Die Vampire und Dirk - Der Vampir-Horror Roman: Rebellion der Regenwürmer
Der Vampir-Horror-Roman
Rebellion der Regenwürmer
Rebellion der Regenwürmer
Mein Senf
Ich habe noch nie eine Zusammenfassung auf meiner Lesereise abgebrochen. Ich versuche immer, aus den ca. 65 Seiten eine kleine Geschichte zu basteln, die vielleicht den Roman ein wenig wiedergibt. Manchmal ist die Vorlage schon recht speziell, aber in den meisten Fällen kommt man mit zwei Seiten, bei Schriftgröße 12, ganz gut hin. Vielleicht mal zweieinhalb, wenn die Geschichte spannend ist und zu Ende erzählt werden „muss“. Aber diesmal ging die Handlung eindeutig etwas in die Breite. Da hätte ich mir die Finger fusselig geschrieben und die Leser, die sich regelmäßig durch die Zusammenfassung quälen, wären wahrscheinlich auch noch abgesprungen. Ihr Tapferen...
„So ein Regenwurm hat´s gut, so ein Regenwurm hat´s fein, ach könnt ich doch ein Regenwurm, ein Regenwürmchen sein...“ heißt es in einem Lied gesungen von Heinz Rühmann. Doch die bittere Heftromanwahrheit sieht anders aus.
Meine Fresse, was war dass denn? Da freut man sich auf eine Horde übergriffiger Regenwürmer, die einen zu Tode schleimen, und bekommt eine frühe Version von Klima-Aktivismus geboten. Aber ganz ehrlich, mir hat diese schräge Nummer irgendwie gefallen... zum Teil... mit kleinen Abstrichen. Klar, eine gute Story lebt von Drehungen und Wendungen, aber wenn du beim Lesen das Gefühl hast, du steckst in einem Wäschetrockner der auf Hochtouren läuft, kann einem leicht das Gyros vom Mittag wieder hochkommen. Oder wollte Toncer dem Leser nur seinen Standpunkt zum „Eingreifen in die Natur“ klarmachen, verpackt in einem Horror-Roman? Jedenfalls war REBELLION DER REGENWÜRMER Toncers einzige Nummer bei den Vampiren. Da hätte noch was kommen können, obwohl er, was anzunehmen ist, höhere Ziele im Auge hatte.
Der Verfasser des Romans macht es einem diesmal ziemlich leicht, was die Recherche zu seiner Person anbelangt. Es gibt wohl wirklich nur diese eine Nummer von Cyril F. Toncer - auch wenn man die Suchmaschinen noch so schüttelt. Kennt man die Sachen von Bruss, Limat und Co., könnte man annehmen, dass es sich bei seinem Beitrag um eine Übersetzung aus dem Französischen handelt. Was nicht abwegig wäre, denn an manchen Stellen wirkte die Story wirklich etwas holprig ins Deutsche übertragen. Dagegen spricht die Tatsache, dass Pabel den Roman als deutsche Erstveröffentlichung angegeben hat und keinen Übersetzer nannte. Die Erwähnung des Pariser INSTITUT DES RECHERCHES ECONOMIQUES lassen zumindest den Schluss zu, dass der Autor mit dem Vorgang „Wettermachen“ durch das Beschießen von Wolken mit Silberiodid, oder Natrium-, Magnesium und Calciumchlorid, und deren Folgen vertraut war. Über die Zusammensetzung der eingesetzten „Wettersuppe“, ließ der Autor sich leider nicht aus. Vielleicht war Cyril F. Toncer ein Meteorologie-Student im dritten Semester, der ein zweites Standbein suchte und nebenbei Romane schrieb? Eventuell zweisprachig, wenn es die Rebellion... auch auf Französisch gab und er sie selber übersetzt hat. Schon in den frühen Siebzigern schoss man Chemikalien in die Wolken, um die üblen Trockenzonen unseres Planeten zu begrünen. So ganz ausgereift und anerkannt ist das Wettermachen aber bis heute noch nicht. Die Natur lässt sich nur ungern ins Handwerk pfuschen und ist mitunter etwas rachsüchtig und unberechenbar - siehe das Begradigen und Stauen von Flüssen, Abholzen von Wäldern oder eben Wetterexperimente, um Niederschläge hervorzurufen bzw. sie zu vermeiden.
Ein weiteres Indiz für einen Autor aus Frankreich gibt uns die Zweitverwertung des Romans in der Dämonen-Land Serie von Bastei. Hier äußerte sich Michael Schönenbröcher (Red.) wie folgt: Starker Titel, was? Einer der Gründe, warum ich diesen Roman eingeplant habe. Aber bestimmt nicht der einzige. Denn von diesem alptraumhaften, bizarren und erschreckenden Werk des französischen Autors Toncer geht eine ganz eigene Atmosphäre aus, die den Leser unweigerlich in ihren Bann schlägt. Erleben sie mit, was passieren kann, wenn der Mensch in die Natur eingreifen will – und namenloses Grauen heraufbeschwört. Bizarr – dem stimme ich voll zu, denn mit einer normalen Nummer aus der VHR-Reihe kann man Toncer wirklich nicht vergleichen. Und Schöni hat voll recht, der Roman war wirklich eine krasse Ausnahme. Von der Idee her ganz weit weg vom Horror-Roman, aber mit ein paar „Draculas“ dran konnte man ihn vielleicht besser verkaufen,
Die rasante Fahrt durch den heutigen Vampir-Roman fing noch ganz gemütlich an, aber aus dem 2 CV wurde schnell ein Renault Alpine und etwas später sogar ein Bugatti Chiron auf Schussfahrt. Die würmerbelasteten Bodenproben sorgten für ordentlich Stimmung in den Zelten der Forscher, denn die Lumbricidae aus der Familie der Regenwürmer hatten durchwegs miese Laune. Mal tauchten sie auf, dann wieder nicht oder bekämpften den Feind. Sie wahren der ausführende Arm des Natur-Gesetzes, wenn man so will. Sie verwandelten Menschen in „Draculas“. Ja, richtig gelesen, Toncer nannte seine Wesen Draculas oder schlicht Vampire, weil sie ihren Opfern ans Blut wollten. Hä? Das war aber bei weitem nicht die einzige verwirrende Verwirrung der Geschichte, denn zwischendurch wimmelte es vor Fratzen und anderen Erscheinungen am Himmel, unheimliche Kinder mit giftigen Fingernägeln tauchten auf oder Godzilla-Würmer verfolgten Flugzeuge bis nach Frankreich. Habe ich die komisch schmeckenden Getränke schon erwähnt, die wahrscheinlich alle mit einer halluzinogenen Droge versetzt waren? Alles etwas zu schnell aus dem Zylinder gezogen, für meinen Geschmack - aber ich bin eh langsam. Dabei ist das Sammelsurium an Wendungen und Erklärungen noch lange nicht vollständig. Trotzdem war der Drive der Story immens und nie langweilig, sondern eher zack zack. Ähnlich wie ein leicht hektischer Film mit Louis de Funes oder Adriano Celentano.
Laparouse, der Protagonist und Arzt des Wetter-Teams, machte im Laufe der 63 Seiten mindestens drei Nahtoderfahrungen, bis sich die Sache so langsam in der Höhle von Professor Satanicus aufdröselte, der den guten Prof Juillard irgendwann körperlich übernommen hat und später Patoux hieß und gestorben ist, gemetzelt von den Würmern, aber wieder auftauchte - in seiner eigenen Gestalt... wäre da nicht... dann hatte er aber... ich glaube, ich werde so langsam zu alt für die ganz komplizierten Zusammenhänge. Ob der Autor jenseits von Seite 40 noch einen hundertprozentigen Überblick hatte, wage ich zu bezweifeln. Trotz des ernsten Themas und der Tatsache, dass Toncer es sogar in die „Dämonenland“-Serie schaffte, bleiben meine Jubelrufe doch eher verhalten. Was stimmt nicht mit mir? Manchmal holt einen die Story aber auch einfach nicht ab, wobei wir bei den verschiedenen Geschmäckern wären...
Zu erklären ist der geschriebene Alptraum zum Teil wohl mit den Getränken (Wasser, Wein, Whisky usw.) die Laparouse so zu sich nahm. Sie schmeckten seltsam nach Chemikalien. Okay, beim Whisky hätte ich es noch verstanden, denn so mancher „getorfte“ Single-Malt erinnert an einen Zahnarztbesuch, aber spätestens beim seltsam schmeckenden Wasser hätte sich mein Durst erledigt gehabt. Toncer schmiss die vermutlich halluzinogene Droge auch erst ziemlich zum Schluss in den Ring bzw. Gläser. Ebenso die Sache mit Professor Satanicus und der höheren Macht, die eigentlich nur die Natur selber sein konnte, welche mit dem Aberglauben und der Angst der Menschen spielte um sie so von ihrem Vorhaben, dem Wettermachen, abzubringen. Die Einheimischen hätten gegen ein wenig Nass nichts gehabt. Sie beschrieb Toncer nicht gerade auf Augenhöhe, sondern eher wie eine Horde Leprakranker: Daraufhin brüllten sie einige unverständliche Worte und wie auf einem Schlag verebbte das vielstimmige Geschnatter, die hautbedeckten Skelette wichen zurück. Gerade zur rechten Zeit dachte Laparouse. Er war nicht zimperlich, aber der Gestank ließ ihn beinahe bewußtlos werden (Seite 25). Weichei, geh mal in eine „Bergmannskaue“ (Umkleide) nach Feierabend.
Insgesamt gesehen war VHR Nr.95 ein rasantes Umwelt-Abenteuer mit einer leicht verwirrenden Abfolge von Geschehnissen bis hin zu sich überstürzenden Metzeleien mit unfassbaren Monsterhorden. Wenn man den Roman als reine Feierabend-Literatur gelesen hat, war er vielleicht ein wenig zu kompliziert, aber mit ein wenig Umweltbewusstsein und Sinn für die Fragilität unseres Planeten, funktionierte er ganz gut. So richtig ließ sich der Autor darüber nicht aus, welcher Teil des spukhaften Treibens nun der halluzinogenen Droge zuzuschreiben war, oder ob es die aufploppenden Monster wirklich gab. Irgendwie alles zusammen. Die letzten zehn Seiten dienten der Erklärung, brachten aber auch nochmal eine Menge zusätzlicher Verwirrung in die Seiten. Der Mensch hatte über die Natur gesiegt, denn die Experimente werden von dem wahren Professor Juillard fortgesetzt. Fast alle Akteure des Romans lebten am Schluss wieder und die Sonne brannte weiter vor sich hin. Die Sahel-Benin-Zone oder der Südwesten der algerischen Sahara, sind mal ganz andere Schauplätze für einen Grusel-Roman und recht bildhaft und exotisch beschrieben. Die Bewohner und ihre Belange waren dabei zweitrangig, auch wenn man deren Lebensbedingungen verbessern wollte. Hier traf der „sogenannte“ zivilisierte Teil der Menschheit auf einen Rest indigener Stämme, die noch mit einem Bein in der Steinzeit standen. Plus Dracula, Nachzehrer, Riesenwürmer, Drogen, Naturgötter, Satan, unheimlichen Kindern und einem Anti-Teufels-Serum.
„Ob schön jetzt, ob hässlich, ein Wurm macht sich nichts daraus, es sieht ja jeder Regenwurm so wie der and`re aus!“
Was gab es sonst noch?
Bei Tholes Titelbild stockt einem diesmal sprichwörtlich der Atem. Zumindest der Mann mit Tropenhelm dürfte einige Probleme hinsichtlich der Luftzufuhr haben. Auf dem Dämonen-Land Cover (JAD) sind die Würmer zwar etwas kleiner, aber nicht weniger alptraumhaft. Das Bild von Thole hatte im Original aber bestimmt mehr Strahlkraft. Da konnte Thomas Mühlbauer immer etwas zu sagen. Thomas?
Jetzt wird es richtig schaurig bei VAMPIR-INFORMIERT. Manfred Knorr präsentiert nichts für schwache Gemüter. Gibt es den Satan und seine Dämonen wirklich? Sind sie greifbar und Teil unseres Daseins? So mancher Filmfreund wird sich diese oder ähnliche Fragen gestellt haben, als ihn das Kino nach DER EXORZIST wieder ausgespuckt hat. Wenn schon die katholische Kirche nochmals, 1972 durch Papst Paul VI, ausdrücklich bestätigt hat, dass der Teufel durchaus real ist, kommen einem vielleicht Bedenken. Die Zuschauer sollen reihenweise in Ohnmacht gefallen sein und im Kinosaal stand man bis zu den Knöcheln in Kotze. Naja, so geht Werbung, wahrscheinlich hat nur jemand sein Popcorn wieder hochgewürgt. Aber der Film nahm einen schon mit und er trat eine religiöse Welle in Amerika los. Obskure Sekten, die sich mit okkultem Kram beschäftigten, schossen wie Pilze aus dem Boden. Linda Blair gab sich alle Mühe, den Zuschauern einzuheizen. Mal spuckte sie Erbrochenes in Würfelform, wobei sie das Gesicht auf dem Rücken gedreht hatte, weit über dem Bett schwebte und mit der Stimme von Bruce Low (Das Kartenspiel) sprach. Ihr körperlicher Verfall und die Maske, wenn der Dämon sie beherrschte, sind bis heute bei mir hängen geblieben und wurden erst beim „Tanz der Teufel“ leicht getoppt. Pünktlich zum Start des Films in Amerika berichtet Regisseur Friedkin von schrecklichen Dingen, die während der Dreharbeiten passiert sind: ...drei Todesfälle (darunter der mitwirkende Schauspieler Jack McGowran), neun Erkrankungen, drei schwere Unfälle, ein Großbrand, der die Hauptdekoration zerstörte, und ein Fehler im Löschsystem, der die wieder aufgebauten Dekorationen unter Wasser setzte. Die im Film benutzte, drei Meter hohe Teufelsstatue wurde unter allen erdenklichen Sicherheitsvorkehrungen zu den Dreharbeiten im Irak geflogen – sie landete in Hongkong. Und schließlich zeigen sich auf manchen Filmrollen unglaubliche Doppelbelichtungen, bei denen ein technischer Fehler ausgeschlossen ist. Wie man sieht, hat sogar Satan persönlich die Werbetrommel für den Film gerührt. Aber trotzdem, man erkennt an der Reaktion der Kinobesucher, oder vielleicht ein wenig an sich selber, dass man den Aberglauben, den die Menschheit seit Jahrtausenden mit sich rumschleppt, nicht einfach abwerfen kann. Der Teufel ist in der Neuzeit angekommen und wohnt schon lange unter uns...
Aus der nächsten Nummer von Earl Warren KREUZFAHRT DES GRAUENS wird leider nichts. Habe komplett verdrängt, dass ich den Roman noch besorgen muss. Wird dann mit den anderen KLINIK DER VERLORENEN und DRACULAS RACHE irgendwann nachgereicht. Schade, hatte schon das „Taps-Klong Taps-Klong“ in den Ohren, wenn der Kaptain mit Holzbein übers Deck läuft. Es geht wohl in die Vergangenheit zu den Piraten. Dafür gibt es IN DEN KLAUEN DES DÄMONS von W.A. Travers alias W.A. Hary. Scheint ein Dschungel-Abenteuer zu sein, wenn man kurz querliest. Ob Hary`s Debüt gezündet hat, erfahrt ihr im nächsten Artikel.
Kommentare
Ich habe ja damals die Dämonenland - Reihe gesammelt, aber an diesen Roman erinnere ich mich gar nicht mehr.
Manchmal sind die Titel ja etwas irreführend.
Aber origineller als "In den Klauen des Dämons" ist das auf jeden Fall...
Übrigens, du hast Post, Dirk!
Und danke Andreas fürs Weiterleiten. Hatte schon Angst, ich stehe mit meiner Meinung alleine da und Bastei meldet sich bei mir. Diesmal war das Highlite des Romans der Beitrag von Manfred Knorr.