Kreativlose Langeweile - »Perry Rhodan Neo« bietet nach zwei Staffeln nichts Neues!
Kreativlose Langeweile
»Perry Rhodan Neo« bietet nach zwei Staffeln nichts Neues!
Daher ist es eine gute Entscheidung gewesen, die Geschichte erneut und modernisiert zu erzählen. Auch die gewählte Form ist eine gute Idee. Der Heftroman ist seit Jahren in der Krise. Also muss etwas Neues her.
Die ideale Lösung ist das Taschenheft zwar nicht, aber es bietet genügend Anreize für eine Modernisierung. Der Umfang hat sich mit 160 Seiten etwa verdoppelt. Die Autoren haben daher genügend Platz, in einem Roman eine wirkliche Geschichte zu erzählen. Stillstand kann nicht mehr mit dem Verweis auf das Format verteidigt werden. Und zuletzt wurde mit einer zweiwöchigen Erscheinungsweise ein guter Rhythmus gefunden, der genügend Zeit für das Konsumieren des Umfangs ermöglicht und gleichzeitig kurz genug ist, um nicht wieder alles zu vergessen. »Perry Rhodan Neo« hat beste Startbedingungen gehabt.
Auch nach dem ersten Roman sah noch alles danach aus, als könnten sich die Hoffnungen wirklich erfüllen. Zu Beginn des Romans reiste Rhodan zum Mond und baute am Ende bereits eine Stadt auf. Dazwischen gab es noch eine ereignisreiche Nebenhandlung um ein Waisenhaus. Obwohl die Story gewisse Startschwierigkeiten hatte, passierte viel, man las auf 160 Seiten eine abgeschlossene Geschichte. Bereits der zweite Roman sorgte aber für Ernüchterung. In Terrania geschah nichts, außer dass ein Astronaut die Nerven verlor. Erschreckenderweise setzte sich die Handlung auf diese Art fort. Immer wieder wurden nette Nebenhandlungen bemüht, die eigentliche Hauptgeschichte um Rhodan kam jedoch nicht von der Stelle. Dabei mussten bereits in den ersten acht Bänden Rückblenden bemüht werden, teilweise wurde dieselbe Vergangenheitsbewältigung aus zwei Perspektiven erzählt. Als wäre der »Perry Rhodan Neo«-Leser zu dumm, um sich nach der Schilderung des zweiten Charakters dessen Sicht auf die Ereignisse zu denken! Es wurde schnell deutlich, dass bis zum Finale nichts geschehen würde und tatsächlich verließ Rhodan den schützenden Schirm auch erst kurz vor dem Finale der ersten Staffel, nur um in einem albernen Finale nach Terrania zurückzukehren, ohne an der politischen Lage der Erde irgendetwas geändert zu haben. Der Abschluss enttäuschte, da nur der Arkonide Crest gerettet wurde. Die interessanten, politischen Themen aber wurden nicht abgeschlossen.
Der zweiten Staffel bot sich somit nach sieben Bänden der Kreativlosigkeit eine interessante Möglichkeit. Perry Rhodan war relativ sicher in Terrania mit all seinen Gefährten. Von hier hätte man beginnen können, die Einigung der Menschheit zu erzählen. Denn das ist doch die interessanteste Frage an der Neuauflage: Wie würde es einem Perry Rhodan aus heutiger Sicht gelingen, die Menschheit zu einen? Wie geht die Menschheit heute mit Problemen um? Doch das große Potential wurde – fast bin ich geneigt „natürlich“ zu schreiben – nicht genutzt.
Die zweite Staffel begann so unsinnig, wie die erste beendet worden ist. Perry Rhodan reist mit einigen Gefährten in das Wega-System, um einem Hilferuf zu folgen. Er begründet es damit, dass die Menschheit sich Freunde machen muss und außerdem sei er ja innerhalb 24 Stunden wieder da. Solch einen peinlichen Moment hat die Erstauflage hoffentlich nie erlebt. Da ist Rhodan gerade einmal seit ein paar Wochen überhaupt darüber informiert, dass es außerirdisches Leben gibt, da möchte er schon anderen helfen. Dabei besitzt er überhaupt keine Möglichkeiten und auch keine Kenntnisse. Sein einziges Hilfsmittel ist ein arkonidisches Schiff, von dessen Technik er keinerlei Ahnung haben dürfte. Dass er diesen Trip innerhalb von 24 Stunden erledigen möchte, deutet auf klaren Realitätsverlust hin. Aber abgesehen davon ist es einfach fahrlässig, das stärkste Symbol für Terrania auf so einen Trip fliegen zu lassen. Das hätte Rhodan selbst erkennen und stattdessen Bull schicken müssen. So entstand der erste Geburtsfehler der zweiten Staffel. Leider wurde das im weiteren Verlauf in keiner Weise reflektiert. In all den schwierigen Situationen im Wega-System, wo ein Krieg zwischen Topsidern und Ferronen ausgefochten wird, hätte es genügend Möglichkeiten für Rhodan gegeben zu bereuen. Das tat er nie. Stattdessen rechtfertigte er seinen Eingriff immer damit, dass die Topsider als nächstes das Sonnensystem angreifen könnten. Das ist aber Quatsch: Sie wissen schließlich erst seit Rhodans Erscheinen im Wega-System davon und außerdem suchten sie ja etwas bei den Ferronen, was das Sonnensystem bisher nicht zu bieten hat. Diese regelmäßig wiederholte Rechtfertigung Rhodans führte dem Leser genau so regelmäßig vor Augen, wie stupide die Grundhandlung der Staffel war.
Dennoch hätte man daraus noch viel machen können. Denn in einer Nebenhandlung hätte die Einigung der Erde vorangetrieben werden können. Stattdessen ließ die Redaktion die Fantan auftauchen. Hierbei handelt es sich um galaktische Nomaden, die auf der Suche nach „Besun“ sind. Das ist alles, was für sie irgendeinen ideellen Wert hat. Kurzum: Sie plündern die Erde. Dieses Konzept ist interessant, da die Menschheit hieran hätte lernen können, wie man gemeinsam gegen eine Bedrohung vor geht. Im Idealfall hätte man sogar an einem friedlichen Weg lernen können. Doch auch davon gab es keine Spur. Das Konzept wurde völlig verbockt. Bull wurde mit einigen Gefährten bereits im zweiten Band der Staffel von den Fantan entführt. Warum diese Fantan bereits früher aufbrachen, wurde nie wirklich geklärt. Mit diesem fatalen Schachzug fehlte der Erde aber eine zweite Integrationsfigur. Der Leser wiederum merkte, je länger sich die alberne Entführungshandlung hinzog, immer deutlicher, dass hier nur eine Möglichkeit geschaffen wurde, Bull später ins Wega-System zu bringen, um Rhodan beizustehen.
Auf der Erde stand die Fantan-Handlung die Staffel über still. Mal versuchte man, die Regierungen zum Stillstand zu bewegen, erzählt wurde das aber nur in Indien (wie bedeutend ...), ein anderes Mal versuchte man die Fantan besser zu verstehen. Das waren zwar immer ganz nette Nebenhandlungen. Aber keine fesselte wirklich, keine brachte irgendeinen Fortschritt und keine reichte allein dafür aus, als angemessene Geschichte für einen 160-Seiten starken Roman zu dienen. Zu allem Überfluss wurde nach langem, langem Lamentieren dann doch zur Waffengewalt gegriffen. Und das auch keineswegs von einer geeinten Menschheit, sondern von einigen Terranern. Da fragt man sich, was diese Handlung sollte, wenn sie aus sieben Romanen Langweile und einer stereotypen Waffenlösung besteht. Das Potential dieser Handlung blieb somit völlig ungenutzt.
Derselbe Stillstand ist in der Haupthandlung der Staffel zu finden. Unnötigerweise wurde Rhodans-Team getrennt. Das bot den Autoren die Möglichkeit, mehrere Bände lang von den Reisen der getrennten Teams zu berichten. Dabei wollte aber weder ein „Sense of Wonder“ aufkommen, zu wenig Fantasie ließen die Autoren spüren, noch war das ziellose "In-der-Gegend-Herumgelatsche“ interessant. Einige Bände bestanden nur daraus, dass zum Beispiel Perry Rhodan mit Gefährten von Punkt A nach Punkt B gelangt und dabei einmal aggressiven Topsidern über den Weg läuft. Das waren vielleicht die inhaltslosesten Seiten, die ich je gelesen habe. Zwar versuchte man sich gelegentlich im Drücken auf Tränendrüsen, in dem man eine Nebenfigur sterben ließ. Die war jedoch so wenig profiliert, dass ich jetzt ihren Namen erst einmal nachlesen müsste. Dazu kamen in der zweiten Hälfte lange Geschichtsstunden, in denen Rhodan von zwei Ferronen viel über das Volk erzählt wird. Da stellt sich natürlich die Frage, warum man die Geschichte der Ferronen nicht auf kreativere Weise erzählt, als sie jemanden erzählen zu lassen. Insgesamt lässt sich auch in diesem Handlungsstrang feststellen, dass die Redaktion nicht begriffen hat, dass auf 160 Seiten etwas geschehen muss. Die Seiten müssen nicht gefüllt werden, sondern auf dem großen Umfang muss eine überzeugende Geschichte erzählt werden, die aus mehr besteht als dem Wandern von A nach B!
Der schlimmste Teil dieser Handlung ist aber der gruselige Chauvinismus in der Mitte der Staffel. War Rhodan in der ersten Staffel ein passiver und pathetischer Redenschwinger, muss er nun alles einordnen. Dabei geht es zunächst darum, die Ähnlichkeiten zwischen Ferronen und Menschen aufzuzeigen. Das ist irgendwo noch verständlich und hat etwas von interstellarer Völkerverständigung. Wobei es nicht ersichtlich wird, wo der dramaturgische Effekt ist, wenn man zeigt, dass die Ferronen genau so sind wie die Menschen. Schlimm ist aber das Folgende. Nachdem man festgestellt hat, dass Menschen und Ferronen nicht weit auseinander liegen, sollen die beiden Völker aus menschlicher Sicht auf eine Entwicklungsstufe gebracht werden. In einem Roman denken Rhodan und andere Menschen mehrfach daran, dass die Ferronnen gar nicht so viel weiter entwickelt sind als die Menschheit. Was für ein Quatsch. Natürlich sind sie das. Die Ferronen haben Raumschiffe, sie haben andere Planeten besiedelt und vor allem führen sie untereinander keine Kriege mehr. Wer da behauptet, sie seien von der Menschheit entwicklungsmäßig nicht weit entfernt, muss mit der Gabe maßloser Selbstüberschätzung gesegnet sein oder ist einfach ein Chauvinist.
Die Selbstüberschätzung zieht sich aber auch durch andere Bereiche. Eine alberne Idee der Redaktion war es, Rhodan und seine Gefährten wissen zu lassen, dass eine alte Prophezeiung sie als Heilsbringer sieht. Wie kitschig. Aber nun gut, scheinbar fiel den Exposé-Autoren nichts Besseres ein. Peinlich ist nur, dass Rhodan selbst daran zu glauben scheint. Er hat zwar bisher noch nichts Substantielles erreicht, außer einmal zur richtigen Zeit am richtigen Ort gewesen zu sein (Mondlandung), hält es aber zum Beispiel für nötig, dass der Thort, das Oberhaupt der Ferronen, ausgerechnet während eines brenzligen Angriffs mit ihm sprechen muss - mit Perry Rhodan, der keine Waffen hat, der keine Ahnung von Technik hat, der nichts zu bieten hat. Das führt selbstverständlich zu dem einzig möglichen Ende (nach sieben Romanen Stillstand, die auf das Finale vorbereiten): Die Topsider werden mit stumpfer Waffengewalt geschlagen. Ein einziges (!), altes (!) arkonidisches Raumschiff reicht dafür aus. Das ist ein billiges Ende, aber aufgrund Rhodans schwachem Angebot auch das einzig Mögliche!
Man merkt es: Die zweite Staffel war nicht nur langatmig erzählt, sondern auch vorhersehbar. Natürlich fand man die vermisste Arkonidin Thora wieder. Natürlich mussten die Topsider und die Fantan mit reiner Waffengewalt zur Aufgabe gezwungen werden. Und natürlich war Bulls Entführung nur ein Vorwand, um ihn später ins Wega-System zu bringen. Das überrascht nicht, wirkt routiniert und vor allem langweilig. Die zweite Staffel ist somit eine Ansammlung verpatzter Chancen. Zwei vielversprechende Handlungsstränge wurden einfach zerredet, es passierte größtenteils nichts. Was am Ende geschah, das war kreativlos. Die Autoren verharrten in der Erzählweise der Erstauflage, in der es nun einmal genügt, wenn irgendetwas von A nach B gelangt. Dort gibt es aber nur 60 Seiten und nicht 160!. Auf 160 Seiten muss man neue Erzählweisen wagen. An »Perry Rhodan Neo« ist in dieser Hinsicht bisher nichts neu!
Nun liegen meine Hoffnungen auf der dritten Staffel. Der unselige Vorgänger „Perry Rhodan Neo«s »Perry Rhodan Action« erlebte in der dritten Staffel eine deutliche Qualitätssteigerung. Aller guten Dinge sind drei – das kann hier auch noch passieren. Dann muss sich aber einiges ändern:
Die zweite »Perry Rhodan Neo«-Staffel war, ich denke man hat es gemerkt, aus meiner Sicht eine enorme Enttäuschung. Gestern ist der erste Band der dritten Staffel erschienen. Ich bin immer noch der festen Überzeugung, dass die Serie großes Potential hat. Ich hoffe, die dritte Staffel wird das zu Tage fördern. Wenn nicht, wird es meine letzte gewesen sein.
Die ideale Lösung ist das Taschenheft zwar nicht, aber es bietet genügend Anreize für eine Modernisierung. Der Umfang hat sich mit 160 Seiten etwa verdoppelt. Die Autoren haben daher genügend Platz, in einem Roman eine wirkliche Geschichte zu erzählen. Stillstand kann nicht mehr mit dem Verweis auf das Format verteidigt werden. Und zuletzt wurde mit einer zweiwöchigen Erscheinungsweise ein guter Rhythmus gefunden, der genügend Zeit für das Konsumieren des Umfangs ermöglicht und gleichzeitig kurz genug ist, um nicht wieder alles zu vergessen. »Perry Rhodan Neo« hat beste Startbedingungen gehabt.
Auch nach dem ersten Roman sah noch alles danach aus, als könnten sich die Hoffnungen wirklich erfüllen. Zu Beginn des Romans reiste Rhodan zum Mond und baute am Ende bereits eine Stadt auf. Dazwischen gab es noch eine ereignisreiche Nebenhandlung um ein Waisenhaus. Obwohl die Story gewisse Startschwierigkeiten hatte, passierte viel, man las auf 160 Seiten eine abgeschlossene Geschichte. Bereits der zweite Roman sorgte aber für Ernüchterung. In Terrania geschah nichts, außer dass ein Astronaut die Nerven verlor. Erschreckenderweise setzte sich die Handlung auf diese Art fort. Immer wieder wurden nette Nebenhandlungen bemüht, die eigentliche Hauptgeschichte um Rhodan kam jedoch nicht von der Stelle. Dabei mussten bereits in den ersten acht Bänden Rückblenden bemüht werden, teilweise wurde dieselbe Vergangenheitsbewältigung aus zwei Perspektiven erzählt. Als wäre der »Perry Rhodan Neo«-Leser zu dumm, um sich nach der Schilderung des zweiten Charakters dessen Sicht auf die Ereignisse zu denken! Es wurde schnell deutlich, dass bis zum Finale nichts geschehen würde und tatsächlich verließ Rhodan den schützenden Schirm auch erst kurz vor dem Finale der ersten Staffel, nur um in einem albernen Finale nach Terrania zurückzukehren, ohne an der politischen Lage der Erde irgendetwas geändert zu haben. Der Abschluss enttäuschte, da nur der Arkonide Crest gerettet wurde. Die interessanten, politischen Themen aber wurden nicht abgeschlossen.
Der zweiten Staffel bot sich somit nach sieben Bänden der Kreativlosigkeit eine interessante Möglichkeit. Perry Rhodan war relativ sicher in Terrania mit all seinen Gefährten. Von hier hätte man beginnen können, die Einigung der Menschheit zu erzählen. Denn das ist doch die interessanteste Frage an der Neuauflage: Wie würde es einem Perry Rhodan aus heutiger Sicht gelingen, die Menschheit zu einen? Wie geht die Menschheit heute mit Problemen um? Doch das große Potential wurde – fast bin ich geneigt „natürlich“ zu schreiben – nicht genutzt.
Die zweite Staffel begann so unsinnig, wie die erste beendet worden ist. Perry Rhodan reist mit einigen Gefährten in das Wega-System, um einem Hilferuf zu folgen. Er begründet es damit, dass die Menschheit sich Freunde machen muss und außerdem sei er ja innerhalb 24 Stunden wieder da. Solch einen peinlichen Moment hat die Erstauflage hoffentlich nie erlebt. Da ist Rhodan gerade einmal seit ein paar Wochen überhaupt darüber informiert, dass es außerirdisches Leben gibt, da möchte er schon anderen helfen. Dabei besitzt er überhaupt keine Möglichkeiten und auch keine Kenntnisse. Sein einziges Hilfsmittel ist ein arkonidisches Schiff, von dessen Technik er keinerlei Ahnung haben dürfte. Dass er diesen Trip innerhalb von 24 Stunden erledigen möchte, deutet auf klaren Realitätsverlust hin. Aber abgesehen davon ist es einfach fahrlässig, das stärkste Symbol für Terrania auf so einen Trip fliegen zu lassen. Das hätte Rhodan selbst erkennen und stattdessen Bull schicken müssen. So entstand der erste Geburtsfehler der zweiten Staffel. Leider wurde das im weiteren Verlauf in keiner Weise reflektiert. In all den schwierigen Situationen im Wega-System, wo ein Krieg zwischen Topsidern und Ferronen ausgefochten wird, hätte es genügend Möglichkeiten für Rhodan gegeben zu bereuen. Das tat er nie. Stattdessen rechtfertigte er seinen Eingriff immer damit, dass die Topsider als nächstes das Sonnensystem angreifen könnten. Das ist aber Quatsch: Sie wissen schließlich erst seit Rhodans Erscheinen im Wega-System davon und außerdem suchten sie ja etwas bei den Ferronen, was das Sonnensystem bisher nicht zu bieten hat. Diese regelmäßig wiederholte Rechtfertigung Rhodans führte dem Leser genau so regelmäßig vor Augen, wie stupide die Grundhandlung der Staffel war.
Dennoch hätte man daraus noch viel machen können. Denn in einer Nebenhandlung hätte die Einigung der Erde vorangetrieben werden können. Stattdessen ließ die Redaktion die Fantan auftauchen. Hierbei handelt es sich um galaktische Nomaden, die auf der Suche nach „Besun“ sind. Das ist alles, was für sie irgendeinen ideellen Wert hat. Kurzum: Sie plündern die Erde. Dieses Konzept ist interessant, da die Menschheit hieran hätte lernen können, wie man gemeinsam gegen eine Bedrohung vor geht. Im Idealfall hätte man sogar an einem friedlichen Weg lernen können. Doch auch davon gab es keine Spur. Das Konzept wurde völlig verbockt. Bull wurde mit einigen Gefährten bereits im zweiten Band der Staffel von den Fantan entführt. Warum diese Fantan bereits früher aufbrachen, wurde nie wirklich geklärt. Mit diesem fatalen Schachzug fehlte der Erde aber eine zweite Integrationsfigur. Der Leser wiederum merkte, je länger sich die alberne Entführungshandlung hinzog, immer deutlicher, dass hier nur eine Möglichkeit geschaffen wurde, Bull später ins Wega-System zu bringen, um Rhodan beizustehen.
Auf der Erde stand die Fantan-Handlung die Staffel über still. Mal versuchte man, die Regierungen zum Stillstand zu bewegen, erzählt wurde das aber nur in Indien (wie bedeutend ...), ein anderes Mal versuchte man die Fantan besser zu verstehen. Das waren zwar immer ganz nette Nebenhandlungen. Aber keine fesselte wirklich, keine brachte irgendeinen Fortschritt und keine reichte allein dafür aus, als angemessene Geschichte für einen 160-Seiten starken Roman zu dienen. Zu allem Überfluss wurde nach langem, langem Lamentieren dann doch zur Waffengewalt gegriffen. Und das auch keineswegs von einer geeinten Menschheit, sondern von einigen Terranern. Da fragt man sich, was diese Handlung sollte, wenn sie aus sieben Romanen Langweile und einer stereotypen Waffenlösung besteht. Das Potential dieser Handlung blieb somit völlig ungenutzt.
Derselbe Stillstand ist in der Haupthandlung der Staffel zu finden. Unnötigerweise wurde Rhodans-Team getrennt. Das bot den Autoren die Möglichkeit, mehrere Bände lang von den Reisen der getrennten Teams zu berichten. Dabei wollte aber weder ein „Sense of Wonder“ aufkommen, zu wenig Fantasie ließen die Autoren spüren, noch war das ziellose "In-der-Gegend-Herumgelatsche“ interessant. Einige Bände bestanden nur daraus, dass zum Beispiel Perry Rhodan mit Gefährten von Punkt A nach Punkt B gelangt und dabei einmal aggressiven Topsidern über den Weg läuft. Das waren vielleicht die inhaltslosesten Seiten, die ich je gelesen habe. Zwar versuchte man sich gelegentlich im Drücken auf Tränendrüsen, in dem man eine Nebenfigur sterben ließ. Die war jedoch so wenig profiliert, dass ich jetzt ihren Namen erst einmal nachlesen müsste. Dazu kamen in der zweiten Hälfte lange Geschichtsstunden, in denen Rhodan von zwei Ferronen viel über das Volk erzählt wird. Da stellt sich natürlich die Frage, warum man die Geschichte der Ferronen nicht auf kreativere Weise erzählt, als sie jemanden erzählen zu lassen. Insgesamt lässt sich auch in diesem Handlungsstrang feststellen, dass die Redaktion nicht begriffen hat, dass auf 160 Seiten etwas geschehen muss. Die Seiten müssen nicht gefüllt werden, sondern auf dem großen Umfang muss eine überzeugende Geschichte erzählt werden, die aus mehr besteht als dem Wandern von A nach B!
Der schlimmste Teil dieser Handlung ist aber der gruselige Chauvinismus in der Mitte der Staffel. War Rhodan in der ersten Staffel ein passiver und pathetischer Redenschwinger, muss er nun alles einordnen. Dabei geht es zunächst darum, die Ähnlichkeiten zwischen Ferronen und Menschen aufzuzeigen. Das ist irgendwo noch verständlich und hat etwas von interstellarer Völkerverständigung. Wobei es nicht ersichtlich wird, wo der dramaturgische Effekt ist, wenn man zeigt, dass die Ferronen genau so sind wie die Menschen. Schlimm ist aber das Folgende. Nachdem man festgestellt hat, dass Menschen und Ferronen nicht weit auseinander liegen, sollen die beiden Völker aus menschlicher Sicht auf eine Entwicklungsstufe gebracht werden. In einem Roman denken Rhodan und andere Menschen mehrfach daran, dass die Ferronnen gar nicht so viel weiter entwickelt sind als die Menschheit. Was für ein Quatsch. Natürlich sind sie das. Die Ferronen haben Raumschiffe, sie haben andere Planeten besiedelt und vor allem führen sie untereinander keine Kriege mehr. Wer da behauptet, sie seien von der Menschheit entwicklungsmäßig nicht weit entfernt, muss mit der Gabe maßloser Selbstüberschätzung gesegnet sein oder ist einfach ein Chauvinist.
Die Selbstüberschätzung zieht sich aber auch durch andere Bereiche. Eine alberne Idee der Redaktion war es, Rhodan und seine Gefährten wissen zu lassen, dass eine alte Prophezeiung sie als Heilsbringer sieht. Wie kitschig. Aber nun gut, scheinbar fiel den Exposé-Autoren nichts Besseres ein. Peinlich ist nur, dass Rhodan selbst daran zu glauben scheint. Er hat zwar bisher noch nichts Substantielles erreicht, außer einmal zur richtigen Zeit am richtigen Ort gewesen zu sein (Mondlandung), hält es aber zum Beispiel für nötig, dass der Thort, das Oberhaupt der Ferronen, ausgerechnet während eines brenzligen Angriffs mit ihm sprechen muss - mit Perry Rhodan, der keine Waffen hat, der keine Ahnung von Technik hat, der nichts zu bieten hat. Das führt selbstverständlich zu dem einzig möglichen Ende (nach sieben Romanen Stillstand, die auf das Finale vorbereiten): Die Topsider werden mit stumpfer Waffengewalt geschlagen. Ein einziges (!), altes (!) arkonidisches Raumschiff reicht dafür aus. Das ist ein billiges Ende, aber aufgrund Rhodans schwachem Angebot auch das einzig Mögliche!
Man merkt es: Die zweite Staffel war nicht nur langatmig erzählt, sondern auch vorhersehbar. Natürlich fand man die vermisste Arkonidin Thora wieder. Natürlich mussten die Topsider und die Fantan mit reiner Waffengewalt zur Aufgabe gezwungen werden. Und natürlich war Bulls Entführung nur ein Vorwand, um ihn später ins Wega-System zu bringen. Das überrascht nicht, wirkt routiniert und vor allem langweilig. Die zweite Staffel ist somit eine Ansammlung verpatzter Chancen. Zwei vielversprechende Handlungsstränge wurden einfach zerredet, es passierte größtenteils nichts. Was am Ende geschah, das war kreativlos. Die Autoren verharrten in der Erzählweise der Erstauflage, in der es nun einmal genügt, wenn irgendetwas von A nach B gelangt. Dort gibt es aber nur 60 Seiten und nicht 160!. Auf 160 Seiten muss man neue Erzählweisen wagen. An »Perry Rhodan Neo« ist in dieser Hinsicht bisher nichts neu!
Nun liegen meine Hoffnungen auf der dritten Staffel. Der unselige Vorgänger „Perry Rhodan Neo«s »Perry Rhodan Action« erlebte in der dritten Staffel eine deutliche Qualitätssteigerung. Aller guten Dinge sind drei – das kann hier auch noch passieren. Dann muss sich aber einiges ändern:
Die zweite »Perry Rhodan Neo«-Staffel war, ich denke man hat es gemerkt, aus meiner Sicht eine enorme Enttäuschung. Gestern ist der erste Band der dritten Staffel erschienen. Ich bin immer noch der festen Überzeugung, dass die Serie großes Potential hat. Ich hoffe, die dritte Staffel wird das zu Tage fördern. Wenn nicht, wird es meine letzte gewesen sein.
Kommentare
Nun, ich rechne mit dreißig Jahren "bei der Stange" wohl zu den Altlesern, und ich war bedingt skeptisch. Ja, es gibt da ein paar sehr schöne Romane - es gibt aber auch ziemliche Gurken, und vor allen Dingen preßt der Verlag das ganze Projekt schon wieder in schöne, übersichtliche "Minizyklen" - wahrscheinlich, weil sie mit der steten Option auf Einstellung des Projektes die Herzen der BWL-Controller höher schlagen lassen.
Bei Scheer brauchte ein Handlungsbogen eben so lange, wie er brauchte, da wurde nicht gestaucht oder gedehnt. Erstkontakte im Sonnensystem, von Arkoniden bis zu IVs? Neun Romane. Der Trip zur Wega, um nach dem rechten zu sehen, verbunden mit der Kaperung eines 800-m-Schlachtschiffes? In vier Heften war das Ding gelaufen und die Topsider per Kriegslist ... tot. Alle. Ja, das geht. Galaktisches Rätsel? Eigentlich in fünf Heften abgehakt, wenn da nicht zwischendurch "Die Rebellen von Tuglan" den ersten Auftritt eines talentierten Mausbibers brächten. Dann wird die Erde geeinigt und auf der Venus gibt's ein Zwischenspiel. Der Overhead versucht seinen Coup und scheitert, kompakt in drei Heften.
Da folgten Ereignisse auch noch logisch aufeinander und nicht, weil der Zyklus voll werden muss. Warum kamen die Fantan-Leute ins Sonnensystem? Weil die AETRON nach ihrer Zerstörung einen automatischen Notruf sendete. Warum kamen die Topsider zur Wega? Weil auch sie diesen Notruf einpeilen konnten und sich bei der Distanzermittlung ein wenig verrechneten.
Man verstehe mich nicht falsch, Frank Borsch KANN schreiben - um so weniger verstehe ich, was er momentan manchmal für krauses Zeug abliefert. Der topsidische Weise Trker-Hon erhält mal eben freien Zutritt zu der noch nicht mal gänzlich erforschten Unterwasserkuppel bei den Azoren. Bekommt er einen Aufpasser an die Seite gestellt? Oh bitte, nicht doch, das wäre ja nicht nett. Und als Trker-Hon dann mal eben aus seiner Reisetasche einen (Paralysator-)Strahler zieht und drei Techniker flachlegt, da ist offenbar Crest der Erste, der sich fragt, was in dieser Tasche wohl noch an weiteren Überraschungen steckt - ja, du lieber Gott, das wurde aber auch Zeit, dass sich jemand IHRE Sorgen macht, Mr. Mercant!
Von dem unseligen Deus ex Machina Harno gar nicht zu reden. "Hey, ich war zwar zehntausend Jahre aus dem Geschäft, aber ich hab' so das Gefühl, als ob meinen Befreiern die PIN des Oberkommandierenden von damals gerade echt den Hintern retten könnte ..."
Ja, es gibt Leute, die mir mit ihrem ständigen Gemaule gleich ab der ersten Zeile des ersten Taschenheftes mächtig auf die Nüsse gingen. Vor allem dann, wenn sie auch noch stolz darauf sind, diesen "Absud" gar nicht erst lesen zu müssen, um schon darüber kompetent urteilen zu können. Nun, ich hab's gelesen. Alles, bis jetzt. Es waren echte Perlen dabei, aber auch heftige Enttäuschungen.