Es lauert in der Nachbarschaft ... - ›Urban Fantasy‹ anhand vom Eisernem Druiden, Band 1
Es lauert in der Nachbarschaft ...
Urban Fantasy anhand vom Eisernem Druiden, Band 1
Die Hetzjagd / Gehetzt
Heute geht es los. Wir beginnen mit dem Blick auf (bislang) vier Bücher zweier Reihen. Die ersten beiden stammen von Kevin Hearne und gehören zu der auf 9 Bände angelegten Reihe der Chronik des Eisernen Druiden und die anderen beiden gehören zu Tad Williams Romanen um den Engel Bobby Dollar.
Das sind Musterbeispiele für Urban Fantasy.
Um es zu betonen: Kevin Hearnes Chroniken des Eisernen Druiden sind Urban-Fantasy wie sie sein sollte. Schwungvoll, humorvoll und nicht ironiefrei und dennoch spannend, mit dem berühmten und allzuoft beschworenen ›sense of wonder‹. Dazu kommt, dass der Autor mit den Mythen spielt und das reichlich, aber nie so, dass er sich verzettelt und das trotz zahlreicher Götter, Monster und anderer übernatürlicher Wesen. Er hat seine Fantasy voll im Griff. Kevin Hearne (Jahrgang 1970) baut seine Welt so auf, dass unsere Realität durch seine übernatürlichen Wesen nicht zerstört wird.
Aber nach dieser enthusiastischen Einschätzung, werfen wir einen kurzen Blick auf den Inhalt, ohne nach Möglichkeit zuviel zu verraten, denn es passiert viel Überraschendes und diesen Spaß will ich keinen Leser nehmen.
Klett Cotta kündigt den Band so an:
Atticus O’Sullivan führt ein scheinbar friedliches Dasein in Arizona. In seinem Laden bekommt man alles, was man eben so brauchen kann. Nachbarn und Kunden halten ihn für einen netten, tätowierten jungen Mann. Tatsächlich ist Atticus aber nicht 21, sondern über 2 100 Jahre alt: Er ist der letzte lebende Druide. Seine übermenschlichen Kräfte zieht er direkt aus der Erde und außerdem besitzt er ein unsagbar scharfes magisches Schwert namens Fragarach. Zu Atticus’ Unglück aber ist eine überaus erzürnte keltische Gottheit hinter genau diesem Schwert her. Und sie hat es auf Atticus’ Leben abgesehen …
Die Hetzjagd, wie der Band in der Hardcoverausgabe hieß oder Gehetzt wie der erste Band der Chronik des Eisernen Druiden - weitaus besser übersetzt - in der Paperbackausgabe betitelt wurde, ist ein klasse Roman, der seine innere Logik hält und als Fantasyroman in der Welt der USA des 21. Jahrhunderts funktioniert.
Götter, Vampire, Werwölfe, Hexen, Dämonen aus der Hölle feiern ein fröhliches Stelldichein. Dabei gelingt es Hearne wunderbar, sich nicht zu verzetteln, sondern diese unterschiedlichen Mythen unter ein Hut zu bringen. Er spielt mit Wonne damit kann den Leser seine Welt öffnen und ihn mitnehmen. Ich jedenfalls bin ihm gern gefolgt und habe mich mit Freuden auf die Abenteuer von Atticus (eigentlich: Siodhachan i Suileabháin) und seines Wolfshund Oberon gefolgt.
Atticus betreibt einen esoterischen Buchladen, in dem man auch Kräuter Tee erwerben kann. Er versucht unauffällig zu leben, weil ein ganz spezieller Gott der irischen Mythologie ihm nach dem Leben trachtet, der auch dieser begehrt sein magisches Schwert.
Insbesondere ist Hearnes Grundthese ausgesprochen reizvoll. Diese besagt, dass eben nicht die Götter die Menschen und die Welt, sondern der Glauben der Menschen die Götter und anderen übernatürlichen Wesen erschufen.
Das funktioniert erstaunlich gut und liefert eben auch ein perfekten Hintergrund für all diese übernatürlichen Erscheinungen und gibt keiner Mythologie eine Präferenz.
Diese Ausgangssituation erlaubt das freie Spiel mit der ganzen Meute von Göttern, Monstren und Dämonen. Und diesem Spiel zu folgen macht unglaublich viel Spaß, weil die Geschichte nicht todernst geschrieben wird. Da ist viel Humor und Ironie im Spiel, aber Hearne kommt der Beschreibung 'albern' nie auch nur ansatzweise nah. Er spielt die Tastatur von Witz und Ironie virtuos.
Damit sind diese Geschichten nicht schwerfällig und das Übernatürliche eben doch ein natürlicher Bestandteil der Geschichte. Wie gesagt: Die innere Logik der Geschichte steht und ist aufgrund Hearnes clever konstruierten Grundlagen auch sehr belastbar.
Von Anfang bis Ende ist Gehetzt ausgesprochen amüsant und in Lage den Leser zum Mitfiebern einzuladen, auch wenn es Grund zum Schmunzeln und zum Lachen gibt ...