Die Vampire und Dirk - Der Vampir-Horror Roman: Der Fürst der Finsternis
Der Vampir-Horror-Roman
Der Fürst der Finsternis
Der Fürst der Finsternis
Mein Senf
Walpurga war eine Heilige im Mittelalter. Sie galt als milde und gütige Frau. Aber die Nacht vor dem Tag der Walpurga ist die letzte Nacht vor dem ersten Mai. Und diese Nacht war in den alten, heidnischen Religionen von besonderer Bedeutung. Damals brachte man noch Menschenopfer dar. Dies wird auch der Grund sein, warum später aus diesem Ritual Satansmesse und Hexenglaube wurde. Die Walpurgisnacht ist die Nacht, wo Satan seinen großen Sabbat abhält.
So erklärte zumindest Brian Ball seinen Lesern die Sache mit Walpurga, der heiligen Frau aus dem 8.Jahrhundert, die bei akuten Fällen von Husten, Pest und Tollwut schon mal genötigt wurde Wunder zu tun. Der Tanz in den Mai und der dazugehörige Baum sind wohl die bekanntesten Überbleibsel, die man mit den heidnischen Bräuchen von einst noch in Verbindung bringen kann. In ländlichen Gegenden (nicht nur in Deutschland), wo der Glaube und die Riten um alte Götter in Resten konserviert wurde, nutzt man die Nacht vor dem 1. Mai um üble Geister loszuwerden. Bei Goethe (Faust) klang das noch mal ein Stück schlüpfriger und dürfte schon zu seiner Zeit eher ein vergnügliches Spektakel gewesen sein.
„Ein bisschen Diebesgelüst, ein bisschen Rammelei. So spukt mir schon durch alle Glieder die herrliche Walpurgisnacht.“
Für ernste Satanisten ist es einer der wichtigsten Feiertage im Jahr. Grob gesagt, kann man hier von einer sehr frühen Form des Halloween-Festes sprechen - nur ohne Bonbons und bei schönerem Wetter.
Brian Neville Ball, Jahrgang 1932, schrieb überwiegend SF und Krimis. Richtig durchgestartet ist er in den 60/70 Jahren des 20. Jahrhunderts, wo das Thema Satanskult und Teufelssekte mal wieder richtig angesagt war. Verbrannte man deren vermeintliche Jünger ein paar Jahrhunderte vorher noch auf dem Marktplatz, konnte man zur Zeit der Blumenkinder getrost ein paar wilde Geschichten rund um das Thema Orgie stricken. Die „JESUS LEBT“ Bewegungen der Hippie-Ära ließen auch den Höllenfürsten wieder etwas an Beliebtheit dazu gewinnen. Bei seinen Festen konnte man schließlich nackt sein und sich Drogen einpfeifen um sein Bewusstsein zu erweitern oder sich spirituell zu öffnen. Ball musste den Roman, der im Original 156 Seiten umfasste, aus einer guten Laune heraus geschrieben haben, denn so richtig gruseln oder schocken wollte er mit Devils Peak wohl niemanden, wenn man von den verschimmelte, menschlichen Überresten in der Höhle absieht. Eigentlich zeigte er nur auf, was Aberglaube gepaart mit Langeweile in den letzten Jahrhunderten doch für seltsame Hobbys und Neigungen hervor gebracht haben. Wer angesehen war (die Brindleys) trat einem Geheimbund bei oder vollführte dunkle Messen und die normale Bevölkerung jagte die herbeigerufenen Dämonen mit diversen „Kehr-Aus-Festen“ wieder zur Hölle. Getanzt wurde wohl auf beiden Seiten, mal ekstatisch, mal gesittet im Reigen.
Ob Ball schon am Anfang die Walpurgisnacht als festes Datum im Auge hatte, ist mir immer noch nicht ganz klar, da dieser Begriff erst jenseits der Heftmitte auftaucht. Das die wilde und undurchschaubare Brenda (von Mrs. Raybould oft liebevoll „Schlampe“ genannt) etwas böses im Schilde führte, konnte der Leser recht früh erkennen, aber dass man sie einfach machen ließ, war schon etwas fahrlässig. Als die ausnahmslos weiblichen Teenager auftauchten, wurden sie von Brenda auf die Seite gezogen. Hier wollte Ball wohl andeuten, wie schnell man junge Menschen negativ beeinflussen kann. Er war ja selber Lehrer und kannte sich aus. Das sie dann auf mehreren Seiten nackt durch die Gegend hüpften, war sicherlich der Zeit geschuldet in der der Roman spielte. Jetzt durfte man über nackte Haut schreiben, es war in diesem Genre sogar verkaufsfördernd. Warum der Autor die Lolita-Variante wählte, die Mädels waren geschätzt zwischen vierzehn und sechzehn, dürfte dem Thema „ der Satan steht auf unberührte Jungfrauen“ geschuldet sein. Heute ist man da mit dem Alter vielleicht wieder etwas vorsichtiger.
Wie in den amerikanischen Vorgängern beim VHR spielten auch Drogen bzw. berauschende Dämpfe eine gewichtige Rolle. Das beste Beispiel für Rammelei (Goethe), Drugs und Satan lieferte Heinrich Graat mit der SATANSMESSE (Band 10), wo sich der Held Ben Camden völlig zugedröhnt dem Bösen stellt. Also, alles normal zu einer Zeit wo Maler unter LSD Farbe vom Pinsel aßen und anschließend „Sprühbilder“ kreierten.
Für etwas Verwirrung hat bei mir die Angabe im Pabel Impressum gesorgt, welches den VHR 61 als amerikanische Übersetzung angab. Wahrscheinlich kam der Roman aus England wieder über Umwegen nach Deutschland, nachdem er in Amerika die Runde gemacht hat. Wenn man die geografischen Gegebenheiten und genannten Orte rund um die Handlung links liegen lässt, könnte die Geschichte auch in einer schneereichen Bergregionen im Norden Amerikas spielen (englische Gebirgszüge hören sich für mich immer wie die berühmten Dutch Mountains an). Das Fernfahrermilieu, in das uns Ball am Anfang führt, hätte hier wahrscheinlich noch ein wenig besser gepasst. So gab es aber wenigstens eine interessante Mischung ala „ Menschen auf der Fernstraße treffen in einer abgelegen Ecke auf unheimliches von gestern“.
Der Roman war durchaus flott erzählt, was zum Teil ja auch an der guten Arbeit der Pabel Übersetzerin lag. Auf den ersten 40 Seiten ging es zwar eher um das Miteinander der eingeschneiten Gemeinschaft, und Ball legte viel Wert auf detaillierte Charakterbeschreibungen, aber das Szenario war recht spaßig rüber gebracht. Ein richtiger Held war nicht dabei, was das Heft ein gutes Stück von den Mainstream-Gruselromanen wegrückte. Hier durfte man noch Angst haben und die Flucht ergreifen. Der ängstliche Student Jerry sprang am Ende aber über seinen Schatten und verhinderte die Auferstehung der Brindleys sowie die Fleischwerdung des Satans. Auf Bannsprüche oder Abwehrgerät wie Gemme, Kreuz, Bumerang usw. wurde komplett verzichtet. Der Höllenfürst flüchtet schon bei den Worten: „Gott beschütze uns...“, und blieb danach auch verschwunden. Ob diesem Erfolg bekam Jerry einen Höhenflug und hielt seine Pechfackel an alles was sich bewegte. So schnell kann es gehen. Das anschließende Hochwasser ließ den Tunnel samt Versammlungsraum beim Ablaufen wieder sauber und aufgeräumt zurück, so dass es sich auch nicht lohnte der Polizei von der Sache zu berichten. Gestorben ist in diesem Roman eh niemand, außer er hat sich vorher schon in der Höhle verlaufen. Selbst der kleine Hund der Rayboulds hat das Abenteuer überlebt und die vermisste Lehrerin tauchte auch wieder auf. Brenda, eindeutig eine Hexe, konnte unbehelligt von dannen ziehen und die Mädchen wussten am anderen Morgen nichts mehr von den Ereignissen der Nacht. Fast schon ein Brüller war, dass Jerry Geschichte und (glaube ich) Architektur studierte, um anschließen der Direktor einer Bingo-Halle zu werden. Wie das Leben so spielt.
Also, von den Teufelssekten-Romanen hier beim VHR wahr Ball`s DER FÜRST DER FINSTERNIS vielleicht nicht der spannendste, aber er war gut erzählt und sauber zu ende gebracht. Längen gab es in dem Sinne nicht, spätestens nachdem die Teenager ankamen war richtig was los, aber man hatte auch nicht unbedingt das Gefühl, einen richtigen Gruselroman in den Händen zu halten. Dafür war er einfach zu seicht und blutarm. Klar, an Walpurgis hat der Teufel viel zu tun. Hier eine Beschwörung, dort eine schwarze Messe und anschließend noch einen Blocksberg voller Hexen, die alle mit ihm buhlen wollen. Der Termindruck wird ähnlich hoch sein wie beim Weihnachtsmann am 24. Dezember. Da genügt schon mal ein einfaches:...“verpiss dich...“ um ihn wieder los zu werden.
Was gab es sonst noch?
Thole nutzte die Vorlage aus, um zwei nackte Frauenkörper auf´s Cover zu bringen. Ganz ähnlich wie die berühmten Putten von Raffael, kommt die Szene wie der Ausschnitt eines Mammut-Werkes daher. Eine der Damen schaut etwas genauer hin...
Statt Knorr meldete sich bei VAMPIR INFORMIERT mal wieder die Redaktion himself.
Es ging um die weiße auf Burg Bernstein im Burgenland (Österreich) und ihre Ausflüge in die Welt der Lebenden. Nach einem verwackelten Foto war sie wohl sauer und tauchte nicht mehr auf. Abgerundet wurde der Roman wieder mit einer Franz Berthold Illu, sowie dem Alfons Comic und jeder Menge 70er Jahre Werbung - die fast noch ulkiger ist als Alfons
Kommentare
Das mit dem Impressum muss ein redaktioneller Irrtum sein. "Devil's Peak" ist vor 2014 nicht in den USA erschienen. Den gab es nur bei NEL.
Also war es diesmal wirklich ein Fehler der Pabel Redaktion. Dann hat der amerikanische Markt aber spät zugegriffen.
Ach so, bei VAMPIR INFORMIERT ging es natürlich um die weiße Frau...
Die Story DER FÜRST DER FINSTERNIS hört sich an sich aber in der Kurzfassung bei dir trotzdem recht interessant an.
Sog. männliche Feministen?
Danke fürs Lob. Ball ist interessant, weil er so vielseitig aber verstreut war. Seine SF erschien in Amerika bei DAW, in England und Deutschland, seine Krimis gab es aber nur in England. Und in den 80ern hat er nur noch ein paar Jugendbücher veröffentlicht und das war es dann. Ein aus dem Heer der Autoren, die die nie ein "großes" oder "wichtiges" Buch geschrieben haben, aber durchaus unterhaltsam. Halt ein Handwerker.