aber Werner (Rolf Schimpf) möchte nicht länger nur die Aushilfe seiner Mutter sein, die Inhaberin eines Ledergeschäfts ist, Stefan (Walter Ambrock) betreibt eine Tankstelle und vernachlässigt darüber seine eigene Familie, Thomas (Andreas Mannkopff) scheint in Liebesangelegenheiten immer wieder an die Falsche zu geraten, Michael (Claus Ringer) hat gerade geheiratet und wird nun bald Vater, und Dieter (Jochen Schmidt) scheint als Einziger sowohl privat als auch beruflich erfolgreich zu sein. Bei all der Fürsorge für ihre Sprösslinge vernachlässigt Ida mitunter sich selbst und achtet genauso wenig wie ihre Schwester Gertrud auf die eigene Gesundheit.
Beide Serien entstammen der Feder von Erfolgsautor Curth Flatow, der seine Dialoge wieder mit viel Witz und Charme bestückt hat. Ein wenig in die Jahre gekommen sind die Schwarz-Weiß-Serien indes schon, gelegentlich wirkt alles etwas bieder-brav und der Ausgang der einzelnen Geschichten bietet keine allzu großen Überraschungen. Nichtsdestotrotz wurden beide Reihen von Georg Tressler („Die Halbstarken“) respektive Tom Toelle („Das Millionenspiel“) punktgenau inszeniert und weisen kaum Längen auf. Besonders gewitzt ist die „Stranitzki“-Folge „Die Rolle ihres Lebens“, in der die Schneiderin zum Filmstar wird und die Gesetzmäßigkeiten der Branche mit einem Augenzwinkern auf die Schippe genommen werden. In technischer Hinsicht gehen die DVDs, eine Wiederveröffentlichung unter dem Label „Pidax-Serienklassiker“, soweit in Ordnung. Das Bild (im Vollbildformat 4:3) ist gut restauriert und ohne Beeinträchtigungen, der Ton (Dolby Digital 2.0 Mono) indes leicht übersteuert und deswegen nicht immer ganz klar zu verstehen. Bonusmaterial ist keines vorhanden.