Der Luftpirat und Matthias - Band 14 Der Elfenbeinschatz im Polarmeer
Band 14 –
Der Elfenbeinschatz im Polarmeer
Band 14 – Der Elfenbeinschatz im Polarmeer
Erde. Die Stadt Victoria in Columbia, heute Kanada. An den Küsten der Wrangel-Insel, Arktis.
Was bisher geschah
Europa, um 1905. Kapitän Mors war einst ein genialer Ingenieur, der im Kaukasus lebte und von Russland politisch verfolgt wurde. Im Geheimen baut er mit treuen Gehilfen ein gigantisches Kriegs-Luftschiff aus Metall, rüstet es mit hypermodernen selbsterfundenen Superwaffen aus, zieht als Robin Hood der Lüfte durch die Welt und überfällt Schiffstransporte, Gold- und Diamantenminen, um das Geld den Armen zu schenken
Das ruft den Luftpiraten selbst auf den Plan! Als sein Angestellter nicht wiederkommt, sucht er das Haus Ellens auf, trifft dort aber nur die scheinbar verzweifelte Bessy an. Sie gibt vor, die Entführer erkannt zu haben, überall wiederzuerkennen und schwört dem Kapitän, ihm bei der Suche nach den Entführen zu helfen. Obwohl sie selbst die Verräterin ist, gibt sie vor, Ellen hätte den Schurken den Ort eines geheimen Schatzes von Kapitän Mors verraten. Der kennt nämlich ein gigantisches Mammut-Grab auf der arktischen Wrangel-Insel! Dort lagern in einer riesigen Grube unzählige Mammut-Skellette mit den wertvollen Stoßzähnen. -
Auf der Wrangelinsel, wohin sich das Luftschiff samt Bessy sofort auf den Weg macht, kommt es zum Show-Down. Bessy gibt vor, zu wissen, dass die Entführer hierher unterwegs sind – was ja auch stimmt. Kapitän Mors zieht mit ihr los zur Küste, die Hilfe der Luftschiffbesatzung wieder mal zurückweisend, mit einem seltsamen Gerät auf drei Beinen, das Bessy für ein Fernrohr hält.
Das stellt sich aber als kleine, aber ungeheuer wirksame Kanone heraus, die es locker mit einer ganzen Reihe von Schiffen aufnehmen kann! Nachdem Mors in aller Ruhe die ihn angreifenden Schurken-Boote zerlegt hat, ahnt Bessy, dass sie ihren Feind unterschätzt haben muß. Sie versucht ihn von hinten mit einem vergifteten Dolch zu erstechen, doch da fällt der Schatten des nahenden Luftschiffs auf beide!
Die Mannschaft hat den Befehl fernzubleiben ignoriert und kommt dem Kapitän zur Hilfe. Als Mors sich nach dem Schiff umwendet, rettet ihm diese Drehung das Leben. Er entwindet Bessy in letzter Sekunde den Dolch. Die, erkennend, daß sie verspielt hat, rennt übers Eis und stürzt sich in eins der Löcher, die Kanone gerissen hat. -
Nach der Kapitulation der Angreifer zwingt Mors seine gefangenen Geiseln, dafür zu sorgen, dass sie mit seinem Mitarbeiter und dessen Braut ausgetauscht werden. Das glückliche Paar kehrt an Bord des Luftschiffes zurück.
Ellen, einsame Tochter eines Seebären auf Reisen, wartet in ihrem Haus in Victoria auf gleich zwei Männer – ihren Vater und einen wichtigen Mitarbeiter des Luftpiraten, der sie heimlich besucht und verliebt in sie ist. Sie hat Besuch von der neurotischen und kränkelnden Bessy. Allerdings schwächelt die „üppige Brünette mit einem Gesicht aus Milch und Blut“ nur in Anwesenheit der vorgeblichen Freundin. In Wirklichkeit ist Bessy eine vor Gesundheit strotzende Abenteuerin, die einem Geheimnis auf der Spur ist – nicht nur wittert sie eine Möglichkeit, den überall steckbrieflich gesuchten Luftpiraten zu fangen oder zu töten, sondern auch noch seine Schätze abzugreifen. Mit einem finsteren Konsortium von Schurken ersinnt sie ein Komplott. Als Ellens Geliebter das nächste mal auftaucht, wird er samt der Seemannstochter einfach gekidnappt.
KommentarEher ein Durchschnittsheft. Nicht so sehr wegen des Plots – das ist eigentlich schön erfundenes, typisches Kolportage-Garn der Zeit. Ich mag den Einfall mit dem Mammut-Friedhof, aus dem sich Mors bedient, indem er die Stoßzähne verhökert. Erfrischend ist auch der ein neuer (zweiter )Versuch der Autoren, weibliche Schurken einzuführen. Diesmal handelt es sich nicht nur um eine listige Intrigantin, sondern eine richtig fiese, schöne Bitch mit allem, was dazugehört, bis hin zum hinterhältigen Mordversuch. Dies wird nicht die letzte böse Dame in der Serie bleiben!
Auch die Kanone ist ist wirklich cool, vor allem witzig eingeführt durch den Blickwinkel Bessys, die das fragile Ding für ein Fernrohr hält und sich darüber wundert, warum der Kapitän keine Waffen mit sich führt.
Was das Heft so mittelmäßig macht, ist wieder mal die ungleiche Verteilung des Tempos. In der ersten Hälfte wird gestreckt und gestreckt, einfache Erklärungen werden ewig repetiert, und erst auf den letzten Seiten überschlagen sich die Ereignisse, wird alles recht hastig heruntergehaspelt. Ganz klar – Zeit für Überarbeitungen haben sich diese Autoren wohl nicht genommen.
Abgesehen von den üblichen Klischees ist bemerkenswert, wie sich bestimmte Topoi in der Trivialliteratur auch umkehren können. Heute, durch die vielen harten Krimis der 1930er bis 50er Jahre und den entsprechenden Filme sind wir es gewöhnt, in den Blondinen die fiesen Miezen zu wittern und in den Brünetten die gutherzigen Mädels. (Ich möchte gar nicht wissen, wie viele Filme und Geschichten den abgegriffenen Titel „Blondes Gift“ tragen...)
Um 1900 war es noch umgekehrt – die bürgerliche sentimentale Literatur hatte die Blondine zur Unschuldsfrau erkoren und die Brünette zur Sünderin. Diese Darstellung findet sich auch auf vielen religiösen Bildern. Offenbach parodiert dieses Klischee sehr lustig in seiner Operette „Die schöne Helena“, als er die blonde Königin von Kreta, die schönste Frau der Welt, alle sündigen Gedanken und Taten immer auf das leidige „Verhängnis“ schiebt und sich für unschuldig hält.
Schön erkennbar in diesem Heft ist auch wieder mal das unvermeidliche Selbstgespräch der Protagonisten. In der damaligen Kolportage- und Heftliteratur war es nicht üblich, Gedankengänge einfach auch als Gedankengänge zu kennzeichnen. Die Formulierung „dachte sie“ kommt praktisch nicht vor. Und so „murmelt“ Bessy ihre intriganten Gedanken auch ständig vor sich hin. Ganz schön gefährlich!
Erst Robert Kraft, der König der Kolportageliteratur, wird diesem Unsinn endgültig ein Ende bereiten.