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Bayerische Kommunalangelegenheiten - »Der Bürgermeister«

Der BürgermeisterBayerische Kommunalangelegenheiten
»Der Bürgermeister«

Am 12. Februar 2022 wäre Gustl Bayrhammer 100 Jahre alt geworden. Leider ist der beleibte und beliebte bayerische Volksschauspieler allerdings bereits im April 1993 mit nur 71 Jahren an einem Herzinfarkt gestorben. Seine Paraderolle war fraglos die des Schreinermeisters Eder in „Meister Eder und sein Pumuckl“. Doch schon einige Jahre zuvor übernahm Bayrhammer auch die Titelrolle in der Serie „Der Bürgermeister“, die nun erstmals auf DVD zu haben ist.

Der BürgermeisterFür Gustl Bayrhammer war dies 1979 keineswegs ein Novum, denn in seiner Karriere hatte er zuvor schon so manches Mal einen gewählten Ortsvorsteher gespielt. Beispielsweise in der Ludwig-Thoma-Adaption „Magdalena“ aus dem Jahr 1966, einem seiner frühesten Auftritte vor einer Fernsehkamera. Auch in einer Serienepisodenrolle in „Königlich Bayerisches Amtsgericht“, im Mitschnitt des Klassikers „Die drei Dorfheiligen“ aus dem Komödienstadel aus dem Jahr 1973 oder im Fernsehfilm „Die Münze“ von 1979 durfte Bayrhammer ebenfalls schon einen Bürgermeister verkörpern. So verwundert es kaum, dass sich Regisseur Stefan Rinser ebenfalls 1979 dazu entschied, Bayrhammer in der dreizehnteiligen Vorabendserie „Der Bürgermeister“ für das ZDF in der Hauptrolle zu besetzen. An seiner Seite agiert auch hier einmal mehr das Who’s Who der bayerischen Schauspiellegenden jener Zeit. In den jeweils knapp 25minütigen Folgen gelingt es darüber hinaus sehr gut, Aspekte der Kommunalverwaltung mit Herz und Verstand aufzugreifen und auf liebenswert-unterhaltsame Weise dem Publikum vertraut zu machen.

Der BürgermeisterEigentlich ist Leo Moosholzer (Gustl Bayrhammer) mit seinem Betrieb für landwirtschaftliche Nutzfahrzeuge und als Ölgroßhändler voll und ganz ausgelastet. Als aber der Bürgermeister des bayerischen Städtchens Brunnberg mitten in seiner Amtsperiode überraschend verstirbt, muss so schnell wie möglich ein Nachfolger gefunden werden. Da Moosholzer in der Vergangenheit bereits als Kommunalpolitiker aktiv gewesen war, wird er von seinem Freund und Unternehmerkollegen Ernst Huber (Toni Berger) als Bürgermeisterkandidat vorgeschlagen. Moosholzer geht für die freie Wählergemeinschaft ins Rennen und trägt den Sieg gegen Dr. Katzmeier (Gerhart Lippert) von der Konkurrenzpartei davon. Das bedeutet, dass sich Moosholzers Frau Anni (Katharina de Bruyn) und sein Sohn Alfons (Hans Kraus) nun noch mehr als zuvor um den eigenen Betrieb kümmern müssen, da Vater Leo als Bürgermeister in die großen und kleinen Probleme seiner Kommune eingespannt wird. Als bodenständiger und unbestechlicher Politiker bemüht er sich nämlich mit ordentlichem Engagement, jedem seiner Schäflein zu seinem Recht zu verhelfen. Dabei geht es immer wieder um heikle und seinerzeit fast schon visionäre Themen wie Umweltschutz, alternative Energien, Korruptionsvorwürfe oder die Gebietsreform, die den Zusammenschluss mehrerer kleinerer Gemeinden zur Folge hat.

Der BürgermeisterStefan Rinser hat die dreizehn Episoden, die von fünf verschiedenen Autoren geschrieben wurden (am häufigsten vom Autorenduo Hans Georg Thiemt und Hans Dieter Schreeb, die sich rund die Hälfte der Folgen ausdachten), durchweg unterhaltsam, abwechslungsreich und kurzweilig in Szene gesetzt. Ein inszenatorisches Stilelement besteht darin, dass zwischendurch immer mal wieder Charaktere direkt in die Kamera sprechen und das soeben Gesehene für die Zuschauer noch einmal kommentieren, wodurch etwas Semi-Dokumentarisches entsteht, das ebenfalls zur Glaubwürdigkeit beiträgt. „Energie und Geschmack“ ist insgesamt sicherlich die gelungenste Folge, weil sie sich mit einem Hausbauer befasst, der auf seinem Dach Solarpanele zur Nutzung der Sonnenenergie installieren möchte, dabei aber auf Ablehnung im Landratsamt stößt, da der entsprechende Beamte auf seinen Paragrafen reitet und durch den Antrag die Umgebung verschandelt sieht. Diese und ähnliche weitsichtige Themen machen die Serie auch heute noch modern und interessant, obgleich sie im Dialog und in der Charakterzeichnung auch gerne den bayerischen Traditionen verhaftet ist und ganz bewusst Lokalkolorit verströmt. Die DVD-Erstveröffentlichung bei Pidax, die die dreizehn Folgen (Gesamtlaufzeit 319 Minuten) auf zwei DVDs verteilt, bietet ein ganz passables, wenngleich nicht sonderlich scharfes Bild (im Vollbildformat 1,33:1) und einen stets gut verständlichen deutschen Originalton (in Dolby Digital 2.0 Mono). Bonusmaterial ist nicht mit aufgespielt.


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