Kurt Luif-Biografie - Aus der Sicht eines ewigen Dämonenkiller-Freaks (und Kurts größter Nervensäge)
Aus der Sicht eines ewigen Dämonenkiller-Freaks
(und Kurts größter Nervensäge)
Im Mai 1977 wurde Kurt Luif 35 Jahre alt. Nach 10 Jahren Autorendasein hatte er es geschafft. Er hatte mit seinen Dämonenkiller-Arbeiten seinen vorläufigen schriftstellerischen Höhepunkt erreicht und freute sich schon auf die Zweitauflage, die geplant war, als die BPS eine radikale (in meinen Augen) Entscheidung fällte. Sie indizierte vier DK-Romane (7, 104, 115 und 121) und warf den Autoren Kurt Luif aus dem schriftstellerischen Gleichgewicht.
Nachdem im Mai 1977 die Dämonenkiller-Erstauflage eingestellt worden war, wollte ich im Juni 1977 darüber Näheres wissen. Ich erinnerte mich daran, dass Kurt 1976 in Wien, so etwas Ähnliches wie: "Wenn ihr noch Fragen habt, könnt ihr Euch gern melden." gesagt hatte (Er meinte sicherlich in Form von Leserbriefen). Ich aber fuhr nach Wien um aus erster Hand zu erfahren, warum und weshalb meine Lieblingsserie nicht mehr erschien.
Mein erster und größter Fehler war, dass ich Autoren als ganz gewöhnliche Sterbliche (was sie natürlich auch sind) ansah, sie sich aber (zum Teil) als Freigeister ansehen und sich nicht an einen normalen Tagesablauf halten. Was ich nun anstellte: Ich wagte es um 8.00 Uhr morgens bei Kurt Luif anzurufen. Ich warf ihn aus dem Bett. Brummig und kurzangebunden bat er: " "
Ich begriff, dass mein früher Anruf kein guter Einfall war. (Später hat mir Kurt erzählt, dass er erst sehr früh ins Bett gekommen war. Den Grund weiß ich nach dreißig Jahren nicht mehr. Ist auch total egal.)
Mein zweiter Anruf erfolgte erst nach 13.00 Uhr. Erst erkannte er mich nicht, aber als ich ihn an den SFCD-Con vor einem Jahr erinnerte, begriff er: der nervige DK-Fan aus Bremen.
Er lud mich in seine damalige Wohnung, in der Schönbrunner Straße, ein. Zu damaliger Zeit waren mir natürlich die Romane des Zamis-Zyklus (DK 31 - 34) bekannt. Mit Staunen mußte ich erkennen, das Kurt das Gebäude, in dem seine Wohnung im ersten Stock lag, zur Vorlage von Skarabäus Toths Rechtsanwaltspraxis gemacht hatte. Ich stieg wie Georg Zamis das Stiegenhaus zum ersten Stock und betrat nicht die Kanzlei des Schiedsrichters der Schwarzen Familie, sondern die geräumige Wohnung von Kurt Luif.
Wie beruhigt man eine Nervensäge, man gibt ihr Material zum Lesen. Ich bekam das Manuskript der Dämonenkiller-Nummer 145 und den Anfang der Nummer 150. Zusätzlich noch die Dämonenkiller-Exposes 144 - 155. Und als Krönung das Manuskript von Dämonenkiller-Taschenbuch Nr. 31, das erst einen Monat später erschien. Ich war happy, dass mir Kurt erlaubte, mir davon Kopien zu machen. Wir unterhielten uns noch ein wenig und ich versprach in zwei Tagen, die Originale zurückzugegeben. Schon bei Kurt hatte ich in den Texten gestöbert und Kurt schmunzelte über den DK-Fan. Er erzählte mir auch von der neuen geplanten Nachfolgeserie Hexenhammer für den Dämonenkiller. Sanft drängte mich Kurt zum Gehen, er mußte noch zum Tarockspielen. Mir war die Beendigung des Besuches recht. Endlich konnte ich die Dämonenkiller-Texte ungestört lesen.
Die Pabel-Verlag-Entscheidung eine neue Serie (Hexenhammer) zu konzipieren gefiel ihm nicht besonders. Er schrieb zwar am Anfang mit (Band 3, 5, 7) aber dann verließ ihn die Lust. Die Thematik um Derek Hammer und seine Banshee Freundin Vesta lag ihm nicht.
Erfreut war er 1979, als die Idee zu neuen Coco Zamis-Jugendabenteuern in der Dämonenkiller-Taschenbuch-Reihe umgesetzt wurde. Das war seine Welt und mit Freude las ich seine (und Ernst Vlceks) Coco-Zamis-Romane.
Mein nächster Wien-Besuch fand 1979 stand. Der Kontakt zu Kurt Luif war mittels Telefon erhalten geblieben.
Ich war von ihm über die geplanten Coco Zamis-Jugendabenteuer informiert worden, und hatte das Glück wieder noch nicht veröffentlichte Manuskripte lesen zu können.
Es war für mich als Fan herrlich so einen direkten Draht zu einem Dämonenkiller-Autor zu haben.
Leider fiel 1979 dieses Konzept einer Sparmaßnahme zum Opfer und Kurt bekam bei der Serie Mythor eine neue Aufgabe. Er durfte eine mehrteilige Artikelserie für die Leserseite verfassen. Seine beiden Mythor-Romane (Nr. 28 und 35) waren für ihn eine Quälerei gewesen, denn der Mythor-Redakteur Schelwokat, nervte Kurt mit seinen Verbesserungsanrufen und -schreiben. Kurt warf das Handtuch und verließ das Mythor-Autorenteam.
Auch nachdem das Coco Zamis-Konzept in der Dämonenkiller-Taschenbuch-Reihe beendet worden war, hielt ich den Kontakt zu Kurt Luif aufrecht und bei meinen Wien Aufenthalten, trafen wir uns und klönten über alles mögliche (natürlich tauchte die DK-Thematik auf), das gefiel Kurt, denn viele Fans hatten sich nach der Einstellung der Erstauflage, dem Misserfolg der Nachfolgeserie "Hexenhammer", dem Ende der DK-Taschenbuchreihe zurückgezogen. Sie bekamen nicht mit, wie es einem Autor ging, dem nacheinander sämtliche Felle wegschwammen und der trotzdem nicht aufgab. Dieser Blick hinter den Kulissen war wichtig für mich, denn so bekam ich Hintergrundwissen.
In der Zwischenzeit hatte ich Jürgen Grasmück kennengelernt und war als Archivar usw. bei Dan Shocker beschäftigt. Als es im Magier-Autorenteam einen Engpass gab (ein Autor war kurzfristig ausgefallen) machte ich Jürgen den Vorschlag, mal bei Kurt Luif (ich wusste ja von seiner mangelnden Auslastung) anzufragen. Kurt sagte zu und gehörte damit zum Magier-Team. Seine vier Magier-Romane (Nr. 18, 23, 24 und 30) waren für ihn Fingerübungen, um sich wieder mit dem Thema Gruselroman zu beschäftigen. Zwei Magier-Romane hatten fast die alte Davenport-Qualität (23 und 24) erreicht.
Als im April 1983 die Dämonenkiller-Neuauflage startete und die Nummer 7 "Amoklauf" ausgelassen wurde, war das Fangeschrei groß. Also kam man im Verlag auf die Idee eines Einschubbandes. Man suchte die passende Lücke und ich brachte das Ende des Zamis-Zyklus Band 34 und Band 35 ins Gespräch, denn im Nummer 35 stand etwas von vier Wochen seit den Geschehnissen in Wien und was war eigentlich aus Coco Zamis Lehrerin Sandra Thornton geworden. Diese Infos hatte ich Kurt gegeben, der gab sie weiter an Ernst Vlcek und schon entstand das Expose für die Nummer 34 "Der schwarze Hengst".
Wieder einmal war die Zeit meines Wien-Besuches top gewählt. Kurt hat ca. 80% des Manuskriptes fertig, als es in meine Hände fiel. Mein Kommentar "ab Seite 66 weiß ich, wer der Verbündete von Sandra ist" gefiel ihm so wenig, dass er die Seiten ab Seite 66 neu schrieb. Der fertige Roman gefiel mir gut. Schön wenn man als Fan bei der Entstehung eines Romans dabei ist und helfen kann.
In den nächsten zwei Jahren geschah eigentlich nichts besonders, bis die Pabel-Verlagsleitung 1985 auf die hirnverbrannte Idee kam ´No Expose. Mehr Autorenfreiheiten´ einzuführen, und das Dämonenkiller-Expose-Konzept mit Band 130 zu beenden und dem neuen Autorenteam (bestehend aus dem ehemaligen Mythor-Autorenteam Giesa, Haensel, Kneifel und Ritter) vollkommen freie Hand in ihrer Gestaltung ihrer DK-Romane zu geben. Die beiden Stammväter Vlcek und Luif sollten die alten DK-Stränge entwirren und zu Ende bringen. Vlcek brachte den Baphomet-Zyklus in Kurzversion und Kurt durfte (nachzulesen auf den DK-LKS) den Start für die neue DK-Handlungsebene legen.
So gab es eine zweite DK-Handlungsebene, die Kurt Luif nicht so gefiel, denn er bekam den Frust der Dämonenkiller-Leser zu spüren, da er ab DK Nr. 145 die LK-Seiten von Ernst Vlcek geerbt hatte. Meinen bitterbösen Leserbrief mit den Kritiken an Dämonenkiller-Romanen Nummern 131 - 140, brachte Kurt auf den DK-Leserkontakt-Seiten der Romane 155 und 156 (vor allem Hannes Kneifel bekam sein Fett ab wegen seiner Romane 137 und 140). Mein zweiter Brief in Bezug auf Nr. 141 - 150 wurde nicht veröffentlicht, aber er wurde in der Redaktion (Frau Haitz + Herr Müller-Reymann) mit Wohlwollen gelesen und Kneifel bekam eine Auszeit verordnet.
Es sollten wieder Exposes für den Dämonenkiller angefertigt werden. Ende 1985 entwarf ich das Konzept für den Munate-Zyklus und Werner K. Giesa machte es verlagskonform. Im Pabel-Verlag erinnerte man sich an Walter Appel alias Earl Warren. Giesa und Appel sollten das neue Expose-Team sein, und Kurt Luifs Job war der eines Oberaufsehers. Ohne sein letztes Wort sollte kein Zyklus mehr erscheinen.
Im Mai 1986 berichtete ich Kurt in Wien im Auftrag von Werner K. Giesa und Walter Appel von den Expose-Besprechungen, die die beiden in meiner Anwesenheit (lebendiges Dämonenkiller-Lexikon) geführt hatten. Kurt konnte nicht ahnen, dass dies die letzten positiven Nachrichten in Sachen Dämonenkiller waren, die er für Jahre hörte.
Durch den Unfalltod des Chefredakteurs Müller-Reymann kam es zu einer Krisensitzung im Pabel-Verlag und die Verlagsleitung entschied sämtliche Serien mit roten Zahlen einzustellen. Fünf Serien erwischte es, nämlich Dämonenkiller (Verkaufszahlen lagen nur bis Band 160 vor - also hausgemachte Verkaufskatastrophe), Macabros, Ron Kelly, John Gray und Western King.
Als im August 1986 mit Band 175 die zweite Ausgabe des Dämonenkillers vom Markt verschwand, hörte eigentlich auch die schriftstellerische Karriere von Kurt Luif auf.
Vielleicht sollte man erwähnen, dass Kurt ab 1991 (bis 2002) für den SPORT schrieb, das war so wie die deutsche SPORT-WELT, das war nicht nur eine Programm-Zeitung, Kurt schrieb da über die Galopprennen aus der ganzen Welt. Für diesen Halbtagsjob bekam er ordentliches Gehalt. Hinzu kamen Provisionen für die Perry Rhodan-Vermittlung nach Japan. Möglicherweise können dadurch einige verstehen, dass Kurt keine Fiktion mehr schreiben konnte, und auch gar nicht mehr wollte.
Es gab noch einen unveröffentlichten Luif-Roman, aber der war nur zu 75% fertig. Eigentlich sollte dieser Roman als Vampir-Horror-Roman 1981 erscheinen, aber durch das plötzliche Serienableben dieser Reihe verschwand das angefangene Manuskript in Kurts Archiv. Beim gemeinsamen Stöbern konnte ich mir das Teil sichern.
Als im Bastei-Verlag die Nachdruck-Reihe "Dämonenland" startete und auch von Kurt Luif Romane unter seinen Pseudonymen Neal Davenport und James R. Burcette erschienen, sprach ich mit dem zuständigen Monster-Mike (Michael Schönenbröcher) und er war interessiert den 3. Teil der Dick-Collins-Trilogie zu bringen. Leider dauerte es einige Zeit, bis er nach Band 1 (DL 28) endlich auch Band 2 (DL 153) brachte. Als sich Kurt an die Beendung von Band 3 machen wollte, kam die Dämonenland-Einstellung.
Seit 1995 gibt es wieder die Dämonenkiller-Serie zu lesen. Sie erscheint unter den Namen Dorian Hunter. Es gibt einerseits neue Abenteuer von Dorian Hunter, Coco Zamis und Co. zu lesen, wo Kurt Luif im Gegensatz zu Ernst Vlcek nicht mitarbeitet und andererseits erscheint eine Klassik-Ausgabe mit den alten Heft-Romanen als Buch-Ausgabe. Hier kann man sämtliche Neal Davenport-Romane der 1. Dämonenkiller-Ausgabe, wenn man nicht die Hefte hat, nochmals lesen.
2007 (als wenn es der Zaubermond-Verleger geahnt hätte) wurde Kurt Luif 65 Jahre alt - und war seit 40 Jahren Autor) erschien nun die komplette Dick-Collins-Trilogie innerhalb der Vampir-Buch-Reihe als Nr. 5 "Der Herr der Untoten".
40 Jahre Autor? Nun der erste Roman erschien 1967 unter dem Pseudonym Claus Hartmann als UTOPIA-Heft Nr. 535 unter dem Titel "Menschheit in Ketten". Dann gab es eine längere Durststrecke bis es 1971 in der Heftsparte weiterging. Es erschienen unter dem Pseudonym Jörg Spielmans zwei Romane in der Zauberkreis-SF-Reihe, mindestens vier Kommissar Wilton-Krimi, drei Heyne-Tb-Anthologien mit Grusel-Thematik.
1972 fing er gleichzeitig bei der Vampir-Horror- und der Fledermaus-Reihe an. Offiziell als Neal Davenport inoffiziell als James R. Burcette. Seine Mitarbeit an der Fledermaus-Serie endet mit dem Start der eigenständigen Dämonenkiller-Serie 1974. Er verfasste insgesamt 8 Fledermaus-Hefte.
Neben den Heftromanen schrieb er unter diversen Pseudonymen Kurzgeschichten für Illustrierte. Lassen wir ihn selbst berichten:
Sicherlich spuken ihm noch Ideen für Romane im Kopf herum, aber bestimmt keine Grusel-Romane mehr. Andere Themen schon. Ich weiß zum Beispiel von einem historischen Roman, aber im Laufe der Zeit mag er auch diese Idee zu den Akten gelegt haben und genießt es einfach sein Leben zu leben.
Er braucht sich und seinen Lesern nichts mehr zu beweisen. Er hat das geschafft, was er sich wünscht.
Naja, ich bin kein Künstler, das wollte und will ich auch nicht sein. Kunst sollen andere schaffen, ich will einfach die Leser unterhalten. Ich komme aus dem SF-Fandom, und meine ersten Stories erschienen in SF-Fanzines. Dann verkaufte ich einige Geschichten und Romane. Mehr oder minder zufällig wurde ich Schriftsteller. Eigentlich wollte ich SF schreiben, doch die damals in Deutschland eingeschlagene Linie sagte mir nicht zu, denn ich verabscheue die Technik und den sogenannten Fortschritt. Ich stieg dann auf Krimis um, schmierte aber auch zuckersüße Liebesgeschichten für Illustrierten. Horror kam erst viel später. (Auszug Hexenhammer-Fanzine-Interview)
Kommentare
Danke für viele gruselige, spannende Stunden mit Dorian und seiner Mannschaft und vor allen für den Mut mit dem DäKi ausgetretene Pfade zu verlassen.
Die Qualität dieser Serie zeigt sich schon alleine daran, dass man sie locker noch heute auf den Markt bringen könnte (was ja auch per Buch getan wurde).