Es ist doch alles SO einfach...!? - Teil 6: Statussymbole - Das Auto und was der Held sonst braucht
Teil 6: Statussymbole - Das Auto und was der Held sonst braucht
Der Leser muss in der Lage sein zu erkennen, dass er es hier mit einer besonderen Figur zu tun hat. Selbst wenn der Held lt. Autor nicht ausreichend Geld hat oder nur ein schmales Beamtengehalt bezieht, besitzt er Dinge, die selbst in Millionärskreisen noch als Luxusgut gehandelt werden. Das drückt sich dann oft entweder in der Unterkunft oder dem fahrbaren Untersatz aus.
Dafür gibt es auch abseits des Horror immer Beispiele. Der Held des Trucker King Rocky Robson besaß, obwohl 360 Tage im Jahr auf den Highways unterwegs, eine Villa (ohne Putzfrau!! jetzt weiß wann was er an den fünf freien Tagen macht: Putzen!!) und einen selbst zusammengebauten Sportwagen (wahrscheinlich hat er auf einem Extra-Trailer eine Werkstatt im Container mitgeführt und nach Feierabend statt in Pornos zu blättern, ein bisschen geschraubt). Man fragt sich, wozu besitzt er als Junggeselle so was? Aber für einen Helden sind solche Statussymbole unverzichtbar. Auch Jerry Cotton fährt ja selten einen unauffälligen Dienstwagen, sondern vielmehr seinen roten Jaguar (wobei die meisten sich noch an den E-Type erinnern dürften).
Im Horrorbereich fallen einem zuerst Björn Hellmark (der als Industriellen-Sohn zunächst eine Villa am Genfer See, später dann eine ganze Insel sein eigen nannte), John Sinclair (der seine Karriere in einem riesigen Schlachtschiff namens silbergrauer Bentley startete, wobei man sich fragte, wie kommt der mit dem Riesenautomobil durch die engen Dorfstraßen, ohne den Wagen ständig zu Schrott zu fahren), Larry Brent (und seinen fliegenden Lotus Europa), Rick Masters (mit seinem Roadster), Roy de Voss (mit seinem Bitter CD und seiner Villa), nur noch getoppt von Professor Zamorra mit einem Schloss und einer Flotte von Luxuskarossen...
Die Liste ließe sich noch fortsetzen. Das sind in der Tat nicht die Fahrzeuge mit denen Otto-Normalleser zum Kiosk fuhr. Aber möglicherweise träumt man davon, solche Fahrzeuge zu besitzen. Das scheint das Motiv dahinter zu sein. Man spielt mit Träumen und Wünschen der Leser.
Daher ist also die dichte von Luxuskarossen bei Heftromanhelden höher als in Monte Carlo. Die finanzielle Unabhängigkeit vieler Helden brachte dann auch Behausungen mit sich, die dem realen Normalbürger schon mal das Knacken eines Jackpots abnötigen.
...Mark Larsen: Sein Fahrzeug Seine Unterkunft
Beginnen wir mit dem fahrbaren Untersatz unseres Helden. Damit fährt er ja immer durch die Gegend und muss Eindruck schinden.
Überlegen wir mal: Ein Bentley also so ne Riesenkarosse passt aus Gründen der Handhabung in engen Gassen, schlammigen Waldwegen und dem Stadtverkehr. So eine Riesenschüssel ist unpraktisch. Zwar kann er alle Kumpels mitnehmen, die dann auch noch ne DVD gucken und sich aus der Bar bedienen können, bevor es ans Vampirkillen geht...
Ein Sportwagen? Ferrari, Lamborghini, Lotus? Schon besser, aber wenn er mal ein paar mehr von seinen Kumpels mitkommen, müssen sich einige ein Taxi rufen. Im Gelände keine echte Chance, da steht der Wagen unseres Helden beständig in der Werkstatt. Also auch nichts.
Ein reiner Geländewagen? Jeep, Landrover. Reizvoll, aber das ist auch nicht wirklich. Man will ja stilvoll reisen.
Familienkutschen kommen alle in schon wegen des anstrebten Wertes des Fahrzeugs als Statussymbol nicht in Frage. Im Golf zur Werwolfhatz fahren? Irgendwie stillos. Im Astra zum Vampirpfählen? Nicht wirklich. Im Ford Focus auf Dämonenjagd? Das kann man den Höllenwesen nicht zumuten.
Wie wäre es mit größeren BMW und Mercedes? Schon gut, aber doch so gewöhnlich.
Aber im Moment sind SUV (Sport Utility Vehicle) im Trend. Das ist wie das Überraschungsei. Es vereint mehrere Dinge in sich: Platz wie inner Limousine, sportlich und bis zum einem gewissen Grade Geländegängig. In so ein Ding setzen wir unseren Helden und nehmen die japanische Luxusvariante, den Lexus RX 400. Das Ding ist schnell (und natürlich haben wir einen Mechaniker, der das Fahrzeug auf Kosten des Mäzens des Helden noch ein wenig aufgemotzt hat) und macht was her. Wir nehmen die Variante in schwarz. Der Karre werden wir was zumuten können. Damit kann Mark, unser Held, rumbrettern und ist im Gelände absolut wendig. Auch bietet das Modell Platz, sollte unser Held mal besondere Ausrüstung oder ein paar Kumpels mit in den Einssatz gegen das Übersinnliche nehmen.
Damit hätte unser Held auch seinen fahrbaren Untersatz. Ging ja mal wieder schneller als gedacht.
Wo lassen wir unseren Privatdetektiv denn wohnen? Da er nicht viele Fälle auf dem heimischen Sofa erledigt, könnte er ja in einer 3-Zimmer Wohnung mit Balkon in Chelsea oder Wimbledon leben. Das sind bessere Wohngegenden. Sein Vermieter könnte sein Mentor sein. Gute Möglichkeit, aber er braucht platz für ein Büro, vielleicht eine Sekretärin und morgens in die City fahren, das ist nicht das Ding unseres Helden. Ein Held sitzt nur, wenn er Beamter ist oder es besonders eilig hat, im Berufsverkehr fest.
Also: Da muss ein Haus her. Am besten eine Villa. Viktorianisch, mit Vergangenheit. Das haus eines weißmagischen Zirkels, wurde aber entweiht, als es ein Hexenring der bössen Sorte übernahm. Unser Held erlöst die weißen Magier und reinigt das Haus. Das hätte Stil. Drumherum ein großer Garten und eine hohe Mauer. Eine Art Festung gegen das Übersinnliche. Gehört ebenso seinem Mäzen, der ihm die Hütte zur Verfügung stellt, offiziell als eine Art Dienstwohnung, weil unser Held, um seinen Lebensunterhalt zu sichern offiziell einen Beratervertrag mit der Ölfirma seines Chefs hat. Da kann man auch mal einen Steuerprüfer in einem Roman kommen lassen, der zwischen den Vampirjagten für Stimmung sorgt und Raum für platte Kalauer gibt.
So, in der nächsten Folge treffen wir dann Grundsatzentscheidungen, in welche Richtung unsere Serie geht. Da geht nämlich um die Bösewichter gegen die unser Held kämpfen muss. Ein schwieriges Gebiet, bei dem man viel kaputtmachen kann. Ihr werdet staunen... wenn es heißt "Das Who is Who der Hölle - Vampire, Werwölfe, Dämonen"
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