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John Sinclair Revisited: Die 400er - Beginn einer neuen Ära (Teil 9)

John Sincalir revisitedDie 400er
Beginn einer neuen Ära
Teil 9

Dass Jason Dark seinem Helden gern mal einen russischen Kollegen an die Seite stellt und bei der Gelegenheit gleich ein paar Genossen in die Handlung einbaut, die dem Geisterjäger nicht so wohl gesonnen sind, wissen Kenner der Materie spätestens seit dem Roman „Die Werwolf – Elite“. Auch in den 400ern durfte er schon russische Luft schnuppern...

 

Der Werwolf-Jäger Im JOHN SINCLAIR Band 422 „Der Werwolf-Jäger“ hat Sinclair es nicht nur mit dem Titel gebenden russischen Kollegen, sondern auch mit einem ansehnlichen Rudel jener haarigen Silberkugelfänger zu tun, welche sich nach ihrer Rückverwandlung ebenfalls als Russen entpuppen – wenn auch als mausetote. Tatsächlich versucht der Autor sogar an das beliebte Taschenbuch Nr. 11 anzuschließen, was aber – wen wundert es – in mehr als nur einer Hinsicht misslingt. Zwar haben wir es auch hier wieder mit Lupina höchstselbst zu tun, und diesmal lässt sie sich sogar zu einer Unterredung mit ihrem Todfeind herab, jedoch kann allein das Auftauchen dieses Hauptgegners natürlich nicht darüber hinwegtäuschen, dass dieser Roman sich vor allem sprachlich wieder einmal auf unterstem Niveau befindet, wobei die Handlung an sich ausbaufähig gewesen wäre, aber was der Autor daraus gemacht hat ist größtenteils einfach nur lachhaft.  

Vor allem der mit Silberpfeil und Bogen ausgerüstete „Werwolf-Jäger“ präsentiert sich hier als ein Quell unfreiwilliger Komik und das ausnahmsweise einmal nicht mittels der wie üblich haarsträubenden Dialoge, sondern hauptsächlich mittels seiner etwas unkonventionellen Aktionen im Kampf gegen die Werwölfe. Silberpfeile im Kampf gegen Werwölfe einzusetzen, das mag noch als durchaus origineller Einfall durchgehen, bei der Durchführung dieser Methode fällt einem dann allerdings nicht mehr viel ein. Da wird dann etwa auf eine Fensterscheibe geschossen, weil man dahinter einen Feind ausgemacht hat (woran der Pfeil natürlich abprallt), oder es wird auf ein Bild von Lupina geschossen, in der Hoffnung, diese somit ausschalten zu können (was natürlich auch nicht klappt).

Aber auch der Geisterjäger selbst wird in merkwürdige Kampfhandlungen verstrickt. So muss er gleich zu Beginn der Story einen „Testkampf“ gegen einen Werwolf absolvieren…

Rallye des SchreckensTrotz des Auftauchens eines Supergegners muss man also am Ende auch diesen Roman wieder als äußerst grenzwertig in allen Kategorien bezeichnen, obwohl es natürlich auch durchaus noch bessere Beispiele für einen richtig schlechten Sinclair gibt, wie der nachfolgende JOHN SINCLAIR Band 423 „Rallye des Schreckens“ eindrucksvoll unter Beweis stellt.

In diesem Roman treibt ein Götze sein Unwesen, welcher dem Sinclair – Team auf eine doch sehr ungewöhnliche Weise das Leben schwer macht, was allein sicherlich noch kein Anlass für ein ungläubiges Kopfschütteln wäre, bedenkt man, wie gewöhnlich sich die meisten Gegner in ihren Angriffsstrategien verhalten. Dieser Götze jedoch verfügt über einen fahrbaren (und, wie man später feststellt, auch flugtauglichen) Untersatz: Einen Boliden! Ja, richtig gelesen, unser Held muss gegen einen Götzen antreten, der auf Rennautos steht… und was – so mag der aufmerksame Leser sich fragen, macht dieser Götze, wenn er gerade nicht damit fährt? Nun, er „parkt“ seinen Boliden direkt neben seinem Grabmal, wo er dann von Sinclair entdeckt wird, welcher erst mal ganz spontan in den Wagen steigt, ungeachtet der Tatsache, dass er ihn bereits durch die Luft hat fliegen sehen. Nun ja, nennen wird es magische Anziehungskraft, jedenfalls spielt sich von diesem Moment an ein Großteil des Romans über den Wolken ab, wobei dem Geisterjäger allerdings das Gefühl der grenzenlosen Freiheit recht schnell abhanden kommt, droht doch der Götze damit, ihn zu töten, sollte er sich nicht von seinem Kreuz trennen. Dass ein John Sinclair sich von derartigen Drohungen nicht beeindrucken lässt, dürfte klar sein, ebenso wie des Rätsels Lösung: Das Rufen der allmächtigen Formel. Wie diese allerdings bewirken konnte, dass der Held sich plötzlich auf wundersame Weise wieder auf festem Grund und Boden befindet, weiß wohl nicht mal der Autor. Aber immerhin ist mit der berühmten magischen Formel so gut wie alles möglich, wozu sich also mit solch zeitraubenden Dingen wie Logik befassen…

Dennoch ist man als Leser froh, als Sinclair dem Götzen vorerst entkommen ist, denn diese Freiheit bedeutet auch das vorläufige Ende der tiefsinnigen Gespräche, welche Sinclair mit dem Götzen führte. Dieser weiß nämlich auch nicht so recht, was er nun will: Anfangs faselt er noch von einer „zweite Chance“, die er seinem unfreiwilligen Beifahrer geben will, nur um dann wieder sein baldiges Ende zu verkünden, nun ja…

Währenddessen befasst Suko sich mit einem „Grabschläfer“, wobei es sich um einen von dem Götzen besessenen Menschen handelt, der – man vermutet es bereits – auf dessen Grab schläft. Doch obwohl der Chinese bereits weiß, dass es eine Verbindung zu dem fliegenden Boliden geben muss, fällt ihm nichts Besseres ein, als den Grabschläfer zu wecken. Aber das spielt letztlich auch keine große Rolle, da ohnehin nicht wirklich klar wird, ob der Götze nun von dem Menschen oder dem Boliden oder von beiden gleichzeitig Besitz ergriffen hat. Dennoch hat der Held schließlich DIE Idee, wie man den Boliden besiegen könnte: man könnte ihn doch aufs Meer locken… Noch genialer ist allerdings die Idee, denn Wagen kurzerhand mit der Dämonenpeitsche anzugreifen. Und ob man es nun glauben mag oder auch nicht: Es funktioniert - der Wagen verbrennt, der Götze ist vernichtet, der Fall ist gelöst.

Was soll man zu so einem Roman noch sagen – im Grunde ist bereits zu viel dazu gesagt worden, aber wer geglaubt hat, dass es nach den „Tödlichen Perücken“ keine Steigerung mehr geben könnte, der sollte sich den Spaß gönnen, und diesen Roman lesen.

Der Rezensent wünscht ein rasantes Lesevergnügen…
Kleine Zitate - Grosser Meister

Werkarnickel (Teil 1)
„Sie gehen wahrscheinlich davon aus, dass noch einige der Bestien übriggeblieben sind und sich, auf welche Weise auch immer, vermehrt haben.“
„So ähnlich.“

(JS Band 422 / S.27)

Werwolf – Wetterfront?
Chirianow roch den beißenden Gestank, der aus dem Maul der Bestie drang und als Wolke gegen sein Gesicht fuhr.
(JS Band 422 / S.36)

Empfindsamer Schotter …
Unter meinen Sohlen zerknirschten kleine Steine, als sie mein Gewicht spürten.
(JS Band 422 / S.42)

Werkarnickel (Teil 2)
„Sie durchstreiften das Land und vermehrten sich.“
„Indem sie Menschen anfielen…“
„Ja, wie sonst…“

(JS Band 422 / S.44)

Multiple Sehkraft …
„Etwas darüber blinkten sechs gelbe Lichter, die aussahen, wie drei Augen.“
(JS Band 423 / S.6)

Exhumierungsbedarf…
„Man hat ihn zwar begaben, aber vergessen, ihn zu töten.“
(JS Band 423 / S.21)

Zu schwer gegessen?
„Ich spürte, wie sich in meinem Magen die Klumpen zu steinharten Gegenständen verdichteten.“
(JS Band 423 / S.29)

Emotionaler Gegner …
„Ich als Götze spüre es. Ich bin mit Gefühlen ausgestattet, über die schon die Kelten bescheid wussten.“
(JS Band 423 / S.30)

Ermittler Suko klärt auf  …
„Haben Sie keine Ahnung, wo er sein könnte?“
„Nein tut mir leid. Das ist nun mal so bei einem Kidnapping. Da weiß man nicht, wohin der Entführer mit seinem Opfer will.“

(JS Band 423 / S.43)

Nachruf für einen Helden …
„Der Wagen wird dich vernichten. Man wird dich finden und sagen: Schade, dass er überfahren wurde.“
(JS Band 423 / S.52)

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