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Das gebrochene Schweigen - »Gelobt sei Gott«

Gelobt sei GottDas gebrochene Schweigen
»Gelobt sei Gott«

In den vergangenen Jahren waren die Missbrauchsvorwürfe gegen Mitglieder der katholischen Kirche in den Medien überaus präsent. Aus den unterschiedlichsten Ländern wurden Anklagen gegen eine Vielzahl von Würdenträgern, Priestern und Kirchenvertretern laut, die nicht nur auf ein systemimmanentes Problem schlussfolgern ließen, sondern auch offensichtlich machten, dass man es hier mit einer ausgeklügelten Vertuschungs- und Verdrängungsstrategie innerhalb der Kirchenhierarchien zu tun hat.

Gelobt sei GottIn den USA wurde das ganze Ausmaß pädophiler Vergehen in kirchlichen Ämtern durch die Recherchen der Reporter des „Boston Globe“ offensichtlich, die schließlich durch ihre Enthüllungen weltweit für Aufsehen sorgten. Im Jahr 2015 drehte Regisseur Tom McCarthy darüber den spannenden, investigativen Journalistenfilm „Spotlight“. Thematisch sehr ähnlich gelagert ist nun François Ozons neuer Film „Gelobt sei Gott“, der sich ebenfalls mit tatsächlichen Ereignissen beschäftigt, diese jedoch weitgehend in eine fiktionalisierte Handlung verpackt, nicht zuletzt, um das Leben der Opfer und ihrer Familien zu schützen.

Ohne Umschweife kommt der Film bereits in den ersten Minuten auf den Punkt. Es geht um die Tatsache, dass Alexandre Guérin (Melvil Poupaud) als Kind im Pfadfinderlager wiederholt von einem Pfarrer sexuell missbraucht wurde. Dreißig Jahre sind seitdem vergangen, Alexandre ist verheiratet und Vater von fünf Kindern, die er nach den Prinzipien des katholischen Glaubens erzieht. Unter den Vorfällen in seiner Kindheit leidet er trotzdem nach wie vor, weswegen er Kontakt mit der Diözese aufnimmt, um sich mit seinem Peiniger von einst, Pater Preynat (Bernard Verley), und dem amtierenden Kardinal von Lyon, Barbarin (François Marthouret), über die Ereignisse auszusprechen. Daraus entwickelt sich schließlich ein medienwirksamer Fall, da sich u.a. in François Debord (Denis Ménochet) und Emmanuel Thomassin (Swann Arlaud) weitere Missbrauchsopfer von Preynat finden, denen an einer Strafanklage gelegen ist.

Gelobt sei GottFrançois Ozon hat der Nacherzählung der im Jahr 2014 in Gang gesetzten Ermittlungen (die aktuell noch immer nicht abgeschlossen sind) zwar eine stattliche Länge von 137 Minuten gegönnt, aber dennoch äußerst effektiv und straff inszeniert. Den anfänglichen Emailverkehr zwischen Alexandre und den Kirchenvertretern lässt er von den Schauspielern aus dem Off verlesen, während er die Handlung parallel dazu visuell weiter vorantreibt. Im Laufe des Films kommt es zu immer mehr Interaktionen mit anderen Betroffenen, deren persönliches Schicksal und ihre Probleme mit ihren Familien und sich selbst auf erstaunlich differenzierte Weise geschildert werden. Die Tatsache, dass der Peiniger die Anschuldigungen zu keinem Zeitpunkt leugnet, wirft ein zunehmend schlechtes Licht auf die Strukturen der institutionalisierten Kirche – und dennoch spricht Ozon seinen Figuren ihren Glauben an Gott niemals ab.

Gelobt sei GottDie DVD-Erstveröffentlichung des Films, der bei seiner Premiere auf der Berlinale 2019 mit dem Silbernen Bären (Großer Preis der Jury) ausgezeichnet wurde, weist ein ganz gutes Bild (im Widescreen-Format 1,85:1) auf.

Der Ton (Deutsch und Französisch, jeweils wahlweise in Dolby Digital 5.1 oder 2.0, optional mit deutschen Untertiteln) ist nicht zu beanstanden und für das Medium überzeugend ausgefallen.

Die Extras bestehen aus Interviews mit François Ozon (7 Minuten) und Hauptdarsteller Melvil Poupaud (5 Minuten; jeweils mit eingesprochener deutscher Off-Übersetzung), zehn geschnittenen Szenen (zusammen 7 Minuten, komischerweise nur mit englischen Untertiteln) und die Features „Licht- und Kostümproben“ (4 Minuten) sowie „Musikaufnahmen im Studio“ (4 Minuten).

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