JOHN SINCLAIR Revisited - Die Leserseite damals und heute
Die Leserseite damals und heute
Etwas, das sich zwangsläufig verändern musste, in einer Zeit, in der sich kaum noch jemand die Mühe macht, einen Brief von Hand zu schreiben, ist natürlich die Anzahl der eingegangenen Briefe
Es gab in den letzten Jahren Leserseiten, auf denen manchmal nur ein einziger, manchmal gar überhaupt kein Brief zu finden war.
Früher dagegen konnte Dark sich vor Zuschriften kaum retten, es wurden lange Listen abgedruckt von Lesern deren Briefe nicht berücksichtigt werden konnten, manchmal gab es sogar zwei solcher Listen auf einer Leserseite.
Allerdings wurden die Leser, die das Glück hatten, ihre Fragen, Kritik und Lobhudeleien im Heft bewundern zu können, nicht nur mit teils sehr ausführlichen Antworten belohnt, sondern - und da kommen wir zum entscheidenden Punkt - der Autor bezog gar Stellung zur geäußerten Kritik, die - im Vergleich zu heute - manchmal schon recht hart war. Wer nun aber glaubt, dass Dark seine Arbeit nur vehement verteidigt und sich bei jeder Kritik gerechtfertigt hätte, der irrt sich.
Dark nahm jede noch so harsche Kritik offen an, räumte sogar Fehler ein (etwas, das auch sein Kollege A.F. Morland konnte) und gelobte Besserung.
Auf der Leserseite der Nummer 79 warf ein Leser dem Autor vor, sein Held würde es sich bei einigen Gegnern zu leicht machen (etwas, das dem Leser der heutigen Romane bekannt vorkommen mag ), die Romane seien eher Krimis als Gruselromane, früher seien die Hefte besser gewesen usw. Darks Antwort auf diese zum Teil ziemlich vernichtende Kritik lautete wie folgt:
So bitter ist ihre Kritik gar nicht, sondern konstruktiv. Es ist immer gut, wenn ein Autor auf seine Fehler aufmerksam gemacht wird, denn er selbst erkennt sie vielleicht nicht.Auch heute würde Dark auf Kritik vielleicht noch immer genauso aufgeschlossen reagieren, allerdings findet man schon seit langer Zeit keine kritischen Äußerungen mehr auf der Leserseite. Stattdessen befasst man sich heute fast nur noch mit den Hörspielen. Ob nun Artikel, Hörspielcharts oder einfach nur Werbung, alles dreht sich um das große neue Produkt, das so neu zwar auch nicht mehr ist, aber entweder haben die Hörspiele der eigentlichen Serie den Rang abgelaufen, oder man bringt es halt, weil man mangels Zuschriften nun mal irgendwas bringen muss.
Aber ein paar Briefe trudeln wie gesagt auch heute immer noch ein, zum Beispiel gab es da vor ein paar Wochen mal einen Brief, in dem ein Leser sich bei Dark bedankte, weil ihm die Sinclair - Romane bei seinen Schlafstörungen geholfen hätten. Und das ist weder ein Scherz meinerseits, noch hat es der Leser scherzhaft gemeint.
In diesem Sinne viel Spaß mit den Rezensionen, und wachbleiben bitte
Lässt man bei dem vorliegenden Roman einmal alle Merkwürdigkeiten weg, schert sich nicht um Logik und verzichtet auf eine in sich schlüssige Handlung, so darf man ihn als zumindest teilweise durchaus lesbar und zum Ende hin gar vergleichsweise spannend bezeichnen. Auch die Idee, ein unzerstörbares Monster einzuführen, ist zwar nicht neu (bei den wieder zueinanderfindenden Einzelteilen denkt man natürlich sofort an T2) aber immerhin ist es mal eine Alternative zum üblichen Gegner Allerlei.
Da man aber die oben genannten Aspekte nun mal nicht weglassen kann oder darf, so machen diese eine wirklich positive Beurteilung wieder einmal unmöglich.
Da wäre z.B. gleich zu Anfang der Besuch der Cavallo bei Jane Collins. Bevor die Vampirin sich zu ihrem Treffen mit dem Supervampir begibt, setzt sie die Detektivin nämlich davon in Kenntnis, mit der Begründung, dass sie Rückendeckung benötige. Allerdings kann sie diese gar nicht in Anspruch nehmen, da ihr der Treffpunkt selbst noch völlig unbekannt ist, was zur Folge hat, dass der Autor den Leser auf den folgenden Seiten mehrfach nervt, indem er seinen Helden ständig wiederholen lässt, dass ihm leider die Hände gebunden sind und er nur abwarten kann, bis etwas passiert. Aber warum soll es ihm auch besser ergehen als dem Leser, der sich dann auch wundert, warum D2 der Cavallo sein Monster überhaupt präsentiert. Die Antwort auf diese Frage stellt sich allerdings recht bald als so banal heraus, wie man schon vermutet hat, und auch die Frage nach dem Grund für die spätere Präsentation und den ersten Einsatz des Monsters lässt sich mit den gleichen Worten beantworten: Reines Imponiergehabe, frei nach dem Motto: Hier schaut doch mal alle, was ich erschaffen habe. Ein unzerstörbares Monster. Toll was? Und seht doch mal, was es alles kann
Und nebenbei darf man sich noch fragen, warum die Supergegner vom Schlage eines wie es scheint ebenfalls unzerstörbaren Will Mallmann eigentlich andauernd lachen müssen? Sind sie permanent auf Lachgas? Oder lachen sie über ihre eigenen dummen Bemerkungen? Man wird es wohl nicht mehr erfahren.
Jedenfalls hat immerhin auch der Leser etwas zu lachen, wenn auch eher auf Kosten des Autors. Dieser lässt seinen Erzschurken nämlich nicht nur wie einen lächerlichen Aufschneider auftreten. Bei einem Gespräch mit Sinclair, der zu diesem Anlass darauf verzichtet, seinen Wagen zu verlassen, stellt er ihn wie einen Verkehrspolizisten ans Auto, wo er sich bücken muss, um durch das halb geöffnete Fenster mit Sinclair die üblichen hohlen Floskeln auszutauschen. Man stelle sich diese Szene nur einmal bildlich vor.
Doch auch Sinclair selbst gibt einem wieder einmal zu denken: So wundert er sich etwa, warum die Vampirin Justine Cavallo kein Handy bei sich trägt
Mit fortschreitender Seitenzahl wird es dann auch nicht besser, was die Merkwürdigkeiten anbelangt. So erweist sich das Monster zwar als unverwundbar und unzerstörbar, was D2 eindrucksvoll unter Beweise stellt, indem er es von einem Zug überfahren lässt, dafür reicht aber schon eine Pistolenkugel, um genau denselben Effekt zu erzielen, wie der Zug: Das Monster wird explosionsartig in seine Einzelteile gesprengt
Man wartet als Leser förmlich darauf, dass irgendjemand es mit dem Finger anstupst, nur um zu sehen, was passiert
Dann ruft Mallmann bei Sinclair an, um ihm brühwarm zu erzählen, wo sein Monster zuschlagen wird (auf dem Rummelplatz), nur um kurz darauf die Befürchtung zu äußern, der Geisterjäger könnte ihm auf den Fersen sein
Was einen da beinahe schon schmunzeln lässt, ist eine Aussage der Jane Collins, die vermutet, dass der Supervampir allem Anschein nach wohl keinen Plan hat.
Als positiv könnte man nun werten, dass in diesem Roman gleich drei Gegner auftauchen, und am Schluss sogar einer der festen Gegner vernichtet wird (Loretta die Köpferin), allerdings muss man dafür auch gleich die doppelte Dosis dümmlicher Sprüche seitens der Gegner in Kauf nehmen. Da ist man schon beinahe dankbar dafür, dass wenigstens das Vampirwelt Monster stumm zu sein scheint
Fazit: Ein Roman mit großem Gegner Aufgebot und einem kleinen Erfolg für das Sinclair Team. Das hätte was sein können. Wenn nur all die kleinen und größeren Logiklöcher nicht wären, wenn es nur eine nachvollziehbare Rahmenhandlung geben würde, und wenn nur das Finale nicht wieder mal enttäuschend gewesen wäre, und wenn und wenn
Dieser Roman darf sich in die lange Reihe jener Werke eingliedern, die den Leser bzw. Rezensenten zwanzig Seiten lang hoffen lassen, diesmal ein gutes Heft erwischt zu haben, worauf dann spätestens ab der Mitte die Ernüchterung und allerspätestens ab Seite 50 die Enttäuschung auf dem Fuße folgt.
Auf den ersten zwanzig Seiten scheint der Autor die Fäden oft noch in der Hand zu haben und zu wissen, wo er mit der Handlung hin will. Doch dieser Eindruck täuscht auch im Falle des vorliegenden Romans ein weiteres Mal.
Ist man anfangs noch gespannt, was es mit dem feinstofflichen Frauengesicht auf sich hat (wenn man auch weiß, dass es irgendetwas mit der Göttin zu tun haben muss) und fragt sich, worauf das alles hinauslaufen wird, so stellt sich relativ schnell heraus, dass es im Grunde auf gar nichts hinausläuft.
Da ist die Rede von einem Plan, den der Gegner verfolgt, aber eigentlich geht es letztlich nur um Macht und um Kontrolle, ein Plan existiert im Grunde gar nicht, was der folgende Dialog treffend wiedergibt:
Diese Worte zeigen deutlich, dass es eigentlich gar keinen Plan gibt und auch auf die erwähnte Botschaft wartet man vergebens. Dark lässt seine Figur um den heißen Brei herumreden, weil er anscheinend selbst nicht so genau wusste, wie er die Story zu einem sinnvollen und schlüssigen Ende bringen soll.
Zwar wird an einer Stelle ausgesagt, dass den Dienern der Taiga-Göttin durch den Pakt mit ihr Erfolg und ein gutes Leben beschert werden soll, aber da hört es dann auch auf. So wundert es den Leser auch nicht, dass der Autor sich in erster Linie mit der Wiedereingliederung eines Abtrünnigen in den Kreis der treuen Diener aufhält. Das wird bis zum Ende hin ausführlich geschildert, bis auch das letzte Quentchen Spannung dahin ist und man nur noch auf das Ende des titelgebenden Gegners wartet.
Von der schwachen Gesamtleistung abgesehen, gibt es auch in diesem Roman zwar immerhin kaum Stilblüten oder grobe Logikfehler, dafür wartet der Autor wieder mit einer netten kleinen Hunde Story auf (siehe Band 1629). Diesmal allerdings trifft den schießwütigen Tierfreund Suko keine Schuld, dafür hat sich der Gegner eines Hundes bedient, um ein kleinen Schock - Effekt zu erwirken. Interessant wird es, als es darum geht, den Kadaver des Tieres zu entsorgen. Dass der Protagonist keine Zeit hat, ihn abholen zu lassen oder auf einem Tierfriedhof zu beerdigen, kann man noch nachvollziehen. Aber statt das Tier zunächst einfach liegen zu lassen kommt ihm (besser gesagt dem Autor) eine völlig absurde Idee: Er entsorgt ihn in einer vollen Regentonne
Als kaum weniger absurd und noch dazu reichlich einfallslos erweist sich dann das Finale, denn so einfach hat Dark es sich bisher selten gemacht: Nachdem Suko mit einem Hieb seiner Peitsche einen der Diener erlöst hat, scheint dem Autor eingefallen zu sein, dass er ja eigentlich Feierabend machen könnte (da das Manuskript die erforderliche Länge aufweist), aber hmm, da ist ja noch der Endgegner. Den möchte man ja nicht entkommen lassen, da man sonst irgendwann einen unüberschaubaren Pool an Feinden hat, was macht man also? Man lässt ihn über die Klinge springen. Aber wie?
Diese Frage kann wohl nicht einmal der Autor selbst beantworten. Der Gegner ist halt plötzlich vernichtet. Weder der Held noch irgendeine höhere Macht (wie wir es ja in letzter Zeit so oft erlebt haben) ist hierfür verantwortlich. Es zerreißt ihn halt einfach und Ende. Was für eine grandiose Idee
Und unser Held steht staunend daneben und denkt sich:
Wie schade
Fazit: Eine mehr als dünne und völlig konzeptionslose Handlung ohne Sinn und Verstand und ein Finale, das man gelesen haben muss, um es glauben zu können. Reine Zeitverschwendung
(JS Band 1630 / S.7)
(JS Band 1630 / S.26)
(JS Band 1630 / S.51)
(JS Band 1631 / S.56)
Kommentare
Was für ein Sinn steckt denn dann hinter so einer Sammelleidenschaft? Weil die Titelbilder so schön sind oder weil die meisten Leute so unglaublich viel Platz in ihrer Buchte haben, der unbedingt durch Romane in Anspruch genommen werden muß, weil die Wohnung sonst viel zu leer ist? Häh?
Oder gar als Wertanlage?
Also, die Leute, die ich kenne, kaufen JS nicht regelmäßig und lesen den einzelnen Roman dann tatsächlich zwischendurch. Ja, echt!
Aber ich glaub da auch nicht dran, dass es in unserer Republik so viele Altpapiersammler geben soll, die sich darauf verschworen haben, die JS-Hefte zu fördern. Man muß ganz einfach sehen das es genug Menschen gibt, die auch mit einfachen Dingen zufrieden zu stellen sind (und sei es nur eine schmalbrüstige Handlung )
Zitat: Du sprichst jetzt nicht zufällig von Dir, der sich vorgenommen hat, die Romane später zu lesen?
Ich meine, ich kenn' das. Allerdings sollte so eine Vorab-sammeln-später-lesen-Sammlung die bestimmte Größe X ungelesener Hefte nicht überschreiten, woll?
Zitat: Ja, da hast Du recht! Lieber eine schmalbrüstige Handlung, als eine schmalbrüstige Frau!
Und die restlichen 5 alten Heftroman-Serien, die ich mir noch zulegen will, sind nicht allzu umfangreich.
Allerdings stehen noch so einige ältere Fantasy-Bücher an.
Hätte mir letztes Wochenende beinahe einen dreibändigen Zyklus von Lin Carter zugelegt, obwohl dieser schon in meinem Archiv schlummert. Zum Glück bin ich noch mal in meine Katakomben hinabgestiegen und habe ganz tief unten in der hintersten Reihe noch mal nachgesehen. Das kommt davon, wenn man so einen Zyklus noch nicht gelesen hat. Dann ist er einem eben nicht in Erinnerung.
Es handelte sich um den Zyklus Der Grüne Stern.
Aber ich weiß auch wieder nicht!
Ich bin hinundhergerissen. Kann man VAMPIRA mit VAMPIRELLA vergleichen? Das Titelbild von Bd. 1 sieht ja schon mal gut aus...! Ich weiß es nicht...
Aber ich sag es mal so, nimm dir mal einen JS und einen Vampira-Roman zur Hand und schon sieht man welche Unterschiede es gibt. So gut durchdachte Storys sind ausgestorben bei JS! Ist eben der Unterschied zwischen seichter Kost und spannender Handlung.
www.einslive.de/sendungen/plan_b/talk/2011/04/talk_110427.jsp
Die Fragen nach der Zukunft von JS (ohne ihn) und wen er sich evtl. in einem zukünftigen Autorenteam vorstellen könnte sind doch von der eher harmlosen Sorte (Horst, es muß ja nicht unbedingt Du sein, der diese Fragen stellt )
Zudem wurde immer noch munter von 4 Heften und einem Taschenbuch monatlich gesprochen.